Weit unter Wert
Die Aufräumarbeiten nach der Schulschachmeisterschaft waren nicht abgeschlossen, die letzte Partie unserer U20-Mannschaft in der Bayernliga hatte gerade die Endphase erreicht und trotzdem wurden schon in unserer „Vorburg“, sprich einem Nebenraum des Drei-Auen-Bildungshauses, die Uhren angedrückt, womit der letzte Wettkampf des 18. Novembers für uns Schachfreunde begann.
Unsere Vierte musste nämlich mit den starken Aichachern die Klingen kreuzen und wollte damit quasi im Vorübergehen an die gegen die Friedberger in der vorherigen Runde gezeigte Leistung anknüpfen. Und obwohl unser Team ersatzgeschwächt war, sah es für Artur, Elisha, Erich und Wernfred lange Zeit sehr gut aus, ja sogar ein Kantersieg lag in der Luft. Aber leider ging der Kampf dann letztlich doch noch so deutlich verloren, dass er den Verlauf der Partien in keinster Weise widerspiegelt.
Wirklich schade, denn da war nicht nur sehr viel mehr drin gewesen, auch muss man vorübergehend mit dem letzten Tabellenplatz vorlieb nehmen. Vorübergehend übrigens deshalb, weil aufgrund des Potentials durchaus damit gerechnet werden kann, dass am Ende der Spielzeit ein Platz im Mittelfeld herausspringen wird.
Die Liste unserer Ausfälle ist in dieser Spielzeit beklagenswert lang und wurde am Vorabend des Wettkampfs in der Kreisklasse A gar etwas länger, weshalb Artur und Wernfred kurzfristig ins Team rückten. Davon unberührt war die Stimmung gut, sodass man sich auf neue Heldentaten freute.
Daher war es nicht verwunderlich, dass unsere Recken gleich mächtig loslegten. So ließ Elisha (1. Brett) erstmals in einem Mannschaftskampf seinen „Drachen“ von der Kette, welcher feuerspeiend dem Gegner gehörig einheizte, während Erich (2. Brett) genau jene Variante aufs Brett zauberte, die er erst am Abend zuvor ausführlichst besprochen hatte. Ihnen wollte Artur in nichts nachstehen, weshalb er seinen Gegner förmlich ansprang und nur Wernfred, ausgerchnet unser Haudegen Wernfred, wählte einen eher ruhigeren Weg, der ihm aufgrund der Bauernstellung frühzeitig dauerhaften Vorteil in Aussicht stellte.
Damit nicht genug, denn Artur schien mit seinem jugendlich anmutenden Ansturm seinen Gegner derart überrascht zu haben, dass er nicht nur dessen Struktur demolierte, er hätte zudem sechs oder sieben Züge lang einfach einen Zentrumsbauern schlagen können. Doch hier schien er sich zu sehr an den vermeintlichen Lehrsatz, dass die Drohung stärker als die Ausführung sei, gehalten zu haben, sodass er den Bauern so lange verschmähte, bis dieser unvermittelt nach vorne stieß. Davon komplett überrascht, wählte er in der Folge einige ungenaue Züge, büßte unnötig eine Figur und alsbald den Punkt ein – 0:1.
Die Mannschaft schien das aber nicht zu erschüttern, obwohl bei nur insgesamt vier bespielten Brettern eine Niederlage schmerzt und wenn sie auch noch überraschend erfolgt, dann tut das umso mehr weh. Aber wie gesagt, von Kummer keine Spur, vielmehr ging man weiter forsch zu Werke und rechnete sich zurecht Chancen aus. Diese waren beileibe nicht unbegründet, denn Elisha stand gut, Erich nannte gar eine Mehrfigur sein eigen und Wernfreds positionelle Vorteile verdichteten sich immer mehr.
In dieser Phase des Stürmens und Drängens entschloss sich Elisha erstmals, einen Zug etwas schneller auszuführen, um einer drohenden Zeitnot vorzubeugen, was er jedoch postwendend bitter bereute. Denn anstatt eine Figur zu gewinnen, büßte er eine ein, landete in einem verlorenen Mittelspiel ohne Damen, welches der Gegner routiniert in ein leicht gewonnens Endspiel mit Mehrläufer verwandelte – 0:2
Trotzdem glomm noch Hoffnung, denn Erich hatte zwar keine nominale Mehrfigur, dafür aber eine Qualität und einen Bauern, sodass man eigentlich sagen kann, dass sich an seiner Situation nicht nennenswert etwas geändert hatte. Den nachfolgenden Angriffen des Gegners, welche allesamt wohl der Verzweiflung geschuldet waren, begegnete er nicht stets mit den besten Zügen, musste hier und da etwas zurückgeben und als die Stellung ausgeglichen war, da hatte der Aichacher, seines Zeichens der Vorstand im dortigen Verein, verständlicherweise dermaßen viel Auftrieb, dass er den Rest knetete und sich letztlich tatsächlich den vollen Zähler holte – 0:3.
Nun war alles gelaufen und da machte es auch nichts, dass Wernfred mittlerweile aufgrund seiner angeschlagenen Konstitution seinen Vorteil hatte dahinschmelzen sehen müssen. Es sollte für ihn leider noch schlimmer kommen, denn irgendwann gestattete er seinem Gegner einen Durchbruch, der dem Aichacher die erhoffte Befreiung aus der Umklammerung ermöglichte, wobei Wernfreds Figuren just in diesem Augenblick zu unkoordiniert standen. In der Folge wurde die Wucht des Angriffs so groß, dass die Kapitulation erfolgte – 0:4.
Fazit:
Zweifelsohne waren die Aichacher vor der Begegnung favorisiert gewesen, aber nachdem man sich so tolle Möglichkeiten erspielt hatte, wäre es dieser Truppe zu wünschen gewesen, dass sie es auch nach Hause bringt.
Vielleicht hatten sie sich ja beim letzten Training zu sehr von den Spielern der Ersten inspirieren lassen, die bekanntlich keineswegs besser mit ihren Chancen umgegangen waren. Aber all das gehört nun hoffentlich der Vergangenheit an, sodass wir von nun an alle zu neuen Taten schreiten werden! 🙂
Alle Ergebnisse gibt es wie gewohnt im Ligamanager. Viel Spaß beim Schmökern.