Die falsche Ausfahrt
Einerseits hatten wir Glück gehabt, dass uns das Los für den Kampf um den Einzug in die Endrunde zweimal das Heimrecht bescherte hatte, doch andererseits musste sich unser Nachwuchs gleich mit zwei schweren Brocken auseinandersetzen. In der U16 bekam es unser Vierer mit jenem des SC Tarrasch München zu tun, gegen den man vor zwei Jahren schon einmal ausgeschieden war, während unseren U14-ern die starken Niederbayern aus Ergolding das Finalwochenende in Regensburg streitig machten.
Nach wahrlich spannenden Partien unterlagen unsere beiden Mannschaften denkbar knapp mit 1,5:2,5 und müssen nun ein weiteres Jahr auf die Chance warten, sich auch auf bayerischer Ebene gut in Szene zu setzen. Das Ausscheiden ist zwar bedauerlich, doch haben die Begegnungen gleichfalls gezeigt, dass wir Schachfreunde zu den Topvereinen im Jugendbereich weiter aufgeschlossen haben, was wiederum positiv für die Zukunft stimmt.
U14 – „Eine beeindruckende Moral“:
Zweifelsohne hatte der Gewinn der Bezirksmeisterschaft mit 12:0 Mannschafts- bei 23:1 Brettpunkten (lediglich zwei Remis wurden abgegeben) für ein erhebliches Ansteigen des Selbstvertrauens des Teams gesorgt, doch gehörte dieser Erfolg zum einen der Vergangenheit an und außerdem stand mit dem FC Ergolding ein ganz anderes Kaliber vor der Tür. Aus diesem Grund hieß es, Alexander, Jakob, Robert und Katarina auf diesen Gegner neu einzustellen, damit nicht schon frühzeitig irgendwelche Unfälle passieren.
Aber leider geschah genau das, ein großer Unfall sogar, denn am Spitzenbrett wollte Alexanders Gegner mittels einer feinsinnigen Zugumstellung testen, inwieweit Alexanders Verständnis für die neue Verteidigung bereits fortgeschritten war und stellte ihm dabei nach nur wenigen Zügen eine kleine Falle, in die unser Spitzenmann auch prompt hineintappte. Vor die Wahl gestellt, eine positionell schlechtere Stellung langfristig zu verwalten oder unter Bauernopfer sein Heil in der Offensive zu suchen, entschloss sich Alexander für letzteres. Allerdings verpuffte der vermeintliche Angriff schon bald und es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die Niederlage erfolgen sollte.
Von dieser Entwicklung kalt erwischt, blieben die anderen drei ihrer ursprünglichen Marschrichtung treu und gaben sich keine Blöße. Jakob baute sich allmählich eine Druckstellung auf, Robert hatte gegen das Damengambit alles voll im Griff und nur Katarina bereitete etwas Sorgen, weil sie mit der Eröffnungswahl der Gegnerin nicht zurechtzukommen schien und daher schnell vergessen ließ, dass sie ursprünglich mit Weiß begonnen hatte.
Während die Situation am Spitzenbrett weiterhin unverändert zu unseren Ungunsten verharrte, hatten sich Jakob und sogar Katarina, sie hatte sich mehr als nur zu befreien gewusst, vorteilhafte Stellungen aufgebaut. Es schien so, dass die Gegner dem Druck nicht mehr lange würden standhalten können. Dafür hatte Robert einen entlastenden Abtausch falsch eingeleitet und dabei einen wichtigen Bauern verloren, sodass nun ein Mannschaftsremis recht wahrscheinlich wurde, was nach Berliner Wertung das Ausscheiden bedeutet hätte.
Aber Robert blies in dieser Lage mit nahezu allem, was ihm noch zur Verfügung stand, zum Angriff, überraschte damit seinen Gegner sehr und nutzte jede Ungenauigkeit des Verteidigers konsequent aus, womit er die Mannschaft unvermittelt in Führung brachte – 1:0!
Leider wollte sich zu diesem Zeitpunkt keine rechte Freude ob des unerwarteten Punktgewinns einstellen, denn beinahe zeitgleich hatte Katarina nicht nur ihren Angriff verpuffen lassen, sie hatte sich sogar auf die Verliererstraße begeben, die sie auch nicht mehr verlassen sollte, sodass schon bald danach der Ausgleich erfolgte – 1:1.
Hinzu kam, dass Jakobs Gegner den Tanz auf dem Vulkan dermaßen gut und gekonnt zelebrierte, dass er Angriff um Angriff gerade noch zu neutralisieren wusste, sodass sich Jakob letztlich genötigt sah, ein Dauerschach zu geben 1,5:1,5.
Kurze Zeit danach kapitulierte unser sich heroisch kämpfender Alexander, der, obwohl schon frühzeitig auf Bruch stehend, stundenlang alles versucht hatte, um wenigstens das rettende Remisufer zu erreichen, womit das Endergebnis von 1,5:2,5 und das Ausscheiden feststanden.
U16 – „Ein trauriger Schatten“:
Nicht nur angesichts des Endergebnisses, sondern vielmehr wegen des ähnlich gelagerten Beginns, ist man versucht von einer Duplizität der Ereignisse zu sprechen. Damit täte man aber der U14-Mannschaft Unrecht, denn während die Jungen viel Moral bewiesen und ihre Chance zum Greifen nahe hatten, präsentierten sich die Alten im Wesentlichen enttäuschend.
Es begann alles damit, dass sich Erik mit Weiß nach nur fünf Zügen in eine äußerst schwierige Lage manövriert hatte, in der er zwar noch keinen materiellen Nachteil zu beklagen hatte, die Aussichten aber dennoch so betrüblich waren, dass man hier bereits von einer Niederlage ausgehen durfte. Auch Paul schien an jenem Tag mit Weiß keine großen Ambitionen zu haben, auf Vorteil zu spielen, weshalb man sich frühzeitig auf das Geschehen an unseren Schwarzbrettern konzentrierte. Dies war wenigstens erfreulich, denn Zarkos Gegner hatte ausgerechnet jene Eröffnung gewählt, die zu bekämpfen, wir unlängst angeschaut hatten. Der Gegner war mit Zarkos Vorgehensweise offensichtlich nicht vertraut und lief seinem geopferten Bauern hinterher. Mehran stand mit seinem Franzosen zwar nicht merklich besser, aber allein der Umstand, dass er schnell hatte ausgleichen können, ließ die allgemeine Stimmung erhellen.
Während Zarko in der Folge unter Hergabe des Mehrbauern seinen positionellen Vorteil mehrte und Erik in seiner verknoteten Stellung wahrscheinlich das Ende mit Schrecken herbeisehnte, schienen Mehran und Paul beschlossen zu haben, ihre Stellungen kurzerhand zu ruinieren, indem sie vollkommen unnötig je eine Figur parkten. Bei Mehran ging es dann sogar derart schnell, dass er nur wenige Züge später die Waffen streckte – 0:1
Mit einem 0:1-Rückstand, zwei Verlust- und einer Gewinnstellung gesegnet bestand eigentlich kein Zweifel mehr am Ausgang des Kampfes und damit der erneuten Niederlage gegen die Münchner. Plötzlich kam jedoch ausgerechnet Paul freudestrahlend aus dem Turniersaal und berichtete, dass er sich ins Remis gerettet habe. Seine Gegnerin habe nämlich die Mehrfigur wieder verloren und das daraus entstandene Turmendspiel sei eben Remis. Ein kurzes Anschauen der Schlussstellung bestätigte grundsätzlich diese Einschätzung, aber die Gegnerin, welche nicht nur den Umstand zu verkraften hatte, nach etlichen Zügen mit deutlichem Mehrmaterial so etwas erreicht zu haben, hätte auch noch so manches Riff umschiffen müssen. Man hätte es also zumindest versuchen können, anstatt den Rückstand zu zementieren – 0,5:1,5.
Es sollte auch nicht lange dauern und die Niederlage wurde zur Gewissheit, denn Eriks tragische Ansammlung an hilflosen Figuren wurde von der Gegnerin im zweiten Anlauf hübsch ausgenutzt, sodass es Eriks Monarchen zwangläufig an den Kragen ging – 0,5:2,5.
Von allem unberührt strebte Zarko in einem gewonnenen Turmendspiel seinem Sieg entgegen, den er sich schlussendlich auch holte und damit seine äußerst stark geführte Partie krönte – 1,5:2,5.
Fazit:
Grundsätzlich war in beiden Begegnungen wesentlich mehr drin, aber an jenem Tag war die Fehlerquote einfach zu hoch, erstaunlich hoch, was nur wieder einmal belegt, dass unserem Nachwuchs überwiegend noch etwas die Härte fehlt, um gegen sich wehrende Gegner zu obsiegen bzw. überhaupt nicht erst in solche Situationen zu kommen. Hieran wird der Verein arbeiten und schon hoffentlich bald entsprechende Spielmöglichkeiten in höheren Ligen als bisher bieten.
Den Siegern aus Ergolding und München wünschen wir viel Erfolg in der jeweiligen Endrunde und freuen uns darauf, wenn es in der nächsten Spielzeit darum geht, wieder die Kräfte zu messen.
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