Schwäbische U14-MM

Ein schmerzhafter Bruch

 

 

Unter keinem guten Stern standen die Meisterschaften der Schwäbischen Schachjugend, deren Verantwortlichen löblicherweise die ausgefallene Meisterschaft der letzten Spielzeit nachholen und so den Kindern und Jugendlichen eine weitere Spielgelegenheit bieten wollten. Als wenn unsere Schützlinge ihre Solidarität hätten bekunden wollen, agierten sie in ihrer Begegnung gegen den Vierer des VfL Leipheim unter ihren Möglichkeiten, unterlagen und schieden damit aus.

 

Unseren nordschwäbischen Freunden wünschen wir in den nächsten Runden viel Erfolg und hoffen, dass sie Schwabens Farben im laufenden Wettbewerb möglichst lange werden vertreten können. 🙂

 

 

Das kurzfristige Ansetzen der Meisterschaften, um noch vor den Sommerferien einen Meister und damit Teilnehmer für die nächsthöhere Ebene melden zu können, erforderte eine straffe Organisation von den Vereinen, welche scheinbar nur in Haunstetten, Leipheim und bei uns Schachfreunden vorherrscht, denn von 56 Vereinen in unserem Bezirk, waren das die einzigen drei, die wenigstens ein Team meldeten.

 

Während es in der U16 und U20 zu einem reinen Zweikampf zwischen den Leipheimern uns uns hätte kommen sollen, erwartete uns in der U14 ein Dreikampf, der wenigstens einen Hauch von Wettbewerb aufkommen ließ. Leider sollte es nur bei der Vorfreude darauf bleiben, denn Haunstetten zog seinen Vierer wegen vermeintlicher Terminüberschneidung zurück.

 

Vermeintlich deswegen, weil unsere Südstädter es vorzogen, am nächsten Tag ein Jugendturnier in Jedesheim zu besuchen und ihnen ein komplettes Wochenende mit Schach zu anstrengend erschien. Man darf gespannt darauf sein, ob die Versammlung, dies ebenso sehen wird.

 

Wie dem auch sei, unser Vierer, bestehend aus Alexander R. jun., Maarten – unser einziger regulärer U14-er im Team -, Michael und Viktor begab sich frohen Mutes in unsere „Zitadelle“, wo sie auf das Eintreffen der Gäste warteten, die gewohnt pünktlich eintrafen und dem anwesenden Schiedsrichter, dem rührigen Uli Kapfer, ihre Meldung abgaben.

Unmittelbar danach wurden die Uhren angedrückt und das Ringen der künftigen Titanen wurde eröffnet, wobei wir definitiv den besseren Start erwischten. So schien am Spitzenbrett nur Alexander R. jun. genau zu wissen, was zu tun ist, Michael (2. Brett) offenbarte ein tiefes positionelles Verständnis und Maarten (3.Brett) glich mit Schwarz mühelos aus. Lediglich Viktor, seines Zeichens „Der Schreckliche“, schien gedanklich noch beim Angeln zu sein, er war an jenem Tag schon seit 5.20 Uhr auf den Beinen, warf nach bereits vier Zügen einen Köder in Form einer Figur aus, welchem der Gegner nicht widerstehen konnte. Würde unser „Mann“ jetzt den Fisch dennoch an Land ziehen können?

 

Nun, er kämpfte trefflich, holte sich im Gegenzug zunächst zwei Bauern, erhielt etwas Aktivität und erhielt sogar die Chance, einen weiteren Landwirt des Gegners vom Brett zu nehmen, worauf er jedoch aus unerklärlichen Gründen verzichtete.

 

Und während Viktor weiter im trüben fischte, verdüsterte sich der Himmel über Maartens Stellung. Bei seinem ersten Einsatz in einer Mannschaft überhaupt, hatte er nicht nur mit einem erfahrenen Gegner, sondern auch mit einer großen Nervosität zu kämpfen. Diese war verantwortlich dafür, dass eine Fesselung übersehen wurde, die zunächst die Dame, später weiteres Material und schließlich der volle Zähler verlorengingen – 0:1 aus unserer Sicht.

 

Da Viktor mit seinem Fischerboot im nunmehr hohen Seegang unterzugehen drohte, ruhten die Hoffnungen auf unseren beiden Spitzenbrettern, bedeutete doch ein 2:2 bei Siegen ebenda die Meisterschaft und das Weiterkommen. Eine Aussicht, die keineswegs unwahrscheinlich war, denn Alexander R. jun. hatte wie Michael dank der Einheiten mit ihrem Trainer Zarko die Kraft des Läuferpaares zu nutzen gewusst.

 

Doch während es bei Alexander R. jun. aufgrund der offenen Stellung wesentlich leichter zu spielen war, musste Michael sein ganzes tiefgründiges Positionsverständnis in die Waagschale werfen, um das Bollwerk des Gegners zu überwinden. Was er dabei an den Tag legte, das war wirklich beeindruckend und offenbarte einen Quantensprung in der Entwicklung!

 

Mittlerweile konnte man an der Stelle, wo Viktors Boot zuletzt gesichtet wurde, nur noch einzelne Luftblasen erkennen, während das Schiffchen gen Meeresgrund sank – 0:2 aus unserer Sicht.

 

Ein Ergebnis, das nicht lange bestand haben sollte, denn Alexander R. jun. führte seine stark geführte Partie zum Sieg und stellte damit den Anschluss her – 1:2 aus unserer Sicht.

 

Ein weiteres Mal – Wie oft schon hatte der Junge die letzte Partie gespielt? – hing alles von Michael ab, der wahrlich alles auspackte, was das Schach so zu bieten hat, ohne dass dies sein Gegner zu würdigen gewusst hätte. Das mittlerweile entstandene Endspiel führte Michael zielstrebig in Richtung eines grausamen Zugzwangs für den Gegner, wofür er jedoch viel Zeit in Anspruch hatte nehmen müssen. So viel sogar, dass er über eine Stunde mehr als sein Gegner verbraucht hatte.

 

Doch es hatte sich gelohnt, denn nun war er seinem Ziel bis auf zwei Züge nahe! Zwei Züge und ein vermeintlich hängender Bauer auf c3, den es vielleicht einmal zu decken galt. Einmal, aber nicht zu jenem Zeitpunkt! Mit etwa zehn Minuten Restbedenkzeit, zögerte Michael kurz, gab seinen phänomenalen, ja beinahe großmeisterlich anmutenden Plan vorübergehend auf, verlor deswegen einen anderen Bauern und in der Folge sogar die Partie – 1:3 aus unserer Sicht!

 

Selbstrdend war seine Enttäuschung darüber unermesslich, weshalb auch keine noch so netten Worte Trost zu spenden vermochten. Aber vielleicht wird er mit einigen Tagen Abstand und beim Lesen dieser Zeilen wissen, dass er wirklich toll gespielt hat!

 

Am Ende bleibt ein, wenn ich auch dieses Wort ungern benutze, unglückliches Ausscheiden, das nur deswegen nicht gar so bitter ist, weil ausgerechnet unsere Leipheimer der Nutznießer dessen sind.

 

 

Fazit:

 

Unsere junge Mannschaft, der an jenem Spieltag mit Alexandra und Barbara sogar zwei erfahrene „Amazonen“ gefehlt hatten, muss sich um die Zukunft keine Sorgen machen. Auch sie wird in einigen Jahren ihre Spuren auf höherer Ebene hinterlassen, dies umso mehr, da mit gleich zwei Vincents (Blodig und Kemptner) weitere Verstärkung anrückt. 🙂

 

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