Eine harte Bauchlandung
Im Gegensatz zur letztjährigen Meisterschaft, an der noch sechs Mannschaften aus fünf verschiedenen Vereinen teilgenommen hatten, ermittelten dieses Jahr nur noch vier Teams den Meister, wobei diese aus nur zwei Vereinen – SK Rochade Augsburg und unser Schachnachwuchs – kamen, sodass man versucht ist, von einem ernsthafteren Vergleichskampf statt von einer Meisterschaft zu sprechen. Diese Entwicklung ist beängstigend und es bleibt zu hoffen, dass es sich um eine Ausnahme handelt, die man in der nächsten Saison mit vielen teilnehmenden Vereinen vergessen machen wird.
Wie dem auch sei, nachdem sich die vereinsgleichen Mannschaften im Rahmen des jeweiligen Spielabends im Wettkampf gemessen hatten, traf man sich bei uns Schachfreunden, um die Meisterschaft zu entscheiden. Hier erlebten einige unserer erfolgsverwöhnten U12-er eine große Überraschung, wurde ihnen doch schmerzlich vor Augen geführt, dass man einer geschlossenen Mannschaftsleistung und großem Kampfgeist mehr entgegensetzen muss als gefühlte Stärke. So errang die erste Mannschaft des SK Rochade Augsburg vollkommen verdient den 1. Platz und rundete den Vereinserfolg mit dem 3. Platz der zweiten Auswahl ab. Herzlichen Glückwunsch!
Freitag, den 06. März 2015:
1. Runde:
Schon die erste Runde ließ befürchten, dass sich die Titelverteidigung etwas schwierig gestalten könnte. Denn als die Erste – Jakob, Katarina, Behzad, der für den entwachsenen Robert ins Team beordert worden war, und Paula – auf die Zweite – Sergej, David, Valentin und Tim – traf, da merkte man zunächst wenig von einem Leistungsunterschied.
Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich so mancher auf die interne „Hackordnung“ zu sehr verlassen hatte und die Begegnung als bloße Formalität ansah. Aber als Jakob gegen Sergej nicht mehr als Ausgleich hatte, Katarina gegen David mit einem Minusbauern und schlechter Stellung dastand und auch Paula gegen Tim keinen Vorteil vorweisen konnte, da schien alles möglich zu sein. Daran änderte auch der Umstand nichts, dass Behzad gegen Valentin eine blitzsaubere Partie hinlegte.
Doch von dieser unerwarteten Situation förmlich überrascht, wussten die Spieler der Zweiten nicht mit dem Vorteil umzugehen, verzettelten sich oder verloren schlichtweg den Überblick, sodass letztlich ein schmeichelhaftes 4:0 für die Erste heraussprang.
Samstag, den 07. März 2015:
2. Runde:
Aus der Begegnung des Vorabends zogen alle Beteiligten so ihre Lehren, sodass man entsprechend in die zweite Runde ging, in der es nun gegen den jeweiligen direkten Konkurrenten zu bestehen galt.
Die Erste trat zwar in der Aufstellung unverändert, aber mit einer gänzlich anderen Einstellung gegen die Kinder des SK Rochade Augsburg I an, obwohl diese mit Alessio Kudria einen wichtigen Spieler hatten ersetzen müssen. Entsprechend gut stand man an den ersten drei Brettern und nur Paula ließ sich überrumpeln und hatte schon frühzeitig etliche Probleme zu lösen. Allerdings sollten sich die Schwierigkeiten als zu groß erweisen, sodass es unvermittelt 0:1 stand.
Von diesem Zwischenstand vollkommen unbeeindruckt setzten Jakob und Katarina ihre Partien fort, mehrten ihre Vorteile und erzielten sicher die 2:1-Führung. Damit schien alles gelaufen, denn Behzad stand mit seinem Mehrmaterial nicht nur drückend überlegen, er hatte auch ein Remisgebot des Gegner vorliegen. Doch angesichts der Stellung lehnte er ab und spielte weiter. Dabei unterlief ihm aber ein für ihn untypischer Fehler, der ihn nicht nur Material, sondern im weiteren Verlauf auch noch die Partie kosten sollte. 2:2 und alles war offen und für die Dramatik eines Fernduells vorbereitet.
Parallel dazu fand der Kampf der beiden Zweiten statt, der ebenfalls äußerst spannend verlief. Am Spitzenbrett schien es zunächst so, als würden sich Leonie und Sergej positionell niederringen wollen, als unser Sergej unvermittelt eine Figur einstellte. Doch dies sollte nicht die einzige Überraschung an diesem Brett bleiben, denn als kurze Zeit später die Partie beendet wurde, da erfuhr man, dass man sich trotz unveränderter Materialverteilung auf Remis geeinigt habe – 0,5:0,5. Welch ein Dusel!
An den anderen Brettern – David, Tim und Tobias – wogte das Schlachtenglück hin und her, wobei sich mit zunehmender Dauer die Waage zugunsten der Gäste neigte. Am Ende stand es 1,5:2,5, denn nur Tobias hatte in seinem ersten Einsatz vermocht, einen Punkt beizusteuern, während die Mittelbretter die Überlegenheit der Gegner anerkennen mussten.
3. Runde:
Mit gleichen Mannschafts- und Brettpunkten gingen die beiden Topteams in die letzte Runde und nun hieß es, sich nicht nur keine Blöße zu geben, sondern auch darauf zu hoffen, dass es von der jeweiligen Zweiten Schützenhilfe gibt. In Anbetracht dieser besonderen Umstände war Spannung zu erwarten und sie wurde auch reichlich geboten!
Unsere Zweite geriet von Anfang an mächtig unter Druck, sodass Sergejs Stellung frühzeitig einer Ruine glich, während sich David, Leo und Tim mit ihren Gegnern einen Kampf mit offenem Visier lieferten, wobei die Pferseer an diesem Tag einfach wacher wirkten. Und so kam es, dass es aufgrund der hinteren Bretter schon bald 3:0 für den SK Rochade stand, sich am Spitzenbrett eine faustdicke Überraschung anbahnte. Der ansonsten sicher agierende Benno, nicht umsonst ist er Schwäbischer U10-Meister geworden, hatte zwei Figuren eingestellt, womit er plötzlich mit einer Minusfigur weiterkämpfen musste. Dies wäre ihm zweifelsohne leichter gefallen, wenn sich nicht soviel abgetauscht hätte. Doch die schlechte Koordination von Sergejs Figuren gepaart mit einer zu großen Gier ermöglichten es Benno einen großartigen Angriff zu führen und am Ende doch verdient zu gewinnen. Ein glatter 4:0-Erfolg für Rochade, der unsere Erste in Zugzwang brachte.
Apropos Erste, diese war selbstredend gegen die Zweite von Rochade favorisiert, doch aus unerfindlichen Gründen hatten sich unsere ersten beiden Bretter zum Meister erklärt, weil sie die „Berliner Wertung“ bemüht hatten. Auf meinen Einwand hin, dass ja noch ein Kampf bevorstehe, winkte man ab, schließlich habe man diese Gegner schon oft besiegt, und ging mit dieser Einstellung in die Partien, was sich als fatal erweisen sollte.
Und während Behzad und Paula konzentriert zu Werke gingen, sich Vorteile erspielten und frühzeitig die Siegerstraße beschritten, standen ausgerechnet Jakob und Katarina auf Bruch. Bei Katarina wurde es sogar so schlimm bzw. deutlich, dass sie mit einem ganzen Turm und einer Minusqualität eine verdiente Quittung für das Unterschätzen der Gegnerin erhalten hatte.
Als dann die 2:0-Führung feststand, Behzad und Paula hatten verwandelt, kam Katarina heraus und meldete, dass sie gewonnen habe. Dies erschien mir derart unglaubhaft, dass ich mir nicht nur das Partieformular zeigen ließ, sondern auch bei der Gegnerin nachfragte. Tatsache, Katarina hatte mit dem kläglichen Restmaterial ein Matt fabriziert bzw. die Gegnerin hatte sich Matt setzen lassen. 3:0 und Jakob spielte noch!
Hier hatte sich die Stellung derart gewandelt, dass unser Spitzenspieler zwar immer noch die schlechtere Stellung hatte, aber sich wenigstens in einem haltbaren Turmendspiel befand. Gerade diese führen in den jüngeren Altersgruppen zu erstaunlichen Resultaten, sodass doch wieder ein wenig Hoffnung aufkam. Diese wurde noch dadurch verstärkt, als die bis dato äußerst stark spielende Leonie unvermittelt in ein verlorenes Bauernendspiel abwickelte, das zu gewinnen, ein wenig Berechnung erfordert hätte. Aber Jakob war ob der abgewendeten Niederlage so glücklich, dass er schnell zog und damit forciert ins Remis abwickelte. Ein 3,5:0,5-Sieg, der die Meisterschaft kostete.
Fazit:
Trotz dieser Spannung verlief die ganze Veranstaltung in einer ausgesprochen angenehmen Atmosphäre, wobei sich, wie eingangs erwähnt, die Kinder vom SK Rochade Augsburg an diesem Tag als die stärkeren erwiesen haben, die sich zurecht über ihren Erfolg freuen dürfen. Nochmals herzlichen Glückwunsch! 🙂
Die Ergebnisse kann man ausnahmsweise nicht im Ligamanager, sondern auf der Seite der SSJ finden, wobei die Reihenfolge der Begegnungen etwas durcheinander ist, wenngleich alle Ergebnisse stimmen. Und sollte man noch nicht genug gelesen haben, dann kann man auch bei Rochade einen netten Artikel finden.
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