Eine uneinnehmbare Feste
Wir schreiben den 27. Oktober 2019 nach Chr.. Ganz Schwaben ist von unserer Schachjugend besetzt … Ganz Schwaben? Nein! Ein von unbeugsamen Leipheimern bevölkertes Städtchen hört nicht auf, unseren Nachwuchskräften Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für unsere Recken, die immer wieder entsandt werden, um diese widerspenstigen Nordschwaben Mores zu lehren.
Am besagten Tag versuchte unser Vierer bestehend aus Lukas, Mehran, Paul und Robert, als amtierender Vizemeister der Landesliga dem Aufsteiger beide Punkte zu entreißen, musste sich aber letztlich mit nur einem zufrieden geben. Kein optimaler Start, aber auch kein Beinbruch im Bestreben das letztjährige Ergbnis zu toppen. 🙂
Es ist zweifesohne ungewöhnlich, die Saison mit der dritten Runde zu eröffnen, doch als die netten Leipheimer darum baten, die Einzelrunde der Landesliga zu verlegen, da war es für uns selbstverständlich gewesen, ihrer Bitte nachzukommen, wollten wir doch eine faire Entscheidung auf den 64 Brettern gewährleistet wissen.
Voller Zuversicht machte sich unser Team in das schachliche Zentrum, zumindest was die Jugendarbeit anbelangt, Nordschwabens auf, wo es von den Gastgebern in den frisch renovierten Räumen des eigenen Vereinsheims freundlichst empfangen wurde. Die Begrüßung war sogar derart freundschaftlich, dass man versucht war zu vergessen, weshalb man sich getroffen hatte.
Doch spätestens mit dem Andrücken der Uhren wurde es jedem der Anwesenden klar, denn an den Brettern hörte die Freundschaft auf und alle Spieler gaben dies zu verstehen, dass sie nach dem vollen Zähler strebten. Dies geschah jedoch nicht unbedingt unverhohlen, wie bei Lukas, sondern vielmehr subtil, wie an den anderen Brettern.
Gut, Lukasens Gegner überbrachte mit dem „Skandinavier“ förmlich eine Petition, um angesprungen zu werden, was vermutlich schmerzlich erfolgt wäre, wenn Lukas die jüngst angeschaute Theorie nicht vergessen gehabt hätte. Daher verflachte der Kampf relativ flott und positionelle Überlegungen gewannen die Oberhand. Selbige spielten bei Robert, dessen Gegner einen guten Aufbau gegen den „Geschlossenen Sizilianer“ gefunden zu haben glaubte, bei Mehran, dessen Gegner ihm einen Traumaufbau gegen „Alapin“ gewährt hatte, und Paul, der sich auf den „Franzosen“ vertrauend im Lavieren übte.
So verstrichen die Stunden und mit fortschreitender Zeit schien sich Waage zu unseren Gunsten zu neigen. Denn Robert hatte einen starken Druck auf der halboffenen f-Linie gemacht, Mehran, obwohl sich erst im späten Stadium der Eröffnung befindend, bot sich die Gelegenheit, sich großen positionellen Vorteil zu sichern, Lukas gewann immer mehr die Oberhand je technischer die Stellung wurde und lediglich Paul bereitete einem gewissen Sorgen, hatte er doch ausgerechnet in seiner Paradedisziplin, nämlich der Taktik, einen Fehler eingestreut, der ihn den h-Bauern kostete.
Soweit die Einschätzung, die alsbald von der Realität eingeholt wurde. Denn um die Zeitkontrolle herum geschahen teils äußerst merkwürdige Dinge, die unseren Vierer um den verdienten Sieg brachten. Den Anfang machte hierbei Lukas, der in einer nach wie vor etwas besseren Stellung unvermittelt die Bemühungen einstellte und Remis vereinbarte – 0,5:0,5.
Anders dagegen Robert, der seine Angriffsbemühungen mittels eines Qualitätsopfers befeuert hatte, wofür er sich eine Bauernwalze in Zentrum sicherte. Diese rückte dermaßen bedrohlich auf den Gegner zu, dass er sich genötigt sah, eine Figur zu opfern und damit in ein verlorenes Endspiel überzugehen. Allerdings sollte es nicht zum Ausspielen desselben kommen, denn der einzig verbliebene Turm des Gegners verlief sich im weißen Lager, wurde von Robert gefangen und anschließend folgte die Führung für unser Team – 0,5:1,5 aus der Sicht der Nordschwaben.
Trotz dieser Entwicklung wollte keine Vorfreude aufkommen, drohte doch an unseren Schwarzbrettern schlimmes Ungemach. Mehran hatte die positionell starke Fortsetzung verpasst und sah nun seinen König einem gewaltigen Angriff ausgesetzt, während Paul, gerade erst der Zeitüberschreitung, in der er seine Mehrfigur eingebüßt hatte, von der Schippe gesprungen, ein Springerendspiel mit Minusbauern üben durfte. Immer dieser Zaubertrank der Leipheimer!
Nach kurzer Zeit trat das Unvermeidliche ein und Mehran musste die Waffen strecken, womit den Nordschwaben der Ausgleich gelang. Damit nicht genug, denn nun keimte bei den Gastgebern die Hoffnung auf, gleich beide Punkte behalten zu dürfen. Eine Hoffnung, die jedoch nicht lange Bestand haben sollte, denn Paul zerstörte diesen nachvollziehbaren Traum der Leipheimer, indem er stoisch seine Stellung verteidigte, dem Gegner das Remis förmlich aufzwang und selbiges letztlich auch souverän sicherte – 2:2.
Fazit:
Der Start hätte besser sein können, doch angesichts des Auftretens der Leipheimer war an jenem Tag wohl irgendwie nicht mehr drin. Die Saison ist noch jung, weshalb so mancher noch nicht jene Betriebstemperatur erreicht hat, die uns Schachfreunde auszeichnet, um so erfolgreich aufzutreten, wie man es von uns gewohnt ist.
Aber das macht nichts, denn es bestehen noch ausreichend Möglichkeiten, sich zu bewähren und damit jene Punkte einzufahren, um mit der Mannschaft in der Endabrechnung dort zu stehen, wo das Team hingehört, nämlich sehr weit oben! 🙂
Hier geht es zum Ligamanager, der wie gewohnt alle Informationen bereithält, die man sich als interessierter Schachspieler wünscht. 🙂
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