Stichkampf U20: SK Neumarkt – Schachfreunde Augsburg 3:3

Ein Fall für den Taschenrechner

 

 

Aufgrund gewisser Schwierigkeiten, von denen wir Schachfreunde bisher glücklicherweise verschont geblieben sind, hatten zwei Vereine ihre Mannschaften aus der U20-Bayernliga zurückziehen müssen. Um die beiden frei gewordenen Plätze bewarben sich daraufhin neben dem SC Tarrasch 45 München und dem SK Neumarkt auch wir uns, denn das Kräftemessen mit stärkster Gegnerschaft kann ja nur von Vorteil sein.

 

Während sich die Münchner aufgrund ihrer nominellen Stärke gleich über einen Startplatz freuen konnten, mussten die Neumarkter und wir in die Verlängerung in Form eines Stichkampfes. Dieser sollte sich letztlich als ein Duell auf Augenhöhe herausstellen, der uns nach einem 3:3 aufgrund der Berliner Wertung einen denkbar knappen Sieg und entsprechend den begehrten Startplatz in der höchsten bayerischen Jugendliga bescheren sollte. Man kann also sagen: Wir sind Bayernliga! 🙂

Es mag vielleicht etwas befremdlich wirken, dass man als Tabellenfünfter der rangniederen Liga in der obersten Spielklasse antreten möchte, aber der Umstand, dass wir gegen Ende der Saison stark ersatzgeschwächt den Aufstieg aus eigener Kraft verpasst hatten und sich vor allem unser Nachwuchs blendend entwickelt, rechtfertigte diesen Schritt.

 

So machte sich unser Sechser, in der Bayernliga wird nicht nur an vier, sondern an sechs Brettern gespielt, nach Neumarkt auf, um eine für unsere Mannschaften ohnehin tolle Saison mit einem weiteren Erfolg zu krönen. Dass dies nicht einfach werden würde, das war von vornherein klar, denn die Mannschaft der Neumarkter wies viele Namen auf, die bayernweit bekannt sind.

 

Aber davon ließen sich Alexander, Erik, Jakob,Paul, Robert und Zarko nicht beeindrucken, hatten sich doch bereits öfter auf hohem Niveau gemessen. Entsprechend selbstbewusst gingen sie an die Bretter, die in den nächsten Stunden für so manche Dramatik sorgen sollten.

 

Es begann alles damit, dass Erik in einer ihm vermeintlich bekannten Eröffnung in ein Abspiel gelangte, in dem ihm sein offensichtlich gründlich vorbereiterer Gegner einfach eine Figur abnahm. Gut, es gab eine minimale materielle Entschädigung und ein Hauch von vorübergehender Kompensation dafür, aber im Prinzip war die Partie gelaufen.

 

Allerdings bestand dennoch kein Grund zur Sorge, denn an allen anderen Brettern lief alles nach Plan. So hatte sich Zarko einen kleinen, jedoch dauerhaften Vorteil gesichert, Alexanders Sizilianer kam wesentlich verbessert aufs Brett, sodass er bereits mindestens Ausgleich hatte, Jakob drückte und deutete dem Gegner bereits an, dass dem Gegner eine langwierige Verteidigung blühen werde, Robert spielte souverän gegen den „Skandinavier“ der Gegnerin an und auch bei Paul war alles im grünen Bereich.

 

Danach ereignete sich sehr lange nichts, bis die Jungs unvermittelt in Rückstand gerieten. Doch nicht Erik war es, der den Gegnern den ersten Punkt bescherte, es war Paul, der eine Figur eingestellt und nach einigen Frustzügen die Waffen gestreckt hatte – 0:1.

 

Diese unerwartete Niederlage wäre nicht schlimm gewesen, wenn Eriks Stellung nicht nach wie vor einer Ruine geähnelt hätte und Roberts zunächst stark geführte Partie gekippt wäre. Er hatte nämlich seine Gegnerin förmlich an die Wand gespielt und alles für einen Opferangriff vorbereitet, nur um alles wieder zurückzuziehen, weil er nicht die Folgen hatte berechnen können. Dies gepaart mit einem Bauernverlust brachte ihn auf die Verliererstraße, von der abzubiegen keine Möglichkeit abzusehen war.Wenigstens standen Alexander, Jakob und Zarko nach wie vor gut bis auf Gewinn, doch bestanden berechtigte Zweifel daran, dass die drei auch tatsächlich gleich drei Siege einfahren könnten.

 

Und während man noch darüber grübelte, wie es denn weitergehen könnte, bauten die Neumarkter ihre Führung auf 2:0 aus! Die Niederlage war allerdings nicht an Roberts oder gar Eriks Brett, dessen Stellung bekanntlich seit längerem jenseits von Gut und Böse war, besiegelt worden, sondern Jakob hatte kapituliert. Was war geschehen? In einem für ihn vorteilhaften Damenendspiel zog er seine Dame eine Reihe zu weit, sodass der überglückliche Gegner diese einfach hatte rausschlagen können. 🙁

 

Nun schien der Kampf gelaufen zu sein, nicht nur Roberts Stellung war nach wie vor anrüchig, von Eriks Position ganz zu schweigen, auch Alexanders aktuelle Stellung stellte den Verlauf der Partie auf den Kopf, denn plötzlich galt es für ihn eine Niederlage abzuwenden und zu klammern, was das Zeug hält. Da half es auch nichts, dass sich Zarkos Vorteil stetig mehrte.

 

Doch bevor der Kampfgeist der restlichen Recken zu erlahmen drohte, nutzte Robert eine kurze Ungenauigkeit seiner Gegnerin konsequent aus und brachte mit einem Sieg die Mannschaft wieder ins Match zurück – 1:2!

 

Unmittelbar danach fand Alexander den richtigen Weg, seinen Laden zusammenzuhalten, sodass sein Gegner weitere Gewinnversuche einstellte und in ein Remis einwilligte. Warum auch nicht, stand doch der sich am Spitzenbrett abzeichnenden Niederlage seines Mannschaftskameraden ein nahezu sicherer Sieg an Eriks Brett gegenüber. – 1,5:2,5.

 

So kam es denn auch, dass es Zarko vergönnt war, den Ausgleich zu erzielen, sodass plötzlich Eriks Partie wieder in den Fokus rückte. Ja, ausgerechnet der Erik, dessen Niederlage schon frühzeitig in Stein gemeiselt schien. Es ist nicht so, dass er eine ernsthafte Möglichkeit gehabt hätte, den Verlauf der Partie nennenswert zu gestalten, aber dadurch, dass er immer wieder einen Zug machte, wenn er dran war, sich seine Stellung trotz der Minusfigur über weite Strecken einfach nicht weiter verschlechterte und den Gegner mittlerweile Zeitsorgen plagten, waren die Voraussetzungen geschaffen, das Wunder von Neumarkt zu erreichen. Denn mit dem Unterschreiben des Partieformulars, auf dem ein Remis vermerkt war, sicherte er den 3:3-Endstand!

 

Nun hieß es, die Berliner Wertung zu bemühen, die relativ schnell zu unseren Gunsten ausfiel. Denn unseren Siegen an den Brettern eins und vier standen Niederlagen an den Brettern drei und sechs gegenüber, sodass hier letztlich eine recht klare Entscheidung fiel. 🙂

 

Fazit:

 

Nach dem Gewinn der Bezirksmeisterschaft in der U12-, U14- und 16-MM und dem souveränen Nichtabstieg aus der U20-Landesliga, setzte das Sichern der Startberechtigung in der U20-Bayernliga das Sahnehäubchen auf eine, aus Mannschaftssicht, hervorragende Saison. Wir alle hier freuen uns auf die neue Spielzeit, wenn es in erster Linie darum gehen wird, die neue Klasse zu halten. Doch wer weiß, vielleicht werden unsere angehenden Meisterspieler für weiteres Aufsehen sorgen.

 

Auf alle Fälle sind alle herzlich zum Zuschauen eingeladen, wenn am 12. November die starken Regensburger zu uns nach Augsburg kommen werden, um die erste Runde in der U20-Bayernliga zu bestreiten! 🙂


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