Dringend erforderliche Aufräumarbeiten
Waren es auf der Bezirksmeisterschaft gerade einmal drei junge Schachfreunde, die unsere Farben vertreten hatten, so gingen auf der diesjährigen Bayerischen wieder fünf Recken an den Start. Erik und Jakob hatten sich über die Schwäbische qualifiziert, Alexander und Zarko waren als letztjährige Meister vorberechtigt und Katarina hatte einen Freiplatz erhalten. Allen wurde viel zugetraut, auch wenn gleich drei Spieler die Altersgruppe wechseln mussten und damit quasi die „Frischlinge“ in der jeweiligen Altersstufe waren.
Doch was dann kam, das war für Spieler und Trainer gleichermaßen enttäuschend. Denn nicht nur, dass mit Katarina gerade einmal eine Spielerin auf 4,5/7 kam, auch die gespielten Partien boten lediglich hin und wieder einen echten Grund zur Freude. Die Ursachen hierfür müssen noch gefunden werden, wobei zumindest eine darin liegen könnte, dass die Jungs erstmals ohne ihren Trainer unterwegs waren, weshalb die eine oder andere unglückliche Entscheidung vor einer Partie aufgrund der der Jugend geschuldeten Unerfahrenheit gefällt wurde. Aber selbst wenn dem so gewesen wäre, muss man sich eben auch die Selbstständigkeit erarbeiten, welche für weitere Turniere sicher förderlich ist.
U12w; „Ein verhängnisvoller Burgspuk“:
Nachdem ich in der Vergangenheit aus rein pragmatischen Erwägungen die Betreuung der Jungs in Bad Kissingen der unserer Schachamazone vorgezogen hatte, begab ich mich mit Katarina nach Spalt, genauer auf die Burg Wernfels, um sie zu unterstützen und mit ihr einige schöne Tage zu verbringen. Allerdings musste ich schon auf der Hinfahrt feststellen, dass zwischen Plan und Wirklichkeit eine recht große Lücke klaffte, wirkte meine Tochter doch keineswegs entspannt. Darauf angesprochen meinte sie, dass sie nun, da ich bei ihr und nicht bei den Jungs sei, besonders gut spielen wolle, womit sie sich unnötig unter Druck setzte. Und Druck ist bekanntlich kein guter Ratgeber während einer Schachpartie.
Entsprechend verkrampft absolvierte sie die ersten beiden Runden, stand zwischendurch teils seltsam, gewann aber trotzdem recht kurzzügig und startete damit 2/2 sehr gut ins Turnier.
Leider trugen diese Siege, Spaziergänge in herrlicher Landschaft und gegenseitiges Vorlesen nichts zum Abbau des ungewöhnlich hohen Grades an Nervosität bei, sodass in einer Spitzenpaarung der dritten Runde eine unnötige, doch irgendwie unvermeidbar erscheinende Niederlage erfolgte. Von dieser sichtlich mitgenommen stand sie in der Runde darauf gleich wieder auf Verlust, durfte sich aber ins Remis retten, nachdem die Gegnerin sich mit dem Spatz in der Hand zufriedengegeben hatte – 2,5/4.
Wäre Katarina in normaler Verfassung angetreten, dann hätte sie sich über den Umstand, dass sie hochgelost wurde nicht nur gefreut, sondern die sich bietende Gelegenheit wohl auch genutzt, aber so verlor sie ihre zweite Weißpartie und damit jede Chance auf eine Qualifikation – 2,5/5.
Von da an war Katarina wie verwandelt und das war wahrlich gut so! Sie war endlich locker, spielte in den Pausen ihren geliebten Fußball und legte zum Abschluss zwei sauber herausgespielte Siege hin, die sie mit 4,5/7 noch auf den vierten Platz hievten. Ach, wäre sie doch nur von Anfang an mit dieser Leichtigkeit ins Turnier gegangen. Glückwunsch. 🙂
U14; „Die zwei Fragezeichen“:
Noch im vergangenen Jahr waren Alexander und Jakob zwar in der U12 angetreten, wollten aber dennoch, nicht ganz unberechtigt, gleich eine gewichtige Rolle bei der Meisterschaft spielen. Aus der Sicht des Trainers vollkommen zurecht, hatten doch beide im Vorfeld viel getan und damit so manche Schwäche ausgemerzt.
Alexander:
Der Start mit 2,5/3 war zwar nicht optimal, aber durchaus gelungen, zumindest was das Ergebnis anbelangt. Schachlich kamen diese Punkte eher holprig zusammen, was aufzeigte, dass Alexander nicht in bester Form war. Diese hätte er aber benötigt, um in der vierten Runde gegen den Favoriten aus Nürnberg zu gewinnen oder wenigstens bestehen zu können, weshalb hier eine Niederlage folgte – 2,5/4.
In Anbetracht der Tabellensituation und des Umstandes, dass Alexander mit Schwarz die fünfte Runde zu bestreiten hatte, wäre nun ein Lauern auf Chancen angebracht gewesen, doch als sich nach zähem Kampf einfach kein Vorteil einstellen wollte, da packte Alexander die Brechstange aus, ging ein unbegründet hohes Risiko ein und verlor, womit eine vordere Platzierung ausgeschlossen war – 2,5/5.
Als dann in der sechsten Runde die Höchststrafe erfolgte und er gegen seinen Mannschaftskameraden ans Brett musste, da ließ er die Meisterschaft kräfteschonend mit zwei Remis ausklingen und landete am Schluss mit 3,5/7 auf dem 10. Rang. Schade, war da doch wesentlich mehr drin.
Jakob:
Mit einem echten Paukenschlag startete Jakob ins Turnier, indem er gleich zu Beginn einen der Topfavoriten schlug! Nur allzu gerne hätte er daran angeknüpft, aber die Unkenntnis einer für diesen Jahrgang untypischen Eröffnung (2. Runde) und die ungewöhnliche Zähigkeit bzw. später Beharrlichkeit (3. Runde) relativierten leider seinen Anfangserfolg.
Davon unbeeindruckt ging Jakob in den folgenden beiden Partien äußerst engagiert zu Werke und hätte beinahe 2/2 geholt. Doch einer der Gegner hielt mit Weiß stand, weshalb nach fünf gespielten Runden 2,5/5 zu Buche standen.
Die sechste Partie bescherte ihm ausgerechnet Alexander. Da sich beide vom Training bestens kennen, versuchte man eher halbherzig eine Entscheidung herbeizuführen, die in einem Remis endete – 3/6.
Diese Schonung der Kräfte hatte zur Folge, dass Jakob in die letzte Runde voller Elan ging und seinen erfahrenen Gegner von Anfang an unter Druck setzte. Dies wurde auch mit einer sehr guten Stellung belohnt, die aber irgendwie nicht zusammenbrechen wollte. Jakob mühte sich, versuchte es hier und dort, aber es hielt gerade noch so. Irgendwann stellte er dann doch die Gewinnversuche ein und teilte mit dem Gegner den Punkt – 3,5/7 und Platz 12.
U16; „Unerwartete Baustellen“:
Obwohl Erik während der letzten Meisterschaft unser einziger Vertreter dieser Altergruppe gewesen war, hatte er sich blendend geschlagen. Doch dieses Mal wurde ihm Zarko zur Seite gestellt, sodass von diesem dynamischen Tandem, dass vor allem in jüngster Zeit viel von sich reden machte, viel zu erwarten war. Allerdings ließen sie ausgerechnet im Rahmen der Bayerischen ihre sonst so starke Rechenkraft vermissen, weshalb die Ergebnisse auch entsprechend ausgefallen sind, besteht doch Schach zu über 95 % aus Taktik.
Erik:
Bereits in der ersten Runde wurde klar, dass sich dieses Turnier nicht in jene glorreichen würde einreihen lassen, denn Erik baute sich mit Weiß gleich seltsam auf und erlitt eine verdiente Niederlage – 0/1.
Zwar vermochte er in der darauffolgenden Runde seine Niederlage wieder wettzumachen, doch nach der zweiten Weißniederlage und 1/3 war bereits so etwas Schadensbegrenzung angesagt. Hier zeigte sich Eriks Routine, indem er zunächst ein Remis einstreute, bevor er gleich zwei Siege folgen ließ.
Mit 3,5/6 und abermals den weißen Steinen bot sich ihm die Gelegenheit, mit einem Sieg gegen einen in diesem Turnier bis dato schwach auftretenden Bamberger, sich sehr weit nach oben zu katapultieren. Entsprechend motiviert ging Erik ans Brett, kämpfte, rackerte, rannte an und verlor. 3,5/7 und der 12. Platz waren der verdiente Lohn für 1/4 mit Weiß. Hier muss deutlich nachgearbeitet werden, um wieder an alte Erfolge anknüpfen zu können.
Zarko:
Weil Zarko nicht nur viele Monate lang eine tolle Leistung gezeigt, sondern erst kurz vor der Meisterschaft beim Rapid in Deisenhofen gegen einen Großteil der Konkurrenz schachlich zu überzeugen gewusst hatte, durfte man besonders auf sein Abschneiden gespannt sein.
Bedauerlicherweise schien er ausgerechnet da in ein kleines Formtief zu gelangen, denn bereits in der ersten Runde musste er eine Schrecksekunde erleiden, hatte er doch eine Figur für zwei Bauern eingestellt. Etwas, was der Gegner glücklicherweise übersehen hatte. Danach ließ er dem Gegner keine Chance mehr und gewann souverän – 1/1.
Für die zweite Runde ließ er sich etwas einfallen und überraschte seinen Gegner mit dem offenen Sizilianer. Eigentlich machte er alles richtig, brillierte förmlich und als es darum ging, die Ernte einzufahren, da übersah er überraschenderweise einen taktischen Witz und verlor – 1/2.
Auch wenn er danach einen schönen Sieg folgen ließ, so erholte er sich von diesem Start nie so richtig, kämpfte oftmals mehr gegen irgendwelche Trugbilder als gegen die Gegner, weshalb er immer wieder für ihn untypische taktische Schwächen offenbarte. Nach sechs Runden hatte auch er nur 3,5/6 auf der Habenseite und musste zur HBelohnung in der Schlussrunde gegen seinen Zimmergenossen, Trainingspartner und Freund Uli ran. Da bekanntlich beim Schach die Freundschaft aufhört, legten es beide darauf an, den vollen Punkt einzufahren. Doch dann fehlte die letzte Konsequenz, weshalb es schließlich zur Punkteteilung kam. Damit hatte Zarko 4/7 und belegte am Ende den achten Rang.
Fazit des Trainers:
Es gibt viel zu tun und es muss schnell getan werden, denn die KO-Runden der Mannschaftsmeisterschaften stehen bevor und die Gegner sind nicht schwach. Da jedoch alle nach wie vor äußerst motiviert sind und das jeweilige Abschneiden nicht überbewerten, darf man zuversichtlich sein, dass es nach dieser Delle bald wieder steil aufwärts gehen wird. 🙂
Allen Landesmeistern und Qualifikanten möchte ich herzlich gratulieren und viel Erfolg auf den Deutschen wünschen.
Abschließend noch der obligatorische Hinweis zur Ergebnissseite, welche hier zu finden ist. Viel Spaß.
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