Schwäbische Einzelmeisterschaften der Jugend 2014


   

 Pleiten, Pech und Pannen

 

Zur diesjährigen Bezirksmeisterschaft in Dinkelscherben entsandten wir mit Erik, Jakob, Katarina, Paul und Robert eine kleine, aber spielstarke Delegation. Jeder dieser Teilnehmer hatte in seiner Altersgruppe gute Chancen, die Meisterschaft, zumindest aber einen der begehrten Qualifikationsplätze zur Bayerischen, zu erringen. Dass unser Nachwuchs letztlich komplett leer ausging, das sorgte nicht nur bei uns für eine faustdicke Überraschung. Doch auch solche Turniere gibt es und wenn im nächsten Jahr die Karten neu gemischt werden, dann werden unsere jungen Schachfreunde ganz sicher wieder ganz vorne mit dabei sein.

 

U10; „Eine Amazone zeigt Herz“:

 

Nicht wegen ihrer DWZ, diese hat ganz besonders in diesem Alter keine Aussagekraft, sondern aufgrund ihrer tollen Ergebnisse in jüngster Vergangenheit, zählte Katarina zu den Topfavoriten des Turniers. Daran änderte auch nichts, als sie gleich in der 1. Runde überraschend unterlag.

 

So ähnlich schien sie das auch zu sehen, denn von der Startniederlage völlig unbeeindruckt zog sie im Anschluss ihr Spiel auf und gewann sechs Partien in Folge. Damit hatte sie nicht nur die Tabellenspitze erobert, sondern sich auch einen vollen Punkt Vorsprung auf die Konkurrenz erarbeitet. Bei nur noch vier verbliebenen Runden deutete alles darauf hin, dass sie einem weiteren Turniersieg entgegenstrebte.

 

Allerdings kam dann der vorletzte Spieltag, an dem es drei Runden zu absolvieren galt. Ein Tag, der für sie nicht schlechter hätte verlaufen können! In der 8. Runde holte sie sich souverän eine Figur und hätte sich auch noch eine weitere Figur einverleiben können, was einen weiteren Sieg bedeutet hätte. Stattdessen verlor sie aus unerklärlichen Gründen zunächst den Überblick, dann Material und schließlich sogar noch die Partie.

 

Damit hatte Katarina nach dem Spielverlauf definitiv nicht gerechnet und spielte in der folgenden Runde verunsichert und vor allem viel zu schnell, was eine weitere Niederlage nach sich zog. Als sie dann in der Vorschlussrunde auf ihre Mitkonkurrentin Sonja Lux vom SC Türkheim/Bad Wörishofen traf, da biss sie sich an ihrer zähen Gegnerin die Zähne aus und musste, dieses Mal verdientermaßen, die dritte Niederlage an diesem Tag quittieren.

 

Alles hätte sich noch halbwegs in Wohlgefallen auflösen können, wenn die letzte Runde gewonnen worden wäre. Es sah auch zunächst alles ganz danach aus, denn Katarina zauberte anfangs förmlich, erreichte mit Leichtigkeit eine Gewinnstellung mit Mehrfigur und das Eintragen des Siegpunktes schien nur noch reine Formsache zu sein. Was sie aber unter normalen Umständen problemlos nach Hause gebracht hätte, wollte ihr an diesem Tag einfach nicht gelingen, vielmehr besann sie sich ihrer Leistung des Vortages und gab den vollen Zähler ab. Somit beendete sie das Turnier mit 6/11 und einem enttäuschenden 6. Platz.

 

U12; „Zwei Eisbrecher bleiben stecken“:

 

Beste Aussichten auf die Bayerische zu kommen, hatten auch Jakob und Robert, die sich nicht nur souverän qualifiziert hatten, sondern auch auf verschiedenen Rapid-Turnieren zu glänzen wussten.

 

Sicher, für Jakob war es die erste Meisterschaft und seine Erfahrung im Turnierschach war zu dem Zeitpunkt noch überschaubar, aber aufgrund seiner  Spielstärke war ich überzeugt davon, dass er dieses Manko kompensieren könne. Und was Robert betraf, so hegte ich die Hoffnung, dass er vielleicht endlich einmal eine normale Leistung auf der Schwäbischen abrufen werde, ist er doch mittlerweile schachlich doch sehr gereift, wovon seine 7,5/8 in der A- bzw. B-Klasse zeugen.

 

Beide starteten auch mit je einem Sieg ins Turnier, nur um bereits in der 2. Runde ausgebremst zu werden. Während Robert schlichtweg abgeklammert wurde, musste sich Jakob dem Mitkonkurrenten Gregor Protschka gar beugen.

 

Doch davon unbeeindruckt, legten sie beide mit einem Sieg nach und schienen voll auf Kurs zu sein. Allerdings hatte eben alles nur den Anschein, denn von hier an geschahen seltsame Dinge, sodass beide größte Mühe hatten, den Anschluss an die Tabellenspitze nicht zu verlieren. Jakob musste in der 4. Runde die Überlegenheit seines Gegners, dem bis dahin absolut überzeugenden Adrian Schneider, anerkennen und Robert ließ in der 5. Runde sein Meisterstück folgen, indem er mit vier Mehrbauern gesegnet ein einzügiges Matt übersah.

 

In der 8. Runde kam es, wie es kommen musste. Die beiden Vereinskameraden mussten mit je 4,5/7 gegeneinander antreten und beiden war klar, dass nur der Sieger dieser Begegnung die Chance auf die Qualifikation wahren konnte. Deswegen wollten beide, wenn auch mit gemischten Gefühlen, schließlich kannte man ja einander aus unzähligen Partien, den vollen Punkt erzielen und es entstand eine wilde, unübersichtliche und fehlerhaft geführte Partie, an deren Ende Robert als glücklicher Sieger hervorging.

 

In den letzten beiden Runden galt es dann, nach Möglichkeit alles zu gewinnen. Jakob mühte sich auch redlich, aber er konnte weder den Widerstand des späteren Vizemeisters Ch. Kungel brechen, noch gegen die blendend aufgelegte Nina Linder bestehen, sodass er letztlich mit 5/10 eintrudelte, worüber er keineswegs erbaut war. Sein Freund Robert, davon begünstigt, dass er gegen die gesamte Spitze bereits gespielt hatte, bekam es mit vermeintlich leichteren Gegnern zu tun. Nach einem ungefährdeten Sieg mit Weiß in der 9. Runde, meinte es das Paarungssystem gut mit ihm und bedachte ihn in der Schlussrunde wieder mit den weißen Steinen. Als dann auch noch aus der Eröffnung heraus eine Mehrfigur erspielt wurde, da durfte sich Robert schon berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme in Bad Kissingen machen. Aber dann passierten unglaubliche Dinge, sodass die Partie noch Remis ausging. 7/10 und der daraus resultierende 3. Platz waren einfach zu wenig, womit Robert das zweite Jahr in Folge die Qualifikation nicht gepackt hat. Dinkelscherben scheint einfach kein gutes Pflaster für ihn zu sein.

 

U14; „Zum Schluss wird abgerechnet“:

 

Auch wenn Eriks und Pauls Weg zur Schwäbischen nicht unterschiedlicher hätte verlaufen können, so wollten doch beide hinter dem in diesem Turnier überragenden Uli Weller vom SK Buchloe einlaufen und somit die Fahrkarte zur Bayerischen lösen.

 

Bei Erik verwunderte dies nicht, denn er ist ein sehr erfahrener Spieler, der im vergangenen Jahr nur wegen der Wertung Zuhause bleiben musste. Aber auch Pauls Ambitionen waren keineswegs unangebracht, hatte doch der Junge in den nur wenigen Monaten seiner Vereinszugehörigkeit einen erstaunlichen Leistungssprung hingelegt. Und bei sieben Runden kann es schon einmal überraschend gut laufen.

 

Beide starteten mit je zwei Siegen und bekamen es in der dritten Runde mit schweren Brocken zu tun. Paul musste sich mit Schwarz gegen Uli am Spitzenbrett zur Wehr setzen und verließ sich auf den grundsoliden „Franzosen“. Leider hatte sich jedoch in der kurzen Zeit noch nicht alles Wissenswerte gesetzt, sodass er erstaunlich schnell Probleme bekam und in weniger als 20 Zügen Matt gesetzt wurde. Dies stellte aber keinen Beinbruch dar, abgesehen davon, dass niemand gerne so schnell verliert, konnte man doch von Ulis Durchmarsch ausgehen.

 

Am zweiten Brett kreuzte Erik mit Alexander Höhn (TSV Wertingen) die Klingen und man durfte gespannt sein, ob es Erik endlich gelänge, als Sieger das Brett zu verlassen. Denn in jüngster Vergangenheit hatte er ja oft genug besser oder gar auf Gewinn gestanden, hatte sich aber am Ende mit bestenfalls einem Remis begnügen müssen. Nun, auch dieses Mal hatte es leider nicht zu mehr als zu einem halben Punkt reichen sollen.

 

Die vierte Runde war ein kompletter Reinfall. Denn während Erik wieder einmal unter Beweis stellte, dass Lorenz Ungerer (SK Rochade Augsburg) zu einer Art Angstgegner heranreift und entsprechend verlor, machten sich bei Paul deutliche Zeichen einer Krankheit bemerkbar. Fiebrig und ohne den sonst so üblichen Drang nach vorne unterlag auch Paul und nun mussten beide um eine Qualifikation bangen.

 

Dies vor Augen habend legten beide ihre Partien recht scharf an, wurden aber nicht dafür belohnt, vielmehr dafür bestraft. In einer kampfbetonten Partie überriss Erik die Verwicklungen nicht mehr – Nervosität? – und musste wenig später die Kapitulation unterzeichnen. Nicht besser erging es Paul, der auf dem Höhepunkt seiner Krankheit ein interessantes Opfer angebracht hatte. Danach suchte er verzweifelt nach dem Matt, verschmähte sogar ein Dauerschach und musste später mit ansehen, wie ein gegnerischer Bauer zur Umwandlung marschierte.

 

Mit 2,5/5 (Erik) bzw. 2/5 (Paul) war der Zug natürlich abgefahren. Da nutzte es auch wenig, dass sowohl Erik als auch der auf dem Weg der Besserung befindliche Paul in den letzten beiden Runden wieder voll punkteten und das Turnier mit 4,5/7 bzw. 4/7 beendeten. Doch diese Siege ließen das Turnier versöhnlich ausklingen und sorgten für neues Selbstvertrauen, wenn es darum geht, an anderer Stelle wichtige Punkte einzufahren.

 

Hier sind nicht nur alle Ergebnisse und Tabellen zu sehen, auch kann man sich eine Menge Fotos anschauen. Überhaupt ist anzumerken, dass die Internetpräsenz während der Meisterschaft vorbildlich war, sodass alle mitfiebernden Eltern, Geschwister und Freunde bestens informiert wurden. Dafür vielen Dank an die Verantwortlichen!

 

Allen Meistern bzw. Meisterinnen und den Qualifikanten gratuliere ich recht herzlich und wünsche Euch viel Erfolg auf der Bayerischen! 🙂


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