U20-Bayernliga; 2. und 3. Runde

Erde an Jugendmannschaft

 

 

Die „Demonstration der Stärke“ zum Saisonstart hatte leider eine negative Auswirkung auf die Einstellung unserer angehenden Meisterspieler, war doch plötzlich weniger davon die Rede, ob man die nächsten Kämpfe siegreich gestalten werde, sondern in welcher Höhe die Siege einzutragen seien. Erfahrungsgemäß eine gefährliche Voraussetzung, um Partien erfolgreich zu gestalten..

 

Wie gefährlich, dass sollte sich gleich am zweiten Termin der Bayernliga zeigen, als es darum ging, gegen die vermeintlich chancenlosen Mannschaften aus Schwandorf und Neumarkt weitere wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft zu sichern. Denn während unsere Recken noch in süßesten Erinnerungen an das 6:0 gegen den SK München Süd-Ost schwelgten, zeigten sich die Gegner bestens vorbereitet, sodass am Ende eines anstrengenden Tages mit etwas Glück das berühmte „blaue Auge“ und mit insgesamt 5:1 Punkten die vorübergehende Verteidigung der Tabellenführung  heraussprangen.

 

 

Das verflixte siebte Jahr hatte auch an jenem Wochenende seinen Tribut gefordert, indem es einige Ausfälle zu kompensieren galt. Was jedoch angesichts der Größe und der Qualität unseres Kaders als Kleinigkeit erscheinen mag, entpuppte sich als wahre Herkulesaufgabe, weshalb sogar Katarina mit dickem Knöchel und mit Krücken versehen, die Reise ins ferne Neumarkt (Opf) antreten musste, um Elisha, Jakob, Robert, Uli und Zarko zu unterstützen.

 

Nachdem das Problem der Aufstellung gelöst worden war, galt es, sich der Logistik zu widmen. Ein Fahrer bei sechs Jugendlichen war entschieden zu wenig und so setzten sich die beiden Ältesten, sprich Uli und Zarko, im unerschütterlichen Glauben an die Pünktlichkeit der Bahn, in die entsprechenden Züge.

 

Und man mag es kaum für möglich halten, aber als zum angesetzten Rundenbeginn die Uhren in Gang gesetzt werden sollten, da saßen doch tatsächlich alle jungen Schachfreunde am jeweils vorgesehenen Brett. Ein vorgezogenes Weihnachtswunder! 🙂

 

 

2. Runde: SK Schwandorf – Schachfreunde Augsburg

 

Einem alternden Trainer versprach bereits die Platzierung der beiden Teams einen spannenden Kampf, trat hier doch der Spitzenreiter gegen den direkten Verfolger an. Weniger jedoch der Mehrheit der Mannschaft, die an die phänomenale Vorrunde nahtlos anknüpfen wollte.

 

Doch schon nach wenigen Zügen sollte sich abzeichnen, dass es der Übermut der Jugend nicht wirklich mit der Erfahrung des Alters aufnehmen kann, denn die jungen Schachfreunde sollten schlecht aus den Startlöchern kommen.

 

Zwar war bei Zarko noch verhältnismäßig wenig los. doch Uli verzichtete auf unsere „Hausvariante“ gegen den Engländer, Robert musste sich im „geschlossenen Sizilianer“ ein Theorieduell liefern, Jakob heulte innerlich auf, als ihm der Gegner die „Abtauschvariante“ im „Franzosen“ vorsetzte, Katarina lief direkt in eine Vorbereitung und Elisha wusste anfangs noch nicht so recht, wie er dem Aufbau des Gegners begegnen sollte.

 

Im anschließenden Kampf um Vorteile sollten sich Zarko und Elisha als am findigsten erweisen, weshalb beide auf die Siegerstraße einschwenkten. Dabei wollte Elisha, mit einer Mehrfigur gesegnet, den Gewinn möglichst unkompliziert gestalten und forcierte den Abtausch, anstatt zunächst alle Kräfte zu mobilisieren. Dies sollte ihm zum Verhängnis werden, denn mit dem wahrlich letzten taktischen Witz entriss ihm sein Gegner den sicher geglaubten Punkt und zwang unser Nordlicht gar zur Kapitulation – 1:0 aus der Sicht der Schwandorfer.

 

Als wenn er die Nerven seiner Teamkameraden und des Trainers hätte schonen wollen, zog Zarko weiterhin souverän sein Ding durch, holte sich eine Figur und bevor dieser eine weitere folgen sollte, streckte der Gegner die Waffen – 1:1.

 

Noch vier bespielte Bretter und weit und breit keine zweieinhalb Punkte in Sicht, die den Mannschaftssieg bedeutet hätten. Das Gegenteil war eher der Fall! Ulis Stellung drohte zusammenzubrechen, bei Robert wusste man im „Springer-gegen-Läufer-Endspiel“ nicht, wer da meinte, die bessere Figur zu haben, Jakob knetete trotz Reduzierung des Materials unverdrossen und Katarina erwies sich einmal mehr als echte Amazone, indem sie in schier auswegloser Lage das Brett anzündete.

 

Und dieses Anzünden hatte es in sich, denn nachdem sie zwischendurch gar zwei Minusbauern gehabt hatte, hatte sie sich rausgewunden und war auf dem besten Wege, nicht nur die Bauern zurückzuholen, sondern zugleich eine Figur zu gewinnen. Alles wäre perfekt gewesen, doch die Partie hatte zuvor viel Kraft und vor allem Zeit gekostet, sodass Katarina in Zeitnot den Gewinn übersah und stattdessen in einem verlorenen Bauernendspiel landete – 2:1 aus der Sicht der Schwandorfer.

 

Unmittelbar danach musste sich Jakob in eine Zugwiederholung flüchten. Warum? Nun, er hatte wirklich alles versucht, hatte so manche Brücke hinter sich abgerissen und hatte einsehen müssen, dass einfach nicht mehr ging – 2,5:1,5 aus der Sicht der Schwandorfer.

 

Dann geschah das zweite vorzeitige Weihnachtswunder des Tages, indem Uli unvermittelt einen Sieg vermeldete! Wie war das möglich? Die Erklärung ist denkbar einfach, denn in klar besserer Stellung hatte sich der Gegner unnötigerweise in ein taktisches Handgemenge eingelassen, in dem er von unserem Großen einfach „überrechnet“ wurde – 2,5:2,5.

 

Alle schauten nun ans dritte Brett, wo Robert nach den richtigen Sprüngen seines Springers suchte. Dies hatte sich der Gegner wohl mit steigendem Unbehagen angeschaut, weshalb er plötzlich die Notbremse zog und im richtigen Moment das Remis erzwang – 3:3.

 

 

3. Runde: Schachfreunde Augsburg – SK Neumarkt

 

Der Schreck nach der Vormittagsrunde saß tief und man durfte gespannt sein, wie sich die Mannschaft davon erholen würde. Immerhin galt es, sich die Ausgangssituation für den wichtigen Kampf gegen Bavaria Regensburg nicht komplett zu versauen.

 

Wie groß die Verunsicherung war, das zeigte sich darin, dass so mancher plötzlich des Trainers Rat suchte und sich für selbigen äußerst empfänglich zeigte. Gut, in der kurzen Zeit zwischen den Runden vermag man bekanntlich wenig zu bewegen, aber der „Placebo-Effekt“ ist bekanntermaßen nicht zu unterschätzen.

 

Als die Bretter freigegeben wurden, da zeigte sich tatsächlich eine nahezu ausgewechselte Mannschaft, wobei man der Fairness eingestehen muss, dass es die Gegner auch gut mit unserem Sechser meinten.

 

Während sich Zarko wie gewohnt mit kleinsten Vorteilen begnügte und innerlich vermutlich die Hände ob des zu erwartenden Knetens rieb, sprang Uli seine Gegnerin mit dem „Bajonett-Angriff“ frontal an und ließ keine Zweifel hinsichtlich seiner Absichten aufkommen. Katarina lechzte förmlich danach, die vorherige Partie vergessen zu machen und Elisha prüfte die Kenntnisse der Gegnerin im „Abtausch-Spanier“. Lediglich Robert und Jakob befanden sich noch in der Aufbauphase, wobei es sich auch dort langsam abzeichnete, dass die Offensive bald anrollen würde. Alles blendend.

 

Es sollte hiernach ergebnistechnisch lange nichts passieren, obwohl schon erste deutliche Tendenzen erkennbar waren. Katarina und Elisha hatten nämlich beide je eine Figur mehr und schickten sich an, selbige sauber zu verwerten. Beide ließen wahrlich nichts anbrennen und sorgten damit nahezu zeitgleich für eine beruhigende 2:0-Führung.

 

Oder sagen wir anders, dieser Zwei-Punkte-Vorsprung hätte beruhigend gewirkt, wenn die Entwicklung an den anderen Brettern das gehalten hätte, was sie anfangs versprochen hatte. Denn Zarkos Gegner erwies sich zunehmend als ungemein zäh bzw. als ein Meister des Stahlbetonanrührens und Uli, an jenem Tag völlig indisponiert, entkorkte eine seltsame Angriffsidee nach der anderen, bis er wieder auf Bruch stand. Robert hatte die Kunst des Abzählens verlernt und bei einem vermeintlichen Abtausch einfach ersatzlos einen Bauern eingebüßt- Erschütternd! Und Jakob? Er übte sich seinem Gegner gleich in Geduld, wobei er geschickt die Spannung hielt und auf das Zucken, sprich die Rochade des schwarzen Monarchen lauerte.

 

Doch der Gegner wollte ihm den Gefallen nicht tun, beließ seinen König im Zentrum, selbst dann noch, als die Vorzeichen auf Sturm standen. Plötzlich öffnete Jakob die Stellung, sammelte reichlich Material ein und nahm damit dem Gegner die Lust am Weiterspielen – 3:0!

 

Danach spielten sich in kurzer Abfolge wahre Dramen ab. Robert hatte nämlich einer inneren Stimme folgend seinen f-Bauern in Bewegung gesetzt. Ein an sich harmloses Unterfangen in der konkreten Stellung, von dem sich der Gegner derart beeindrucken ließ, dass er eine Figur für diesen Bauern einbüßte. Jetzt wäre es zu banal gewesen, die Partie einfach zu gewinnen, weshalb mein Robert zunächst einen Bauern einstellte und dann im Endspiel mit dem falschen Läufer dastand – 3,5:0,5. Wenigstens war der Sieg unter Dach und Fach.

 

Allerdings ließen sich die Gegner nichts schenken, weshalb es Uli vergönnt war, statt sich mit einer Minusfigur in auswegloser Lage zu quälen, in ein remisverdächtiges Endspiel zu flüchten. Sein Angebot, bevor ihm wiederholt ein Fehler hätte unterlaufen können, nahm die Gegnerin freudigst an – 4:1.

 

Dieses Glück hätte er nicht gehabt, wenn ihm Zarko gegenüber gesessen hätte. Er hatte nämlich zwischenzeitlich ein Turmendspiel mit vier gegen drei Bauern auf einem Flügel, das er in seiner unnachahmlichen Art mit einem beinahe gelangweilten Gesichtsausdruck einfach gewann. Irgendwie unheimlich – 5:1.

 

 

Fazit:

 

Hätte die Mannschaft gleich zu Beginn jene Konzentration an den Tag gelegt, welche sie am Nachmittag zeigte, die Ausgangslage für die beiden wichtigen Begegnungen gegen den FC Ergolding und die Bavaria Regensburg am 26. Januar wäre wesentlich besser gewesen. Aber wer weiß, vielleicht war dieser Wachrüttler durchaus heilsam, sodass am nächsten Spieltag Dinge möglich sein werden, die vorher undenkbar waren.

 

Drückt unserem Sechser die Daumen und vertreibt Euch bis dahin die Zeit mit den vielen Informationen des Ligamanagers und den dort gespeicherten Partien. Aber Vorsicht: Nachspielen auf eigene Gefahr! 😉

 

 


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