Schwäbische Einzelmeisterschaften der Jugend 2017

Kaum Überraschungen

 

 

Gleich zehn Kinder und Jugendliche aus unserer kleinen Kaderschmiede nahmen an der diesjährigen Bezirksmeisterschaft in Violau teil, um sich für die Bayerische zu qualifizieren oder zumindest ihr möglichst bestes Schach zu spielen. Gemessen daran, war unsere Truppe recht erfolgreich, denn neben einer Fülle an wertvoller Erfahrung wurden noch drei Meistertitel und eine Vizemeisterschaft errungen! 🙂

 

Die besondere Hausordnung der Jugendherberge und die damit einhergehende Abgeschiedenheit der Teilnehmer hatten dazu geführt, dass mit Michael St., gerade einmal sieben Jahre alt, und My gleich zwei unserer Spieler auf ihr Antrittsrecht verzichtet hatten, während die anderen, Alexander R., Elisha, Erik, Jakob, Katarina, Paul, Sergej, Tobias, Yulian und Zarko, dies mehr oder minder zähneknirschend hinnahmen, wohlwissend, dass nur eine erfolgreiche Schwäbische die Teilnahme an der Landesmeisterschaft gewährleistet. Und wie gesagt, sie machten ihre Sache überwiegend gut.

 

 

U10 – „Der Beginn einer Ära“:

 

Mit seinen sieben Lenzen war Alexander R. vor dem Turnier hinsichtlich einer Teilnahme etwas unschlüssig, denn einerseits wollte er nicht für mehrere Tage von seinen Eltern getrennt sein, andererseits verspürte er den starken Wunsch, endlich seine erste Bezirksmeisterschaft zu spielen. Als sich die Eltern schließlich bereiterklärten, täglich von Augsburg nach Violau zu pendeln, da überwog der Schachspieler in ihm und er legte los.

 

Das heißt, so ein richtiges Loslegen war das noch nicht, denn die Fahrerei, die natürliche Aufgeregtheit bei der Premiere und die etwas zu spät erfolgte Umstellung seitens des Trainers hatten in der Summe bewirkt, dass unser Jüngster nicht sein ganzes Potential hatte abrufen können. In der Folge geriet er in so manchen „Hinterhalt“ in der Eröffnung und musste so manchen taktischen Schlag hinnehmen, kämpfte aber wacker weiter und holte am Ende 3,5/11, was ihm einen Platz unter den besten zehn sicherte.

 

 

U12 – „Hartes Brot“:

 

Auch in dieser Altersgruppe galt es elf Runden zu absolvieren, doch während es sich bei den U10-ern um ein Rundenturnier handelte, strebten hier gleich siebzehn Spieler nach Ruhm und Ehre. Darunter auch unsere Sergej und Yulian.

 

Aufgrund seiner jüngst gezeigten Fortschritte durfte man bei Sergej durchaus erwarten, dass er sich im oberen Bereich bewegen würde. Die Eröffnung saß, die Einsteller waren stark zurückgegangen und die Motivation befand sich auf dem Höhepunkt. Aber leider sollte Sergej nie so richtig ins Turnier finden, weshalb er, ohne allzu viele Topleute getestet zu haben, gerade einmal 5/11 errang und damit als 11. durchs Ziel ging. Schade, war da doch eigentlich wesentlich mehr drin.

 

Noch schlechter erging es Yulian, der sich erst gegen Ende der Meisterschaft etwas vom Tabellenende abzusetzen vermochte. Allerdings waren bzw. sind viele Probleme hausgemacht, wurde doch kaum versucht, die Lerninhalte des Trainings umzusetzen oder sich mehr Zeit zum Überlegen zu gönnen. Sobald dies abgestellt werden wird, darf man sich auf tolle Ergebnisse bei Yulian freuen, denn selbst mit dieser Herangehensweise erzielte er 4,5/11 (14. Platz).

 

 

U14 – „Nicht gar so glänzend“:

 

Jakob, Katarina und Tobias stellten sich zwölf anderen Kindern aus Schwaben, wobei natürlich unterschiedlichste Ziele verfolgt wurden. Ziele, die von diesem Dreier leider überwiegend verfehlt wurden.

 

Nur zwei Tage nach dem Gewinn der Bezirksblitzmeisterschaft mit 100% legte Jakob auf dieselbe Art und Weise nach, verließ in allen sieben Begegnungen als Sieger das Brett und sicherte sich damit mit zweieinhalb Punkten Vorsprung souverän die Meisterschaft. Einfach stark!

 

Katarina wollte natürlich ihre Fahrkarte zur Bayerischen lösen, aber auch vor allem ihre jüngst gezeigten stark schwankenden Leistungen abstellen. Der erste Teil des Plans ging auf, sicherte sie sich doch mit 4/7 den Titel der Meisterin Schwabens – Gesamtwertung: 6. Platz -, wohingegen der zweite Teil deutlich schiefging. Tolle Pläne wurden nur halbherzig umgesetzt, beste Chancen wurden vergeben und überwältigende Stellungen wurden versemmelt. Hier gibt es bis Ostern noch sehr viel zu tun.

 

Eine einzige Auflage hatte Tobias mit auf denWeg bekommen, nämlich endlich den Wert der Bedenkzeit schätzen zu lernen und sein Spiel entsprechend zu entschleunigen. Aber anscheinend hatte ich mich missverständlich ausgedrückt, denn Tobias behielt seine „bewährte“ Spielweise bei, stand sich damit selber oft im Wege und war letztlich ob seines Abschneidens überrascht und betrübt zugleich. Tatsächlich sind 1,5/7 und die „Rote Laterne“ merklich ausbaufähig bzw. werden auch nicht mehr vorkommen, sofern endlich die Bedenkzeit genutzt wird.

 

 

U16 – „Nahezu tadellos“:

 

Gestählt durch die vielen Einsätze in der U16-MM bzw. in der U20-Bayernliga machten sich Elisha, Paul und Zarko auf, in dieser Altersgruppe ein deutliches Ausrufezeichen zu setzen. Insbesondere Zarko, dem es trotz zweier Titel auf den Bayerischen bisher noch nie vergönnt war, im Bezirk ganz oben auf dem Podest zu landen.

 

Aufgrund eines etwas holprigen Starts ließ sich Elisha etwas hängen und hakte wohl spätestens nach einer Niederlage gegen Paul die Meisterschaft irgendwie ab. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass er mit nur 3,5/7 und dem 9. Platz das Turnier abschloss. Unter normalen Umständen wäre auch bei ihm mehr möglich gewesen.

 

Apropos Paul, dieser hatte den Beginn der Meisterschaft kaum erwarten können, hatte er doch neben dem üblichen Vereinstraining zusätzliche Einheiten im Wahlfach am St. Stephan eingeschoben. Dies sollte sich bezahlt machen, denn nach sechs Runden hatte er 4/6 und hatte sich nur den beiden Überfliegern Uli und Zarko beugen müssen. In der Schlussrunde ging es dann um das Ticket zur Bayerischen, das er mit einer exzellenten Vorbereitung zu lösen hoffte. Und tatsächlich lief alles hervorragend für ihn, bis er in klarer Gewinnstellung zu ungeduldig wurde, absichtlich einen Einschlag zuließ und sich von da an trotz Mehrmaterials nicht mehr zu befreien vermochte. Bitter, denn die 4/7 bedeuteten den 4. Platz und den Ehrenplatz auf dem Sofa Zuhause!

 

Gänzlich anders war Zarkos Turnierverlauf. Er agierte äußerst überzeugend, traf in der dritten Runde auf seinen Trainingspartner und schachlichen Rivalen Uli (SK Buchloe), überspielte diesen, gewann eine Qualität und stand aussichtsreich. Doch leider fand er nicht den Weg, das Eindringen in des Gegners Stellung zu erzwingen, weshalb man sich nach zähem Kampf Remis trennte. Von da an lief alles auf ein Fernduell hinaus, das erst in der letzten Runde zu Zarkos Gunsten entschieden wurde. Somit Gewinn der Meisterschaft mit 6,5/7. Sehr schön.

 

 

U18 – „Ziel erreicht“:

 

Zweimal in Folge schon war Erik in Bad Kissingen gewesen, wo es ihm anscheinend derart gut gefallen hatte, dass er unbedingt noch ein weiteres Mal hinwollte. Oder sollte ernsthaft sportlicher Ehrgeiz die Antriebsfeder gewesen sein?

 

Wie dem auch sei, unabhängig davon, dass unser Erik nominell an Zwei gesetzt war, schien er auch spielerisch keineswegs weiter unten angesiedelt werden zu können. Dieser Anschein wehrte so lange, bis eine unerwartete Niederlage die Qualifikation plötzlich ernsthaft gefährdete. Doch Erik bewahrte die Nerven, holte sich die nötigen Punkte und belegte mit 5,5/7 den 2. Platz. Soll erfüllt.

 

Fazit:

 

Vier Spieler werden sicher, eventuell ein weiterer über einen Freiplatz unsere Farben auf den Landesmeisterschaften vertreten. Das ist durchaus erfreulich, wenngleich es vor allem Paul zu wünschen gewesen wäre, dass auch er einmal die Luft in Bad Kissingen schnuppert. Aber auch Michael St. und My hätten ihre Chancen gehabt, sofern die Bedingungen andere gewesen wären. Vielleicht überdenkt man ja bei der Schwäbischen Schachjugend gelegentlich die Situation für die Jüngsten und bietet dann eine andere Lösung an.

 

Allen Meistern, Vize-Meistern und Qualifikanten wünsche ich an dieser Stelle viel Erfolg auf den Bayerischen, die dieses Jahr von der SSJ ausgerichtet werden, vertreten Schwaben und seid mir nicht böse, wenn ich insgeheim den jungen Schachfreunden etwas mehr die Daumen drücke. Allen Betreuern der SSj danke ich und hoffe, dass sie diese Tage möglichst gut verkraftet haben.

 

Alle Tabellen gibt es hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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