Kampf zweier Topteams
Herrliches Wetter, starke Gegner und blendende Laune waren beste Voraussetzungen für unseren Vierer, um die KO-Runde auf bayerischer Ebene siegreich zu gestalten und in die Endrunde einzuziehen. Allerdings fanden diese Bedingungen, zumindest die ersten beiden, auch die Oberbayern vor, sodass man beinahe von einer Chancengleichheit sprechen konnte.
Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass sich eine interessante Begegnung entwickelte, die an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten war. Letzten Endes stand ein 2:2 zu Buche, das beide Mannschaften selbst nach Berliner Wertung gleichauf sah. Da jedoch unser Spitzenbrett unterlegen war, durften sich die Tegernseer über einen glücklichen Einzug in die nächste Runde freuen.
Alle Mitglieder unserer Mannschaft, namentlich Alexander B., Elisha, Jakob und Robert, hatten nicht nur im Dezember auf den Deutschen ihr Können gezeigt, sie hatten sich seitdem oftmals in verschiedenen Turnieren bewährt, weshalb man große Zuversicht hinsichtlich des Erreichens der Endrunde ausstrahlte, obwohl uns aufgrund der Modalitäten das härteste Los zugefallen war.
So ähnlich müssen es die Oberbayern auch gesehen haben, denn sie schwächten ihr zeitgleich spielendes U14-Team, um gegen uns möglichst stark antreten zu können. Beidseitig entsprechend „hochgerüstet“ ging es an die Bretter und es sollte schon frühzeitig klar werden, dass die Kompromissbereitschaft gegen Null tendierte. Man könnte es gar mit dem Satz beschreiben: „Um Gnade wurde nicht gebettelt und sie wurde auch nicht gewährt!“.
Am Spitzenbrett traf Jakob, eine neue Rolle für ihn, auf einen echten Routinier, der sich seine Sporen bereits in etlichen Regionalligaeinsätzen verdient hatte, und wurde von diesem sogleich mit dem „Katalanen“ bedrängt. Dahinter zog Robert mit dem „geschlossenen Sizilianer“ dem Gegner etwas den „Theoriezahn“, baute sich sauber auf und schickte sich an, mit Aktionen am Königsflügel gegen den gegnerischen Monarchen vorzurücken. Alexander B., zwei Bretter weiter hinten als üblich agierend, wählte gegen das „Damengambit“ einen soliden Aufbau, der ihm eine stabile Stellung bescherte. Nur Elisha, ebenfalls den „geschlossenen Sizilianer“ auspackend, schien etwas ungeduldig und sprang den Gegner förmlich an.
Dieses Anspringen war auch grundsätzlich der richtige Weg, wenn es da nicht nur eine einzige Sache zu beachten gäbe. Diese kleine und an sich harmlose „Falle“ kannte unser Heißsporn aber leider nicht – Häufigere Besuche des Trainings könnten Abhilfe leisten! -, weshalb sich Elishas Dame unvermittelt in Verlustgefahr befand. Diese konnte er nur mittels eines Figurenopfers retten, wonach jedoch, von einem kurzweiligen Geplänkel einmal abgesehen, „Einbahnstraßenschach“ zu sehen war. Die zwingende Folge war der Rückstand – 0:1.
Trotzdem wollte keine Sorge aufkommen, denn an den anderen Brettern schien Caissa ihre schützende Hand darüber zu halten. Jakob hatte nach einigen Problemen in der Eröffnung alles im Griff, Robert hatte eine dynamische Stellung mit zwei Mehrbauern und Alexander B. hatte nichts mehr vom Taktieren gehalten, sondern stattdessen das Zentrum und den Königsflügel für sich beansprucht, weshalb ein unwiderstehlich anmutender Angriff auf den Gegner zurollte.
Gerade die letzten beiden Partien standen derart vielversprechend, dass nicht die Frage im Raum stand, ob, sondern in welcher Reihenfolge die zwei Punkte geholt werden würden. Tatsächlich war es Robert vergönnt, den Ausgleich zu erzielen. Als zu nachhaltig hatte sich seine Initiative erwiesen, die auch nicht abgeebbt war, nachdem sich der Gegner mit der Hergabe der Dame für Turm und Springer zu befreien versucht hatte – 1:1.
Aber Alexanders Punkt sollte nicht lange auf sich warten lassen, denn der Druck auf den weißen Königsflügel war ungemein angewachsen, sodass der Gegner, vor die Wahl gestellt, Matt gesetzt zu werden oder die Dame zu verlieren und dann Matt gesetzt zu werden, sich für die Kapitulation entschloss – 2:1.
Die Führung und am ersten Brett saß mit Jakob ein Bollwerk! Was heißt hier Bollwerk, er drohte, des Gegners Stellung nach und nach zu erdrücken, wofür er eine Dame für einen Turm und Läufer gegeben hatte. Diese Materialverteilung in dieser konkreten Situation sicherte ihm mindestens ein Remis, wenn nicht gar mehr. Und so drückte, tat und machte er, um den vollen Punkt herauszupressen, aber der Gegner hielt stand.
Mit fortschreitender Dauer der Partie wurde jedoch die Bedenkzeit langsam knapp, wenngleich bei einem Zeitaufschlag von 30 Sekunden pro Zug kaum noch Gründe für Panik vor der Zeitüberschreitung vorhanden sind, weshalb Jakob vom Spielen auf Vorteil auf Halten umschaltete. Dies war auch die richtige Entscheidung, musste doch der Gegner quasi Milch aus einem Stein pressen, um jenen Punkt zu erzielen, der den TV Tegernsee weiterbringt.
Doch dann geschah etwas Überraschendes: Nach beinahe fünf Stunden Spielzeit zog Jakob auf ein harmloses Schach hin ohne jedwede Notwendigkeit seinen Turm in eine absolute Fesselung, wo er umgehend abgeholt wurde. Nach einigen dem Frust geschuldeten Zügen streckte unser Topmann die Waffen und besiegelte damit das Ausscheiden unserer Mannschaft aus dem Wettbewerb – 2:2. Bitter für die Mannschaft und vor allem für Jakob, der an jenem Tag bis zum Aussetzer wirklich stark gespielt hatte.
Fazit:
Da war wesentlich mehr drin und man kann ohne Übertreibung sagen, dass mit unserem Vierer eine der besten U16-Mannschaften Bayerns Zuhause bleiben wird. Wenn man auch noch bedenkt, dass hier zwei Mannschaften gegeneinander angetreten waren, die just am Turniertag die nominell besten Teams waren, während zeitgleich im fernen Norden in einer Begegnung eher unerfahrener Mannschaften, eine die Endrunde erreicht hat, dann kommt man etwas ins Grübeln.
Vielleicht wäre für die Zukunft denkbar, die starre Trennung zwischen Nord und Süd aufzuheben, damit die Endrunde auch wirklich von den besten Vierern bestritten wird und nicht schwächere Mannschaften nur aufgrund „territorialer Regelungen“ als eher schmückendes Beiwerk dienen.
Wie dem auch sei, wir haben verloren, pardon, sind ausgeschieden und werden künftig etwas mehr trainieren müssen, damit sich so etwas nicht derart unnötig wiederholt. Denn eines steht fest, um auf die Deutsche zu kommen, muss man auch in der Lage sein, solche Teams wie das des TV Tegernsee zu schlagen.
Alle Paarungen, Ergebnisse und sonstige Informationen gibt es wie gewohnt im Ligamanager. Den Oberbayern wünschen wir viel Erfolg in der Endrunde und eventuell später auf den Deutschen.
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