U20 Bayernliga 2024/25

Runde 1:
An einem Samstag Nachmittag fuhren wir zu fünft zu SK Tarrasch München, um die erste Runde in der U20 Bayernliga zu bestreiten. Wir beginnen unsere Partien und etwa eine halbe Stunde später kommt unser eigenständig angereister sechster Mann an. Raphael verlor im Zarko-Sizi (bzw. 4-Springer-Sizilianer) schnell die Kontrolle, sodass er früh die weiße Fahne hissen musste (0-1). Jedoch gewannen Alex und Michael Steinberger danach ihre Partien und erlösten ihre noch kämpfenden Mitstreiter von den Sorgen. Ersterer hat sich im klassischen Sizilianer durch geschickte Variantenberechnung den Materialgewinn gesichert. Sein Gegner entschied sich jedoch für die Alternative durch Matt zu verlieren. Ähnliches Ende geschah auch bei Michael St., welcher seinen „Grind“ in ruhiger Stellung nicht vollenden durfte, da sein Gegenüber Matt in 1 übersah (2-1). Währenddessen spielte ich (Quang) gegen einen Bekannten im angenommenen Damengambit eine recht einseitige Partie, bis ich aufgrund eines Fesselungsmotivs die Dame und Bauer für Turm und Läufer verlor. Jedoch opferte ich im Endspiel meinen Läufer für zwei Bauern und setze die „Turm ist gleich Dame“-Karte, welche besagt, dass die Partie direkt endet (2,5-1,5). Vincent verirrte sich im Italienisch-Dschungel, wo er einen Pfad mit gravierendem Aktivitätsnachteil wählte, den sein Gegner in wenigen Zügen in Materialvorteil verwandelte (2,5-2,5). Zu guter Letzt kämpfte Michael Schrimpf noch in der komplizierten Kan-Version der Maroczy-Struktur. Wie so typisch für diese Eröffnung erzielte Michael aus der Eröffnung einen Vorteil, jedoch verlor er durch eine Taktik an viel Aktivität, sodass er sich mit einem Remis im Springer-Endspiel mit jeweils einem Bauern zufrieden geben konnte (3-3).

Runde 2+3:
Nach dem Nikolaus-Freitag hießen wir in der Zitadelle die fränkischen Team Noris-Tarrasch Nürnberg und SC Ansbach willkommen. In der Morgenrunde haben wir es mit Noris-Tarrasch zutun, den nominellen Favoriten in der Liga. Als erstes wurde Vincent fertig, der in Schottischen Partie gegen Stephan Mohylnyi ein schlechtes Endspiel in einen Vorteil verwandeln konnte. Jedoch bot Vincent einen Läufertausch an, wonach sein Gegner das für Vincent verlorene Bauernendspiel schnell verwertete (0-1). Michael Schrimpf entschied sich im Caro-Kann nicht für die Endspiel-Variante, sodass er im Mittelspiel mit König in der Mitte sich gezwungen sah, in ein Doppelturmendspiel mit Minusbauer und weniger Aktivität abzuwickeln (0-2). Michael Steinberger wollte hingegen in ein Mittelspiel mit hängenden Bauern im Zentrum. Jedoch übersah er bei der Abwicklung einen Zwischenzug, sodass sein Gegner eine intakte Struktur behielt, aktiver wurde und das Läuferpaar gewann. Wenig später fiel auch dieses Kartenhaus auseinander (0-3). Alex spielte gegen (!) den Zarko-Sizi und musste in ein Endspiel, bei dem jeder seiner Bauern eine Schwäche war, welche in wenigen Zügen zu Minusbauern wurden (0-4). Ich gewann im Benoni gegen die einzige Titelträgerin (welche extra gegen uns gespielt hat und am Nachmittag abreiste!) in der Liga eine Figur. Bei meinem Versuch die Stellung unkompliziert zu halten, erlaubte ich zu viel Gegenspiel, sodass sich die Figur gar nicht als Vorteil erwies und ich in ein Damenendspiel mit Dauerschach abwickelte (0,5-4,5). Das Beste kommt zum Schluss und in diesem Fall ist das Beste ein Ehrensieg für die Schachfreunde, bei dem Raphael sich im Alapin-Sizilianer einen und später zwei Bauern erspielte. Diese verwertete er im Endspiel trotz Zeitnot (ohne Inkrement) sauber.

Am Nachmittag spielten wir gegen die Ansbacher, welche schon vor der Runde einen psychologischen Sieg ergatterten, indem ihr ehemaliges Mitglied und Fahrer bessere Süßigkeiten an seine Spieler verteilte als ich. Raphael bekam spielfrei, sodass er sich auf seine Partie am Abend in der 4. Mannschaft einstellen konnte, welche er auch gewann. Wir waren in diesem Kampf so hohe Favoriten, sodass ich zuversichtlich war, dass jedes Ergebnis außer 6-0 ein schlechtes Ergebnis ist. Wie man so schön sagt, kommt Hochmut vor dem Fall und die DVM U14 Truppe gewann ihre Partien so einseitig, dass sich hier keine paar Sätze zum Beschreiben lohnen (5-0). Währenddessen verspielte ich in einer Stellung mit jedem möglichen Vorteil außer Materialvorteil und musste wie in der ersten Runde meine Dame für Turm und Läufer hergeben. Glücklicherweise ist die „Turm ist gleich Dame“-Karte kein Unikat in meinem Deck, sodass meine Partie im Endspiel durch einen weit vorgerückten Freibauern am Ende ausgeglichen war (5,5-0,5).

Runde 4+5:
Dieses Mal verschleppte es die Truppe wieder nach München. Zwar ist wieder der SK Tarrasch München der Ausrichter, jedoch wurde der Spielort zu den SF München (nicht in der Liga) aufgrund von Platzmangel verlegt. Mein Versäumnis daran zu denken resultierte mit einer 5-minütigen Ankunft nach Partiebeginn, sodass unsere Bedenkzeit angekratzt wurde. In der U-Bahn sagte einer, dass wir (exklusive mir, dem Verursacher des Problems) jetzt ja eine Ausrede haben, um zu verlieren, wusste ich jedoch nicht, dass diese Ausrede gegen den nominellen Underdog Ergolding opportunistisch genutzt wird. Raphael spielte gegen eine Nebenvariante im Sizilianer und hatte Turm für Läufer und zwei Bauern. Da es jedoch ein Endspiel war, war die Materialimbalance kein wirklicher Vorteil, sodass sich beide Parteien im Endspiel mit nur Turm gegen Läufer und Bauer auf ein Remis einigten (0,5-0,5). Alex hat durch präzise Variantenberechnung einen Läufer gegen den Najdorf-Sizilianer gewonnen, welchen er auch sauber verwertete (1,5-0,5). Michael Steinberger übersah einen Läuferspieß auf Dame und Turm und verlor zwei Züge später noch mehr Material, sodass er keinen Grund sah, weiterzukämpfen (1,5-1,5). Ich hatte in der Englischen Eröffnung eine komplizierte Mittelspielstellung in der sowohl mein Gegner als auch ich keinen präzisen Weg fanden, die Stellung zu behandeln. Jedoch gewann ich durch bessere Aktivität eine Initiative plus Mehrbauer und nach einem weiteren einzügigen Bauerneinsteller gab mein Gegner auf (2,5-1,5). In der Zwischenzeit spielte Michael Schrimpf erneut gegen den Kan-Sizilianer – er verlor die Kontrolle und gab aufgrund eines schwer aufzuhaltenden Königsangriffs eine Qualität her, welche eher früher als später die Partie beendete (2,5-1,5). Vincent kämpfte schon in der (italienischen) Eröffnung mit Problemen. Er verlor früh Raum am Königsflügel und musste dementsprechend auch am Damenflügel einbüßen. Diesen Vorteil verwertete sein Gegner in einen weit vorgerückten Freibauern, welcher später auch Material gewann (2,5-3,5) – und so verloren wir trotz 200 Rating-Punkte Unterschied an jedem Brett gegen die gefürchteten Ergoldinger.

Nach einem kurzen Besuch beim lokalen Dönerladen, Tipico und Edeka war die Gang bereit gegen die Mitaufsteiger aus Isental. Raphael spielte gegen die „Spiegel-Variante“ bzw. 3…Sxe4 im Russen. Diese Variante hat keinen guten Ruf und Raphaels Gegner war mit jedem Zug bereit zusätzliches Material zu spenden (1-0). Auch Alex gewann überzeugend und zeigte, dass ruhige Stellungen nicht unbedingt Remis sind. Er gewann an Aktivität und verwertete sein Läuferpaar für Turm im Endspiel (2-0). Hingegen war Michael Schrimpf überzeugt, dass aus seiner ruhigen Stellung wenig rauszuholen war, sodass er das Remisangebot seines Gegners in früher, symmetrischer Phase annahm (2,5-0,5). Meine Wenigkeit spielte gegen das Colle-System und nachdem ich früh Schwierigkeiten bekam, ist mein Gegner vom Gaspedal gewichen, sodass ich in ein ruhigeres Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern entkam. Mein Gegner nutzte die Möglichkeit, um Remis zu bieten, jedoch hatte ich die Möglichkeit meine Stellung ohne Gegenspiel zu verbessern, sodass er viele Züge später aufgab (3,5-0,5). Michael Steinberger zeigte ebenso seine Überlegenheit im gefürchteten (Vorstoß-)Franzosen und verwertete seine Mehrfigur sauber (4,5-0,5). Vincent spielte eine zweischneidige Najdorf-Partie, bei der er die Struktur des Englischen Angriffs bekam. Jedoch dauerte Vincents Plan länger als nötig war und sein Gegner setzte seinen Angriff am Damenflügel durch (4,5-1,5).

Runde 6+7 (von Alex):
Wir fuhren Samstag morgen, im Taxi Blodig zu sechst nach Kelheim. Dieses Mal jeder nicht in der üblichen “Sinister Six”, denn unser Maestro war mit seinen Klausuren beschäftigt. Wir tauschten also unseren Maestro gegen das Pendant unserer zweiten U 20 Mannschaft aus. Anders als gedacht wurde es noch richtig spannend. Die erste Runde war gegen die Gastgeber, SK Kelheim. An Brett 6 spielte Döbel den Italiener, mit dem er eine Initiative am Königsflügel startete. Aufgrund der unüblichen Zeitkontrolle, die bei den U 20 Kämpfen (ohne Inkrement) herrschte, geriet Max in eine sehr schlechte Stellung. Mit so wenig Zeit auf der Uhr das der Schiedsrichter schon für ihn mitschrieb, holte er sein Fernrohr raus und erblickte im Jenseits eine Falle, die nach kurzer Zeit zuschnappte. Das Blatt hat sich also gewendet. Mit jedoch sehr wenig Zeit auf der Uhr und der Regel das der Schiedsrichter ihm nicht sagen darf welcher Zug es ist, entschied er sich fürs Mannschaftswohl eine Stellungswiederholung einzuleiten. Beim Göttler sah es ebenfalls alles andere als gut aus. In fast schon hoffnungsloser Stellung lieh er sich kurz Döbels Fernrohr aus, durch das eine Stellungswiederholung zu sehen sicher war. Schließlich schüttelte Raphael mit seiner Gegnerin die Hand. Somit steht es 1 – 1. An Brett vier spielte ich (Alex) mit weiß gegen den von uns gefürchteten Franzosen. Um Zarko stolz zu machen, packte ich den Vorstoßfranzosen aus. Nach angenehmer Stellung aus der Eröffnung, gab ich jedoch meinen ganzen Vorteil her und spielte die restliche Partie in der Rolle des Verteidigers. Nachdem ich das letzte Feuer des Gegners abgewehrt habe, ging es in ein Endspiel in dem die einzige Chance auf ein resultatives Ergebnis, das Fallen meiner Fahne war. Damit ging es bei alles 3 hinteren brettern Remis aus. An Brett 3 spielte Michi St. Unseren Zarko Sizi. Damit kam er ganz angenehm aus der Eröffnung und schickte den Gegner immer weiter in sein Lager zurück. Anschließend gewann er einen Bauer. Aufgrund großer Zeitprobleme verlor Michi nicht nur seine gute Stellung, sondern auch noch eine Qualität, spielte jedoch noch weiter. Verzweifelt griff Michi nach Döbels Fernrohr, was er jedoch verkehrtherum hielt, leider hat es nicht ein drittes Mal geklappt. Weil Brett 2 so spannend war, berichte ich erstmal über die Vincent Masterclass. Unser Vizemaestro spielte an eins gegen Benedikt Huber, der nicht allzu unbekannt ist. Vincent spielte gegen den Reti. In ausgeglichener Stellung überspielte Vincent ihn und ließ es fast schon einfach aussehen. Somit stand es wieder ausgeglichen. Die spannendste Partie. Michi Sch. an zwei gegen den Beschleunigten Drachen. Nach Vorbereitung mit Vincent läuft alles perfekt und Michi kommt in ein Endspiel mit Qualität für einen Bauer mehr. Es standen sich Turm und Läufer mit dem Läuferpaar gegenüber. Dank Zarko wissen wir wie gefährlich das Läuferpaar ist, also tauschte Michi ein Läufer ab. Nachdem Michi gesehen hat was in den anderen Partien passiert ist, entschied er sich auch dafür Döbels Fernrohr auszuprobieren, jedoch wusste er nicht, dass es das Ergebnis nicht verbessert, sondern dass es nur ein Remisweg sieht. Nach paar Bauernabtäuschen endete somit der Mannschaftskampf Unentschieden.

Nach einer kurzen Pause und 6 Döner weniger war die unsere Mannschaft wieder bereit. Es ging also in die letzte Runde gegen Bavaria Regensburg. An Brett 6 spielte Döbel gegen Caro-Kann. Nach einem kurzem Crash Kurs in unserer Geheimwaffe, hatte Döbel schon nach der Eröffnung eine gefühlte Gewinnstellung. Ein paar Züge später bestätigte die Engine dann unser Gefühl, jedoch konnte er leider nicht den Gewinnweg finden. Da man gegen Caro-Kann nicht verlieren kann ging die Partie Remis aus. An Brett 5 spielte der Göttler. Er packte mit Schwarz selbstbewusst den Zarko Sizi aus. Der Gegner entschied sich dann in die Alapin variante zu kommen. Nach einer ausgewogenen Stellung nach der Eröffnung schaute ich das zweite Mal bei ihm rein. Ich sah wie der Gegner seinen Bauern vorschob. Ohne zu zögern, fast schon so schnell wie ein Pre – Move, opferte Raph die Figur. Jedoch war das keine Blitz Partie, weswegen der Gegner genug Zeit hatte um den Zwischenzug zu finden, der Göttler ohne Figur dran stehen lässt. Nach einer Weile schaute ich wieder in die Stellung hinein in der Raphael noch eine Figur weniger hatte. Raphael hat sich es jedoch nicht anmerken lassen. Er verteidigte sich weiter zäh. Zumindest hatte er es versucht, denn der Gegner war gemein und hat das Matt in 1 gesehen. Beim Michi St. an Brett3 kam ebenfalls der Zarko Sizi zum Vorschein. Nach der Eröffnung stand Michi sehr angenehm und hatte eine Schwäche auf d4 gegen die er drücken konnte. Michi hat keinen zweiten Vorteil bekommen, sodass der Gegner alles verteidigen konnte und in ein remisiges Damenendspiel abwickeln konnte. Beim Michi Sch. Kam wie schon beim Döbel Caro-Kann aufs Brett. Michi wollte jedoch nicht den einfachen weg zu gewinnen nehmen, weshalb er sich für die Vorstoßvariante entschied. Er kam aus der Eröffnung mit großer Aktivität die er mit taktischer Klasse dann in Material und Königssicherheit umgewandelt hat. Den Michi dann auch nach Hause gebracht hat. Vincent kam ebenfalls nach einem Italiener angenehm aus der Eröffnung. Nach einem Bauerndurchbruch im Zentrum gewinnt er wie auch schon sein Sitznachbar an Aktivität, den er wie auch schon sein Sitznachbar nach akkurater Variantenberechnung in Material umwandeln konnte. 3 –2. Bei mir an Brett 4 kam ebenfalls der Italiener aufs Brett, jedoch war ich dieses Mal der weiße. Nach der Eröffnung stand ich leicht besser, wonach ich dann in ein leicht besseres Turmendspiel ging. Als ich dann versucht habe meinen König ins Geschehen mit einzubinden, fand mein Gegner Döbels Fernrohr auf dem Boden. Er hob es auf und schaute verwundert durch, wodurch er ein Dauerschach fand. Nichtsdestotrotz gewannen wir den Kampf 3 ½ – 2 ½.

Zwar haben wir uns am Anfang der Saison eine Qualifikation für die DVM U20 erhofft, jedoch erzielten wir mit 8-6 Mannschaftspunkten noch einen soliden dritten Platz in der Bayernliga hinter Noris-Tarrasch und Tarrasch München. Genauere Details findet ihr im Ligamanager.


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