Knapp vorbei ist auch daneben
Die diesjährige Schulschach-Meisterschaft fand im schönen Regensburg statt und wurde vom dortigen Goethe-Gymnasium hervorragend organisiert. Das fing mit dem Spiellokal an -tolle Klassenzimmer! -, ging über den äußerst angenehmen lichtdurchfluteten Aufenhaltsraum für Kinder, Eltern und Betreuer und wurde durch die äußerst schmackhafte Verpflegung abgerundet – lediglich am Kaffee muss noch gearbeitet werden. Alles in allem eine absolut gelungene Veranstaltung! Und obwohl der sportliche Teil für uns nicht sehr gut verlaufen ist, werden wir diese Meisterschaft in guter Erinnerung behalten.
Nachdem sich die Grundschüler der Drei-Auen-Schule als quasi Abonnement-Sieger, sie errangen bekanntlich das vierte Mal in Folge den Titel des Bezirkmeisters, für die Landesmeisterschaft qualifiziert hatten, durften auch die Schüler des Gymnasiums bei St. Stephan nach langer Abstinenz wieder um den Titel des Landesmeisters kämpfen. Doch während die Kleinen einen weiteren Generationswechsel zu verkraften hatten und deswegen nicht unbedingt zum Kreis der Favoriten zählten, durften die Gymnasiasten mit genau jener Mannschaft auflaufen, die im vergangenen Jahr nur denkbar knapp an der Qualifikation zur Bayerischen gescheitert war. Somit also beste Voraussetzungen, um ein ernsthaftes Wörtchen um die Meisterschaft mitzureden. Als das Turnier pünktlich um 10.30 Uhr gestartet wurde – dies verdient in Anbetracht der großen Anzahl an Schülern eine besondere Anerkennung -, da waren doch alle sehr gespannt, wie man sich denn letztlich hier verkaufen würde und alle gingen sehr konzentriert ans Werk.
Drei-Auen-Schule:
Gleich in der 1. Runde bekamen es unsere Grundschüler mit einem der Favoriten zu tun, nämlich der GS Metten. Und während Robert und Katarina ihre Nervosität sofort haben ablegen und ihre Partien haben gewinnen können, kamen für Sergej und Maxim diese starken Gegner etwas zu früh, weshalb beide in aussichtsreicher Stellung ob des unerwartet starken Widerstandes ihre Partien letztlich noch aufgeben mussten. Doch ungeachtet des ausgebliebenen möglichen Sieges war dies noch kein Beinbruch, vielmehr für mich als Betreuer eine interessante Standortbestimung.
So müssen es auch die Kinder gesehen haben, denn in der 2. Runde wurde die Mannschaft der GS Penzing mit 4:0 überrannt und man blickte der Begegnung gegen einen weiteren Favoriten hoffnugsvoll entgegen. Dieser Favorit, nämlich die GS Lichtenfels, entpuppte sich allerdings als zu stark, übrigens für alle anderen Mannschaften auch, weshalb die Oberfranken auch souverän Meister wurden, und nur Katarina vermochte mit einem überzeugend herausgespielten Sieg den Ehrenpunkt für die „Auenländer“ zu erspielen.
Nun hieß es, nicht den Anschluss zu verlieren, wofür dringend Siege her mussten. Diese Vorgabe setzten die tapferen kleinen Oberhauser sehr gut um, indem sie in den Runden vier und fünf je einen 3:1 bzw. 4:0-Sieg (GS Breitenberg und GS Fürth) folgen ließen und sich dadurch wieder auf Tuchfühlung zum 2. Tabellenplatz befanden.
Doch eben dieser Platz auf dem Treppchen wurde auch von den Schülern der GS Tegernheim begehrt, sodass das direkte Aufeinandertreffen der beiden Teams von großer Brisanz war. Hier zeigten alle Schüler, dass sie trotz ihres zarten Alters durchaus alte Wettkampfhasen waren und am Brett ging man sofort aufeinander los. Zunächst sah es so aus, als wenn wir Augsburger die Oberhand behalten sollten, wurde doch die 1:0-Führung durch Katarina früh erzielt, während wir zeitgleich an den anderen Brettern durchweg vorteilhafte Stellungen vorweisen konnten. Eine dieser Stellungen konnte Robert kurz danach zum Sieg verwerten, womit schon eine 2:0-Führung zu Buche stand. Aber leider blieb es auch dabei, denn sowohl Sergej als auch Maxim, der einen wahrhaft rabenschwarzen Tag erwischt hatte, vermochten keinen weiteren halben Zähler beizusteuern, weshalb die Entscheidung um Platz 3 vertagt werden musste.
In dieser Situation des Fernkampfes gegen die GS Tegernheim platzte die GS Pflaumheim, die sich bis dato im Windschatten der führenden Mannschaften befunden hatte. Die letzte Chance ergreifend, selber noch eine gute Platzierung zu erreichen, gingen sie in die 7. Runde gegen unsere „Auenländer“. Letztere, die bisher eine wahrhaft gute Vorstellung geboten hatten, wurden irgendwie auf dem falschen Fuß erwischt, sodass nur Robert ein glückliches Remis gelang, alle anderen, auch die bis dahin wie entfesselt spielende Katarina mit ihren 6/6, jedoch aufgeben mussten.
Von ihrer ersten Niederlage offensichtlich aus der Bahn geworfen, verlor Katarina in der 8. Runde als erste und leitete damit die Niederlage gegen die GS Königswiesen ein. Auch wenn Robert zwischenzeitlich ausgleichen konnte, so ging der Kampf letzten Endes mit 1:3 verloren. Damit gehörten ein Platz auf dem Treppchen und die Mitnahme eines der schönen Pokale endgültig der Vergangenheit an – gerade letzteres haben sich die Kinder doch sehr gewünscht – und so ging es ganz entspannt in die Abschlussrunde gegen die GS Plaukestr. aus München. Hier sorgte ein klarer und überzeugend herausgespielter 3,5:0,5-Sieg für einen versöhnlichen Abschluss, der mitunter dafür sorgte, dass sich die Laune nach den zwei vorangegangen Niederlagen schnell wieder erhellte.
Damit belegte die Drei-Auen-Schule in der Endtabelle mit 10:8 MP und 20 BP den 5. Platz, der aufgrund des Herauswachsens eines Leistungsträgers durchaus als Erfolg verbucht werden kann. Denn zum einen konnte die Lücke durch Katarina geschlossen werden und auch die anderen haben sich derart verbessert, dass eine bessere Platzierung, mit Möglichkeit zu mehr, als im vergangenen Jahr erreicht wurde. Sollte eine weitere Qualifikation gelingen, dann darf man gespannt sein, wie die Mannschaft das Herauswachsen des Spitzenbrettes verkraften wird. Doch bis dahin haben ja glücklicher weise noch alle genug Zeit, sich noch weiter zu verbessern.
Einzelergebnisse:
1. Brett: Vuckovic Robert 7,5/9
2. Brett: Vuckovic Katarina 7,0/9
3. Brett: Dering Sergej 4,0/9
4. Brett: Kornjuschin Maxim 2,5/9
Gymnasium bei St. Stephan:
Die Gymnasiasten, vielleicht weil an der Schwelle zur Pubertät stehend, schenkten meinen mahnenden Worte nur wenig Beachtung und beschlossen direkt zur Meisterschaft zu stürmen. Nicht, dass sie nicht das Zeug dazu gehabt hätten, aber da waren ja schließlich noch die Gegner und, wie sich am Ende des Turniers herausstellte, auch das Gesetz der Serie!
Gleich in der 1. Runde mussten die Stephaner gegen die Gastgeber des Goethe-Gymnasiums antreten, dessen Schüler bereits nach wenigen Zügen den Eindruck erweckten, dass sie nicht nur wussten, was sie da taten, sie stellten auch klar, dass sie sich als Ausrichter auch nicht einfach verprügeln ließen. So entbrannte ein heftiger Kampf, der eindeutig zu Gunsten unserer Jungs verlief, konnten doch Zarko und Johannes – hier konnte er sich noch für keine Serie entscheiden! – jeweils gewinnen und damit Konstantins Niederlage mehr als wettmachen. nun hing alles davon ab, ob Erik in der Zeitnotschlacht die Nerven behalten und wenigstens ein Remis erreichen würde. bei hängenden Blättchen flogen die Figuren nur so über das Brett und beide Spieler starrten wie gebannt auf die sich ständig verändernde Stellung, als plötzlich ein Zuschauer laut rief, dass Eriks Zeit abgelaufen sei! Dies zum Anlass nehmend, reklamierte Eriks Gegner sofort einen Sieg durch Zeitüberschreitung und bekam recht, was das Gesamtremis sicherstellte. Was davon zu halten, dass Kinder auf Meisterschaften geschickt werden, ohne die grundlegendsten Regeln richtig zu kennen, das bedarf keines Kommentars.
So ähnlich sah es auch der anwesende Schiedsrichter, der zur 2. Runde alle Zuschauer des Saales verwies, was auch bedeutete, dass jeder Spieler, der seine Partie beendet hatte, den Turnierraum verlassen musste. Und so kam es, ich hatte mir gerade einen „Kaffee“ geholt, dass die Jungs nacheinander freudestrahlend herauskamen und jeweils einen Sieg vermeldeten. Besonders zufrieden zeigte sich Zarko, der ausgerechnet den „Einschreier“ vorgesetzt bekam, den er nach eigener Aussage nach allen Regeln der Kunst auseinander genommen hatte. Gymnasium Simbach – Gym. bei St. Stephan 0:4!
In der 3. Runde schwante mir bereits, dass das ehrgeizige Vorhaben der Jungs an einer unglücklichen Serie scheitern könnte, denn während Zarko gegen das Gym. Landshut seinen dritten Sieg feierte, verloren Erik, Johannes und Konstantin. Und diese Vorahnung wurde in den folgenden Runden leider zur Gewissheit, denn von nun an folgte auf jede 1:3-Niederlage ein 4:0-Sieg (4. Runde: Dürer-Gymnasium Nürnberg; 5. Runde: Alb.-Altdorfer-Cym. Regensburg; 6. Runde: Gym. Lichtenfels; 7. Runde: Gym. Karlstadt; 8. Runde: Willi-Graf-Gym. München). Dabei blieben alle ihrer jeweiligen Serie treu, sodass Zarko nach acht Runden sagenhafte 8/8 (!!!) verbuchen konnte und dabei hatte r etliche bay. Spitzenspieler in die Knie gezwungen, während Erik und Konstantin jewils 4/8 bzw. Johannes wegen seines „Ausrutschers“ in der 1. Runde 5/8 hatten. Dass man auf diese Weise nicht ganz vorne landen kann, das ist klar, aber dennoch bot sich den Stephanern die Gelegenheit, mit einem Sieg gegen das Ignaz-Kögler-Gym. Landsberg in der Schlussrunde die Chance auf den 3. Platz zu wahren. Doch dazu bedurfte es, die unsägliche Serie zu durchbrechen.
Und so ging man ein letztes Mal hochmotiviert an die Bretter. Zwar unterlag Konstantin, der sich in einer Minuten-Blitupartie zu wähnen schien, doch Erik und Johannes steuerten je einen Sieg bei und man lehnte sich entspannt zurück, lief doch ausgerechnet die Partie unseres Topscorers noch. Zarko hatte auch tatsächlich weniger mit den Problemen auf dem Brett zu kämpfen, vielmehr machte ihm die Unsportlichkeit seines Gegners zu schaffen, der ihn mit einer Unmenge an Remisgeboten bombardierte und einmal gar erklärt haben wollte, warum Zarko sich weigere, seine Gebot anzunehmen. Diese permanenten Störungen zeigten auch mit der Zeit Wirkung und Zarko stellte in Gewinnstellung eine Figur ein. Allerdings hatte er im Vorfeld seinem Gegner derart viele Schwierigkeiten bereitet, dass er, nun leicht besser stehend, die Zeit überschritt und so den 3:1-Erfolg der Stephaner sicherstellte.
Leider gewann zeitgleich das Goethe-Gymnasium, sodass dieser Sieg letztlich folgenlos blieb. Angesichts dieser Serien ist der 4. Platz eindeutig als Erfolg zu werten, wobei bei einer nur wenig anders verlaufenen Verteilung der Punkte wesentlich mehr drin gewesen wäre. Doch im nächsten Jahr, denn dass es die Stephaner wieder auf die Bayerische schaffen werden, das steht für mich fest, da sollte trotz eines Generationenwechsels an gleich zwei Brettern eine ähnliche oder gar bessere Platzierung möglich sein. Auch hier werden wir sehen, wie es weitergehen wird.
Einzelergebnisse:
1. Brett: Vuckovic Zarko 9/9
2. Brett: Weisheit Erik 5/9
3. Brett: Schulz Johannes 6/9
4. Brett: Kraus Konstantin 5/9
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