Bayerische U14-MM 2015; K.-o.-Runde

Ein heißer Tanz

 

 

Mit der K.-o.-Begegnung hieß es, die letzte Hürde vor der Finalrunde zu nehmen. Also traten Jakob, Mehran, Robert und Zarko den Weg nach Ergolding in Niederbayern an, um sich dieser wichtigen Aufgabe anzunehmen.  Dort angekommen hatten sie weniger mit den an jenem Tag vorherrschenden hohen Temperaturen als vielmehr mit den hervorragend eingestellten Ergoldingern zu kämpfen, die man nach einem spannenden Kampf letztlich verdient mit 3:1 zu bezwingen vermochte. 🙂

 

Allerdings hatte es im Vorfeld überhaupt nicht gut für uns ausgesehen, schien es doch so, also könnten wir keine wirklich konkurrenzfähige Mannschaft stellen. Denn zu diesem Termin, der vorher nicht bekannt gewesen war, hatte Zarko bereits Monate vorher seine Teilnahme am Kadertraining der BSJ verbindlich zugesagt, sodass gedroht hatte, ausgerechnet das Spitzenbrett ersetzen zu müssen.

 

Glücklicherweise beinhaltete gerade diese Terminüberschneidung auf bayerischer Ebene ein Recht auf Verlegung, von dem wir auch Gebrauch machten. Hinzu kam der Umstand, dass dem Ergoldinger Betreuer gleichfalls an einer sportlichen Entscheidung gelegen war, weshalb wir uns auch umgehend auf einen neuen Termin hatten einigen können. Zwar mussten wir dadurch auf unseren bewährten Paul verzichten, der noch im Ausland weilte, aber dafür rückte der äußerst spielfreudige Jakob ins Team, was die Mannschaft nicht wirklich schwächer werden ließ, und wir behielten Zarko.

 

Nach einer äußerst kurzweiligen Zugfahrt, während der die Jungs angenehm entspannt und fröhlich waren, fanden wir problemlos das Spiellokal, das zweifelsohne funktional und trotzdem architektonisch gelungen war, aber an jenem heißen Tag mit der großen Glasfront viel Schweiß befürchten ließ. Eine Befürchtung, die sich trotz größten rührigen Bemühens der Gastgeber bewahrheiten sollte. Aber da mussten an jenem Tage eben alle durch.

 

Doch als dann die Uhren angedrückt wurden, da sollte es nicht lange dauern, bis die äußeren Umstände in den Hintergrund gedrängt wurden und sich die Aufmerksamkeit aller Betreuer und Spieler auf das Geschehen auf den Brettern fokussierte.

 

Gerade einmal fünf Züge lang sollte es dauern, bis sich Zarko mit Weiß, mit einer seltenen Variante im „Franzosen“ konfrontiert, eine längere Auszeit gönnte, um sich eine passende Strategie zu überlegen. Immerhin einen Zug später sah sich unser zweites Weißbrett, der seit Monaten in bestechender Form spielende Mehran, mit einer seltenen Fortsetzung in seinem Gambit konfrontiert, weshalb auch er ins tiefe Grübeln versank. Im Gegensatz dazu spulten die Ergoldinger an ihren Weißbrettern routiniert das Damengambit runter, während Jakob und Robert sich zunächst einmal ruhig aufbauten, solide entwickelten und abwarteten.

 

Diese Routine und die damit manchmal einhergehende Oberflächlichkeit, sollte Jakobs Gegner an diesem Tag zum Verhängnis werden, denn er übersah einen simplen Bauernverlust und landete prompt in einem unangenehmen Doppelturmendspiel. Dieses behandelte Jakob unabhängig seines Alters von erst elf Jahren vorbildlich, sodass es unvermittelt 1:0 für die jungen Schachfreunde stand.

 

Zwischenzeitlich hatten Mehran und Zarko auch wieder einmal gezogen, Zarko sogar mehrmals, wobei von einer Klärung der Situation überhaupt keine Rede sein konnte. Denn während Zarko unter Preisgabe gewisser Zugeständnisse am Damenflügel einen Angriff auf den gegnerischen König langsam anlaufen ließ, stand bei Mehran das Brett in Flammen und jeder Fehlzug konnte die eine oder die andere Seite als Sieger dastehen lassen. Nur bei Robert, der so langsam wieder seine alte Form zu finden scheint, war alles im Gleichgewicht und man schien zielstrebig auf eine Punkteteilung zuzusteuern.

 

Doch ausgerechnet an diesem vermeintlich ruhigen Brett sollte ein kleiner schachlicher Tsunami losbrechen, in dessen Verlauf das Schlachtenglück hin und her wogte. Leider sollte das Pendel des Erfolgs letztlich auf der Seite des jungen Ergoldingers bleiben, womit plötzlich der Ausgleich wiederhergestellt wurde – 1:1.

 

Da Zarko an seinem verletzlichen Damenflügel von der U12-Meisterin Maria Kühne unbehelligt geblieben war, hatte er zwar seinen Druck auf die schwarze Königsstellung weiter erhöhen können, doch bot sich ihm immer noch kein Weg, das Bollwerk zu knacken, auch wenn er offensichtlich fieberhaft danach suchte. Dies wäre keineswegs so wichtig gewesen, wenn sich Mehrans Bedenkzeit nicht bedrohlich dem Ende geneigt hätte, sodass ihm für den Rest der Partie – man spielt nur mit einer Gesamtbedenkzeit von zwei Stunden pro Spieler – nur noch etwas mehr als zwölf Minuten verblieben waren. Die Stellung war für ihn aber so klar, dass er für die präzise Berechnung der Zugfolge in den nächsten sechs Zügen nochmals acht Minuten investierte und dann unter 25 Zügen zur 2:1-Führung vollstreckte.

 

Diese Führung wurde überraschend schnell in einen Sieg ungewandelt, sei es, dass die starke Ergoldingerin vor dem Ausblick kurz resignierte, aus dieser gedrückten Stellung heraus gegen Zarko gewinnen zu müssen, oder aber Zarko befreiter aufspielte und er dadurch den entsprechenden Plan erspähte, sodass unsere U14-Mannschaft dieses Jahr nach 2013 erneut die Chance bekommen wird, sich für die Deutsche zu qualifizieren. Vielleicht klappt es ja dieses Mal.

 

Mein Dank gilt den Ergoldinger Betreuern, die sich nicht nur durch ein lösungsorientiertes und sportliches Verhalten ausgezeichnet haben, sondern auch wirklich alles getan haben, um den Kindern ein möglichst angenehmes Umfeld zu schaffen. Ich bin überzeugt davon, dass diese junge Mannschaft – es traten drei U12-Spieler an (!!!) – in der U12-MM eine gewichtige Rolle spielen wird.

 

Hier gibt es alle Einzelergebnisse, auch der anderen Begegnungen. Viel Spaß beim Schmökern.

 

 

 

 

 


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