Deutsche Jugendmeisterschaft 2017 (U18)

Eine echte Achterbahnfahrt

 

 

Letztes Jahr noch hatte die Deutsche ohne unseren Zarko stattfinden müssen, doch nun meldete er sich auf Bundesebene wieder zurück. Und obwohl er eigentlich „nur“ ein U16-Spieler war, wollte er nicht nur sehen, wie stark die Konkurrenz in der U18 ist, vielmehr wollte er munter mitmischen, zumal man sich verständlicherweise  nicht auf den weiten Weg nach Willingen im Sauerland aufmacht, nur um als Prügelknabe zu fungieren.

 

An dieser vorbildlichen Einstellung hielt er ehern fest, wenngleich sein Startranglistenplatz und vor allem seine anhaltende Formkrise etwas anderes hatten erwarten lassen. Als wenn diese Voraussetzungen nicht schon ungünstig genug gewesen wären, kam noch erschwerend hinzu, dass er erstmals ohne seinen Trainer vor Ort auskommen musste, was den Wert der Vorbereitung merklich verringerte.

 

Tatsächlich erwischte er einen denkbar schlechten Start und drohte zwischenzeitlich komplett unterzugehen, bevor er das auspackte, was ihn in unnachahmlicher Form auszeichnet, nämlich seinen großartigen Kampfgeist, und dadurch die Meisterschaft mit einem guten Mittelplatz beendete. Angesichts des Verlaufs kann man mit Fug und Recht sagen: Zarko ist wieder da! 🙂

 

 

Die erste Runde bescherte Zarko gleich einen starken Gegner, der aufgrund seines augenscheinlichen Fleißes förmlich dazu einlud, Zarkos neuen Sizilianer zu testen, konnte man so doch nicht nur die Vorbereitung des Gegners umgehen, sondern zugleich Zarkos Sattelfestigkeit in dieser Variante testen.

 

Eigentlich war das ein guter Plan, der anfangs auch sehr erfolgversprechend wirkte, dann jedoch vergaß unser Großer die Kontrolle über e5 zu behalten bzw. später auf e5 zu tauschen und ging in einem sehenswert vorgetragenen Angriff furchtbar baden – 0/1.

 

Davon erholte sich Zarko umgehend, wobei ihn sein Gegner der zweiten Runde tatkräftig dabei unterstützte, setzte seinen „Aufschlag“ durch, wobei er so langsam ins Turnier zu finden schien 1/2.

 

In dieser Phase traf es sich sehr gut, dass es nun gegen Kevin Schröder ging, der als einer der Topfavoriten einen eher suboptimalen Start erwischt hatte und daher unter Druck stand. Es kam dann auch wie erwartet, denn der Favorit holte mit Weiß bestenfalls minimalen Vorteil heraus, und mit jedem Tausch rückte das Remis immer näher. Kurz bevor es soweit gewesen wäre, tauschte Zarko unter Abgabe seiner Lebensversicherung noch etwas ab, ließ dadurch den Gegner mit beiden Türmen auf die „Fressreihe“ und verlor das Doppelturmendspiel letztlich deutlich. Einfach nur unnötig – 1/3!

 

Glücklicherweise blieb unserem Team ein kompletter Nachmittag und eine lange Nacht zur Verfügung, um die notwendigen Aufräumarbeiten zu leisten, die nahtlos in einem schachlichen Einschießen auf den nächsten Gegner übergingen. Das war auch gut so, denn der Württemberger schien genau zu wissen, was auf ihn zukommen würde. Trotzdem vertraute er auf eine halbseidene Fortsetzung, geriet unter Druck und durfte mit ansehen, wie Zarko zum finalen Angriff ansetzte. Doch anstatt in aller Ruhe den Mattangriff fortzuführen, sah sich Zarko veranlasst, einen Turm zu opfern – Spielen für die Galerie? -, was sich als grober Einsteller herausstellte, sodass er die Partie umgehend verlor – 1/4.

 

Sich nach fünf Runden am letzten Brett wiederzufinden, das ist meist schwer zu verkraften, vor allem, wenn man aus den zwei Runden zuvor statt eineinhalb satte null Punkte geholt hat. Daher ging die Order aus, sich zunächst zu fangen und mittels einer kontrollierten Offensive zu schauen, was möglich ist.

 

Allerdings schien die Verbindung äußerst schlecht gewesen zu sein, denn irgendwie kam das Wort „kontrolliert“ nicht bei Zarko an, sodass er seinen Gegner frontal angriff. Damit nicht genug, er fand zwar die richtige Fortsetzung, um des Gegners Königsstellung im Sturm zu nehmen, zögerte aber die Attacke etwas heraus und stand dadurch auf Bruch, was weder er noch sein Gegner wahrgenommen hatten, weshalb sie sich auf ein scheinbar erzwungenes Dauerschach einigten und den Punkt teilten – 1,5/5.

 

Spätestens jetzt wären die meisten Spieler eingeknickt, hätten sich in ihr Schicksal ergeben und das Turnier mit möglichst viel Anstand ausklingen lassen. Nicht so unser Zarko, der stattdessen in der Folge die Ellenbogen in den Tisch rammte und im Anschluss starke 3,5/4 holte, womit er die Meisterschaft mit 5/9 und einem 12. Platz beendete. Wäre das Turnier noch fünf bis sieben Runden weitergegangen, wer weiß, wen er noch zur Verzweiflung getrieben hätte. 😉

 

Unabhängig vom kraftzehrenden Verlauf der Meisterschaft war es wieder eine sehr schöne Deutsche, denn neben der starken Gegnerschaft, auf die man dort regelmäßig trifft, waren das Rahmenprogramm, die Unterkunft und die Verpflegung wieder einmal hervorragend, sodass eine erneute Teilnahme angestrebt wird. Dann aber hoffentlich mit so manchem jungen Schachfreund mehr am Start. 🙂

 

Alle Ergebnisse, Tabellen und Partien gibt es hier und ich kann nur empfehlen möglichst viele davon nachzuspielen. ist es doch immer wieder schön zu sehen, wie gut die Kinder und Jugendlichen bereits spielen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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