Bayerische U12-Mannschaftsmeisterschaft, 3. Vorrunde

Das Ende der Fahnenstange

 

Wieder ein Samstag und wieder hieß es für unsere U12-er, die Koffer zu packen, sich mit dem Zug auf die Reise zu begeben und Mannschaftskämpfe zu bestreiten. Nein, so trocken und trostlos wie die einleitenden Worte das vermuten lassen, lief es nicht ab. Vielmehr freuten sich Behzad, Jakob, Katarina und Robert unumwunden auf ihre neue Aufgabe, wirkten sogar sehr entspannt, sodass einem die Fahrt in den Münchner Südosten kurzweilig vorkam, woran auch das Umsteigen in die U- bzw. später in die S-Bahn nichts änderte. Eigentlich recht gute Voraussetzungen. Doch letztlich sollte es für die Endrunde nicht reichen und so muss man in der nächsten Spielzeit einen neuen Anlauf unternehmen.

 

7. Runde: SK Freising – Schachfreunde Augsburg 0,5 : 3,5

 

Die erste Runde des Tages begann ziemlich kurios, denn kaum dass die Uhren angedrückt worden waren, da konnte man quasi einem Thematurnier „Französisch“ beiwohnen. Dabei konnte man sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass sowohl mein Freisinger Trainerkollege als auch ich unser Augenmerk zu sehr auf die Möglichkeiten von Schwarz gerichtet hatten, denn alle Weißspieler gerieten früh unter Druck.

 

Doch das hat ja bekanntlich gerade in der U12 normalerweise wenig zu sagen, was sich ganz besonders bei Behzad am 4. Brett bemerkbar machte. Zwar bot er dem Gegner nur wenig Chancen, aber diese hatten es dafür in sich – möglicher Qualitätsverlust und ein Dauerschach. Davon jedoch abgesehen bot er eine insgesamt überzeugende Vorstellung und brachte die Mannschaft in Führung – 1:0.

 

Unmittelbar danach erhöhten Jakob und Katarina  zur 3:0-Führung. Und während Jakob zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran hatte aufkomen lassen, dass er den vollen Punkt einfahren werde, hatte unsere kleine „Schach-Amazone“ bange Augenblicke zu überstehen gehabt, bevor sie Dank eines Turmeinstellers des Gegners auf die Siegerstraße gelangte, die sie auch nicht mehr verließ.

 

Als dann auch noch Robert in einem komplizierten Turmendspiel den Remisweg gefunden hatte, da stand der erste Erfolg des Tages fest, wenngleich er in dieser Höhe deutlich zu hoch ausgefallen war.

 

8. Runde: TV Tegernsee – Schachfreunde Augsburg 3 : 1

 

Da man mit dem starken Tegernsee auf den anderen Sieger der Vormittagsrunde traf, konnte die siegreiche Mannschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit schon für die Endrunde planen.

Doch dessen schienen sich nur die Spieler des TV Tegernsee bewusst zu sein, denn als die Bretter freigegeben wurden, da glaubte ich mich im falschen Film. Alle vier zogen quasi à tempo, obwohl sie im Vorfeld von mir eindringlich gebeten worden waren, die Bedenkzeit zu nutzen, damit sie ihre Qualität abrufen können.

 

Die Folgen waren katastrophal und gipfelten darin, dass Katarina in eine Eröffnungsfalle tappte und so nach nur sieben Zügen Matt gesetzt wurde – 0:1! 🙁

 

Da Jakob alle Mühe hatte, seine Stellung zusammenzuhalten und Behzad und Robert je den Verlust eines Bauern zu kompensieren versuchten, bestand schon sehr früh keinerlei Aussicht, den Kampf noch zu drehen.

 

Entsprechend deutlich kam es zur ersten Niederlage im Wettbewerb, indem Robert seine Partie letztlich chancenlos verlor, während Behzad und Jakob wenigstens noch je ein Remis beizusteuern vermochten.

 

9. Runde: Schachfreunde Augsburg – SK München Südost 0,5 : 3,5

 

Weil die andere Begegnung der 8. Runde überraschenderweise Unentschieden geendet hatte, war einerseits klar, dass der TV Tegernsee die Endrunde vorzeitig erreicht hatte, andererseits war dadurch die Situation dergestalt, dass plötzlich alle noch die Chance aufs Weiterkommen hatten. Doch während die anderen beiden Teams hierfür unbedingt einen Sieg benötigten, reichte unserem Nachwuchs „nur“ ein Remis.

 

Als wenn das nicht schon eine ausreichende Herausforderung an einen Trainer gewesen wäre, musste unser Vierer ausgerechnet in dieser Situation gegen die routinierten und spielstarken Münchner antreten, die so manches zusätzliche Problem darstellten. Für die Lösung aller Schwierigkeiten und das richtige Einstellen blieben mir gerade einmal ca. 20 Minuten zur Verfügung. Und obwohl mir viele Dinge gelangen, so scheiterte ich letztlich doch, weshalb das Halbfinale Endstation für unsere Kinder werden sollte.

 

Am Spitzenbrett traf Robert auf Igal Bergauz, gegen den er bereits zweimal unterlegen war. Entsprechend übersichtlich war sein Selbstvertrauen, wenngleich er auf eine gute Vorbereitung hatte zurückgreifen können. Diese Vorbereitung war es auch, die ihm eine äußerst aussichtsreiche Stellung bescherte, in der er als Schwarzspieler klar den Ton angab. Aber mit der Vorgeschichte und der Tatsache, dass der gewiefte Münchner auch Roberts zweiten Königsangriff abzuwehren wusste, ließen Roberts Moral sinken, er nahm von einem dritten Versuch Abstand und willigte in ein Remis ein – 0,5;0,5.

 

Katarina hatte die kurzzügige Niederlage sichtlich mitgenommen, sodass man gespannt sein durfte, ob die „Therapie“ – langer Spaziergang, entspannte Gespräche  und ein feines Eis – bei ihr so schnell eine Wirkung zeigen würde. Zu meiner Überraschung trat Katarina recht selbstbewusst auf und lediglich anhand ihrer stark defensiv ausgerichteten Spielweise konnte das geübte Auge erkennen, dass der Stachel der letzten Niederlage bei ihr noch sehr tief saß, hätte sie ansonsten, die sich bietenden Möglichkeiten in Vorteil zu kommen, sicher genutzt. So kam es aber, dass sie nach und nach Ungenauigkeiten einbaute, die zunächst zum Bauernverlust und schließlich zur Niederlage führten – 0,5:1,5.

 

Wenigstens bei Behzad musste ich mir keine Sorgen machen, denn der Junge hatte im Vorfeld nicht nur schachlich überzeugt, er schien auch mental sehr stabil zu sein. Das stellte er auch in dieser Partie unter Beweis, indem er sich mit seinem Gegner eine heiße Partie auf gutem taktischen Niveau lieferte. Als der Gegner dann eine Qualität gewann, dies aber mit zwei zusätzlichen Bauern bezahlen musste, da war plötzlich gar ein Sieg drin, mindestens jedoch ein Unentschieden. Aber leider fehlte Behzad da noch die Erfahrung, die zweifelsfrei bald kommen wird, weshalb er am Ende gar mit leeren Händen dastand. Damit stand es 0,5:2,5 für die Gegner und die Niederlage war perfekt.

 

Mein letztes Sorgenkind war Jakob, der es mit Benedikt Huber mit dem amtierenden Bay. U12-Meister zu tun bekam. Denn ungeachtet der zweifelsohne vorhandenen Stärke des Münchners bestand kein Grund, ihn sich als unschlagbar einzureden. Dass die Worte des Trainers in der Pause nicht substanzlos gewesen waren, das merkte auch Jakob bald, denn durch genaues Spiel gab er sich keine Blöße, was den Münchner veranlasste, viel Zeit zu investieren, um evtl. doch noch eine Schwäche bei unserem Jakob auszumachen. Und tatsächlich gelang es ihm, Jakob einen Bauern abzunehmen, was aber angesichts des Umstandes, dass sie in einem Turmendspiel – sechs gegen sieben Bauern – landeten, in dem dem Münchner weniger als zwei Minuten Restbedenkzeit blieben, nicht weiter schlimm war. Als dann jedoch Jakob anfing schnell zu ziehen, um dem Gegner die Möglichkeit des Überlegens zu nehmen, da brach die Stellung schnell zusammen und mit nur noch 17 Sek. auf der Uhr stellte der Münchner mit einem Matt den Endstand her – 0,5:3,5.

 

Den beiden qualifizierten Teams aus Tegernsee und München wünsche ich an dieser Stelle viel Erfolg im Finale und freue mich auf ein Wiedersehen nächstes Jahr. 🙂

 

Fazit:

 

Die Mannschaft hat sich eindrucksvoll geschlagen und wird auch im nächsten Jahr eine gewichtige Rolle in der U12 spielen, auch wenn Robert altersbedingt ausscheidet. Dafür wachsen Behzad und Katarina endlich in diese Altersgruppe hinein und Jakob lernt so schnell, dass er auch die Herausforderung am Spitzenbrett meistern wird. Und was das Nachrücken eines vierten Spielers betrifft, so steht eine ganze Reihe starker Nachwuchsspieler parat, weshalb man sich um unser U12-Team keine Sorgen machen muss.

 

Einzelergebnisse:

 

1. Brett: Robert Vuckovic    4,0/8

2. Brett: Jakob Gubariev     6,0/8

3. Brett: Katarina Vuckovic 4,0/8

4. Brett: Behzad Hamkar     5,0/8

 

Sollte noch jemand Lust haben, den Wettbewerb weiter zu verfolgen oder sich ein wenig mit der Statistik zu beschäftigen, so kann er das hier tun. 🙂


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