Überall junge Schachfreunde
Am vergangenen Samstag, der aufmerksame Leser wird erfreut feststellen, dass die Aktualität der Berichte deutlich zugenommen hat, wurde mit dem 2. Rapid-Turnier der Marktoberdorfer die neue Spielzeit der Jugend eingeläutet. Selbstverständlich wollten wir da nicht fehlen, packten fast die Hälfte unserer wilden Bande ein und schickten damit 17 Kinder und Jugendliche ins Rennen. Bei einer Teilnehmerzahl von insgesamt 88 Spielerinnen und Spielern ließ sich der Eindruck nicht vermeiden, dass man nahezu ständig auf jemanden aus unserer Nachwuchsgruppe traf, sodass wir uns schon bald heimisch fühlten.
Wahrscheinlich trug neben der gelungenen Organisation gerade dieser familiäre Charakter dazu bei, dass unsere künftigen Meister mit einer besonders ausgeprägten Freude dem Schachspiel frönten, was sich zur großen Genugtuung der Trainer darin äußerte, dass die meisten wirklich gut spielten und einige sogar förmlich über sich hinauswuchsen. Toll! 🙂
U10 – „Echte Kampfmäuse“:
Unser Haufen war mit sechs Teilnehmern in dieser Altersgruppe nicht nur sehr groß, er dürfte auch den geringsten Altersdurchschnitt ausgewiesen haben, denn mit Alexander und Michael traten auch zwei Sechsjährige an. Horia, Leonie, Lukas und Noah ergänzten das Sextett und sorgten zusammen für ein tolles Abschneiden. 🙂
Auch wenn Alexander einer unserer jüngsten ist, so besitzt er doch schon eine relativ große Turniererfahrung, die ihn in der Vergangenheit immer weiter nach vorne brachte. Diese Praxis und das gesteigerte Verständnis hätte er gerne gegen andere eingesetzt, musste aber gleich in der ersten Runde mit seinem Freund Michael die Klingen kreuzen. Nach einer von Hauen und Stechen geprägten Partie landeten die Jungs in einer Remisstellung, was logischerweise die Punktteilung zur Folge hatte. Das sollte jedoch das einzige Unentschieden bleiben, denn von da an stürmte Alexander von Sieg zu Sieg und gewann die U10 mit 6,5/7! Herzlichen Glückwunsch zum ersten Turniersieg! 🙂
Horia kannte bisher nur seine Schachgruppe in der Hammerschmiede, weshalb er bei seiner ersten Turnierteilnahme mit der üblichen Nervosität behaftet war. Diese war auch Schuld daran, dass er anfangs vieles vom Erlernten nicht auf Brett brachte und mit 0/2 startete. In der 3. Runde setzte dann die Wende ein, denn dort sollte er seinen Gegner Patt setzen, was ihm den ersten halben Punkt einbrachte. Mit der Gewissheit, die anderen schlagen zu können, spielte er von da an wie ein echter Profi auf und holte aus den restlichen Partien noch 3/4, womit er auf Anhieb mit 3,5/7 die 50%-Marke erreichte. Stark! 🙂
Im Gegensatz zu Horia war es für Leonie bereits das zweite Turnier binnen weniger Monate, was man auch an ihrem Spiel deutlich sehen konnte. Sie baute sich wesentlich besser als noch bei der Premiere auf, agierte sicherer und hätte sich mit einem Sieg in der Schlussrunde um ein Haar an die berühmte Marke katapultiert. Doch leider blieb ihr dieses Mal dieser Erfolg noch vorenthalten, was Leonie aber nur als Ansporn gesehen hat, beim nächsten Jugendturnier neu anzugreifen – 2/7. Schön! 🙂
Förmlich nahtlos hatte Lukas an seine tolle Leistung von Rain angeknüpft und lag nach vier Runden mit 2,5/4 aussichtsreich im Rennen. Selbst eine Niederlage in der 5. Runde vermochte ihn nicht aus dem Konzept zu bringen, denn er antwortete darauf mit einem schönen Sieg in der Runde darauf. Die letzte Runde hatte es dann noch einmal voll in sich, denn Lukas und dessen Gegner boten sich einen Kampf auf Augenhöhe, der aber leider verlorenging. Aber unabhängig davon war das für den Saisonbeginn wirklich gut, sodass man sich hier auf weitere Auftritte freuen kann – 3,5/7. Gut! 🙂
Neben Alexander gehört Michael bekanntlich zu unseren großen Nachwuchshoffnungen, was er auch in diesem Turnier eindrucksvoll unter Beweis stellte. Denn nach dem Remis in der ersten Runde gegen den späteren Turniersieger gewann er auf eine schöne Art und Weise drei Partien en suite, womit er sich in der absoluten Spitzengruppe wiederfand. Allerdings verließen ihn von da an die Kräfte, sodass ihm nur noch ein Remis gelingen wollte, was in der Endabrechnung 4/7 bedeutete. Sehr stark! 🙂
Mit Noah betrat ein weiterer Kandidat unserer Talentschmiede erstmals die Turnierarena. Hatte er anfangs noch mit den für Neulinge üblichen Widrigkeiten zu kämpfen, so hatte er bereits ab der dritten Runde das meiste im Griff. 2/4 waren der verdiente Zwischenstand für das schnelle Zurechtfinden. Anschließend sollte er jedoch die bittere Erfahrung machen, dass er aus drei äußersst vielversprechenden Stellungen ganze null Punkte holte. Doch in Anbetracht des guten Spiels und der guten Möglichkeiten wird er sich beim nächsten Turnier sicher selber sportlich belohnen – 2/7. Guter Einstand! 🙂
U12 – „Leichte Orientierungslosigkeit“:
Trotz des Herauswachsens vieler Kinder in die nächsthöhere Altersstufe ist die Anzahl unserer U12-er nach wie vor recht groß, weshalb wir auch hier mühelos sechs Teilnehmer anzumelden vermochten. Hier stand im Vordergrund, die neu erworbenen Eröffnungen zu vertiefen – Zugfolgen, taktische Motive und Pläne -, sodass man weder mit tollen Platzierungen rechnen konnte, noch sind diese eingetreten. Doch die Umsetzung klappte schon recht ordentlich, was für die anstehenden Mannschaftskämpfe höchst erfreulich ist. 🙂
Bei David, der eigentlich nunmehr zu den Routiniers in dieser Altersgruppe zählt, sind leider immer noch starke Schwankungen erkennbar, was bei Kindern, die bereits weiterführende Schulen besuchen und damit über einen anderen Reifegrad verfügen bzw. verfügen sollten, äußerst unüblich ist. So hatte er im Training die Hoffnung aufkommen lassen, dass nun ein Durchbruch bevorstehe, statt nur im Turnier von Partie zu Partie zu taumeln und Ergebnisse in Stile eines „Würfelschachs“ zu melden. Er beendete das Turnier mit glücklichen 3/7 und betrog sich selber um ein schönes Turnier. Schade, denn er kann es definitiv besser.
Das Turnier in Rain hatte Jan noch krankheitsbedingt absagen müssen, sodass seine Turnierpause unvermittelt sehr lang geworden war. Entsprechend hatte er anfangs große Mühe, sich wieder an das Turnierschach zu gewöhnen und es sollte ihm bis zum Schluss nicht gelingen, zu alter Sicherheit zurückzufinden. Trotzdem schloss er das Turnier nahe der 50%-Marke ab und dürfte nun für weitere Herausforderungen gewappnet sein – 3/7. Gut! 🙂
Letzte Saison noch in der U10 mischte My in der U12 wieder munter vorne mit, als wenn sie immer noch in der U10 wäre. Sie legte mit 4/5 los wie die Feuerwehr und hatte sich nur in der zweiten Runde ihrem Vereinskameraden Yulian geschlagen geben müssen. Dann wurde die Luft aber leider etwas zu dünn, denn sie verlor beide Partien zum Abschluss, nachdem sie lange Paroli geboten hatte. Die 4/7 sind aber ein äußerst starker Auftakt der neuen Rapidreihe, die viel erwarten lassen. Sehr stark! 🙂
So erfreulich Raphaels Entwicklung auch sein mag, so bedenklich sind seine Rückfälle als Hasardeur. Dieses Turnier fiel leider unter die Rubrik „Leben als Glücksritter“, weshalb der Aufbau und die später eingehenden Ergebnisse entsprechend waren. Folglich waren an jenem Tag nicht mehr als 3/7 drin, die wiederum in Anbetracht der Spielweise etwas schmeichelhaft waren. Bitte wieder zum soliden Spiel zurückkehren.
Unser Sergej hatte es in der vergangenen Spielzeit wahrlich nicht leicht gehabt, weshalb nicht nur er hoffte, dass die Saison 2016/2017 anders verlaufen wird. Um das zu testen, hatte sich dieses Rapidturnier förmlich aufgedrängt und Sergej nutzte die Gelegenheit trefflich. Er holte 4/7 und hätte mit einem durchaus möglichen Sieg in der Schlussrunde sogar noch recht weit nach vorne stoßen können. Ein vielversprechender Anfang! 🙂
Irgendwie wollte es Yulian dieses Mal nicht gelingen, in seinen Turniermodus zu finden, obwohl er mit 3/4 einen wirklich guten Start erwischt hatte. Das könnte daran gelegen haben, dass er sich mit zunehmender Dauer des Turniers mehr für alternative Spiele wie Fangen oder freundschaftliches Ringen interessierte und ihm daher gegen Ende auch die Puste ausging. Seine 3/7 spiegeln keineswegs sein Leistungsvermögen wider, weshalb zu hoffen bleibt, dass diese „Turnierform“ bei ihm eine Ausnahme bleiben wird.
U14 – „Einsame Kämpfer“:
Wenngleich unsere U14-er einen recht großen Anteil an unserer Vereinsjugend haben, so sollten aufgrund verschiedenster anderweitiger Verpflichtungen lediglich zwei den Kampf um Punkte aufnehmen. Florian und Jakob taten dies allerdings recht gut und warben damit ein weiteres Mal für uns Schachfreunde. 🙂
Florians Start war zunächst vielversprechend, doch war die Erfolgsspur leider recht kurz, was für ihn 2/4 nach der Halbzeit bedeutete. Danach ging er etwas übermotiviert zu Werke, überzog gleich zweimal und beendete das Turnier mit 3/7 im gesicherten Mittelfeld. Darauf lässt sich nach der langen Sommerpause aufbauen! 🙂
Pausen sind Jakob gänzlich unbekannt, denn als „Vollblut-Schachspieler“ nutzt er nahezu jede sich bietende Gelegenheit, sich schachlich mit irgendjemandem zu messen. Nach seiner tollen Vorstellung eine Woche zuvor in unserer ersten Schnellschachmannschaft setzte er seinen Siegeszug fort und sicherte sich mit 6,5/7 unangefochten den 1. Platz. Lediglich in der 4. Runde ließ er ein Remis liegen, indem er bei überwältigendem Mehrmaterial, aber mit nur knapper Restbedenkzeit versehen, sich für den Spatz in der Hand entschloss. Herzlichen Glückwunsch! 🙂
U18 – „Ein reines Trauerspiel“:
Gerade die älteren Jahrgänge sind terminlich oft sehr stark eingespannt, weshalb so kurz nach den Sommerferien, zumindest für viele unserer Recken, das Zeitfenster zur Planung zu klein war. Infolgedessen waren wir froh, dass mit Elisha, Erik und Mehran wenigstens drei U18-er unsere Vereinsfarben vertreten konnten. Doch die Freude darüber wich bald blankem Entsetzen ob des aktuellen Leistungsstandes unmittelbar vor Saisonbeginn! 🙁
Aufgrund diverser Umstände war es Elisha längere Zeit nicht vergönnt gewesen, am Training teilzunehmen, weshalb er hier quasi einen Kaltstart hinlegte. Nach der Niederlage in der ersten Runde fand er aber schnell wieder ins Turnier, indem er drei Siege in Folge einfuhr. Damit nicht genug, in der fünften Runde erspielte er sich eine Gewinnstellung – Dame und Läufer mehr! -, wofür er allerdings soviel Zeit verbraucht hatte, dass diese ihm gegen Ende fehlte und er durch Zeitüberschreitung verlor. Und um das Ganze zu toppen, wiederholte er diesen Ablauf eine Runde später. Da war der Sieg in der Schlussrunde kaum versöhnlich, doch stimmt wenigstens die Spielweise für den Rest der Saison optimistisch – 4/7. 🙂
Was mit Erik und Mehran an diesem Tag los war, das wird mir wohl ein ewiges Rätsel bleiben! Beide haben in vielen Turnieren zu überzeugen gewusst und hatten in der vergangenen Spielzeit an ähnlicher Stelle oftmals um den Turniersieg oder zumindest um einen Treppchenplatz gespielt, nur um dieses Mal nahezu kampflos förmlich unterzugehen. Da steht noch viel Arbeit ins Haus, deren Umsetzung entscheidend dafür sein wird, wie sich unser U16- bzw. U20-Team in dieser Saison schlagen wird. Jungs, das könnt ihr viel besser!
In Anbetracht der Länge des Berichts verzichte ich auf weitere Ausführungen und sage nur: Wir kommen gerne wieder! 🙂
Schreibe einen Kommentar