Etappenziel erreicht
Die Fahrt nach Regensburg zum Abschluss der diesjährigen U20-Bayernliga stand von Anfang an unter einem guten Stern, denn neben dem Ausbleiben etwaiger Aufstellungssorgen war auch die Anreise äußerst entspannt. Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass unser Sechser ausgesprochen sicher, wenngleich in der Höhe gänzlich unverdient, jenen Sieg gegen die Auswahl der SG Fürth einfuhr, der erforderlich war, um sich die Vizemeisterschaft zu sichern. Herzlichen Glückwunsch. 🙂
Obwohl die Luft bereits heraus war, schließlich war doch die Meisterfrage zu unseren Ungunsten beantwortet worden, legte unser Nachwuchs eine absolut professionelle Einstellung an den Tag und trat geschlossen zum für uns finalen Kampf an. Daher sahen sich die wackeren Fürther mit Behzad, Jakob, Mehran, Robert, Uli und Zarko einem Team gegenüber, das zu schlagen, nahezu unmöglich erschien.
Aber der Abstiegskampf, in welchem sich die Franken befanden und weshalb sie dringend einen Sieg gegen unsere Recken benötigten, macht bekanntlich erfinderisch und fleißig, sodass wir gewappnet an die Bretter gingen. Dass dies auch notwendig war, das sollten die Ereignisse auf den 64 Feldern deutlich machen.
Kurz nach dem Andrücken der Uhren wurde offenbar, dass diese Begegnung kein Spaziergang werden würde, denn an so manchem Brett war es keineswegs offensichtlich, wer der Favorit ist. So hatte Zarko zwar wieder einmal den „Franzosen“ ausgepackt, wobei er auf seine Vorbereitung vertraute, doch schien der Gegner davon in keinster Weise beeindruckt und sprang unser Spitzenbrett munter an. Uli hatte sich für einen äußerst originellen Aufbau gegen die „Aljechin-Verteidigung“ entschlossen, welcher wahrscheinlich nicht viele Nachahmer finden wird. Bei Robert legte der Gegner gleichfalls den Vorwärtsgang ein, weshalb sich unser „Im-trüben-Fischer“ dazu entschloss, den König vorerst im Zentrum zu belassen und sich nach Abwehr des Angriffs den Schwächen im weißen Lager zu widmen. Jakobs „Geschlossener Sizilianer“ erweckte zu jenem Zeitpunkt auch nicht den Eindruck, dass er dem Gegner Respekt abnötigte, zu gut war die Vorbereitung darauf. Lediglich die Gebrüder Hamkar, sprich Behzad und Mehran, ordneten dem Angriff alles unter, womit der „Engländer“ (Mehran) bzw. „Philidor“ (Behzad) geknackt werden sollten.
Alle Zutaten für einen inhaltsreichen Schachtag waren also vorhanden und deswegen hieß es für die Zuschauer, sich in Geduld zu üben, die Spannung zu genießen und auf den Ausgang zu warten. Eine Partie sollte jedoch schon sehr bald zum Abschluss kommen, denn Jakob vermeldete frühzeitig seinen Sieg. Wie konnte das aus der Stellung heraus so schnell passieren? Nun, der Gegner hatte zwar artig gelernt, aber den Stellungstyp nicht ganz verstanden, sodass er zunächst einen Bauern einbüßte, sich anschließend schlimme Schwächen in der Rochadestellung erlaubte und letztendlich ausgeknipst wurde – 1:0.
Nicht wesentlich später ließen Mehran und Behzad zwei weitere Zähler folgen. Beide hatten mit ihrer „Bulldozer-Methode“ einen derart durchschlagenden Erfolg, dass den Fürthern nichts anderes übriggeblieben war, als die Waffen in hoffnungsloser Stellung zu strecken – 3:0.
Die verbliebenen Bretter boten zwar keinen Grund zur Sorge, doch klar waren die Stellungen auch nicht unbedingt. Am Spitzenbrett neigte sich die Waage zusehends zu Zarkos Gunsten, allerdings barg die Position noch reichlich Schärfe, weshalb sich keine Seite einen Fehltritt erlauben durfte. Robert hatte auf Verdacht eine Figur für zwei Bauern geopfert, wobei er vorerst den Beweis der Korrektkeit des Opfers schuldig blieb und Uli testete die Belastbarkeit der „Chaostheorie“ bzw. der Nerven des Trainers.
Plötzlich fiel bei Zarko die Entscheidung! Unser Spitzenmann hatte in jenem taktischen Handgemenge bei zwei unsicher stehenden Königen, wobei Zarkos Monarch die etwas ruhigere Kugel schob, alles unter Kontrolle gehabt und beim ersten Nachlassen des Gegners sofort zugeschlagen – 4:0.
Und weil sich Uli in unaufgeräumten Stellungen wesentlich besser zurechtzufinden weiß als die meisten Spieler, behielt er den nötigen Überblick und holte gleichfalls einen Sieg – 5:0.
In Anbetracht des feststehenden Debakels schien die Widerstandskraft des verblieben Fürthers am dritten Brett schlagartig zu erlahmen, denn anders lässt es sich kaum erklären, weshalb er ohne Not den Verlust eines weiteren Bauern und in der Folge gar einer Figur hinnahm. Auf jeden Fall ließ sich Robert dies natürlich nicht mehr nehmen und vollstreckte zum zweiten 6:0-Erfolg der Saison.
Durch den Rückzug der Mannschaft des Traditionsvereins vom SK Noris-Tarrasch-Nürnberg zu Saisonbeginn entfiel für unsere Recken die letzte Runde. Und da nichts mehr nach oben bzw. unten ging, wurde uns der entsprechende Pokal bereits in der Mittagspause überreicht, damit wir die Heimreise, welche selbstredend von bester Laune begleitet war, antreten konnten.
Fazit:
Nach zwei vierten Plätzen haben wir erstmals die Vizemeisterschaft errungen. Doch daraus abzuleiten, wir wären näher an die Dauersieger von Bavaria Regensburg gerückt, wäre definitiv ein Trugschluss. Noch sind sie leider in der Breite einfach zu stark, sodass sie die Liga wohl noch ein weiteres Jahr nach Belieben werden beherrschen können. Unabhängig davon gratuliere ich hiermit herzlich den sympathischen Oberpfälzern und wünsche ihnen viel Erfolg auf den Deutschen. 🙂
Ob bzw. inwieweit es für unseren Sechser weitergehen wird, das wird sich erst noch zeigen, wenn es nach Beendigung der Sachsenliga gegen das Pendant gehen wird. Bis dahin werden wir sicher noch etwas trainieren, aber uns natürlich zugleich über die Vizemeisterschaft freuen.
All denjenigen, denen dieser Bericht nicht ausreichen sollte, lege ich den Ligamanager ans Herz, um alle Statistiken abzurufen und die Partien unseres Nachwuchses anzuschauen. Viel Spaß dabei. 🙂
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