Eine überragende Darbietung
Unsere erfolgsverwöhnte Jugend hatte sich in der Vergangenheit oftmals freuen dürfen, wenn es darum gegangen war, Titel und wichtige Qualifikationsplätze zu vergeben. Doch bei der diesjährigen Bezirksmeisterschaft wurden neue Maßstäbe gesetzt, denn nicht weniger als vier Meistertitel und ein zweiter Platz bedeuteten den größten Erfolg unserer Jugendabteilung auf Schwäbischer Ebene seit der Vereinsgründung vor knapp sieben Jahren.
Einen herzlichen Glückwunsch an alle Bezirksmeister und Qualifikanten, die unsere Vereinsfarben auf den Bayerischen vertreten werden. Mögen sie dort ebenso erfolgreich sein! 🙂
Während andere Kinder und Jugendliche in den Winterferien die Ruhe vom Schulstress genossen, suchte unser Nachwuchs in Violau jene Spannung, die nur die 64 Felder für einen ein ganzes Leben lang bereithalten.
Unsere Delegation war mit neun Teilnehmer zwar nicht gar so groß wie in der Vergangenheit, ein Krankheitsfall und so manch verschmähter Startplatz aufgrund einer Vorberechtigung zur Teilnahme auf der nächsthöheren Ebene hatten dafür Sorge getragen, aber immer noch beeindruckend.
Traurig war dabei nur, dass wir gleich in zwei Altersgruppen durch Abwesenheit glänzten, etwas, was uns hoffentlich nicht so bald wieder passieren wird.
Wie dem auch sei, Alexander B., Alexander R., Behzad, Elisha, Jakob, Katarina, Mehran, Michael und Robert wollten in ihren Altersgruppen einfach nur gutes Schach spielen und so quasi im Vorübergehen die Fahrkarten zur Landesmeisterschaft lösen.
U10 – „Das starke Duo“:
Mit großen Ambitionen gingen Alexander R. und Michael ins Turnier, welche sich jedoch angesichts des recht kleinen Feldes von 13 Teilnehmern in vorsichtigen Optimismus wandelten. Schließlich war die Spitze dadurch entsprechend klein, sodass jeder Ausrutscher nur schwer ausgebügelt werden konnte.
Allerdings schien Alexander R. mit derartigen Zwischenfällen überhaupt nicht erst in Berührung kommen zu wollen, denn er legte mit 5,5/6 einen nahezu perfekten Start hin. Erst in der siebten Runde gestattete er dem Feld wieder an ihn heranzurücken, indem er ausgerechnet gegen Michael seine erste Niederlage quittieren musste.
Davon ließ er sich jedoch in keinster Weise aus der Ruhe bringen, gewann in der Folge souverän die restlichen beiden Begegnungen und sicherte sich mit 7,5/9 die Meisterschaft. Gratulation. 🙂
Nun, den obersten Platz auf dem Podest hätte Michael zwar nicht gleichfalls belegen können, doch bestand durchaus die Aussicht, dass er die zweite Fahrkarte nach Bad Kissingen löst.
Daran hatte selbst sein holpriger Anfang mit 1,5/3 nichts geändert, denn seine mentale Stärke steht der sportlichen in nichts nach. Deswegen war es auch nicht verwunderlich, als er in der zweiten Turnierhälfte mit 5/6 durch die Reihen ging und dabei selbst den späteren Turniersieger bezwang.
Hätte er auch noch seine aussichtsreiche Stellung in der Vorschlussrunde zum Sieg geführt, er hätte nicht den vierten Platz belegt, sondern die Vizemeisterschaft errungen. Schade, aber das wird noch. 🙂
U16 – „Die vier Musketiere“:
Nicht minder motiviert bzw. optimistisch begingen Alexander B., Behzad, Jakob und Katarina die Meisterschaft. Insbesondere Alexander B. und Jakob, die in dieser Saison schon beide reichlich Regionalligaluft geschnuppert hatten und daher entsprechend gestählt waren, strebten nach der Spitze.
Diese wollte Alexander B. offensichtlich erstürmen, legte mit 2/2 los und unterstrich damit seinen Anspruch auf den Titel.
Doch in der dritten Runde kam er ausgerechnet gegen seinen Vereinskameraden Jakob und unterlag dort in einer packenden Partie, was ihn in der Folge gänzlich aus der Bahn warf. So vermochte er keinen weiteren Sieg mehr erringen, obwohl er Stellungen mit bis zu zwei Mehrbauern gehabt hatte. Die 4/7 und der vierte Platz sind zweifelsfrei enttäuschend für ihn. Jetzt heißt es erst einmal durchzuschnaufen und anschließend die Partien genau zu analysieren, um eine Wiederholung dieser Art zu verhindern.
Gänzlich entspannt, eigentlich schon stark in Richtung lasch, hatte Behzad seine Vorbereitung betrieben, ohne dabei den Wunsch nach höheren Weihen aufzugeben.
Dass diese Einstellung nicht ungesühnt bleiben konnte, das wurde ihm schmerzlich vor Augen geführt, indem er die 50%-Marke nie überschritt, zur Belohnung einen kampflosen Punkt erhielt und am Ende mit 3,5/7 den neunten Platz in einem fünfzehn Teilnehmer umfassenden Feld belegte. So manch engagierte Teilnahme am Training könnte förmlich Wunder bewirken.
Über Jakobs Meisterstück lassen sich nur wenige Worte verlieren, war doch sein Auftritt ungemein souverän. Er zog von Anfang an einsam seine Kreise und bewegte sich nach seinem Sieg gegen Alexander B. in der dritten Runden klar in Richtung Turniersieg.
Seine 6,5/7 und damit einhergehenden eineinhalb Punkte Vorsprung auf den Vizemeister legen ein beredtes Zeugnis seiner momentanen Ausnahmestellung in Schwaben ab. Gratulation. 🙂
Die mangelnde Turnierpraxis und eine gänzlich unnötige Niederlage in der ersten Runde gegen die in der Theorie beschlagenen Nachwuchshoffnung aus Kempten trugen nicht gerade zum gesteigerten Selbstvertrauen bei Katarina bei. Als dann auch noch ein Verlust im vereinsinternen Duell gegen Behzad folgte, da drohten frühzeitig alle Dämme zu brechen.
Aber Katarina hat sich nicht umsonst den Titel einer Amazone verdient, weshalb sie sich im Anschluss ins Turnier zurückkämpfte und unvermittelt mit 3,5/6 dastand. In der Schlussrunde bot sich ihr gar die Möglichkeit, mit einem Sieg bis auf den dritten Platz vorzustoßen.
Entsprechend motiviert ging sie zu Werke, setzte den Gegner extrem unter Druck, was ihr durchaus deutliche Vorteile einbrachte. Doch leider vermochte sie den Vorteil nicht in Zählbares umzusetzen, musste stattdessen gar ein weiteres Mal die Kapitulation unterschreiben. 3,5/7 bedeuteten letztlich den 10. Platz in der Gesamtwertung und die Qualifikation zur Bayerischen als neue Bezirksmeisterin. Glückwunsch. 🙂
U18 – „Trio mit sechs Fäusten“:
Für Elisha, Mehran und Robert war die Situation von Anfang an klar, denn bei nur zwei Qualifikationsplätzen war es vorprogrammiert, dass einer auf der Strecke bleiben musste. Gut, da gab es ja auch noch die anderen Teilnehmer, aber die spielten wie im vergangenen Jahr nur eine untergeordnete Rolle und konnten bestenfalls die Vergabe der Plätze etwas beeinflussen.
Elishas Entwicklung in dieser Spielzeit kann ohne Übertreibung als kometenhaft bezeichnet werden. In den Mannschaftskämpfen stets eine Stütze, die Augsburger mit Bravour gewonnen und daher waren seine Ansprüche berechtigt hoch.
Diese rechtfertigte er auch im Turnier, indem er starkes Schach aufs Brett brachte. Vielleicht darf er gar für sich in Anspruch nehmen, insgesamt am besten gespielt zu haben, denn in der Schlüsselbegegnung der dritten Runde, als er gegen Robert verlor, hatte er auf Gewinn gestanden und nur aufgrund eines, wenngleich vermeidbaren, Missverständnisses durch Zeitüberschreitung verloren. 5,5/7 und die Vizemeisterschaft waren der verdiente Lohn für dieses Auftreten. Gratulation und bitte weiter so! 🙂
Als Titelverteidiger angetreten und zum Stammspieler in der Regionalliga aufgestiegen, wollte Mehran seine Erfolgsgeschichte fortschreiben. Allerdings offenbarte bereits die erste Runde, dass dieses Mal irgendwie der Wurm drin sein sollte, denn er kam über ein Remis nicht hinaus. Zwar steckte er diesen Fehlstart blendend weg, ließ aber trotz allem seine übliche Kampfkraft vermissen.
Dies konnte er sich jedoch ausgerechnet gegen seine Vereinskameraden Elisha und Robert nicht erlauben, die ihn dadurch auf Distanz halten und mit 5/7 auf den dritten Platz verweisen konnten. Hätte Mehran in der ersten Runde gewonnen, er hätte aufgrund seiner starken Buchholz selbst in dieser Verfassung mindestens die Vizemeisterschaft errungen. Aber da dies nicht geschehen war, ist es müßig, sich weitere Gedanken darüber zu machen. Das wird wieder. 🙂
Bliebe damit nur noch Robert, der einfach nur mit seiner Tradition der schwachen Bezirksmeisterschaften brechen wollte. Dies übrigens sowohl bezogen auf sein Abschneiden als auch auf sein Spiel.
Beides gelang ihm blendend, denn er spielte überwiegend gutes Schach und musste lediglich in seiner Partie gegen Elisha das Glück bemühen. In der Endabrechnung bedeutete dies 7/7, die Meisterschaft und natürlich die wiederholte Teilnahme an der Bayerischen, wo er im vergangenen Jahr noch den respektablen 8. Platz belegt hatte. Herzlichen Glückwunsch. 🙂
Fazit:
Die Meisterschaft verlief insgesamt betrachtet recht erfreulich und zeigte ein weiteres Mal, dass unsere Jugend nicht umsonst einen guten Ruf genießt. Wenn es uns noch gelingen sollte, die aktuell bestehenden Lücken zu schließen, dann könnte man mit Fug und Recht sagen, dass der Weg zur Bayerischen nur über die schachliche Leiche eines Schachfreundes führt.
Apropos Bayerische, welche wieder in den Osterferien stattfinden wird, dort werden wir mit Alexander R., Elisha, Jakob, Katarina, Mehran – Hat einen Freiplatz erhalten -, Robert, Uli und Zarko – Beide vorberechtigt – wieder zahlreich vertreten sein. Pikanterweise werden sich gleich fünf Spieler in der U18 tummeln, wobei sich die beiden „alten Hasen“, gemeint sind Uli und Zarko, warm werden anziehen müssen, dürstet es die anderen drei doch nach Ruhm. 😉
Alle Tabellen des Turniers gibt es hier. Viel Spaß beim „Studieren“ der Ergebnisse einzelner Begegnungen und beim Nachvollziehen des Turnierverlaufs des persönlichen Favoriten.