Eine kleine Ernüchterung
Am Sonntag, den 04.07.21 stand das Halbfinale des Schwäbischen Mannschaftspokals der verlängerten Saison 2019/21 an. Die lange Coronapause führte dazu, dass dieses Spiel satte eineinhalb Jahre nach der vorherigen Pokalrunde stattfand. Der Gegner in unserer Zitadelle war die Vierermannschaft des TSV Haunstetten. Natürlich kein schlechtes Team, trotzdem musste sich unsere Mannschaft, bestehend aus Zarko, mir (Uli), unserem Neuzugang Adnan und Eli keineswegs verstecken, immerhin hatten wir drei eingespielte, frisch gebackene Deutsche Meister am Brett. Als dann mehr oder weniger pünktlich gegen 10:15 Uhr die Partien gestartet wurden, stellte sich jedoch schon bald heraus, dass es kein Selbstläufer werden sollte, im Gegenteil!
Da wir nach DWZ aufgestellt hatten, spielte Zarko mit Schwarz an Brett 1. Sein Gegner wählte den Trompovsky-Angriff, Zarko durfte sich also mit dem Läuferpaar beweisen! Überraschenderweise ermöglichte Weiß nach 12 Zügen ein klassisches Läuferopfer auf h2, wodurch Zarko ziemlich überzeugend in Vorteil hätte kommen können. Leider blieb diese Gelegenheit ungenutzt und die Stellung ausgeglichen.
An Brett 2 sah ich mich mit Weiß mit dem Franzosen konfrontiert, gegen den ich dem Zweispringeraufbau mit 2. Sc3, 3.Sf3 vertraute. Mein Gegner ließ sich dann in der Eröffnung dazu hinreißen, mit seiner Dame einen sehr zweifelhaften Bauern auf b2 zu schlagen. Dabei hatte er übersehen, dass der Dame recht bald die Felder ausgingen, und er so im Endeffekt zwar Turm, Springer und Bauer schlagen konnte, in der resultierenden Stellung jedoch mit unkoordinierten Figuren und weniger Raum doch deutlich schlechter stand.
An Brett 3 kam gegen Adnan ein Sizilianer aufs Brett. Adnan wählte direkt eine sehr dynamische Variante und nahm einen Doppelbauern auf der c-Linie für ein gefährlich aussehendes Läuferpaar in Kauf. Auch wenn die Stellung objektiv wohl ausgeglichen war, hatte Schwarz erst noch zu beweisen, wie er seine Figuren entwickeln würde, erstmal war hier Weiß derjenige, der drückte.
Zum Schluss hatten wir Schwarz an Brett 4, hier kam ein eher ruhiger Aufbau mit 1.d4 aufs Brett, in dem Eli sich durchaus zu behaupten wusste. Gegen ein relativ frühes f3 von Weiß erwiderte Eli mit einem energischen Vorstoß am Damenflügel. Trotz ausgeglichener Stellung kamen bei uns Mitspielern mit der Zeit nun Bedenken, denn bei Elis verbleibender Zeit zum Überlegen bekamen wir Zeitnotbedenken und vermuteten schon fast, Eli würde in Zeitlupe denken. Nach 12 Zügen waren von ursprünglich 90 Minuten (bei +30 Sekunden pro Zug) nämlich nur noch 29 übrig.
Die erste Entscheidung des Tages fiel überraschend an Brett 1. Zarko hatte einen netten kleinen taktischen Trick des Gegners übersehen, der Weiß vier Bauern und einen blanken König für einen Läufer einbrachte. Diese Stellung wäre möglicherweise noch spielbar gewesen, auch wenn man das schöne Läuferpaar hätte abtauschen müssen. Doch leider endete der Versuch, dieses zu retten, im Verlust einer weiteren Qualität, sodass Weiß bald keine Probleme mehr hatte, die Partie nach Hause zu schieben. Schade, aber der nächste Sieg kommt bestimmt! 0:1 aus unserer Sicht.
Glücklicherweise konnte Adnan nur wenig später den Ausgleich wiederherstellen. Seine druckvolle Stellung führte zu einer vom Gegner falsch eingeschätzten taktischen Abwicklung, welche Adnan zwei Figuren für den Turm, bzw. am Ende einen glatten Mehrbauern einbrachte. Das gar nicht so leicht zu spielende Endspiel mit jeweils Turm und weißfeldrigem Läufer, jedoch schwacher Bauernstruktur brachte Adnan dann sehenswert nach Hause, da vor allem der gegnerische Turm nie aktiv werden konnte. Sehr schöne Partie und ein klasse Einstand! 1:1
Wiederum nur wenig später endete auch meine Partie, ich konnte die bessere Stellung aus der Eröffnung heraus letztendlich verwerten, vor allem weil die schwarzen Figuren unkoordiniert blieben und am Königsflügel genug schwache Felder und Angriffsziele für mich vorhanden waren. Spiel gedreht, 2:1 für uns!
Als letzte Partie endete dann Brett 4. Hier kippte das Momentum immer mal wieder von der einen auf die andere Seite, ohne dass die Position klar besser für eine Seite wäre. Letztendlich musste Eli jedoch dem hohen Zeitverbrauch zu Beginn Tribut zollen, denn er fand sich kurz vor dem zeitbringenden 40. Zug bei 2 Minuten auf der Uhr, trotz solider Züge zuvor, in einer passiven Stellung wieder. In dieser Position hatte der Gegner eine halboffene Linie und Elis Figuren standen leider auf den falschen Feldern, um den angreifbaren König wirksam zu schützen. Schade, weil eigentlich gar nicht schlecht gespielt. Endstand 2:2
Fazit:
Leider haben wir durch die Berliner Wertung verloren und damit das Finale verpasst. Das ist natürlich ärgerlich, da wir auch als leichter Favorit in die Runde gegangen waren, aber trotzdem kein Beinbruch. Dafür konnte Adnan ein starkes Debüt feiern und in den nächsten Spielen werden wir wieder angreifen!