Neusässer OPEN 2017

Während ich an einem Samstagmorgen gemütlich im Internet ein paar Runden blitzte, machte mich meine Mutter auf einen Artikel des Neusässer Sportkatalogs aufmerksam, dass es ein Turnier hier in der Nähe gäbe. Da das zwei Tage vor Meldefrist geschah, schickte ich gleich eine Mail an den Veranstalter meine Teilnahme ein und konnte es kaum erwarten, mein erstes, vom Verein unabhängiges OPEN zu spielen. Dass dieses Turnier ein solcher Erfolg gewesen ist, hatte wohl keiner gedacht, und schlussendlich durfte ich mich nicht nur wegen der Leistung, sondern auch mit neuen Bekanntschaften mehr als zufrieden geben.

1. Runde: Ein unerwartetes Ergebnis

 

In der ersten Runde hieß es gleich gegen den Turnierveranstalter Manfred Wiedemann zu spielen, der erst letzte Saison den Ausrichter TSV Steppach verlassen hatte, aber, so viel Lob muss sein, sich immer noch die Mühe für dieses Turnier machte. In dieser Partie ging es auch gleich heiß umher, denn er mit den weißen Steinen spielte das für ihn typische Colle-System, worauf ich nur bedingt gut geantwortet hatte und schon fast direkt mit Raumvorteil zu kämpfen hatte. Hierbei boten sich meinem Gegner viele Möglichkeiten mich langsam aber sicher zum Aufgeben zu zwingen, doch kurz bevor dies geschehen war, übersah er ein taktisches Qualitätsopfer meinerseits für 2 Bauern, wonach ich mich nach tauschen aller Figuren bis auf die Damen und die Qualität (Springer gegen Turm) in einem sogar günstigem Endspiel für mich wiederfand. Leider war für mich dieses OPEN das erste, das um 20 Uhr begann, sodass ich, auch nachdem ich den Gewinnweg gefunden hatte, zu müde war das fertig zu spielen und so einigten wir uns zur Überraschung eines Außenstehenden auf ein Remis.

 

2. Runde: Der ausgebliebene Höhepunkt

In der zweiten Runde hieß es, gegen Altmeister Ralf Bendel anzutreten, der in der vorigen Runde gegen Hans Miller remisierte. Doch leider erwischte mich 3 Tage zuvor eine Erkältung, weshalb ich sicherheitshalber nicht angetreten bin, wobei ich auch schon mental mit der Einstellung zuhause geblieben bin, dass er gewinnen würde. Glücklicherweise hatte ich schon in der früh bescheid gegeben, sowohl bei Veranstalter als auch beim Ralf. Nichtsdestotrotz hätte ich gerne gespielt und möchte mich noch für die verständnisvolle Reaktion meines Gegner bedanken 😉

 

3. Runde: Das Comeback im Comeback

 

Mit einem halben Punkt aus einer gewerteten Partie ging es nun gegen Detlev Keymling ans Brett, gegen den ich schon vor 2 Wochen in der Kreisliga 3 gespielt und gewonnen habe, nun aber mit vertauschten Farben, sprich ich mit Weiß. Aber in dieser Partie war es sehr schwierig, etwas reißen zu können, denn schon nach wenigen Zügen sah ich mich gezwungen, eine Figur herzugeben. Und wie gewohnt spielte ich mit weniger Material besonders aggressiv, und konnte somit die Figur sogar zurückgewinnen, woraufhin aber auch relativ bald die Aufgabe des Gegners wartete, der dem Druck nicht mehr standhalten konnte.

4. Runde: Glücklich aber verdient

 

Nun war auch der schon erwähnte Hans Miller als Gegner dran, bei dem ich nach dem Remis mit unserem „Fast-Großmeister“ mit viel Respekt herangegangen war, und versucht habe, möglichst den besten Plan und Zug zu finden. Doch zu meiner Enttäuschung (oder zu meine Glück?) war es wohl nicht sein Tag, denn ich war aus der Eröffnung leicht besser herausgekommen, obwohl er sehr viel Zeit für eigentlich leicht zu findende Züge verbrauchte. Und schließlich ließ er auch einen 2-zügigen Bauerngewinn zu, wobei er ein vermeintliches Matt gesehen hat, welches aber keines war, und gab deswegen auf.

 

5. Runde: Das Highlight des Turniers

 

Die fünfte Runde bot mit Johann Bußjäger meinen nominell stärksten Gegner, gegen den ich angetreten bin. Es ging los mit meiner Standarderöffnung mit 1. …e5, worauf mein Gegner wider Erwarten eine andere, schlechtere Variante als sonst spielte, vielleicht aus Angst auf meine Vorbereitung. Doch typisch für mich war, dass ich mit einer besseren Stellung zu oberflächlich spielte und sich so mein Vorteil eher in einen Nachteil umwandelte, worauf schließlich auch ein 5 zügiger Bauerngewinn wartete. Aber ich ließ mich nicht einschüchtern und ich konnte meinen übrig gebliebenen Springer in einer eher geschlossenen Stellung unvertreibbar in sein Lager stellen, wobei er versäumte die Qualität dafür herzugeben, denn dieser stellte ihn vor einige Probleme, die schlussendlich so groß waren, dass er seinen Läufer für einen Freibauern auf der 6. Reihe hergeben musste, womit ich dann mit einer Figur mehr im Endspiel gewinnen konnte.

 

6. Runde: Die falsche Entscheidung

 

In der vorletzen Runde stand mir Rudolf Forster entgegen, gegen den ich bis dahin eine Quote von 100% (1/1) innehatte und diese Quote auch unbedingt behalten wollte, weshalb ich mich nach seiner mir unbekannten Pirc-Variante entschied, in die Philidor-Eröffnung überzugehen, worin ich mich eher auskannte. Aufgrund meines Bestrebens, meine bisher schon mehr als überragende Leistung auszubauen, entschied ich mich das zu tun, was ich am besten konnte, und startete einen sehr gewagten Königsangriff, der mir einen großen Raumvorteil und viel taktischen Spielraum bescherte. Doch als ich mich dann entscheiden musste, ob ich den g- oder den f-Bauern nehme und damit vorziehe, so ähnlich wie die Frage welchen der beiden Türme auf der ersten Reihe man auf die offene Linie positioniert und man immer den falschen nimmt, war es in diesem Fall leider so, dass ich mich dafür entschied, statt einer +1,3 Stellung eine Qualität zu verlieren, worauf auch bald eine Aufgabe meinerseits folgte.

 

7. Runde: Ein schönes Finale

Für die letzte Runde hieß es selbstverständlich „Alles geben!“, denn der 3. Platz war definitiv noch zu erreichen und so schaute ich mir noch jegliche Theorie meines Sizilianers für die Partie gegen Eberhard Hager an, was sich als sehr produktiv feststellte, denn schon schnell stand ich als Schwarzer leicht besser. Und, weil ich beschloss alles zu geben, griff ich so gut es ging an, was dazu führte, dass beinahe alle seiner Figuren sehr dicht am König waren und es nur eine Frage der Zeit war, bis er dem Druck unterliegen würde. Doch scheinbar wegen der „Überanstrengung“ übersah ich 2 mal einen Bauerngewinn, was mein Gegner auch sehr gut ausnutzte und einen gewaltigen Abtauschen fast aller Figuren initiierte, wobei dieses Endspiel trotzdem leicht besser für mich war, doch als ich den falschen Plan wählte und die Stellung remis war, verpasste ich die Chance das Remisgebot anzunehmen, spielte weiterhin auf Gewinn und hatte dann leider verloren.

 

Fazit

 

Abgesehen davon, dass ich durch dieses Turnier mein eigentliches Ziel, und zwar meine von der letzten Saison etwas gekränkte Zahl aufzubessern, war es ganz und gar ein gelungenes und erfolgreiches Turnier für mich, da ich zum einen ein etwas geschärftes taktisches Auge besitze, bei Annahme des letzten Remis auf den 6. statt 12. Platz gelandet wäre (als 16. gesetzter!), und sich mit einem Spieler sogar eine „Brieffreundschaft“ ergeben hat. Persönlich hat mir das Turnier sehr gut gefallen, und im nächsten Jahr werde ich auf jeden Fall dabei sein, zumindest um wieder als einziger Jugendlicher den Jugendpreis zu gewinnen 😉

Alle weiteren Infos und Einzelheiten bei ggf. vorhandenen Interesse findet ihr hier 🙂

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