Wider den drohenden Dammbruch
Angesichts des bisherigen Verlaufs, insbesondere in Hinblick auf die vielen verschenkten Punkte, gewann die vierte Runde wesentlich an Bedeutung, drohte doch bei einer Niederlage das Turnier zum Desaster zu werden.
Aus diesem Grund waren ein entspannter Spaziergang mit vielen aufbauenden Einzelgesprächen angesagt, um einfach Kraft und Selbstvertrauen für den bevorstehenden Wettkampf am Nachmittag zu tanken. Dieses Vorgehen sollte sich bezahlt machen, denn am Ende eines spannenden Kampfes konnten wir zwei weitere Punkte unserem Habenkonto hinzufügen. 🙂
Ausgeruht und mit halbwegs wiederhergestellter Moral gingen unsere vier Recken an die Bretter, wobei sie überwiegend von Anfang an zu gefallen wussten. Denn Alexander behandelte des Gegners seltene Fortsetzung mit viel Umsicht, Jakob profitierte davon, dass wir, quasi als Abfallprodukt einer älteren Vorbereitung, uns das „Morra Gambit“ nochmals vergegenwärtigt hatten, und Behzad hatte über unglaublich anmutende Umwege unvermittelt einen „Abtausch-Franzosen“ auf dem Brett, in dem er sich anschickte, Stahlbeton anzurühren. Lediglich Katarina hatte früh daneben gegriffen, einen Bauern eingebüßt und stand mit dem Rücken zur Wand.
Mit diesen Eindrücken versehen unternahm ich einen ausgedehnten Spaziergang und war angenehm überrascht, als bei meiner Rückkehr noch kein einziges Ergebnis vorlag. Ich begab mich ans Schreiben des Berichts der dritten Runde, musste aber kurz vor dessen Vollendung meiner Neugier nachgeben, denn es hatte sich zwischenzeitlich immer noch keiner meiner Schützlinge eingefunden, um etwas zu melden.
Der Anblick, der sich mir bei Betreten des Turniersaals rein optisch bot, war höchst erfreulich, denn just in jenem Moment war unser kompletter Vierer am Zug, wobei alle eine kämpferische Haltung angenommen hatten.
Irgendwie auch verständlich, war doch Alexander gerade dabei, der Stellung des Gegners einen weiteren, vielleicht sogar entscheidenden Nadelstich zuzuführen. Jakob schien am Austreter zu überlegen, Behzad suchte nach einer etwaigen Lücke in seinem Bollwerk, welche schlicht nicht vorhanden war, und selbst Katarina hatte sich sich unter Qualitätsopfer für zwei Bauern eine solide Position erkämpft.
Danach sollte es tatsächlich nicht mehr lange dauern und der Kampf sollte entschieden werden. Den Auftakt machte Jakob, dem es in besagter Stellung gelungen war, den sofortigen Gewinnweg zu finden. Dem ließ Behzad ein Remis folgen, bevor Alexander, den Plumps des vom Herzen fallenden Steins in Anbetracht des ersten vollen Zählers konnte man förmlich hören, gleichfalls einen Punkt beisteuerte und damit den Sieg in trockene Tücher brachte – 0,5:2,5 aus Sicht der Dortmunder.
Der Mannschaftserfolg war es dann auch, der Katarina später Trost spenden sollte, denn in einer nunmehr stark nach Remis aussehenden Stellung hatte sie sich in Zeitnot für keinen beliebigen Königszug entscheiden können und hatte deswegen erstmals in ihrem jungen Leben einen Zug vor Erreichen der Zeitkontrolle die Bedenkzeit überschritten. Wirklich bitter nach der dargebotenen kämpferischen Leistung – 1,5:2,5 aus der Sicht der Dortmunder.
Zwischenfazit:
Ungeachtet des Ergebnisses eine beeindruckende Vorstellung, die zeigt, dass die Mannschaft endlich im Turnier angekommen ist. Sollten die nächsten Runden in dieser Verfassung bestritten werden, dann könnte die Meisterschaft nicht nur äußerst erfolgreich verlaufen, sie würde zudem bei den Kindern auf lange Sicht jene Kräfte freisetzen, um sich mit noch größerer Begeisterung mit dem Spiel auseinanderzusetzen.
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