Immer weiter
Bereits in den Osterferien gingen die diesjährigen Jugendmeisterschaften in Bad Kissingen (Jungs) bzw. Spalt (Mädchen) zu Ende, wo mit Alexander R., Behzad, Elisha, Jakob, Katarina, Mehran, Robert, Uli und Zarko gleich neun junge Schachfreunde auf Punktejagd gegangen waren.
Dabei sprangen neben vielen überwiegend erfreulichen Platzierungen, in der U16 ein dritter Platz (Jakob) und in der U18 gar die Meisterschaft (Zarko hat Uli „beerbt“) heraus. Herzlichen Glückwunsch. 🙂
Als wenn wir in dieser Saison nicht bereits genug Schwierigkeiten mit der Logistik gehabt hätten, hieß es am Anreisetag nicht nur, dass die Jungs rechtzeitig Bad Kissingen erreichen, auch Katarinas Turnierort, die romantische Burg Wernfels, musste angesteuert werden. Doch nachdem wir wieder einmal letztlich alles hinbekommen hatten, konnte unsere erfolgreiche Jugend zur Tat schreiten.
Wie eingangs erwähnt, vermochte sie dies in der Folge überwiegend gut bis sehr gut, wobei auch das Abschneiden meiner Tochter wesentlich besser gewesen wäre, wäre sie zwischenzeitlich nicht komplett von der „Truppe“ abgeschnitten gewesen. Aber dazu später.
U10 – „Ein schöner Auftakt“:
Lange hatte Alexander seiner ersten Landesmeisterschaft entgegengefiebert und nun war es endlich soweit. Zusätzliche Trainingseinheiten bzw. ein Einstellen auf die Bayerische hatten dafür Sorge tragen sollen, dass die Premiere auch ein voller Erfolg wird.
Derart gut gerüstet verwunderte es auch nicht, dass er gleich zu Beginn groß aufspielte und sich scheinbar mühelos eine Gewinnstellung erspielte. Doch leider fehlte ihm der Glaube daran, einen nominell weitaus höher angesetzten Spieler wirklich schlagen zu können, weshalb er sich alle Mühe gab, seiner Rolle als Außenseiter gerecht zu werden und verlor.
Nachdem er in der zweiten Runde eindrucksvoll gewonnen hatte, wiederholte sich das Spielchen der ersten Runde, sodass statt der verdienten 3/3 lediglich 1/3 zu Buche standen.
Glücklicherweise bot sich uns die Gelegenheit, einen ausgedehnten Spaziergang zu machen, während dessen wir lange Gespräche führten. Diese schienen äußerst fruchtbar gewesen zu sein, denn in den nachfolgenden drei Begegnungen spielte Alexander gewohnt stark und ließ sich dieses Mal nicht die Butter vom Brot nehmen.
Mit 4/6 versehen, bot sich ihm die Chance mit einem Sieg in der Schlussrunde, die Fahrkarte zur Deutschen zu lösen. Allerdings traf das auch auf seinen Gegner zu, der, mit einer „Überraschungswaffe“ ausgestattet, aus der Eröffnung heraus Vorteil erzielte und letztlich überzeugend gewann.
Nach der Niederlage beendete Alexander das Turnier mit 4/7 und einem 9. Platz. Eigentlich ein guter Einstand, wenn da nur nicht die zahlreichen unnötig vergebenen Chancen gewesen wären. Aber sobald er den Respekt abgelegt haben wird, wird er ganz sicher zu den ständigen Mitfavoriten auf die Meisterschaft zählen. 🙂
U16 – „Ein echtes Stahlkinn“:
Im Gegensatz zu Alexander ist Jakob ein alter Hase auf den Bayerischen. Allerdings hatte ihm bisher der große Wurf nicht gelingen wollen, zu oft hatte er sich selber im Wege gestanden, indem er in entscheidenden Situationen Nehmerqualitäten vermissen ließ. Dieses Mal sollte es anders werden und es wurde anders!
Einem Sieg in der Startrunde folgte ein spannendes Spiel gegen den späteren Meister, in dem er leider unterlag. Davon gänzlich unbeeindruckt ging Jakob in die nächsten beiden Begegnungen, die er im wahren „Kampfschachmodus“ für sich entscheiden konnte, womit er sich selber mit 3/4 und besten Aussichten belohnte.
Was in den Schlüsselrunden fünf und sechs folgte, das zeigte deutlich die neue Reife unseres Jakobs, denn in beiden Partien stand er teils stundenlang extrem unter Druck. Ungeachtet dessen resignierte er nie, rackerte tat und machte und erzwang förmlich je ein Remis. 4/6 und in der letzten Runde die weißen Steine, besser ging es kaum.
Und tatsächlich, Jakob nutzte die Gunst der Stunde, ergriff von Anfang an die Initiative, die er allmählich ausbaute, bis sein Gegner ziemlich resigniert die Waffen streckte. Seine 5/7 bedeuteten in der Schlussabrechnung den dritten Platz und damit Jakobs bisher größten Erfolg auf den Landesmeisterschaften. Glückwunsch. 🙂
U18 – „Fünf Freunde“:
Unsere U20 ist weithin als stark bekannt, doch mit der wiederholten Teilnahme von gleich fünf Spielern hat sie definitiv neue Maßstäbe gesetzt. Aber weniger mit Masse als vielmehr mit Klasse wollten Elisha, Mehran, Robert, Uli und Zarko glänzen. Entsprechend motiviert gingen die Jungs ans Werk, vermochten letztlich jedoch nicht, so manche Sorgenfalte bei ihrem Trainer zu glätten.
Elisha hatte sich für seine erste Meisterschaft besonders viel vorgenommen, schien er damit seine atemberaubende Saison krönen zu wollen. Daher war die Enttäuschung riesig, als er nach zwei Runden mit leeren Händen dastand. Den Frust ob des Punktestandes in akribischere Vorbereitung umleitend gelang im in den nächsten Runden ein verzögerter Einstieg ins Turnier und plötzlich hatte er 3,5/6.
Ein Sieg in der letzten Runde bedeutete angesichts der anderen Paarungen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Vorberechtigung für die nächste Meisterschaft, womit der Einsatz nicht gering war. Selbiges traf natürlich zugleich auf Elishas Gegner zu, weshalb sich beide nichts schenkten. Dass am Ende Elisha das Nachsehen hatte, das war zwar bedauerlich, minderte aber seine kämpferische Leistung nicht – 3,5/7; 11. Platz. Da war wahrlich mehr drin. 🙂
Die vergangene Meisterschaft, in der Mehran nicht über die 50%-Hürde gekommen war, wirkte noch nach, weshalb unser zweiter Aufsteiger der Saison es dieses Mal unbedingt besser machen wollte. Ach, hätte er sich irgendwelche Vorgaben gespart und sich nur auf das Jetzt konzentriert, er wäre recht weit oben gelandet.
So aber fehlten Mehran jene Leichtigkeit und jener Spielwitz, die die ganze Spielzeit über sein ständiger Begleiter waren. Wusste er noch in der ersten mit einer wahrlich ordentlichen Leistung aufzuwarten, wollte er bereits in der zweiten Begegnung die erste Niederlage mit Gewalt vergessen machen. Als dann auch noch eine dritte Niederlage folgte, da war klar, dass es galt, den Schaden zu begrenzen. Dies gelang in Anbetracht der Situation recht gut, indem er 2,5/4, das Turnier entsprechend mit 2,5/7 abschloss und als 17. einlief. Das wird wieder! 🙂
Roberts zweites Auflaufen in der U20 gestaltete sich zunächst ausgesprochen erfreulich. Nach drei Runden mit je drei interessanten Partien verzeichnete sein Punktekonto zwei Zähler. Als dann auch noch der Gegner der vierten Runde voll in die Vorbereitung lief, da erschien es keineswegs abwegig, dass sich Robert in den nächsten Runden in der Spitzengruppe festsetzt.
Dann unterlief ihm jedoch ein verhängnisvoller positioneller Fehler, der ihn trotz eines ursprünglich gesunden Mehrbauern in eine schwierige Lage brachte. Als er dann auch noch die Dame einstellte, war er sichtlich angezählt. Davon vermochte er sich nicht wirklich zu erholen und quittierte nahezu kampflos die nächste Niederlage. Es drohte ein Debakel.
Wieder kam uns der Zeitplan zugute, denn nach einem feinen Entspannungsprogramm war Robert zwar nicht ganz auf dem Damm, aber doch soweit wiederhergestellt, dass er noch 1,5/2 holte und damit für einen versöhnlichen Abschluss sorgte – 3,5/7; 10. Platz. Es fehlt nicht viel zu den Treppchenplätzen. 🙂
Als Titelverteidiger angetreten und mit einer starken Regionalligasaison im Rücken wollte Uli natürlich als Meister aus Bad Kissingen die Heimreise antreten. Alles andere als dieser Anspruch wäre falsche Bescheidenheit gewesen!
Doch der Start verlief etwas holprig, denn gleich in der ersten Partie spielte unser Großer zwar hervorragend und hätte bei richtiger Zugfolge wohl eine der besten Partien des Turniers gespielt, allerdings bediente er sich einer Zugumstellung, die den Tod seines Monarchen bedeuten hätte können. Die bestrafung blieb auf, Uli erhielt wertvolle Zeit, das berühmte Luftloch zu schaffen und gewann.
Nach einem weiteren Sieg traf er auf Zarko, mit er sich wieder einmal eine packende Partie lieferte. Hier war alles geboten, inklusive des wechselnden Schlachtenglücks, und am Ende hieß es doch Remis.
Dieses Unentschieden hatte ihn wohl etwas zuviel Kraft gekostet, denn die nachfolgenden drei Partien sollten zwei weitere Remispartien beinhalten. Mit nunmehr 4,5/6 und dem Anzugsvorteil versehen, hatte er beste Chancen, die Fahrkarte zur Deutschen zu lösen, wenn nicht gar Meister zu werden. Bedauerlicherweise traf er ausgerechnet auf jenen Gegner, der bereits zweimal Opfer unserer Vorbereitung geworden war. In seiner Verzweiflung versuchte der junge Mann eine dritte Verteidigung, die sich als wahrer Glücksgriff erweisen sollte.
Uli wähnte nämlich seinerseits ein Gift aus des Gegners Hexenküche, entschloss sich nach langem Überlegen gegen seinen Lieblingsaufbau, behandelte den anderen zu ambitioniert und musste den höchsten Preis dafür bezahlen – 4,5/7; 4. Platz. Ungemein schade! Ungeachtet dessen ist die Entwicklung beachtlich. 🙂
Die Platzierung des vergangenen Jahres hatte Zarko nicht gar so gefallen, weshalb er es dieses Mal einfach nur besser machen wollte. Ein erstaunlich bescheidener Ansatz angesichts dessen, dass er zuvor in den Ligen (U20- und Regionalliga) von Sieg zu Sieg geeilt war.
Er sollte jedoch mit dieser vorsichtigen Einstellung recht behalten, denn nach einem schönen Sieg in der Startrunde folgte das Wunder von Bad Kissingen. In einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern, in dem der Gegner über keine Schwäche verfügte, presste Zarko unter Mithilfe des Gegners Milch aus dem Stein und gewann. Welch ein Siegeswille!
Im Anschluss an sein Remis gegen Uli ließ er einen weiteren derartigen Kraftakt gegen einen Mitkonkurrenten folgen undbelegte von da an die Tabellenspitze, die er nicht mehr abgab. Selbst das Ausbleiben eines Sieges in der Vorschlussrunde, als er ein ungemein tiefes Stellungsverständnis offenbarte, vermochte ihn nicht aus der Bahn zu werfen. Am Ende hatte er 6/7 und den Meistertitel inne. Nochmals meinen Glückwunsch! 🙂
U25 – Definitiv kein Trostturnier:
Auf der Schwäbischen hatte sich unser „Schweiger“, sprich Behzad, in keinster Weise mit Ruhm bekleckert, weshalb er natürlich auch nicht in der U16 an den Start gehen durfte. Weil er aber dennoch Wert auf starke Gegnerschaft legte, nahm er in der U25 teil. Dem Sieger winkt nicht weniger als ein Startplatz auf der Bayerischen der Herren, ein Turnier, das sich wachsender Beliebtheit erfreut.
Wie dem auch sei, Behzad ging an den Start und stellte sich in sieben Kämpfen. Dabei war neben dem Umstand, dass er sich ständig im Bereich der 50%-Marke aufhielt ebenfalls erfreulich, dass eine deutliche Verbesserung seines Spiels auszumachen war. Wenn es in dieser Form weitergehen sollte, dann müsste bei ihm demnächst der Knoten platzen – 3,5/7; 18. Platz. 🙂
U16w – Das einsame Burgfräulein:
Nur allzu gerne hätte sich Katarina für die Meisterschaft bei den Jungs in Bad Kissingen qualifiziert. Dies weniger aus mangelndem Respekt vor der weiblichen Gegnerschaft als vielmehr um mit ihren Freunden und ihren Brüdern an einem Ort zu sein.
Natürlich gedachten wir die Trennung Dank moderner Kommunikationsmittel erträglich zu gestalten, doch gab es anfangs große Schwierigkeiten, sodass sich unsere „Amazone“ verlassen fühlend zu einer zarten Dame wandelte.
Die kleine Seele litt gar so sehr darunter, dass die Konzetration darob auf der Strecke blieb, was sich im Start von 0/3 manifestierte. Doch kaum, dass die technischen Probleme gelöst wurden, da ging es sofort aufwärts. Anfangs zaghaft mit einem Remis, bevor sie sich wieder ihrer Stärken besann und mit drei Siegen das Turnier abschloss – 3,5/7; 10. Platz. Wir werden eine Lösung finden, damit sich so etwas nicht wiederholt! 🙂
Fazit:
Es ist schön zu sehen, dass das regelmäßige Training und ide dazugehörige Förderung immer mehr Früchte trägt, sodass unsere jungen Recken immer öfter Erwähnung finden, wenn es darum geht, eine Qualifikation zur Deutschen zu schaffen. Was jedoch weitaus erfreulicher ist, das ist, dass die Stimmung und der Zusammenhalt in der „Truppe“ so gut ist, dass es auch für den Trainer ein wahrer Genuss ist, mit dieser Jugend zu sein. Herzlichen Dank hierfür an alle! 🙂
Alle Tabellen der Jungs und der Mädchen kann ich nur wärmstens empfehlen, denn all die Informationen, die daraus zu entnehmen sind, vermag in der Fülle kein Bericht zu erfassen. Viel Spaß. 🙂
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