DVM U-14

Die DVM in Kelheim hatte einen straffen Zeitplan.

Nach dem Anreisetag war geplant die sieben Partien der Meisterschaft in 3,5 Tagen zu absolvieren, weshalb wir keine großen Unternehmungen in der Freizeit angehen konnten – auch nicht schlimm, da unser Team bestehend aus Alexander, Alexandra, Michael, Orhan und Vincent die Zeit damit verbringen durfte Schach zu spielen.

Apropos Schach spielen, gespielt wurde auf einem Schiff, was für den Leser erstmal interessant klingen mag, jedoch blieb das Schiff die ganze Zeit über an der gleichen Stelle und erfüllte eher die Funktion eines Extrasaals.

Untergebracht wurden wir im Hotel Dormero, wo wir bis spätestens 17.00 Uhr alle eintrafen und in unsere Zimmer eincheckten.

Daraufhin machten wir einen Spaziergang zu einer Pizzeria, die am Feiertag geöffnet hatte.

Im Nachhinein kam noch die Frage auf, ob man stattdessen auch bereits auf dem Schiff Maximilian, welches als eine Art Speisesaal diente hätte essen können, aber obwohl die Pizza etwas negative Kritik erntete, war es kein großes Problem.

Wieder im Hotel angekommen, gab es eine Betreuerbesprechung in deren Anschluss die Paarungen bekannt gemacht wurden.

Dann begannen schon die Vorbereitung und die Turnierroutine, bis auf einige kurze Spaziergänge und kleine Spiele lag der Fokus nur noch auf Schach.

In der ersten Runde trafen wir gleich auf den Gastgeber aus Kelheim.

Da der grobe Plan war, dass die ersten drei Bretter je einmal und die hinteren beiden je zweimal aussetzen, beschlossen wir gleich in der ersten Runde Vincent aussetzen zu lassen.

Dies geschah nicht aus Überheblichkeit, sondern war wohl durchdacht, da jeder wie bereits erwähnt mindestens einmal aussetzen sollte und Alexander, der an 2 gesetzt war bereits gegen deren Spitzenbrett gewonnen hat und wir hätten damit auch das Überraschungsmoment auf unserer Seite.

So zumindest der Plan.

1.Runde gegen SK Kelheim 1920

Orhan gelang gleich beim ersten Versuch eine Musterpartie im schottischen Gambit, er beendete früh seine Partie, was uns auch eine frühe Führung bescherte.

1:0

Alexandra beendete als nächste ihre Partie. Es gelang ihr recht früh einen Bauern zu gewinnen, allerdings baute sie sich etwas passiv auf, weshalb der Gegner ein Remis hat riechen können.

Doch im richtigen Moment brachte sie den am Rand stehenden Springer wieder zurück in die Partie bildete einen Freibauern und gewann die Partie souverän.

2:0

Dank Alexandras Sieg brauchten wir aus den übrigen zwei Partien nur noch einen halben Punkt, Alexander hatte zwar zwei Figuren gegen Turm und zwei Bauern, jedoch hohe Remis Chancen und Michael hatte soeben die Damen getauscht.

Es dauerte nicht lang und Michael nahm einen etwas zu giftigen Bauern, verlor dann bald eine Figur. Er schaffte es noch paar Fragen zu stellen, doch der Gegner beantwortete diese ausreichend und verwertete seine Mehrfigur.

2:1

Blieb nur noch Alexander, der nichts anbrennen lies und uns den ersten Mannschaftssieg sicherte.

2,5:1,5

Insgesamt ein verdienter Sieg, der trotz des knappen Ergebnisses nie ernsthaft in Gefahr war.

2. Runde gegen SV Halle

Ein erster Blick auf die Stellungen versprach eine hohe Niederlage lediglich der Alex hatte eine leicht bessere Stellung nach ca. einer Stunde Spielzeit. Die Alex machte einen Fehler in der Eröffnung, den der Gegner gnadenlos bestrafen wollte, Vincent stand zwar nur leicht schlechter dafür hatte Orhan drei Minusbauern.

Orhan stand zwar nach der Eröffnung mit schwarz sogar leicht besser, machte dann aber eine strategisch schlechte Entscheidung, weil er den gegnerischen Monarchen anvisieren wollte.

Dies klappte leider nicht wie geplant und während Orhan von seinem Königsangriff träumte, verleibte sich der Gegner drei Bauern ein. Als Orhan einsah, dass seine Stellung mit ehrlichen Mitteln nicht mehr zu gewinnen war griff er den gegnerischen König mit allen ihm zur Verfügung stehenden Truppen an.

Er marschierte mit den G-Bauern vor bis zur gegnerischen Königsstellung und warf auch zwischenzeitlich eine Figur ins brennende Feuer.

An dieser Stelle muss man den Gegner dafür loben, dass es ihm gelang sich aus diesem Sturm raus zu manövrieren und den Punkt einzusammeln.

0:1

Alexanders Partie war bis auf ein kleines taktisches Geplänkel nicht sehr ereignisreich, er bekam mit weiß einen kleinen Eröffnungsvorteil und versuchte diesen möglichst lange zu pressen, während sein Gegner versuchte auszugleichen.

Als jede Seite nur noch vier Bauern und einen Turm hatte gab es nicht mehr viel zu pressen und die Punkteteilung war die logische Konsequenz.

0,5:1,5

Alexandra drohte nach der Eröffnung komplett unter zu gehen und vermutlich wäre ein anderer Spieler auch untergangen. Sie verteidigte ihre Stellung so zäh, dass sich der Gegner an ihrer Stellung die Zähne ausbiss.

Als plötzlich die gegnerische Initiative verschwand, war es Alex, die besser stand.

Als sie dabei war ihren Gegner komplett zu überspielen, gab dieser einige verzweifelte Schachs, wogegen Alex nichts besseres sah als Züge zu wiederholen.

1:2

Blieb nur noch Vincent, der mit schwarz nach der Eröffnung sogar kurzzeitig großen Vorteil hatte.

Irgendwo ging dieser Vorteil verloren und Vincents Gegner hatte leicht bessere Aussichten in der Stellung mit ungleichfarbigen Läufern, da seine Bauern etwas mobiler waren.

Aber unseren Jüngsten kümmerte das nicht, er zündete einfach das Brett an und als der Rauch weg war, war er wieder am Drücker.

So ging es noch ein paar mal hin und her bis Vincent im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern den letzten Fehler machte.

1:3

Das Ergebnis mag sogar verdient gewesen sein, dennoch hat sich unser Team für den gezeigten Kampfgeist in der Runde ein dickes Lob verdient, besonders Alexandra und Orhan, die ihre jeweils verlorene Stellung noch drehten, bzw. in Orhans Fall zumindest fast drehten.

3. Runde gegen SG Königskinder Hohentübingen e.V

Der zweite Spieltag hat begonnen, doch bis auf Schlaf ist zwischen den beiden Runden nicht viel geschehen.

Diesmal war es Alexander, der unser Team eine frühe Führung bescherte. Er stand bereits nach 10 Zügen strategische gewonnen. Er hätte zwar etwas präziser spielen können, lies jedoch nie einen Zweifel am Endergebnis aufkommen.

1:0

Als nächstes beendete Michael seine Partie. Es gelang ihm mit schwarz auszugleichen, doch statt seine Entwicklung zu beenden machte er einige komische Züge, aufgrund derer er seinen schwarzfeldrigen Läufer hergeben musste. Dass um seinen König herum einige schwarzfeldrige Löcher waren, verbesserte seine Lage nicht, im Gegenteil am Ende des darauf folgenden Angriffs verlor Michael einen glatten Turm, worauf er die Waffen strecken musste.

1:1

Vincents Partie war ein drunter und drüber er traf einige riskante Entscheidungen, die ihn die Partie hätten kosten können, allerdings entschied sich seine Gegnerin für eine ruhigere Variante.

Als Vincent noch das Läuferpaar „einstellte“ sah es aus, als müsste er lange leiden, aber es gelang ihm durch einige Komplikationen in ein besseres Läuferendspiel zu kommen, dass er recht überzeugend gewann.

2:1

Blieb nur noch Alexandra, die zu diesem Zeitpunkt nicht verlieren durfte, um den Mannschaftssieg zu sichern.

Ihre Partie entwickelte sich recht früh interessant, wobei der Gegner bereits im dritten Zug eine Neuerung auspackte (zumindest laut Lichessdatenbank).

Alexandra baute sich gut auf und spielte insgesamt eine sehr logische und gute Partie.

Nachdem sie den Königsflügel halbwegs geschlossen hatte richtete sie ihren Blick auf den Damenflügel, wo es ihr gelang einen Bauern zu gewinnen.

Im Endspiel angekommen hatte sie dann eine vom Konzept her richtige Idee, die ihr leider den Sieg kostete.

2,5:1,5

Auch hier ein recht verdienter, wenn auch nicht so überzeugender Sieg.

4. Runde gegen SG Einheit Straßfurt

Mit den Schachfreunden aus Straßfurt erwartete uns die Nummer 2 der Setzliste und ein recht harter Test.

Gerade vorne waren die Gebrüder Haubold eine große Hürde.

Das gesagt, war es Alexander, der als erster fertig war. Nach einer von Alex leicht unpräzise gespielten Eröffnung entwickelte der Gegner eine unangenehme Initiative, die in einem tödlichen Angriff mündete.

Er versuchte noch einen letzten Trick, den der Gegner geschickt zu parieren wusste.

0:1

Orhan glich bequem nach der Eröffnung aus und hatte sogar einen kleinen, aber sicheren, strategischen Vorteil in Sicht. Nach einigen unvorsichtigen Zügen entglitt ihm dieser Vorteil und wenig später drang der Gegner auf der siebten Reihe ein.

„Witzigerweise“ war sein Springer auf h7 dann gefangen mit Matt hinterher, was Orhan sich nicht mehr zeigen lassen wollte.

0:2

Bei einem Blick auf die übrigen beiden Bretter war klar, dass wir verlieren würden.

Zwar hatte Michael gute Chancen das Spiel auf ein Tor mit Mehrbauer zu verwerten, hingegen hatte Vincent eine Stellung, die nur mit Hilfe des Gegners zu gewinnen gewesen wäre.

Diese Hilfe kam nicht und es wurde sich auf Unentschieden geeinigt.

0,5:2,5

Dass Michael seine Stellung noch gewann war zwar erfreulich und auch nicht ganz verwunderlich, änderte aber nichts an der Mannschaftsniederlage.

1,5:2,5

Eine etwas unschöne Niederlage, da Alexander und Orhan nicht ganz auf der Höhe waren, was aber durchaus passieren darf.

5. Runde gegen Hamburger SK von 1830 e.V.

Trotz der Niederlage in der Vorrunde bekamen wir mit dem nicht nur in dieser Altersklasse gefährlichen HSK einen weiteren starken Gegner.

Als wollte er seine vorherige wieder gut machen, spielte Orhan eine 23 Züge lange Vernichtung – gerne nachspielen.

1:0

Als zweites beendete Alexander seine Partie, dem es wieder gelang risikofrei auf Vorteil zu spielen, dabei fehlte es ihm an Erfahrung, um diese Stellung wirklich unangenehm zu pressen und Züge wurden wiederholt.

1,5:0,5

Vincent hatte mit Arthur Krüger wieder eine schwierige Aufgabe vor sich.

Zunächst sah alles gut aus, da Vincent aus der Eröffnung mehr als ausglich.

Im folgenden Verlauf stellte er, während die Stellung vereinfacht wurde, einen Bauern ein und dem Gegner gelang es diesen für einen Turm einzutauschen.

1,5:1,5

Michael hatte nach der Eröffnung das Läuferpaar und keine Schwächen im Gegenzug.

Dem Gegner gelang es zwar das Läuferpaar zu halbieren, dennoch stand schwarz vollkommen ok, bis Michael sehr billig einen Bauern einstellte. Ab da sah es sehr lange nach Spiel auf ein Tor aus, jedoch trickste Michi den Gegner im Turmendspiel aus und kurz haben wir auf einen ganzen Punkt hoffen können. Das war jedoch wirklich nur kurz.

2:2

Hier war ein bisschen mehr drin, andererseits hätten wir das Match mit etwas Pech auch verlieren können.

6. Runde gegen SC Borussia Lichtenberg

Hier geschah der größte Fehler des Turniers sogar bereits vor der Runde.

Der Trainer, nämlich meine Wenigkeit hat es versäumt, die Aufstellung rechtzeitig abzugeben, was Alexandra, die bereits die letzten beiden Runden aussetzte, auch diese Partie kostete. Falls das Erklärung bedarf, wenn man die Aufstellung nicht 30 Minuten vor der Runde abgibt, bedeutet das, dass man mit den auf eins bis vier gesetzten Spieler*innen spielt.

Ihr Namensvetter Alexander hatte dafür in dieser Runde Glück, da sein Gegner sehr früh eine Figur einstellte. Dass die Partie noch länger dauerte lag am Kampfgeist des Gegners, der erst als Alexanders a-Bauer kurz vor der Umwandlung stand aufgab.

1:0

Vincent spielte diesmal zur Abwechslung eine sehr positionelle Partie, die bis kurz vor dem Ende aussah, als würde er sie gewinnen. Hier durfte er am eigenen Leibe erfahren, wie es ist ausgetrickst zu werden und der Gegner rettete sich in ein Dauerschach.

1,5:0,5

Michael knetete von Zug vier an ein Endspiel, das eine Frage der Zeit war, wann er es gewinnen würde.

Und fast 50 Züge später gewann Michael im Bauernendspiel.

2,5:0,5

Ein erfreulicher Zwischenstand, den Orhan mit einem recht soliden Remis mit schwarz(, es sah sogar kurz nach mehr aus) in ein 3:1 verwandelte.

Aus schachlicher Sicht war das eine gute Runde, trotz des schlechten Starts.

7. Runde gegen SK Marburg 1931/72

In der letzten Runde hätten wir im Nachhinein mit einem Sieg fünfter werden können. Spoileralarm, wir wurden nicht fünfter.

Alexander hat recht früh die Damen getauscht und durfte mal wieder versuchen auf einen kleinen Vorteil zu pressen, der Gegner vereitelte alle Versuche recht erfolgreich, obwohl Alex es sehr lange versuchte.

0,5:0,5

Alexandra gewann recht früh eine Figur und was danach geschah ist vermutlich nur als Folge des am Vortag geschehenen Ereignisses zu erklären.

0,5:1,5

Vincent, der kein gutes Turnier erwischt hatte zeigte dies auch in dieser Partie. Er traf mehrere kleine Entscheidungen, die dazu führten, dass er sich durch ein Endspiel mit zwei Minusbauern quälte.

Die beiden Minusbauern waren zu allem Überfluss auch noch verbundene Freibauern, was dem Gegner den Job nicht unbedingt schwerer machte.

0,5:2,5

Wieder war es Michi dem es nur noch übrig blieb ein wenig Ergebniskosmetik zu betreiben. Dies gelang ihm auch souverän, wobei der Gegner netterweise eine Qualität einstellte. Das war dann zu einfach für Michael.

1,5:2,5

Auch hier wäre die Niederlage nicht zwingend nötig gewesen.

Fazit:

Es war eine etwas anstrengende Meisterschaft, die hoffentlich auch den einen oder anderen schönen Moment hatte. Was jedoch wichtiger ist, dass man (nicht nur die Spieler) aus den Fehlern lernt, um nächstes Jahr stärker zurück zu kommen. Am Ende belegten wir den zwölften Platz, Ergebnisse und Partien könnt ihr hier( DVM U14, 26. – 30.12.2022 (Deutsche Schachjugend) (deutsche-schachjugend.de) ) finden.

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