Bayerische U12-Mannschaftsmeisterschaft; 1. Vorrunde

Warum Trainer schneller altern

 

Nachdem wir in der vergangenen Saison noch auf eine Teilnahme an diesem Wettbewerb verzichtet hatten, um für unsere U12-er die Belastung durch häufigen Einsatz an verschiedensten Stellen etwas zu reduzieren, konnten wir dieses Mal eine Mannschaft an den Start bringen, hat sich doch die Mitgliederzahl derart positiv entwickelt, dass eine Überlastung unseres Nachwuchses nicht mehr droht.

 

Leider hielten sich dafür andere Vereine mit der Anmeldung etwas zurück, sodass in diesem Jahr bayernweit nur 26 Teams den Kampf um die Meisterschaft aufnahmen. Das ist zwar bedauerlich, aber angesichts des Booms beim Schulschach darf davon ausgegangen werden, dass schon in der nächsten Spielzeit wieder mehr Mannschaften für dieses Turnier melden werden.

 

Unsere U12-er, Behzad, er rutschte für Paula in die  Mannschaft, Jakob, Katarina und Robert bekamen mit dem SC Ammersee und dem SK Gräfelfing zwei starke Gegner zugelost und man durfte gespannt darauf sein, ob es ihnen gelingen würde, einen der beiden Plätze zu erreichen, die zum Verbleib im Turnier berechtigten. Soviel vorweg, sie gingen als Sieger dieser Gruppe hervor, doch der Weg dorthin war unglaublich!

 

1. Runde: SC Ammersee – Schachfreunde Augsburg 2:2

 

Weil unsere Gruppe nur aus drei Mannschaften bestand und wir auch noch Gastgeber waren, trugen wir gegen den SC Ammersee die erste Begegnung aus, während sich die Jugend des SK Gräfelfing wahrscheinlich noch im Reich der Träume befand.

 

Zu meiner Überraschung trat die Mannschaft vom SC Ammersee ohne das Spitzenbrett an. Zwar stiegen dadurch die Chancen unserer tapferen Recken, aber letztlich galt es doch, die vier angetretenen Gegner zu bezwingen, bevor man sich über einen Sieg freuen durfte.

 

Nach dem Andrücken der Uhren passierte zunächst einmal eine ganze Zeit lang nichts und man merkte deutlich, dass hier ernsthaftes Schach geboten wurde. Erst nach ca. 40 Minuten – man spielt mit einer Bedenkzeit von 1h pro Spieler und Partie – kam Behzad ziemlich zerknirscht aus dem Spielsaal. Er hatte verloren und ärgerte sich weniger über die Niederlage, was schon schmerzlich genug war, als über den Umstand, dass genau seine Variante Thema des tags zuvor stattgefundenen Freitagtrainings gewesen und er ausgerechnet da zu spät zum Training gekommen war – 0:1.

 

Doch das war nicht weiter schlimm, denn die anderen drei standen sehr gut, Katarina sogar klar auf Gewinn. Letzteres war besonders erfreulich, weil sie aus der Eröffnung heraus alle Ideen konsequent verfolgt hatte und sich nun anschickte, sich für das gute Spiel zu belohnen.

 

Soweit zumindest die Theorie, denn dann passierten wahrlich seltsame Dinge. Zwar vermochte Robert seinen Vorteil souverän in einen Sieg zu verwandeln, doch seine kleine Schwester, immer noch in der schwachen Form der Schwäbischen gefangen, erkannte den leichten Gewinnweg nicht, spielte äußerst umständlich, um ein scheinbar drohendes Dauerschach abzuwenden und verlor dabei sogar noch die Partie – 1:2!

 

Nun hing alles von Jakob ab, der sich geduldig einen kleinen Vorteil erspielt hatte und nun im Turmendspiel versuchen musste, noch mehr herauszuholen, um die Niederlage der Mannschaft abzuwenden. Dies gelang ihm auch ausgezeichnet, denn er nutzte jede Ungenauigkeit seines Gegners aus, eroberte geschickt einen Bauern, drängte in der Folge sein Gegenüber in eine starke Defensive und holte schließlich den erlösenden Ausgleich – 2:2! 🙂

 

2. Runde: SK Gräfelfing – SC Ammersee 2:2

 

Als die Gräfelfinger eintrafen, zeigten sie sich von unserem Ergebnis sehr überrascht und witterten die Gelegenheit, sich in dieser Gruppe deutlich durchsetzen zu können. Entsprechend motiviert gingen sie in die Begegnung gegen den SC Ammersee, obwohl letzterer mittlerweile durch das anfangs fehlende Spitzenbrett verstärkt worden war.

 

Kaum dass die Runde freigegeben worden war, da geriet der SCA auch an nahezu allen Brettern deutlich unter Druck, vermochte sich aber mit fortschreitender Dauer des Mannschaftskampfes immer mehr zu befreien. Trotzdem sah alles nach einem mindestens 3:1-Erfolg für den SK Gräfelfing aus.

 

Doch dann ereigneten sich auch hier seltsame Dinge und so kam es, dass sich der SC Ammersee in ein glückliches 2:2-Unentschieden retten konnte. Ein Ergebnis, das die berechtigte Hoffnung aufkommen ließ, die Qualifikation geschafft zu haben. Schließlich war es doch sehr unwahrscheinlich, dass auch die dritte Begegnung mit einem Remis endet!

 

3. Runde: Schachfreunde Augsburg – SK Gräfelfing 2:2

 

Allen Beteiligten war klar, dass eine Niederlage das Ausscheiden aus dem Wettbewerb bedeutet, weshalb man zunächst zwar engagiert, aber auch etwas verhalten den Kampf eröffnete. Doch nach Abschluss des Abtastens und mit Übergang ins Mittelspiel bot sich folgendes Bild. Robert schickte sich an, die Stellung seiner Gegnerin im Sturm zu nehmen, Jakob stand mit Weiß etwas gedrückt und kämpfte verbissen um Ausgleich, Katarina hatte eine ausgezeichnete Stellung auf dem Brett und Behzad durfte sich bereits über eine Mehrfigur freuen. Einfach schön! 🙂

 

Doch plötzlich kippten an den hinteren Brettern die Partien, denn Bezhad, der zwischenzeitlich gar einen ganzen Turm mehr gehabt hatte, stand auf einmal mit Minusfigur da und Katarina hatte eine Figur eingestellt, allerdings wenigstens zwei Bauern dafür bekommen. Angesichts dieser Entwicklung war es auch nicht beruhigend, dass Jakob immer noch standhielt und Robert taktisch gnadenlos zum 1:0 vollstreckte.

 

Danach überschlugen sich die Ereignisse, denn ausgerechnet Bezhad, der mittlerweile das gefühlte halbe Brett an Spielmaterial weniger hatte, rettete sich in ein Dauerschach. D.h. es war nicht wirklich ein Dauerschach, aber er und sein Gegner sahen keine Alternative zu ihren Zügen, wiederholten die Stellung etliche Male bevor sie sich dann auf ein Unentschieden einigten – 1,5:0,5. Ein Wunder!

 

Auch Katarina wollte ihren Teil zur Dramatik beitragen und so kam es, dass sie zweimal mit ihrer Minusfigur den Gewinn eines weiteren Bauern verschmähte, viermal den Rückgewinn einer Figur ausließ und sich wiederum zweimal weigerte, ihre Gegnerin Matt zu setzen. Dafür musste sie letztlich die Niederlage quittieren und war sehr traurig darüber. Aber es gibt so Phasen im Leben eines Sportlers, in denen einfach nichts gelingen will und ich freue mich schon darauf, wenn Katarina wieder zur alten Stärke zurückfindet.

 

Nun hing wieder alles von Jakob ab, der an diesem Tag sehr zu gefallen wusste. Entgegen seiner sonstigen Art, spielte er langsam und durchgehend konzentriert, sodass er sich in einem remislichen Turmendspiel wiederfand, das der Gegner mit seinem Mehrbauern verständlicherweise unbedingt gewinnen wollte. Aber Jakob ließ sich davon in keinster Weise aus der Ruhe bringen, nutzte jede sich bietende Verteidigungsressource, womit er den Gegner zur Verzweiflung brachte, und steuerte zielstrebig den Remishafen an – 2:2!

 

Berechnungen:

 

Da alle Mannschaften die identische Anzahl an Mannschafts- und Brettpunkten aufwiesen, musste zur Ermittlung der Qualifikanten die Berliner Wertung herangezogen werden. Hier erwies sich der Umstand, dass unser Spitzenduo an diesem Tag ganze 3,5/4 geholt hatte, als goldwert, sicherte das doch den Gruppensieg! 🙂

 

Den zweiten Platz belegte, mit nur einem Punkt Vorsprung versehen, der SC Ammersee, während der SK Gräfelfing unbesiegt ausscheiden musste. Das ist zwar bitter, denn eigentlich hätten alle drei Teams ein Weiterkommen verdient, aber im nächsten Jahr werden die Oberbayern ganz sicher wieder angreifen.

 

Hier kann man den gesamten Wettbewerb verfolgen und sich die künftigen Gegner unserer U12-er anschauen.

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