U20 Landesliga-Nord: 1. Runde; Schachfreunde Augsburg – Allersberger SC

Ein fader Beigeschmack

 

 

Es mag etwas überraschen, dass wir ein Jugendteam auch in dieser Altersstufe gemeldet haben, obwohl selbst unsere ältesten Jugendlichen noch für die U16 spielberechtigt sind. Aber bereits in der nächsten Saison wird sich die Altersstruktur ändern, weswegen man vorsorglich den frei gewordenen Platz angetreten hat. Ganz nebenbei soll sich unsere Jugend jetzt schon an die stärkere Gegnerschaft gewöhnen und davon profitieren.

 

Der Auftaktgegner waren die sympathischen Jungs vom Allersberger SC, für die die U20-Landesliga ebenfalls Neuland ist. Sie traten in Bestbestzung an, kompensierten mangelndes Wissen durch Kampfkraft und Konzentration, mussten aber letztlich dennoch denkbar knapp geschlagen die Heimreise antreten. Trotz des erfolgreichen Saisonbeginns wollte bei unseren Recken keine rechte Freude ob des 2,5:1,5-Sieges aufkommen, denn zu sehr nahm man den Sieg als eine gefühlte Niederlage wahr.

 

Angesichts des Umstandes, dass unsere jüngeren Jahrgänge ohnehin sehr oft im Einsatz sind, müssen sie doch immer wieder „oben“ aushelfen, traten mit Erik, Paul und Zarko überwiegend unsere älteren Spieler an und nur Robert bildete hiervon eine Ausnahme. Doch da letzterer in der Vergangenheit schon oft gegen erfahrenere Gegner hatte spielen dürfen und sich behaupten können, erschien das nicht als ein Problem.

 

So kam es denn auch, dass ausgerechnet Robert nach nur wenigen Zügen eine gute Stellung in seinem Lieblingsgambit auf dem Brett hatte, hatte doch der Gegner nicht nur auf sein Rochaderecht verzichten müssen, auch im Bereich der Entwicklung war Robert klar vorne. Diese Situation an Roberts Brett war wichtig, denn Zarko wollte zu diesem Zeitpunkt gegen des Gegners Aufbau nichts einfallen, Erik agierte in einer Parallelwelt gegen das Morra-Gambit und war bestrebt „seinen Sizilianer“ durchzudrücken und bei Paul deutete alles auf eine Theorieschlacht hin, denn es stand der Richter-Rauser-Angriff gegen den Drachen auf dem Brett. Man konnte nach ca. 40 Minuten getrost sagen, dass nicht alles rosig, aber immer noch im grünen Bereich war.

 

Doch bekanntlich dauern Schachpartien meist länger, zu unserem Pech, weshalb ich von da an aus dem Träumen nicht mehr herauskam. Allerdings bekam ich nicht jene schönen Bilder vor Augen, die eine innere Gelöstheit verursachen, vielmehr wandelte ich in einem Alptraum!

 

Es fing mit Robert an, der momentan ohnehin nicht in bestechender Form spielend grundlos seinen verbliebenen Zentrumsbauern mit anschließendem Großabtausch einbüßte, anstatt einen Bauern zu gewinnen. Damit nicht genug, warf er dem Gegner noch eine Qualität hinterher, sodass ein Remis in dieser Stellung einen schachlichen Quantensprung bedeutet hätte.

 

Quasi um die Geschlossenheit der Mannschaft zu demonstrieren, setzte Zarko seine Suche nach einem Plan fort, Erik verschmähte die ruhige Form des Vorteils und zog dafür ein kaum zu berechnendes Figurenopfer vor und Paul ignorierte des Gegners Aufbau dermaßen erfolgreich, dass er plötzlich eine Figur nach einem altbekannten Muster verlor. Die Vorboten einer deutlichen Klatsche beherrschten das Bild.

 

Kaum dass Robert aufgegeben hatte, passierte etwas gänzlich Ungewöhnliches, schien man doch nur noch an Eriks Brett zu spielen, während sich Pauls Gegner und Zarko eine 20 bzw. 38-minütige Auszeit gönnten. Und während bei Erik das Hauen und Stechen mit ungewissem Ausgang weiterging, geschah das „Wunder von Augsburg“!

 

Pauls Gegner, in der irrigen Annahme, seine Mehrfigur nicht retten zu können, entschloss sich zu einem komplizierten Abtausch, für den er zunächst einen ganzen Turm opferte, nur um dann festzustellen, dass Paul sich nach einem simplen Zwischenzug über eine Mehrqualität freuen durfte. Dies und der anschließende Damentausch vereinfachten Pauls Weg zum vollen Punkt doch sehr.

 

Doch bevor es soweit war, schien Zarko endlich alles berechnet zu haben und hielt mit dem Läufer auf h3 rein. Gerne hätte das mittlerweile zahlreich vertretene Publikum gesehen, was auf die eine oder andere komplizierte Variante gekommen wäre, aber Zarkos Gegner griff gleich deutlich fehl und büßte dabei die Dame ein – 1:1.

 

Unmittelbar danach streckte Pauls Gegner die Waffen, während sich Erik mit seinem Gegner wegen allzu großer Unübersichtlichkeit der Stellung auf Remis einigte, womit es auf einmal 2,5:1,5 für uns stand. Alles andere als ein schöner Sieg, aber wenigstens zwei Punkte gegen den drohenden Abstieg.

 

Kommentar des Trainers:

 

In dieser Verfassung wird es nicht nur in der U20-Liga hart werden, sich zu behaupten, denn auch in den anderen Altersstufen werden die Gegner nicht einfach aufgeben, sobald sie schlechter stehen. Deswegen werden wir wohl verstärkt an der Verwertung arbeiten müssen, werden doch Partien bekanntlich nicht durch gute Stellungen, sondern durch starke Züge gewonnen. Wir sollten die Zeit bis zum nächsten Einsatz sinnvoll nutzen!

 

Alle Ergebnisse dieses Wettbewerbs gibt es hier, während man hier einen kurzen Bericht der Allersberger lesen kann. Viel Spaß.


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