Deutsche U16-MM (DVM) 2019

Die Leiden des alten Trainers

 

 

Groß waren die Spuren, die unsere ehemaligen U16-er ihren Nachfolgern auf den Deutschen hinterlassen hatten, denn nicht weniger als den siebten Platz galt es zu verteidigen. Eine hohe Hürde, die Alexander, Behzad, Jakob und Katarina nur allzu gerne in Magdeburg genommen hätten, wenn da das ein oder andere Problem nicht gewesen wäre. Und dabei ist damit noch nicht einmal die teils starke Gegnerschaft gemeint.

 

Nach vier Tagen und insgesamt sieben Runden beendete unser Vierer die Meisterschaft mit 6:8 Punkten zwar nicht auf dem von den Spielern ersehnten Platz, holte sich aber gleichfalls die Zahl 7, indem er in der Endabrechnung den 17. Platz bei zwanzig teilnehmenden Teams einnahm. Zweifelsohne kein Ruhmesblatt, aber auch keineswegs so schlecht, wenn man die Leistungsdichte der Mannschaften und vor allem unsere ausgelassenen Chancen bedenkt.

 

 

Unsere Personalnot in dieser Spielzeit hatte zur Folge gehabt, dass die Anzahl der Pflichttermine für die meisten Spieler deutlich angewachsen war, weshalb es dieses Mal auch für keine richtige Vorbereitung, sondern nur für einen „Systemcheck“ gereicht hatte.

 

Ungeachtet dessen machten wir uns frohgemut ins ferne Sachsen-Anhalt auf, um dort für Furore zu sorgen. Dass unsere Recken dafür nach DWZ nicht prädestiniert waren, das störte hier wahrlich niemanden, denn zum einen sind die meisten von uns Schachfreunden aufgrund der Zurückhaltung bei Turnierteilnahmen eher unterbewertet und zum anderen erzielen Zahlen bekanntlich keine Siege.

 

In Magdeburg angekommen, bezogen wir unsere Zimmer, die Bezeichnung Gemächer wäre angesichts der Ausstattung der Jugendherberge reichlich vermessen gewesen, und Alexander, Behzad, Jakob und Katarina erhielten für den Rest des Abends die Anweisung, sich von der Reise auszuruhen bzw. Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln, standen doch gleich zwei Runden an.

 

Mit dem Anbrechen des neuen Tages war es dann endlich soweit. Einer kurzen Vorbereitung folgte ein reichhaltiges Frühstück, wonach es gegen unsere Namensvettern aus dem hessischen Neuberg ging.

 

Hier sah anfangs alles sehr vielversprechend aus, denn Jakob entkorkte eine lange Variante im „Franzosen“, während Alexander einen aktuell angesagten Aufbau gegen den „Russen“ aufs Brett brachte, Katarina auf ihren „Sizilianer“ setzte und Behzad im „Schottischen Gambit“ keinerlei Zweifel aufkommen ließ, wer der Herr im Ring war.

 

Entsprechend war ihm vorbehalten, die Mannschaft in Führung zu bringen, wonach er bangen Blickes die Entwicklung auf den verbliebenen drei Brettern verfolgte. Denn Jakob hatte sich hinsichtlich der Pläne bzw. taktischen Motive als nicht sattelfest erwiesen und einen Bauern eingebüßt und Katarina schien vor dem zur Schau gestellten Selbstvertrauen förmlich erstarrt zu sein. Selbst bei Alexander, der mittlerweile einen Läufer für drei Bauern hatte, war von klarem Vorteil keine Spur.

 

Letztlich sollte es tatsächlich zu keinem Mannschaftssieg reichen, denn Alexanders Erfolg standen Jakobs und Katarinas Niederlagen entgegen, sodass es nur zu einem Punkt reichte. In Anbetracht des Verlaufs ein gerechtes Ergebnis.

 

Obwohl noch nicht ganz im Turnier angekommen, musste unser Vierer gleich in der zweiten Runde das Derby gegen die Jungs vom SK München Südost bestreiten. Wenngleich keine Zeit zum Vorbereiten verblieben war, störte uns das nicht, ahnten wir doch, was auf uns zukommen sollte.

 

Und tatsächlich enttäuschten uns die Münchner nicht, weshalb es nach der Eröffnungsphase durchaus anmutete, als würde man sich für die knapp verpasste Meisterschaft revanchieren können. Sowohl Jakob als Alexander hatten zwei Leichtfiguren für einen Turm und Katarina stand nach ca. 15 Zügen im höheren Sinne auf Gewinn. Lediglich Behzad wurde Opfer eines kurzfristigen Umschwenkens in der Wahl der Eröffnung, weshalb er ziemlich planlos gegen „Altmeister Maroczy“ vorging und entsprechend stand.

 

Dann schlug die Stunde der Münchner. Um genau zu sein, war es nur eine halbe, doch sollte diese vollkommen ausreichen, den Kampf komplett auf den Kopf zu stellen.

 

Innerhalb dieser dreißig Minuten gelang es unseren Recken, dass an jedem Brett eine Figur eingebüßt wurde und damit der gewonnen geglaubte Wettkampf in einer Katastrophe endete. Eine 0:4-Klatsche empfand selbst ich als ungerecht.

 

Der Schock darüber saß tief, so tief sogar, dass ein Wiederaufbauen über Nacht nicht möglich war, was mit Hinblick auf das weitere Turnier bei mir zu Unbehagen führte. Ein Gefühl, das leider bis zum Ende der Meisterschaft mein ständiger Begleiter sein sollte.

 

Daher überraschte es mich auch nicht weiter, als es am nächsten Tag gleich eine weitere Niederlage setzte – Dieses Mal war es die Jugend der SF Kornwestheim der Nutznießer – und hoffte, dass sich das Team fangen würde.

 

Danach sah es in der vierten keineswegs aus, wirkten die Schützlinge doch arg verunsichert. Insbesondere Jakob und Katarina strotzten mit ihren 0/3 nicht gerade vor Selbstvertrauen. Als dann auch noch aufgrund eines Missverständnisses der gesamten Mannschaft vor dem ersten Zug eine halbe Stunde Bedenkzeit abgezogen wurde, da tauchten bereits die schlimmsten Befürchtungen am Horizont auf.

 

Tapfer quälten sich unsere jungen Schachfreunde, kämpften, rackerten und taten, wofür sie am Ende mit einem auf dem Papier deutlichen 3,5:0,5-Erfolg belohnt wurden.

 

Angesichts des Zustandekommens des ersten Mannschaftssieges stieg das Selbstvertauen nur bedingt, wovon vor allem Katarina betroffen war. Sie war nach wie vor komplett verunsichert, übertrieben nervös und brachte das Team gegen den ESV Gera in Rekordzeit in Rückstand. Wenigstens die Spitzenbretter ließen sich davon nicht aus dem Konzept bringen, siegten beide und sicherten damit einen weiteren Punkt, hatte doch Behzad davor verloren.

 

Als wenn die Begegnung gegen die Thüringer zuviel Kraft gekostet hätte, gönnte man sich gegen die Jugend des Delmenhorster SK eine chancenlose Niederlage und durfte dafür in der Schlussrunde am letzten Tisch Platz nehmen.

 

Die Gegner waren niemand Geringeres als die traditionsreichen Stuttgarter Schachfreunde, gegen die es unbedingt zu gewinnen galt, um ein weiteres Abrutschen in der Tabelle zu verhindern.

 

Dieses Mal jedoch konnte man den Vierer nicht wiedererkennen, denn an allen Bretter stürmte man los, als ginge es gerade darum, die Deutsche Meisterschaft nach Augsburg zu holen.  Sie taten dies sogar derart gut, dass den verwunderten Schwaben nichts anderes übrigblieb, als nach und nach die Waffen zu strecken und damit wenigstens für einen schönen Abschluss zu sorgen.

 

 

Fazit:

 

Die Truppe schlug sich definitiv weit unter Wert, was nur zum Teil an der Gegnerschaft lag. Ausschlaggebend für den misslungenen Auftritt dürfte gewesen sein, dass gerade dieser Vierer – Alexander sei es als Schweinfurter verziehen. – in der Vergangenheit regelmäßig im Training durch Abwesenheit geglänzt hatte und es mit der Praxis auch nicht gerade üppig bestellt war.

 

Alles äußerst betrüblich, doch keineswegs hoffnungslos, denn die Einsicht stellte sich nach der Rückkehr umgehend ein und die fachlichen Fragen wollen scheinbar kein Ende nehmen. Das lässt einen doch zuversichtlich nach vorne blicken, obwohl ein weiterer Generationenwechsel ansteht. 🙂

 

Alle teilnehmenden Teams, Ergebnisseund selbstredend Partien gibt es hier. Viel Spaß.

 

 

 


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