Deutsche Schulschachmeisterschaft 2017 (WK II)

Eine harte Landung

 

 

So manch einer hätte es sich sorgsamst überlegt, ob er denn etliche Stunden mit dem Zug von Augsburg nach Grömitz (Schleswig-Holstein) unterwegs sein wolle, um an nur einem Wochenende ein siebenründiges Turnier mit einer Stunde Bedenkzeit pro Spieler und Partie zu spielen. Nicht so Erik, Mehran, Paul und Zarko, die von Beginn der Qualifikationsturniere an genau darauf hingearbeitet hatten und daher nur allzu gerne die Strapazen auf sich nahmen, wollten sie doch den Titel des Deutschen Meisters in unsere Fuggerstadt holen.

 

Die Aussichten für dieses hehre Vorhaben waren auch keineswegs schlecht, denn unser Vierer gehörte definitiv zu den Topteams. Doch leider sollte der Traum – vorerst? – unerfüllt bleiben, musste man sich am Ende mit dem ziemlich enttäuschenden achten Platz zufriedengeben und damit die Heimreise mit leeren Händen antreten. Sehr schade, aber es bleibt der schwache Trost, dass man im nächsten Jahr einen erneuten Anlauf wird machen können, bleibt doch die Mannschaft nahezu unverändert.

 

Mit den überragenden Siegen auf Bezirks- und Landesebene im Rücken fuhren unsere Stephaner selbstbewusst an die Ostsee, wobei schon die Hinfahrt erahnen ließ, dass wohl nichts planmäßig verlaufen wird, verlängerte sich doch die ohnehin schon lange Reisezeit durch Verspätungen der Bahn erheblich. Völlig erschöpft kam man im Jugendcamp an, aß zu Abend und begab sich relativ früh zu Bett.

 

Am nächsten Tag ging es dann endlich los, wobei ihnen das Los den Vertreter Mecklenburg-Vorpommerns bescherte. Die Gegner mühten sich zwar redlich, vermochten aber unsere Jungs zu keinem Zeitpunkt zu gefährden und unterlagen letztlich mit 0:4. Der Auftakt war geglückt! 🙂

 

Die zweite Runde versprach, äußerst interessant zu werden, denn mit der Oberschule zum Dom (Lübeck) traf unser Vierer auf eine ungewöhnliche Mannschaft. Diese konnte an den ersten beiden Brettern das talentierte und spielstarke Zwillingspärchen Kololli aufbieten, musste dafür hinten mit ausgesprochen unerfahrenen Spielern auskommen. Die Marschrichtung war klar.

 

Und tatsächlich, in jeweils nicht einmal zwanzig Zügen vermochten Mehran und Paul zu gewinnen und das Team in Front zu bringen, womit nun alles davon abhing, ob Erik oder Zarko mindestens ein Remis gelingen sollte. Während sich Eriks Stellung zusehends verschlechterte, gelang es Zarko in der ihm eigenen Zähigkeit der ersten Angriffswelle des Gegners standzuhalten, in einem Gegenstoß Vorteil zu erlangen und dem Gewinn eines wichtigen Bauern entgegenzusehen. Allerdings geschah dann etwas Überraschendes, denn obwohl der Gegner zur Tatenlosigkeit verdammt war, holte sich Zarko überhastet das vermeintlich umsonst darliegende Material, erhielt dadurch nichts und musste stattdessen sogar das Eindringen auf die Fressreihe hinnehmen, was seine Stellung nicht mehr verkraftete und er, wie Erik kurz davor, die Waffen streckte. Ein unnötiger Punktverlust!

 

Den letzten Kampf des Tages galt es gegen den nominellen Favoriten aus Sachsen zu bestreiten, das Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium aus Dresden. Es war klar, dass eine Niederlage das Verabschieden aus dem Titelrennen bedeutete, weshalb man den vorherigen Ausrutscher schnell zu vergessen suchte und sich nur auf die Begegnung konzentrierte.

 

Hier lief zunächst alles nach Plan, denn Erik vermochte seine Mannschaft schnell und sehenswert in Führung zu bringen, während die anderen drei keineswegs schlechter standen. In Gegenteil, bei Mehran zeichnete sich bereits der nächste Punkt ab, hatte er doch seinen Gegner in der Eröffnung dermaßen vorgeführt, dass er zur Belohnung für den Turmgewinn noch einen starken Königsangriff führen durfte. Sich wohl zu sicher fühlend, verzichtete er auf etwaige Sicherungszüge und rannte unvermittelt in ein Dauerschach. Nahezu zeitgleich war Pauls Stellung dermaßen verflacht, dass der Friedensschluss unvermeidlich war – 2:1.

 

Wieder hing alles von Zarko ab, der sich gegen des Gegners Gambit bestens zu verteidigen gewusst hatte und sich nun in einer ausgeglichenen Stellung befand. Doch entgegen seiner sonstigen Sicherheit, unterlief ihm ein schlimmer Rechenfehler, der ihn den Punkt kostete, womit auch das Team einen weiteren Zähler einbüßte. So etwas geht selten gut!

 

Um den Kopf freizubekommen, verbrachte man den Abend mit Tischtennis und Fußball, was auch tatsächlich den gewünschten Erfolg brachte. Hätte man anschließend auch noch den Rat befolgt, nach dem Duschen früh zu Bett zu gehen, dieser Bericht wäre fortan anders geschrieben worden. Doch mit dem Antreten zum Frühstück wurde klar, dass wohl nur alte Trainer den Wert der Erholung schätzen – leider.

 

Was sich früh am Tag angedeutet hatte, sollte im Laufe des zweiten Tages traurige Realität werden! So konnten unsere Jungs zwar gegen überforderte Hamburger noch einen 3:1-Sieg einfahren und damit bis auf einen Punkt an die Tabellenspitze heranrücken, aber was danach geboten wurde, das spottete jeder Beschreibung.

 

Gegen Berlin setzte es eine verheerende 0,5:3,5-Klatsche, die die Mannschaft nach 43 (!!!) Kämpfen ohne Verlust vollkommen aus der Bahn warf. Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass es gleich im Anschluss eine weitere Niederlage setzte – ein Bremer Gymnasium profitierte vom Schock unserer Stephaner -, womit man sich vorübergehend mit dem 9. Tabellenplatz abfinden musste.

 

Die letzte Runde hatte nur noch einen Wert für die Statistik, weshalb man es den Jungs durchaus anrechnen muss, dass sie sich dennoch zusammenrauften. Da sie mit den meisten führenden Teams bereits die Klingen gekreuzt hatten, wurden sie gegen das Louise-Henriette-Gymnasium (Oranienburg) gelost, deren Schüler sich zwar redlich mühten, letztlich aber einen 4:0-Erfolg unserer Stephaner nicht zu verhindern vermochten.

 

Fazit:

 

In der Endabrechnung bedeutete das den 8. Platz und damit die schlechteste Platzierung, die die Jungs je auf einer Deutschen je erspielt haben. Das ist zwar äußerst bedauerlich, zumal man in diesem Jahr wirklich gute Chancen auf die Meisterschaft gehabt hatte, aber in erster Linie selbstverschuldet. Sollte man aus dieser Meisterschaft die entsprechenden Lehren ziehen, dann werden sich alsbald wieder Erfolge einstellen, anderenfalls wird man wohl eine längere Durststrecke zu bewältigen haben, was ich keinem der Jungs wünsche.

 

Einzelergebnisse:

 

1. Brett: Zarko Vuckovic   3,0/7

2. Brett: Erik Weisheit      3,5/7

3. Brett: Mehran Hamkar  5,0/7

4. Brett: Paul Thorwarth  5,5/7

 

Die Tabelle und alle anderen Information gibt es hier zu sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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