Nach der Niederlage in der vierten Runde war zu befürchten, dass die Motivation im Team nachlassen und sich die Ergebnisse verschlechtern würden, zumal unser Spitzenbrett Zarko gesundheitlich angeschlagen ist. Doch das Gegenteil war der Fall, denn am dritten Tag klappte es mit den beiden Siegen an einem Tag, womit die Aussichten vor der letzten Runde ausgezeichnet sind. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen von Robert und Mehran, die heute beide zwei Punkte aus zwei Partien erreichten und für die Mannschaftssiege essenziell waren.
Runde fünf: Ein knapper Sieg
In der fünften Runde trafen Eli, Mehran, Robert und Zarko auf die SG Bochum, wobei es an den Brettern 1 und 2 zum Familienduell zwischen den Gebrüdern Biermann und Vuckovic kam. Zarko spielte gegen den Reti einen Standardaufbau. Robert begegnete einer kreativen Neuerung im Franzosen, die er aktiv zu widerlegen versuchte und bald in Vorteil geriet. Mehran konnte in der Eröffnung einen Bauern gewinnen und stand klar besser, ließ allerdings wenig später eine Gelegenheit zum Figurengewinn aus. Eli wurde von der Eröffnungswahl seines Gegners überrascht, weshalb er mit der Struktur der Stellung nicht vertraut war. Dennoch gelang es ihm, ausgeglichen ins Mittelspiel überzugehen, wobei die entstandene Stellung sehr geschlossen war.
Zarko übersah leider in einer sonst ausgeglichenen Stellung einen Qualitätsverlust, nach dem seine Stellung nur schwer haltbar schien. Robert war es währenddessen gelungen, einen Bauern zu gewinnen, und auch ansonsten stand er makellos. Mehran ließ sich nach dem guten Beginn der Partie zurückdrängen, sodass sein Vorteil nach und nach dahinschmolz. Eli hatte zwar Raumvorteil und die in seiner Stellung zu bevorzugenden Springer, allerdings war die Stellung derart geschlossen, dass es dennoch keinen Sinn ergab, auf Sieg zu spielen. Daher einigte er sich mit seinem Gegner auf Remis.
Die erste Entscheidung fiel am ersten Brett. Zarko hatte das Endspiel mit Minusqualität aggressiv gespielt und so durchaus realistische praktische Chancen erhalten, jedoch war es seinem Gegner gelungen, sämtliche Gefahren zu umschiffen, weshalb bald die Aufgabe folgte.
Robert hatte seinen Materialvorteil bis ins Endspiel behalten, doch handelte es sich um ein sehr schwer umzusetzendes, bei dem beide Seiten über Turm, Springer und drei bzw. vier Bauern auf einem Flügel verfügten. Robert nutzte hier einen Fehler seines Gegners eiskalt aus und setzte ihn fast schon studienhaft mitten im Brett matt.
Mehrans Vorteil war kaum noch erkennbar, nachdem er unter Druck eine Qualität hatte opfern müssen und auch ansonsten eher zurückgezogen stand. Gerade als es schien, als müsste man sich mit einem Remis und damit einer Punkteteilung zufriedengeben, stellte Mehrans Gegner einzügig einen Turm ein und gab sofort auf. Auch wenn dies nicht der eleganteste Weg sein mag, eine Partie zu gewinnen, waren damit die zwei Mannschaftspunkte auf dem Konto.
Runde sechs: Eine neue Hoffnung
In der vorletzten Runde des Turniers ging es gegen die Karlsruher Schachfreunde, angeführt von unseren alten Freunden Lukas und Linus Koll. Zarko konfrontierte das Caro-Kann mit einer scharfen Variante, jedoch fand sein Gegner stets die richtigen Züge, sodass er mit wenig aus der Eröffnung herauskam. Robert erzielte im Sizilianer schnell Ausgleich und ergriff die Initiative. Mehran bereitete einen starken Angriff vor, und stand dank des sorglosen Umgangs des Gegners mit Tempi besser. Eli war nach einer Ungenauigkeit stark unter Druck geraten und verlor nahezu kompensationslos eine Qualität.
Diese Minusqualität machte sich in der Folge bemerkbar, denn Elis Stellung verschlechterte sich trotz aller Bemühungen zusehends. Nachdem sein letzter Versuch, unter Figurenopfer einen Bauern umzuwandeln, gescheitert war, blieb einfach zu wenig Material übrig und er musste aufgeben.
Bei Zarko tauschten sich in der Zwischenzeit alle Leichtfiguren ab, sodass die verbliebene Stellung sehr remislich aussah. Als sich wenig später auch noch die Türme tauschten und ein Endspiel blieb, in dem beide Seiten zur Not ein Dauerschach hatten, einigten sie sich auf Remis.
Robert gelang es, nach einigen Tauschaktionen in ein Damenendspiel überzugehen, in dem er einige Bauern unter konstanten Schachgeboten gewann. Da das Damoklesschwert des Dauerschachs auch über seinem Kopf schwebte, musste er dabei äußerst präzise vorgehen, um dem Remis zu entgehen. Nach einigen geschickten Manövern schuf er eine Situation, in der dem Gegner die Wahl zwischen Damenverlust und Matt blieb, was zum Sieg führte.
Blieb noch Mehran, der aus der Eröffnung heraus Raumvorteil hatte. Diesen vergrößerte er stetig und startete dabei einen Angriff, der nahezu alle Figuren aktivierte. Nachdem er den gegnerischen Monarchen sehr sehenswert mit Bauern eingeengt hatte, besetzte er wichtige Vorposten mit Figuren, riss sämtliche Linien und Diagonalen auf und setzte seinen Gegner am Ende unter Turmopfer matt. Eine starke Leistung und eine sehr schöne, nahezu fehlerfrei gespielte Angriffspartie.
Zwischenfazit:
Mit den beiden Siegen ist der Anschluss an die Spitze wiederhergestellt, bevor es morgen in der letzten entscheidenden Runde gegen die Tabellenzweiten und Setzlistenersten aus Magdeburg zu bestehen gilt. Ein Blick auf die Tabelle verrät, dass mit einem Sieg der vierte Platz sicher, mit etwas Glück und Schützenhilfe aus Halver sogar der zweite Platz möglich wäre. Ob es dazu kommen wird, wird freilich erst morgen entschieden, fest steht unabhängig davon, dass sich unsere Mannschaft exzellent verkauft hat und nur knapp an einer guten Chance auf den Titel vorbeigeschrammt ist.
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