10. Wertinger Jugend-Schnellschachturnier

Ungewöhnliche Eindrücke

 

 

Nun schon zum dritten Mal in Folge wollte es uns nicht gelingen, mit einer größeren Abordnung nach Wertingen zu fahren und die dortigen hervorragenden Bedingungen zu genießen. Diese erstrecken sich bekanntlich vom Spiellokal, über die straffe Organisation bis hin zur überaus schmackhaften Versorgung mit diversen Köstlichkeiten.

 

Gut, das versprochene Hirschragout war wieder nicht aufgetischt worden, was vermutlich die Moral unseres Nachwuchses in Erwartung dieses Missstandes erheblich gesenkt hatte,  sodass sich letztlich gerade einmal elf junge Schachfreunde ins Nordschwäbische aufmachten. Für uns ein Negativrekord, den wir beim nächsten Rapid unbedingt vergessen machen möchten.

 

 

Herrlichstes Wetter, unsere chronischen Logistikprobleme und eine ungewohnte Termindichte im Kalender der Schwäbischen Schachjugend – bereits zwei Wochen später sollte ein weiteres Rapidturnier stattfinden – hatten dazu geführt, dass sich nur Elisha, Florian, Katarina, Leonas, Luis, Marcel, Mehran, Raphael, Robert, Tobias und Vasil der Herausforderung stellten.

 

Und damit sich auch wirklich alles zu einem Gesamtkunstwerk fügen konnte, schnitt unser Nachwuchs überwiegend erstaunlich bescheiden ab, wenngleich wenigstens hinsichtlich der Erfahrung bei jenen, die sonst kaum oder gar erstmals zum Einsatz kommen, erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen waren.

 

 

U10 – „Ein strammer Jüngling“:

 

In einem 24 Spieler umfassenden Teilnehmerfeld fand sich mit Leonas gerade einmal ein junger Schachfreund ein. Alle anderen hatten leider andere Verpflichtungen, sodass unser Jüngster, gerade einmal fünf Lenze zählend, gänzlich auf sich gestellt war.

 

Doch das störte ihn offensichtlich wenig, was er gleich in der ersten Runde eindrucksvoll unter Beweis stellte. Nach der Partie kam er nämlich mit roten Bäckchen, um das Ergebnis seiner ersten Turnierpartie zu melden. „Ich habe Patt gesetzt!“ brachte er ziemlich zerknirscht hervor und zeigte sogleich, wohin die Reise in Zukunft gehen wird.

 

In der Folge kämpfte er stets munter mit, rackerte, tat und machte, holte sich so seinen ersten erspielten Zähler und durfte sich letztlich über 1,5/7 (23.Platz) freuen. Das heißt, so richtig freute er sich nicht, vielmehr die Trainer, denn die Darbietung war wirklich gut. Weiter so! 🙂

 

 

U12 – „Die drei Musketiere“:

 

In einem kleineren Feld, nämlich 18 Teilnehmer, vermochten wir eine bereits wesentlich größere Präsenz zu zeigen, indem mit Luis, Marcel und Vasil gleich drei junge Schachfreunde an den Start gingen. Wenngleich die Zielsetzungen nicht unterschiedlicher hätten sein können, fanden sich am Schluss alle in relativer Nähe zueinander wieder.

 

Dies war vor allem für Luis ein großer Erfolg, denn bei seiner Premiere legte gleich mit 2/3 los und ließ damit die hiesige Schachwelt aufhorchen. Die Gegner der nächsten Runden erwiesen sich jedoch in der Folge als zu stark und zum Ende hin ging ihm etwas die Puste aus, weshalb der anfängliche Punktestand unverändert blieb. Ungeachtet dessen sind die 2/7 und der 16. Platz ein wirklich guter Einstand. 🙂

 

Gleichfalls keinen Grund zum Klagen hatte Marcel. Erst in diesem Jahr zum Stammspieler in unserem U12-Team aufgestiegen, wollte er seinen Erfahrungsschatz merklich erweitern und seine zuletzt aufsteigende Leistung bestätigen. Beides gelang ihm mit 3/7 (13. Platz) recht gut, wobei er im Vorübergehen auch noch eine starke Moral bewies. Sein Start war mit 0/3 alles andere als rosig, was ihn jedoch nicht davon abhielt, bis zum Schluss konzentriert zu spielen und sich so selber zu belohnen. Immer besser. 🙂

 

Mit einem gänzlich anderen Anspruch trat Vasil in Wertingen an. Sowohl in Königsbrunn als auch in Kaufbeuren hatte er mit 4/6 beste Aussichten auf das „Stockerl“ gehabt, sich jedoch nach je einer Niederlage in der Schlussrunde vom Traum eines Pokals verabschieden müssen. Dieses Mal sollte alles anders werden und das wurde es fast gänzlich. Er präsentierte sich gewohnt kämpferisch, doch wollte ihm nicht viel gelingen, weshalb er nach der sechsten Runde mit 3/6 geführt wurde. Lediglich die Niederlage zum Schluss blieb ihm treu erhalten – 3/7; 10. Platz. Das wird bald wieder besser. 🙂

 

 

U14 – „Ein einsamer Streiter“:

 

Nach wie vor stellt diese Altersstufe ein großes Sorgenkind dar. Nicht nur, dass die Anzahl derer, die in den 2005 und 2006 geboren wurden in unseren Reihen äußerst überschaubar ist, auch die sportliche Entwicklung könnte durchaus besser sein. Vor diesem Hintergrund ist Raphaels Abschneiden besonders positiv zu bewerten, denn er belegte mit 4/7 einen guten 6. Platz vor weiteren neun Teilnehmern und untermauerte damit seine steil nach oben zeigende Formkurve.

 

Damit nicht genug, denn nach einem eher durchwachsenen Start legte er den Turbo ein, rechnete wie ein Großer seines Fachs und holte drei Siege en suite, welche erst diesen schönen Erfolg ermöglichten. Sollte diese Entwicklung in diesem Tempo anhalten, werden wir uns um Raphael keine Sorgen machen müssen. 🙂

 

 

U20 – „Das halbe Dutzend“:

 

Im Gegensatz zur U14 erstrahlen die U16 und U20 seit Jahren in hellem Glanz. Dies nicht nur quantitativ, sondern vor allen auch qualitativ. Daher verwunderte es auch nicht, dass wir ausgerechnet in dieser Altersstufe problemlos die meisten der 18 Teilnehmer stellten. Doch anders als sonst blieben dieses Mal die ganz großen Erfolge für Elisha, Florian, Katarina, Mehran und Robert aus. Nur Tobias durfte sich am Ende des Tages über einen großen Wurf freuen. Doch der Reihe nach.

 

Elisha hat in dieser Saison einen komtenhaften Aufstieg hingelegt und sich damit für höhere Weihen empfohlen. Noch ein derartiger Leistungssprung und ein Stammplatz in der Ersten Mannschaft wäre ihm gewiss. Unglücklicherweise wurde hier mit verkürzter Bedenkzeit gespielt, weshalb Elisha seine Rechenkraft nicht ganz abzurufen im Stande war. Dies war an jenem Tag sogar so schlimm, dass nur 3/7 und ein enttäuschender 13. Platz drin waren. Das wird wieder! 🙂

 

Gänzlich andere Vorzeichen bei Florian, der hinsichtlich Erfahrung und Stärke bei weitem noch nicht soweit ist, aber stetig aufholt. Deswegen spiegeln seine 2/7 (16. Platz) nicht sein wahres Können wider, denn in so mancher Partie wäre mit etwas mehr Cleverness der ein oder andere halbe, wenn nicht gar ganze Punkt drin gewesen. Die Richtung stimmt jedenfalls. 🙂

 

Unsere (Nachwuchs-) Amazone Katarina rennt eigentlich schon die gesamte Spielzeit über ihrer Form hinterher. Dies ist zweifelsohne einem gewissen Trainingsrückstand, aber vor allem mangelnder Spielpraxis geschuldet. Aus diesem Grund hatte sie sich vorgenommen, wieder auf Vordermann zu kommen und meldete sich als eine der ersten, um in Wertingen mitzuspielen. Das tat sie auch engagiert und man konnte weitere Fortschritte ausmachen, doch blieb sie mit 3,5/7 (11. Platz) nach wie vor unter ihren Möglichkeiten. Auch hier ist der eingeschlagene Weg absolut richtig. 🙂

 

Der immense Leistungssprung, den Mehran in dieser Saison hingelegt hatte – Zur Erinnerung: Spielte sich als Stammspieler der Kreisliga II in der Regionalliga fest! -, forderte seine Tribut, sodass Konsolidierung angesagt war. Natürlich wollte Mehran mehr, aber wenn man über einen längeren Zeitraum ein derartig hohes Niveau abgeliefert hat, dann laugt das schlichtweg aus. Deswegen kam es auch nicht überraschend, dass Mehran mit 4/7 (5. Platz) entgegen seiner Erwartung abschnitt. Demnächst geht es aber ganz sicher wieder steil aufwärts. 🙂

 

Dem Turniersieg in Kaufbeuren wollte Robert einen weiteren folgen lassen. Leider wollte es auch bei ihm an jenem Tag nicht rund gehen, sodass immer wieder etwas vergessen wurde. Zwar konnte er in vielen Partien aufgrund überlegener Rechenkraft trotzdem das Ruder herumzureißen, doch in der Turnier entscheidenden Spitzenbegegnung wollte es ihm nicht gelingen. Als er dann noch ein Remis liegenließ, da war der Turniersieg verloren – 5,5/7; 3. Platz. Da war durchaus mehr drin, was zweifelsohne an anderer Stelle gezeigt werden wird. 🙂

 

Heimlich, still und leise hatte Tobias eifrigst trainiert und sich damit nahezu unbemerkt wesentlich verbessert. Dies hatte sich zwar in diversen vereinsinternen Turnieren angedeutet, doch der wahre Umfang des Fortschritts war selbst erfahrenen Trainern verborgen geblieben. Unabhängig von dieser „Nichtbeachtung“ trat Tobias selbstbewusst und konzentriert an, spielte zum Teil richtiggehend beeindruckende Partien, holte 4/7, belegte den 7. Platz, wurde bei der Siegerehrung mit Mehran quasi in einem Atemzug erwähnt und strahlte vollkommen zurecht. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Spitzenleistung. 🙂

 

 

Fazit:

 

Obwohl anfangs nichts darauf hingedeutet hatte, wartete das Turnier mit einigen Überraschungen auf, von denen nach wie vor Leonasens und Tobiasens Abschneiden die ganz großen darstellen. Es sind eben diese unvorgesehenen Ereignisse, die den Reiz der Jugendarbeit ausmachen und in der Gruppe immer wieder antreiben, verstärkt an sich zu arbeiten. Einfach toll!

 

Da ich auf offizieler Seite keine Tabellen habe entdecken können, verweise ich auf die Homepage des SK Rochade Augsburg, dort scheint man stets scheinbar mühelos an alle Informationen zu gelangen. Auch beeindruckend. 🙂

 

 

 

 


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