Wieder etwas gelernt
Ein gutes Schachtraining sollte den Trainierenden eine Hilfestellung bieten, sich nach Möglichkeit in den unterschiedlichsten Spielsituationen zurechtfinden zu können, wofür unerlässlich ist, sich mit den typischen Mittelspielstellungen bzw. deren Behandlung vertraut zu machen und Endspiele zu vertiefen, erfordert doch das Spielen mit reduziertem Material eine umso genauere Vorgehensweise, wenn man die Kraft der verbliebenen Figuren optimal nutzen möchte.
Allerdings ist es, gerade in der Zeit einer umfangreichen Fachliteratur, großer Schachdatenbanken und zahlreicher Lern-DVDs, leider unerlässlich auch dafür zu sorgen, dass man die Eröffnung überlebt, damit das angehäufte Wissen überhaupt erst zur Anwendung kommen kann, weshalb wir wieder einmal ein kleines Thematurnier veranstalteten.
Im Fokus der letzten Trainingseinheiten stand das gute, alte Damengambit, das erfolgreich zu bekämpfen, stets eine große Herausforderung darstellt. Entsprechend fiel die Wahl auf eine solide wie aggressive Verteidigung, die selbst vom ehemaligen „Monster mit den tausend Augen“, sprich Ex-WM Garry Kasparov, dahingehend geadelt worden war, indem er befand, dass man als Weißspieler kaum einen Vorteil herausholen, wohl aber bei ungenauem Spiel sich etliche Probleme einhandeln könne.
Selbstredend greift man als Trainer gerne auf solche Systeme zurück, weiß man doch genau, dass den Schützlingen keine frühe Gefahr droht und sie sich entsprechend besser auf das Geschehen auf dem Brett zu konzentrieren vermögen.
An zwei Trainingsabenden wurden taktische Motive und strategische Pläne erläutert, wobei nicht nur Partien besprochen wurden, die dem neuesten Stand der Theorie entsprechen, vielmehr hatte man sich aufgrund der Werke alter Meister an die Neuzeit herangearbeitet, um das Verständnis zu verbessern. Und nachdem all dies erfolgt war, wurde dann ein Thematurnier veranstaltet, in dem alle Spieler mit Weiß und mit Schwarz spielen mussten, tut es doch immer gut, die Sache aus der gegnerischen Perspektive zu beleuchten und so etwaige neue Ideen zu sammeln.
Um eine unnötige Wiederholung von Fehlern zu vermeiden, wurden die entsprechenden Schnellpartien zwischen den Runden wie gewohnt kurz besprochen, was dieses Mal jedoch etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hatte, weshalb aus den ursprünglich fünf angesetzen Runden leider nur vier absolviert werden konnten. Aber da das Lernen und nicht der Erfolg im Vordergrund standen, nahmen es alle Teilnehmer gelassen hin.
Nach vier Runden sah die Tabelle folgendermaßen aus:
01. Platz Zarko 4/4
02. Platz Jakob 3/4
Sofie 3/4
Uli 3/4
05. Platz Alex Sch. 2/4
Erik 2/4
Mehran 2/4
Robert 2/4
09. Platz Carsten 1/4
Gunter 1/4
Marc 1/4
12. Platz Artur 0/4
Als Trainer war und bin ich mit der Umsetzung der Lerninhalte sehr zufrieden und freue mich schon darauf, wenn diese Verteidigung in unseren Reihen verstärkt zum Einsatz kommen wird, darf man doch damit rechnen, dass der ein oder andere schnelle Sieg eingefahren werden wird, der die Kräfte in dieser für uns alle langen und anstrengenden Saison etwas schonen wird.
Sollte sich jetzt jemand fragen, von welcher Verteidigung hier überhaupt die Rede ist, dem möchte ich versichern, dass ich den Namen weder aus Gründen der Geheimhaltung oder gar einsetzender Vergesslichkeit weggelassen habe, vielmehr sollte doch ein zusätzlicher Anreiz bestehen, unseren Spielabend zu besuchen. 😉
In diesem Sinne freuen wir uns auf Gäste oder gar neue Mitglieder, mit denen wir gerne unser bescheidenes Wissen teilen. Denn gemäß dem Motto der FIDE sind wir doch alle Teil einer großen Schachfamilie. 🙂
Aber auch selbst elementare Endspiele wollen gelernt sein. Neulich sah ich mich nach einer schwachen Partie einem Endspiel mit blankem König gegen Springer und Läufer gegenüber. Doch mein Gegner schaffte es nicht, mich trotz reichlich Restzeit in 50 Zügen mattzusetzen.
Dieses Endspiel kommt zwar nur selten vor, aber wenn doch, dann muß man es eben auch können.