Die Bayerischen Schulschach-Meisterschaften 2015

Die einzig richtige Entscheidung

 

 

Die diesjährige Landesmeisterschaft im Schulschach fand im Ostendorfer Gymnasium in Neumarkt (Oberpfalz) statt, wohin sich die wackeren Stephaner Erik, Mehran, Paul und Zarko aufmachten, um sich möglichst wieder den Titel zu sichern, obwohl sie eine Altersstufe höher antreten mussten. Die Voraussetzungen hierfür waren gut bis blendend, denn die Mannschaft hatte deutlich an Reife und Qualität gewonnen, sodass auch der meist kritische Trainer zuversichtlich in die Zukunft blickte.

vor der Abfahrt - skeptischer Trainer

Außerdem waren die Rahmenbedingungen hervorragend, denn neben einer tollen und wahrlich günstigen Verpflegung, ein großes Kompliment an das Team des Elternbeirats, wusste der Veranstalter auch mit einer ausgezeichneten Organisation aufzuwarten, was sich gleich zu Beginn darin äußerte, dass die Meisterschaft nahezu auf die Minute genau begann. Eine tolle Werbung für den Schachsport und ein Genuss für uns akribischen Schachfreunde!

 

 

1. Runde; „Überheblichkeit und andere Katastrophen“:

 

Doch ungeachtet dieser guten Vorzeichen fanden die Jungs gleich zu Beginn einen Weg, ihrem Trainer das ein oder andere graue Haar wachsen zu lassen bzw. dessen Gesicht mit Sorgenfalten weiter zu verunstalten. Denn gleich in der ersten Runde machten sie teilweise ob des Größenunterschiedes zu den Gegnern einen vermeintlich leichten Sieg aus, obwohl sie im Vorfeld mit Nachdruck darum gebeten worden waren, keinen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen.

 

Die Folgen dieses Unterschätzens waren schlimm, denn abgesehen von Zarko, der ausgesprochen besonnen zu Werke ging und die Mannschaft mit 1:0 in Führung brachte, wankten die anderen drei gehörig. So sollte es auch nicht lange dauern und die Mannschaft musste nach verdienten Niederlagen von Erik und Mehran einem 1:2-Rückstand hinterherlaufen. Glücklicherweise vermochte Paul seine anrüchige Stellung zu gewinnen, sodass der totale Fehlstart ausblieb – 2:2.

 

2. Runde; „Die Früchte eines Gewitters“:

 

Aufgrund der „Leistung“ der 1. Runde wurde gleich eine kurze Teambesprechung abgehalten, die zumindest zur Folge hatte, dass die Anzahl der Verlustpartien halbiert wurde, auch wenn die errungenen Siege nur bei Paul und Zarko souverän erspielt worden waren. Erik wurde förmlich zu seinem Glück gezwungen und Mehran hatte etwas von Dornröschen, denn in einer komplizierten Stellung bei beidseitiger Zeitnot ließ er kampflos die Zeit ablaufen – 3:1.

 

3. Runde; „Bedrohliche Stille“:

 

Nach dem Verlauf der 2. Runde war meine Spaßgrenze erreicht und das schienen die Jungs auch gemerkt zu haben, wenngleich ich keinen Ton zum Mannschaftskampf gesagt hatte. Wahrscheinlich waren meine Halsschlagadern bereits so angeschwollen, dass hier bereits die nonverbale Kommunikation griff, die man in dieser Form selbst in der Pubertät versteht.

 

Entsprechend engagiert gingen dieses Mal alle an ihre Partien heran, sodass der herausgespielte 3,5:0,5-Sieg auch in dieser Höhe absolut verdient war. Damit hatte man nicht nur Anschluss an die Spitze gehalten, man vermochte sogar, den Abstand an Brettpunkten etwas zu verringern.

 

4. und 5. Runde; „Mit Volldampf voraus“:

 

Unter dem positiven Eindruck der dritten Begegnung stehend, schaute ich mich entspannt bei den anderen schwäbischen Vertretern um, die gleichfalls vorne mitspielten. Tatsächlich sollte ich mit dieser Einschätzung bei den Jungs nicht falsch liegen, denn sie fuhren zwei klare 4:0-Siege ein und waren plötzlich Tabellenführer mit zwei Mannschafts- und zwei Brettpunkten Vorsprung. Sollte es mit der erneuten Meisterschaft tatsächlich auf Anhieb glücken? Alles deutete darauf hin!

 

6. Runde; „Sirenengesang“:

 

Nun hieß es, nur nicht ins Straucheln zu geraten, wozu ein konzentriertes Spiel unabdingbar war. Es sah auch alles sehr gut aus, denn Zarko und Erik verwandelten sicher, während Mehran, der sich nach anfänglichen Schwierigkeiten gefangen hatte und seinem fünften Sieg in Folge entgegensteuerte, und Paul klar bessere bis gewonnene Stellungen auf den Brettern hatten. Gerade letzterer durfte sich über eine glatte Mehrfigur freuen und war schon dabei sich die nächste zu holen, als seine Gegnerin etwas leise, beinahe schüchtern nach dem Schiedsrichter rief und zurecht einen unmöglichen Zug reklamierte, der nach den neuen Regeln auch im Schnellschach sofort verliert. Paul war zunächst erschüttert, doch als Mehran letztlich tatsächlich gewann, da wandte man sich wieder der Tagesordnung zu und diese kleine Episode geriet vorerst in Vergessenheit.

 

7. Runde; „Ein weiterer großer Schritt“:

 

Von diesem kleinen Ausrutscher vollkommen unbeeindruckt fuhren die Jungs einen weiteren sicheren 4:0-Sieg ein und hatten damit eine gute Ausgangslage vor dem Kampf gegen das Ohm Gymnasium aus Erlangen, das den Stephanern wie ein Schatten folgte.

 

8. Runde; „Wenn Naturgesetze fallen“:

 

Im Spitzenkampf ging es von Anfang an richtig zur Sache, denn den Erlangern nutzte nur ein Sieg, wenn sie Aussichten auf die Meisterschaft haben wollten. Allerdings schien dieses Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt sein zu sollen, denn Zarko, bis dato mit 7/7 mehr als nur eine Stütze des Teams, hatte frühzeitig Ausgleich, Erik und Mehran standen auch keineswegs schlechter und Paul hatte etwas ausgegraben, das ihn schon klar vorteilhaft stehen ließ. Diesen Vorteil ließ er sich auch nicht mehr nehmen und da er es auch vermied, einen unmöglichen Zug zu machen, brachte er die Mannschaft in Führung.

 

Doch dann geschah etwas, was die Stephaner auf den Bayerischen noch nie erlebt hatten. Ausgerechnet Zarko, der in seinen vergangenen vier Meisterschaften im Schulschach keine Partie verloren hatte, übersah einen Zweizüger, der ihn den Punkt kostete. Bedauerlich, aber bei der unmenschlich erscheinenden Serie kann so etwas einmal passieren.

 

Leider geschah das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, denn Erik und Mehran wirkten auf einmal etwas verunsichert, hieß es doch nun den so oft eingetragenen, nun aber fehlenden Punkt am Spitzenbrett auszugleichen. Und die Chancen hierfür waren denkbar gut, denn beide standen nach wie vor nicht schlechter. Allerdings verlangsamten sie unverständlicherweise ihr Spiel, steuerten auf eine Zeitnot zu, was dadurch noch verstärkt wurde, dass sie für natürlichste Züge bis zu 15 Sekunden benötigten und überschritten beide nahezu kampflos die Zeit – 1:3!

 

9. Runde; „Starke Nerven“:

 

In die Schlussrunde ging es mannschafts- und brettpunktgleich mit den Franken, wobei unsere Jungs die schlechteren Karten hatten, waren sie doch im direkten Vergleich unterlegen. Folglich mussten sie nach der Niederlage nicht nur gewinnen, sie mussten auch noch hoch gewinnen!

 

Entgegen der Erwartung der Jungs erhielten sie die Anweisung zunächst einmal sicher zu gewinnen und erst dann notfalls um weitere Brettpunkte zu kämpfen, musste doch die Konkurrenz davon ausgehen, dass sie selber hoch gewinnen müssen, um die Stephaner nicht vorbeizulassen. Und die Rechnung ging voll auf. Denn Zarko und Paul gewannen sicher, während sich Erik und Mehran zwar bemühten, über je ein Remis aber nicht hinauskamen – 3:1. Zeitgleich gewannen auch die jungen Franken, aber nur 2,5:1,5, womit die Stephaner am Ziel waren!

 

Nachspiel; „Im Sinne der Sportlichkeit“:

 

Eigentlich wäre das ein sehr schönes Ende gewesen, aber dann fiel Mehran und mir auf, dass eines der eingetragenen Ergebnisse nicht mit unseren Notizen übereinstimmte, weshalb ich mich noch vor der Siegerehrung zur Turnierleitung begab. Dort angekommen, es herrschte rege Betriebsamkeit, sollte doch alles für den Abschluss der Meisterschaft vorbereitet werden, meinte ich, dass ein Ergebnis wohl falsch sei.

 

Gegen den sanften Widerstand, schließlich waren die Stephaner in den Augen der Turnierleitung Meister der WK III, prüfte man nochmals alle betreffenden Ergebnisse, danach alle Einzelergebnisse und stimmte mir dann zu, dass man die Jungs einmal um einen halben Brettpunkt begünstigt habe, womit nicht nur der Fehler korrigiert wurde, sondern auch die Meisterschaft an die Erlanger ging, denen ich an dieser Stelle zur Meisterschaft gratuliere. Vielen Dank für dieses packende Duell!

 

Ausblick; „Rosige Zukunft“:

 

Auch wenn es letztlich um Haaresbreite nicht auf die Deutsche gelangt hat – Jeder hat irgendwo etwas liegen lassen, weshalb das Suchen eines „Schuldigen“ unangebracht wäre! -, so wird man auch im nächsten Jahr ein gewichtiges Wörtchen bei der Vergabe der Meisterschaft mitreden, bleibt doch das Team nahezu unverändert beisammen und vor allen Dingen wird ein weiteres Jahr des Trainings ins Land gezogen sein, sodass die Jungs noch stärker sein werden. Ich freue mich darauf! 🙂

 
nach der Rückkehr mit dem verdienten Pokal

Einzelergebnisse:

 

1. Brett: Vuckovic Zarko  8,0/9

2. Brett: Weisheit Erik     6,5/9

3. Brett: Hamkar Mehran 5,5/9

4. Brett: Thorwarth Paul 7,5/9

 

Allen Meistern, insbesondere jenen aus Schwaben, nämlich Kempten (WK I) und Zusamaltheim (WK GS), wünsche ich viel Spaß und Erfolg auf der Deutschen und hoffe, dass sie ihre Erfolgsgeschichte weiterschreiben werden.


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