Bayerische U16-Mannschaftsmeisterschaft 2017; Endrunde

Zu neuen Höhen

 

 

Zeitgleich mit unserem U14-Vierer befand sich unsere U16-Mannschaft in Regensburg, wo auch sie eine der beiden Fahrkarten zur Deutschen lösen wollte. Der Erfüllung dieses Wunsches, was zugleich den größten Vereinserfolg in dieser Altersklasse bedeutet hätte, standen „nur“ die Teams aus Gräfelfing, Stetten und Schwandorf im Weg, wobei den Oberpfälzern bestenfalls Außenseiterchancen eingeräumt wurden.

 

Doch gerade die Schwandorfer sollten es sein, die das Zünglein an der Waage spielten und ihren insgesamt beeindruckenden Auftritt damit abrundeten, dass sie mit einem hart umkämpften Unentschieden in der Schlussrunde unsere Mannschaft quasi in letzter Minute auf den zweiten Platz hievten. Und wenngleich dieser Erfolg nur durch eine Schützenhilfe zustandegekommen war, so war bzw. ist er keineswegs unverdient, denn mit einer besseren Chancenverwertung wäre mit Leichtigkeit die Meisterschaft drin gewesen. Herzlichen Glückwunsch! 🙂

 

 

Viele Erfolge im Laufe dieser Saison hatten dafür gesorgt, dass Elisha, Mehran, Robert und Zarko mit der entsprechenden Zuversicht nach Regensburg fuhren. Warum auch nicht, musste man sich doch vor keinem Gegner der Endrunde verstecken. Außerdem hatten die Jungs zusätzliche Anstrengungen unternommen, um just zum Finale voll auf der Höhe zu sein. Die Voraussetzungen waren also sehr gut.

 

1. Runde: Schachfreunde Augsburg – SK Schwandorf

 

Fest entschlossen, gegen das vermeintlich schwächste Team einen guten Start hinzulegen, ging unser Nachwuchs an die Bretter. So drückten Robert und Zarko gleich mächtig aufs Gaspedal, während es ihnen Elisha gleichzutun versuchte, jedoch hierfür eine zweifelhafte Variante wählte. Nur bei Mehran lief es zur Abwechslung einmal zunächst ruhig ab.

 

Allerdings hielten die Gegner der ersten Angriffswelle wacker stand, sodass sich alsbald ein spannender Kampf entwickelte, in dessen Folge zwar Mehran und Robert jeweils bessere Stellungen erhielten, im Gegenzug aber Elisha Tribut an sein übermotiviertes Vorgehen zollen und Zarko seinen Vorteil mit der Lupe suchen musste.

 

Plötzlich sicherte Robert die 1:0-Führung! Was war geschehen? Aufgrund einer schwierigen Stellung, in der an allen Ecken und Enden etwas drohte, übersah der Gegner eine große Kleinigkeit und gab sofort auf.

 

Nahezu unmittelbar danach erhöhte Zarko quasi aus dem Nichts zum beruhigenden 2:0. Er hatte in seiner unnachahmlichen Art in einer scheinbar ruhigen Stellung selbige unvermittelt geöffnet, den Gegner damit unvorbereitet getroffen und sich überwältigenden Vorteil gesichert.

 

Doch sollte die Führung nicht lange Bestand haben, denn Elisha, der sich mittlerweile drei Mehrbauern des Gegners gegenübersah, entdeckte keine weitere sinnvolle Möglichkeit, den Kampf fortzuführen und streckte konsequenterweise die Waffen – 2:1.

 

Sorgen wollten sich dennoch nicht einstellen, denn Mehran hatte sich zwischenzeitlich eine Mehrfigur gesichert, die zwar letztlich nicht zu einem vollen Zähler, aber doch wenigstens zu einem ungefährdeten Remis reichte – 2,5:1,5. Ein solider Start!

 

2. Runde: Spvgg Stetten – Schachfreunde Augsburg

 

In der ersten Runde war es knapp zur Sache gegangen, sodass unserem hauchdünnen Sieg ein Unentschieden der Mitfavoriten gegenüberstand. Folglich bedeutete ein weiteres erfolgreiches Auftreten die sichere Qualifikation zur Deutschen. Entsprechend entschlossen begab sich unser Vierer wieder an die Bretter.

 

Nach einem zunächst vorsichtigen Abtasten nahm die Begegnung deutlich an Fahrt auf, weshalb sich nach etwa eineinhalb Stunden den Zuschauern folgendes Bild bot:

 

Obwohl bei Zarko nur wenige Züge gemacht worden waren, hatten er und seine Gegnerin, mit Jana Schneider immerhin die Deutsche Frauenmeisterin 2017, eine erstaunliche Kreativität bei der Eröffnungsbehandlung an den Tag gelegt, wobei nur Zarko über einen Plan zu verfügen schien. Robert hatte gegen das Damengambit eine gleichfalls etwas eigentümliche Aufstellung gewählt, in der er alles im Griff zu haben schien. Zum Thema „unorthodoxe Stellungsbehandlung“ wollten Mehran und dessen Gegner offensichtlich gleichfalls ein Kapitel beisteuern, indem sie einen geschlossenen Sizilianer mit heterogenen Rochaden aufs Brett zauberten. Diesem allgemeinen Tenor verschloss sich auch Elisha nicht, denn, nachdem er ausnahmsweise blendend aus der Eröffnung gekommen war, die Mittelspielstellung, die bei ihm auf dem Brett stand, war alles andere als gewöhnlich und vor allem ungemein kompliziert. Der Kampf tobte!

 

Plötzlich ging alles schnell. Zarko hatte eine gefühlte Gewinnstellung auf dem Brett und es hieß nur noch die richtige Fortsetzung zu finden, Robert hatte nach einem unglücklich anmutenden Manöver eine ruinöse Königsstellung, Mehran hatte einen Geistesblitz gehabt, wonach der Sieg nicht mehr lange auf sich warten lassen sollte und Elishas Vorteil hatte sich zwar verflüchtigt, doch von Schwierigkeiten keine Spur. Die letzten beiden waren es auch, die die Mannschaft mit 1,5:0,5 in Führung brachten.

 

Darüber konnten wir uns jedoch nicht lange freuen, denn Robert hatte den letzten sich bietenden Zeitpunkt verpasst, das Brett im Sinne einer guten Verteidigung erfolgreich anzuzünden, hatte es vielmehr mit einer konservativen Verteidigung versucht und wurde einfach zusammengeschoben – 1,5:1,5-

 

Somit hing – wieder einmal – alles von Zarko ab, der, nachdem er den keineswegs leicht zu findenen Gewinnweg nicht beschritten hatte, in einer verflachenden Stellung zunächst alles versucht hatte, bevor er letztlich doch ins Remis einwilligen musste – 2:2. Wirklich bitter, war da doch sehr viel mehr drin!

 

3. Runde: Schachfreunde Augsburg – SK Gräfelfing

 

Gegen den nach allen Punkten gleichen Konkurrenten aus Oberbayern ging es in die entscheidende Begegnung, in der eingentlich nur ein Sieg zählte. Nicht nur, dass sich der Sieger im Glanz der Meisterschaft sonnen durfte, für den Verlierer hieß Regensburg automatisch Endstation, konnte man doch davon ausgehen, dass ihm Parallelkampf Stetten gegen die wackeren Schwandorfer – sie waren wiederholt nur mit 1,5:2,5 unterlegen – siegen dürfte.

 

Die Eröffnungen der Gegner wirkten etwas ungewöhnlich, sodass kein Zweifel darin bestand, dass unsere Jungs einer fleißigen Vorbereitung gegenübersaßen.Unsere Recken nahmen sich jedoch zu meiner Überraschung durch die Bank Zeit, um sich zurechtzufinden, wobei dies nur Elisha eindrucksvoll gelang, indem er sich frühzeitig eine Dame und einen Bauern für zwei Leichtfiguren sicherte.

 

Dagegen standen die beiden Spitzenbretter recht normal, wobei mir Roberts Stellungstyp nicht gefiel, wusste ich doch, dass ihm die gängigen Pläne (noch) nicht geläufig waren. Und Mehran vertraute gegen das Morra-Gambit trotz größeren Zeitverbrauchs einer äußerst zweifelhaften Variante.

 

Entsprechend war auch er es, der unter Druck geriet.Als dann der Gegner auch noch ein doppeltes Figurenopfer entkorkte, da sah es mehr als düster für Mehrans König aus. Anstatt nun in aller Ruhe einen unwiderstehlichen Angriff aufzuziehen, entschloss sich der Gegner für das Dauerschach, womit unsere einzige kritische Stellung den Remishafen ansteuerte – 0,5:0,5.

 

Als anschließend Elisha seinen sich lange angekündigten Sieg tatsächlich einfuhr, Zarko eine hervorragende Stellung erreichte und Robert mit einem Quantensprung in der schachlichen Entwicklung Herr über das ganze Brett wurde, da hing der Himmel voller Geigen für uns Schachfreunde!

 

Nur zu gerne hätte ich geschrieben, dass es in der Folge ein traumhaft erspielter Kantersieg wurde, aber leider kam es anders, ganz anders. Denn Robert, die Zuverlässigkeit seines Bruders in solchen Stellungen kennend, verzichtete auf Gewinnversuche, um auch ja nichts zu gefährden, bot Remis und schenkte damit einen halben Punkt förmlich her – 2:1.

 

Dies war für ihn zwar bedauerlich, wäre aber nicht weiter ins Gewicht gefallen, wenn Zarko, nunmehr überwältigend stehend, keinen Aussetzer gehabt hätte. In einer groben Fehleinschätzung entschloss er sich, die Dame für Turm und Läufer zu opfern, ohne in der daraus resultierenden Stellung ausreichend Kompensation zu erhalten. Und so durften er und das Team mitansehen, wie seine Stellung förmlich in sich zusammenfiel und der Ausgleich hingenommen werden musste, der nach Berliner Wertung eigentlich einem Ausscheiden gleichzusetzen war.

 

Aber eben doch nur eigentlich, denn wie eingangs erwähnt hielten die wackeren Schwandorfer gegen die Spvgg Stetten stand, sogar am Spitzenbrett, trotzen den Unterfranken jenen Mannschaftspunkt ab, der uns letztlich die Vizemeisterschaft und die Teilnahme an der Deutschen bescherte!

 

Fazit:

 

Diesen Erfolg haben sich unsere U16-er redlich verdient und man darf durchaus gespannt sein, wie sie sich zwischen dem 26. und 30. Dezember in Walldorf auf ihrer ersten Deutschen schlagen werden. Meine Prognose ist ja, dass sie nicht einfach nur Teilnehmer sein werden, vielmehr werden sie bei einer besseren Nutzung der sich bietenden Möglichkeiten munter mitmischen.

 

Alle Ergbnisse und die entsprechenden Verläufe können wie gewohnt im Ligamanager ersehen werden. Viel Spaß dabei. 🙂

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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