„Moinsch“ trifft „Moanst“
Oftmals hält das Leben für einen Wendungen bereit, mit denen man überhaupt nicht gerechnet hat. In diese Rubrik der Überraschungen fällt auch mein Besuch des Trainings- bzw. Spielabends des BC Aichach.
Denn seit nunmehr 26 Jahren lebe ich in der bayerischen Diaspora, fernab von den geliebten Linsen, „Spätzla“, „Sait`n“ und was sonst noch typisch württembergisch ist, und hatte bisher noch nie die Zeit gefunden, bei jenem Verein vorbeizuschauen, der im äußersten Nordosten unseres Kreisverbandes wirkt. Doch meine Vergesslichkeit – Oder sollte es letztlich tatsächlich Schicksal gewesen sein? – hat dies geändert, sodass ich um eine wertvolle Erfahrung reicher bin.
Als ich seinerzeit in Abwesenheit des Mannschaftsführers die Betreuung unserer Vierten übernommen hatte, da ahnte ich noch nicht, dass ich schon bald wieder meinen Fuß in die Räume jenes sympathischen Vereins setzen würde, dessen ältere Mitglieder gelegentlich immer noch der einstigen Zugenhörigkeit zu Oberbayern nachttrauern. Zum Trost war ihnen jedoch geblieben, dass man trotz der Zuteilung zum Regierungsbezirk Schwaben wenigstens die regionale Mundart beibehalten durfte, weswegen es nach wie vor gewisse sprachliche Barrieren zu überwinden gilt.
Wie dem auch sei, auf alle Fälle hatte ich beim besagten Mannschaftskampf meinen Schachordner vergessen, weshalb ich nicht einmal vierzehn Tage später die „BRB“ nach „Oachach“ bestieg und damit die Gelegenheit erhielt, so manchen Spieler kennenzulernen, ohne die Gegenwart der Anspannung, die Wettkämpfen gewöhnlicherweise innewohnt, im Genick zu haben.
Dort angekommen, ich war selbstredend zu früh da, genoss ich eine schöne Ruhepause in einem Café und war anschließend dermaßen frohgelaunt, dass ich mich spontan erbot, das Jugendtraining zu leiten. Dieses Angebot wurde freudig angenommen und so ergab es sich, dass eineinhalb Stunden lang nicht nur bei Kindern und Jugendlichen die Köpfe beim Thema „Bauern und -endspiele“ rauchten, so mancher Erwachsene, der sich zwischenzeitlich dazugesellt hatte, erfuhr so manches Neue.
Dem „Oachacha“ Nachwuchs hatte es gar derart gut gefallen, dass die Frage aufgeworfen wurde, ob ich denn bald wiederzukommen gedenke. Nun, angesichts des großen Umfangs meines Engagements bei den Schachfreunden vermochte ich diese Frage nicht umgehend mit einem „Ja“ zu beantworten, garantierte aber, dass es nicht wieder 26 Jahre dauern werde, bis ich mich blicken ließe.
Und weil wir alle gerade bestens gelaunt und in Fahrt waren, wurden im Anschluss die Erwachsenen zusätzlich gefordert, was nach reichlich Theorie in einem Uhrenhandicap mündete. Einziger Wermutstropfen war, dass gerade einmal an vier Brettern der Kampf aufgenommen worden war, welcher selbstredend ohne Pardon geführt wurde.
Nachdem sich die Rauchschwaden verflüchtigt hatten, räumten wir alle gemeinsam behände auf, verabschiedeten uns und ich kam noch in den Genuss einer Fahrt zum Bahnhof, wollten die Gastgeber doch unbedingt vermeiden, dass ich meinen Zug verpasse. Alles in allem ein rundum gelungener Abend, für den ich mich herzlich bedanken möchte. 🙂