DJEM 2023

Wie letztes Jahr hat sich unser „King Vincent„, wie er in Fachkreisen respektvoll genannt wird, für die DJEM qualifiziert.

Dieses Mal noch beeindruckender, es gelang ihm nicht nur bay. Meister zu werden, sondern auch gleich im ersten Jahr in der U-14.

Dieses Jahr wurde er von seiner Familie begleitet, obwohl seine Eltern bereits einen anderen Urlaub eingeplant hatten. Der neue Urlaubsplan der Familie Blodig nämlich zu dritt (Vincent „musste“ ja Schach spielen) sportlich u.a. auf dem Bike unterwegs zu sein, klappte auch nicht so ganz.

(Antonia, Chessy und Vincent)

Wenn man Antonias rechten Arm betrachtet kann man erahnen, woran der zweite Plan gescheitert ist, jedoch war das für Familie Blodig kein Problem, das sie nicht zu lösen wussten.

Dabei-Cup:

Durch einen gebrochenen Arm wurde das geplante Begleitprogramm der Familie Blodig (Wandern und Radtouren) etwas über den Haufen geworfen, und Antonia spielte stattdessen 6 Runden im Dabei-Cup. In dem breit gestreuten Feld  (DWZ 0…2000) und in lockerer Atmosphäre spielte sie abwechslungsreiche Partien (60min+0) und erzielte 2 Punkte.

Antonia Blodig – Betreuer- und Gästeturnier um den „Dabei-Cup“ 2023 (Deutsche Schachjugend) (deutsche-schachjugend.de) (leider kann man hier die Partien nicht nachspielen)

Bike-Festival:

Die DEM war dieses Mal nicht die einzige Großveranstaltung in Willingen: Am Pfingstwochenende fand auch das Bike-Festival Willingen statt. MTB-Sportler aus ganz Deutschland waren mit Wohnwägen angereist, um sich in verschiedenen Disziplinen zu messen. Wir haben uns die Sache angesehen, und zugegeben: so ein Downhill-Rennen ist fast noch spektakulärer als ein Turmendspiel mit 4 gegen 3. Allerdings kamen auch der Notarzt auf der Cross-Maschine und der Rettungshubschrauber öfter zum Einsatz als bei der DEM im Schach.

(Danke an Stefan für die Eindrücke)

Abgesehen von den üblichen Aktivitäten (Tischtennis, Fußball, Völkerball, bzw. Sport generell), galt es für Vincent natürlich eine Meisterschaft zu bestreiten.

Runde 1:

Es ging gleich mit einem starken Gegner los. Vincent musste mit schwarz gegen den letztjährigen Deutschen Meister seiner Altersklasse ran.

Dieser versuchte mit einem Katalanen gleich auf kleinen Vorteil zu spielen und zwischenzeitlich schien dieser Plan aufzugehen, jedoch verteidigte Vincent sich zäh und drehte den Spieß um.

In einer ausgeglichenen Stellung versuchte nun unser Recke etwas zu pressen, die Stellung gab leider nicht viel Raum für eine lange Massage und die Partie endete friedlich. 0,5/1

Runde 2:

Hier bescherte Vincent die Auslosung mit Tom Dordevic ein weiteres bekanntes Gesicht, und wieder war er „nomineller Underdog“. Und um weitere Wiederholungen zu vermeiden sei an dieser Stelle gesagt, dass Vincent in jeder Partie „nomineller Underdog“ war. Auf dem Brett sah es jedoch anders aus, trotz einer objektiv schlechten Eröffnung, war es Vincent der recht früh besser stand und eine clevere Idee nach der anderen fand. Jedoch hatte der Gegner Glück (was man vermutlich sagen, wenn man das eigene Schicksal nicht mehr selber in der Hand hat, das gesagt kann man aber nicht im Umkehrschluss sagen, dass Vincent Pech hatte) und entschwand ins Remis, da Vincent nicht die beste Fortsetzung gefunden hat.

1/2

Runde 3:

Diese Partie würde ich empfehlen einfach mit der Engine anzuschauen, da sie so verrückt war. Menschlich gesehen ergeben alle Züge Sinn, jedoch sagt die Engine zuerst 0,0 dann Vorteil schwarz, Vorteil weiß.

Die letzte Stellungsbewertung änderte sich nicht – im Gegenteil.

1/3

Runde 4:

Diese Partie war schon einfacherer zu verstehen, es kam wieder ein geschlossener Sizi aufs Brett und die Stellung war sehr lange ausgeglichen, bis der Gegner einen Bauern verlor. Das mag zuerst nicht dramatisch klingen, nur machte dieser noch zwei Ungenauigkeiten, welche Vincents Technik dann nicht mehr lange standhielten.

2/4

Nach der vierten Runde gab es ein Rematch im Kondiblitz gegen „Team Jana“ was wir auch dieses Jahr für uns entscheiden konnten.

(Vincent in Aktion)

Runde 5:

Die dritte Weißpartie und der dritte geschlossene Sizi, diesmal mit anderer Zugreihenfolge. Auch hier war nach der Eröffnung nichts besonderes los. Doch das sollte sich schnell ändern, als der Gegner versuchte den Angriff aufzuhalten, marschierte Vincent im Stile eines Uli Wellers erst recht beim Gegner auf. Er spielte aufgrund eines Rechenfehlers ein Figurenopfer, dass nach eigner (späterer) Einschätzung nicht so gut war. Glücklicherweise bot der Gegner im späteren Verlauf Remis, worüber er sich selber „zehn Sekunden“ später aufregte. Dieses Angebot nahm Vincent dankend an.

2,5/5

(Zwei Schachfreunde beim Vorbereiten)

Runde 6:

Diese Partie hat mir persönlich am besten gefallen, obwohl ich nicht mit allen Zügen einverstanden war (was generell nichts heißen muss).

Es war „Pressing“ von Anfang an (mit schwarz!!). Der Gegner übergab freiwillig das Zentrum, was Vincent erst hergab, als er daraus einen anderen Vorteil formen konnte (konkret schwache Felder am Damenflügel). Dies missfiel dem Gegner so sehr, dass er das Läuferpaar „opferte“, um die Felder am Damenflügel weniger verwundbar zu machen. Diesen Vorteil gab Vincent auch nochmal her, um eine andere Stellungsschwäche zu schaffen. Weil der Gegner immer noch auf den Beinen stand und Vincent trotzdem gewinnen wollte, gab er seine letzte Figur für zwei Bauern, das reichte allerdings auch nicht zum Gewinn. Es ist schwer eine so interessante Partie in wenigen Zeilen zu beschreiben, deshalb würde ich hier (und auch im allgemeinen) nachspielen empfehlen. Es war ein schönes Beispiel für Umgang mit Transformationen und Willenskraft.

3/6

Runde 7:

Hier spielte er gegen das einzige Mädchen in der offenen U14, diese Partie erinnert leicht an die vorherige Partie mit den Unterschieden, dass er weiß und dementsprechend einen größeren Vorteil bei seinem „Pressing“ hatte, dass es nicht so viele Transformationen gab und dass er noch nette Technik zeigen durfte.

4/7

Runde 8:

Tugrul Türel den Namen hat man schon mal gehört 🙂 – auch ein Bayer.

Es kam die gleiche Eröffnung, wie in der Runde zuvor, was ein praktischer Zufall war, da man unter Bayern nicht vorbereitet. Der Gegner spielte mit schwarz die schärfst mögliche Variante worauf sich Vincent gut aufbaute und den auf ihn zukommenden Angriff in einen strategischen Vorteil verwandelte. Mit einer netten Kombination gewann er eine Figur, worauf es nicht mehr schwer war.

5/8 (bereits die Punkte aus dem Vorjahr)

Runde 9:

Unabhängig vom Endergebnis, ist es natürlich immer schön die letzte Runde zu gewinnen. Wahrscheinlich hat sich auch der Gegner das gedacht und da Vincent ohnehin gern auf Sieg spielt entstand bereits früh ein heißer strategischer Tanz, in dem es früh aussah als würde Vincent, die präziseren Schritte gehen. An einem Punkt machte er einen zweischneidigen Versuch, der großen Vorteil oder großen Nachteil hätte bedeuten können. Keins von beiden trat ein, die beiden Kämpfer hielten die Stellung lange in Ausgleich, wobei sie nichts von ihrer Zweischneidigkeit verlor. Dann machte Vincent einen Schritt zu viel in Richtung Zweischneidigkeit, er spielte eine positionell richtige Idee, hatte nach einem unangenehmen Zwischenzug große Schwierigkeiten. Vincent ließ den Gegner nach einem Damenopfer noch Matt setzten.

5/9

Insgesamt kein schlechtes Ergebnis, jedoch gibt es wie bei jedem Menschen immer Sachen an denen man arbeiten könnte. Wer Partien nachspielen möchte, kann diese hier Vincent Blodig – DEM U14 2023 (Deutsche Schachjugend) (deutsche-schachjugend.de) finden. Wer denkt, dass es hiermit vorbei mit Schach ist, hat falsch gedacht. Das Turnier wurde mit einem Familienturnier abgerundet.

(Stefan und Vincent (Papa kiebitzt beim Sohn))

Familienmeisterschaft:

Nach 9 Runden Turnierschach auf höchstem Niveau noch nicht ausreichend gefordert (vermeintlich), meldete sich Vincent auch noch für die Familienmeisterschaft, zusammen mit seinem Vater. 7 Runden Schnellschach sollten die Wartezeit zwischen letzter Runde (vormittags) und großer Siegerehrung (am Abend) überbrücken. Entsprechend der starken Turnierleistung und des damit noch weiter angewachsenen Selbstbewusstseins übernahm Vincent Brett 1. Nach furiosem Start offenbarten sich im Mittelteil des Turniers dann allerdings doch leichte konditionelle Schwächen, im Schlussspurt konnte aber immerhin noch der 6.Platz (exakt entsprechend Setzliste) erreicht werden.

(Danke nochmal an Stefan für die Eindrücke)

Willinger Familienmeisterschaft 2023: Blodig (Deutsche Schachjugend) (deutsche-schachjugend.de) hier kann man leider auch keine Partien nachspielen, allerdings hat Vincent in diesem Turnier die letzte Partie gewonnen und für ein schönes Ende (nicht dass sie sonst unschön gewesen wäre) dieser Meisterschaft gesorgt.

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One Response to DJEM 2023

  1. Alex Dommnich says:

    Wunderbarer Bericht, tolles Ergebnis. Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten!

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