Anders als sonst
Das diesjährige Wertinger Jugendturnier stand für uns Schachfreunde irgendwie unter keinem guten Stern. Denn zunächst hatten wir aufgrund eines Mangels an Trainern wesentlich weniger Kinder und Jugendliche als sonst nominieren müssen, um eine gute Betreuung zu gewährleisten, und später suchte man vergeblich einen Turniersieger aus unseren Reihen.
Sicher gab es trotzdem etliche positive Platzierungen und einige Pokale, aber dennoch war es für unseren erfolgsverwöhnten Haufen eine neue Erfahrung, bestenfalls als zweiter Sieger einzulaufen. Doch ungeachtet dessen war es wieder einmal ein schönes Turnier, das wir im kommenden Jahr gerne wieder anfahren werden. Dann jedoch hoffentlich wieder mit unserer üblichen Sollstärke und natürlich erfolgreicher.
Da ursprünglich so mancher Trainer verhindert gewesen war, wurden gerade einmal zwölf Kinder und Jugendliche zum Turnier eingeladen – Zum Vergleich: In Königsbrunn waren es noch derer 37 -, erschien dies doch als eine vernünftige Größe, damit Alexander R. sen. schachliche Lücken notdürftig stopfen oder aufbauend agieren kann. Als jedoch der Turniertag kam, da standen plötzlich gleich zwei weitere Trainer zur Verfügung, war doch beiden etwas dazwischengekommen, sodass die zunächst zugrundegelegte Planung über den Haufen geworden wurde.
U10 – „Die Spitze im Blick“:
Mit Alexander R. jun., Marcel und Michael St. schickten wir ausgerechnet jene drei Spieler ins Rennen, die nicht nur noch ein weiteres Jahr in dieser Altersstufe werden spielen dürfen, sondern die zudem bereits jetzt schon in der U12-Mannschaft kräftig aushelfen bzw. Verantwortung übernehmen. Entsprechend sollten sie primär die neuen Trainingsinhalte umsetzen, sollen ihnen diese doch helfen, sich noch besser gegen die „Alten“ zu behaupten.
Alexander R. jun. startete gewohnt sicher ins Turnier, indem er die ersten beiden Begegnungen siegreich gestalten konnte. Anschließend unterlag er jedoch gleich zweimal in Folge, sodass er sich unvermittelt mit 2/4 in der Tabelle wiederfand. Davon unbeeindruckt ging unser Alexander die restlichen Runden an, erspielte sich souverän seine Vorteile und münzte diese in drei Siege um – 5/7; 5. Platz. Sehr schön.
Der verstärkte Besuch des Trainings machte sich bei Marcel positiv bemerkbar, denn nach einem schwachen Start mit 0/2 legte er gleich drei Siege in Folge hin und hatte somit eine Doppelchance, die 50%-Marke zu knacken. Allerdings sollten sich die zugelosten Gegner, darunter auch sein Vereinskamerad Alexander, noch als zu stark erweisen, weshalb eine Erhöhung der Punkteausbeute noch etwas auf sich warten lassen musste – 3/7; 12. Platz. Das war schon viel überzeugender als noch in Königsbrunn. Klasse.
Im Stile der Feuerwehr brauste Michael St. anfangs durchs Turnier und es schien, dass ihn dieses Mal niemand daran hindern könnte, sich endlich den Siegerpokal zu holen. Mit nunmehr 4/4 traf er auf den späteren Turniersieger und erspielte sich hier klare Vorteile, bevor ihm seine Angst vor dem großen Erfolg einen Strich durch die Rechnung machte. Er begann fahrig zu spielen und verlor nicht nur diese, sondern auch die darauffolgende Partie. Zum Schluss hin konnte er sich berappeln, sammelte alle Kräfte, siegte und ging als Dritter durchs Ziel – 5/7; 3. Platz. Glückwunsch. Demnächst ist ein Turniersieg fällig!
U14 – „Lauter Sorgenkinder“:
Zweifelsohne sind wir in dieser Altersgruppe vom Glanz vergangener Tage weit entfernt, aber die Angelegenheit ist ernster, als zunächst angenommen. Denn in Abwesenheit unserer „Amazone“ Katarina wollten sich Behzad, David, Raphael und Yulian in einem 20-er-Feld bewähren, wurden aber bitterlich enttäuscht. Es führt also kein Weg daran vorbei, die Bemühungen zu intensivieren, um künftig wieder tonangebend in Schwaben zu werden.
Behzad dachte wohl zunächst, dass es sich in Wertingen um ein Thematurnier handelte, denn wie sonst ließe es sich erklären, dass er in den ersten beiden Partien je einen Turm einstellte? Doch während diese Art Aussetzer in der ersten Runde relativ folgenlos geblieben war – Remis!?!? – musste er in der zweiten Runde die Waffen strecken. Dies schreckte ihn derart auf, dass er sich zusammenriss, in der Folge 4/5 holte und so haarscharf am Treppchen vorbeischrammte – 4,5/7; 4. Platz.
Auf eine ungemein wechselhafte Leistung in den vergangenen Monaten hatte David zurückblicken können. Dieser Linie blieb er treu, steigerte diesen Zustand sogar, indem es ihm gelang, innerhalb des Wertinger Turniers die Trainer zu erfreuen und zur Verzweiflung zu bringen. So durfte man nach einem guten Start mit schön erspielten 2/3 auf einen guten Tag hoffen, bevor David sein zweites Ich am Brett walten ließ und nur noch 1/4 holte, wobei selbst dieser eine Punkt äußerst glücklich zustandekam – 3/7; 14. Platz.
Den Mangel an Praxis sollte Raphael im Rahmen dieses Turniers etwas verringern, was ihm in gewisser Hinsicht auch gelang. Allerdings ließ er sich zwischen den Runden doch arg ablenken, weshalb die Konzentration am Brett fehlen sollte. Hätte er sich die Ratschläge mehr zu Herzen genommen, er wäre mit einer wesentlich besseren Leistung nach Hause gekehrt – 2,5/7; 16. Platz.
Es ist betrüblich, dass es uns bei Yulian nach beinahe zwei Jahren immer noch nicht gelungen ist, ihm zu veranschaulichen, dass Schach kein Glücksspiel ist. Entsprechend ging er seine Partien an, freute sich über das Stellen jeder noch so plumpen Falle und wurde erstaunlicherweise dafür auch noch mit einem Zwischenstand von 3/5 belohnt. Als es in den letzten beiden Runden jedoch gegen starke Gegnerschaft zu bestehen galt, da wurden die Schwächen seines Aufbaus erbarmungslos aufgedeckt und es setzte zwei Niederlagen – 3/7; 15. Platz.
U18 – „Unser ramponiertes Prunkstück“:
Im Gegensatz zu den letzten beiden Veranstaltungen, wo wir quantitativ und qualitativ fast alles aufgeboten hatten, was bei uns Rang und Namen hat, hatten dieses Mal aus den oben genannten Gründen einige Spieler nicht dabei sein können, während einige andere anderweitigen Verpflichtungen hatten nachkommen müssen. Ungeachtet dessen wähnten wir einen starken Fünfer an den Start gebracht zu haben, hatten doch Elisha, Erik, Jakob, Mehran und Robert bei so manchem Turnier zu glänzen gewusst. Aber leider erwischten auch sie nicht ihren besten Tag, weshalb die Ergebnisse durchaus verbesserungswürdig sind.
Obwohl Elisha die letzten Monate nur unregelmäßig zum Training hatte kommen können, merkte man ihm anfangs den Trainingsrückstand nicht an. Er holte recht sicher 3,5/5 und befand sich damit in der Spitzengruppe, die sich zu jenem Zeitpunkt an die Fersen des späteren Turniersiegers geheftet hatte. Dann jedoch kam er ausgerechnet gegen zwei Vereinskameraden – Jakob und Erik -, gegen die ihm gerade einmal ein halber Zähler glückte. 4/7; 7. Platz. Schade, denn da war mehr drin.
Eriks Leistungen im Schnellschach sind leider nach wie vor starken Schwankungen unterzogen, wovon auch dieses Rapidturnier keine Ausnahme machte. Nach hervorragenden 3/4, unter anderem ein Remis gegen den späteren Turniersieger, lief irgendwie nichts mehr zusammen, er taumelte dahin und durfte in der Schlussrunde gerade noch ein Remis verbuchen – 3,5/7; 11. Platz bei beeindruckender Buchholz. Etwas mehr Konstanz bitte.
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Jakobs Formkurve seit über einem Jahr steil nach oben zeigt, weshalb man ihm im Vorfeld einen Turniersieg durchaus zugetraut hatte. Dies umso mehr, da weder Uli noch Zarko zugegen waren, die beide in Königsbrunn die ersten beiden Plätze innehatten. Alles schien zunächst für unseren „Rasierer“ zu laufen, denn mit 2,5/3 war er blendend mit dabei. In der vierten Runde verlor er jedoch in glatter Gewinnstellung, was ihn komplett aus der Bahn warf. Daher war es durchaus erfreulich, dass er anschließend noch einmal 2,5/3 nachlegte – 5/7; 2. Platz. Glückwunsch.
Seitdem Mehran Schwäbischer Meister der U18 geworden ist, fehlt ihm in wichtigen Begegnungen offensichtlich jene Unbekümmertheit, die ihn zu einem stets gefährlichen Gegner gemacht hatte. Hiervon sollte Wertingen keine Ausnahme bilden, legte er doch mit 4/5 los, nur um in den restlichen beiden Runden derart verkrampft aufzutreten, dass die beiden Niederlagen nahezu zwangsläufig erfolgten – 4/7; 6. Platz. Äußerst bedauerlich, aber das werden wir auch wieder hinbekommen.
Gleichfalls keinen guten Tag hatte Robert erwischt, worüber die zu Beginn errungen teils glücklichen Siege etwas hinwegtäuschten. Als es jedoch gegen stärkere Gegnerschaft ging, da vermochte er nur bedingt jene Stellungen auszugleichen oder gar zu drehen, die er sich eingebrockt hatte. Letztlich holte er als „Stahlkinn“ noch 2,5/5 und landete damit unverhofft auf dem Treppchen – 4,5/7; 3. Platz.
Fazit:
Das Abschneiden unseres Nachwuchses bei dieser eintägigen Veranstaltung war jetzt zwar nicht berauschend, aber doch im Rahmen, sodass man jetzt nicht gleich in blinden Aktionismus verfallen muss. Schließlich kann es auch einmal schwächere Turniere geben, dies umso mehr, wenn gewisse Umstellungen in der Eröffnung einhergehen, die die Schützlinge auf die Dauer zwar voranbringen, zwischendurch jedoch etwas von der Erfolgsspur abbringen können.
Wer den Bericht des Veranstalters, viele Tabellen sehen und etliche Photos bewundern möchte, der wird hier fündig. Viel Spaß und bis zum nächsten Jahr. 🙂
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