Zwischen Bangen und Verzweifeln
Man kann es schon beinahe als eine schöne Tradition bezeichnen, wenn sich zu Ostern das Team „Wellovic“ – Für die nicht Eingeweihten: Weller und Vuckovic – aus Schwaben nach Bad Kissingen aufmacht, um dort nicht nur um gute Platzierungen, sondern vor allem auch um begehrte Qualifikationsplätze zur Deutschen Meisterschaft zu kämpfen. Dass in diesem Jahr bereits mit der Landesmeisterschaft das Ende der Fahnenstange erreicht wurde, das muss ich mir als Trainer anrechnen lassen, hatte ich meine Schützlinge anscheinend falsch eingestellt. Aber da man bekanntlich aus Fehlern lernt, darf man sich jetzt schon auf eine erfolgreichere Meisterschaft im nächsten Jahr freuen.
U12; „Ein Reigen verpasster Chancen“:
Roberts Teilnahme in der U12 wurde zwar erst dadurch ermöglicht, dass der diesjährige schwäbische Vizemeister auf ein Mitspielen verzichtet hatte, aber ungeachtet dessen war er zum erweiterten Favoritenkreis zu zählen. Zu groß war sein Leistungssprung und auch seine Spielanlage erwies sich in jüngster Vergangenheit als deutlich gereifter als dies noch vor einem Jahr der Fall gewesen war. Doch gerade mit dieser durch die erzielten großen Fortschritte neuen Rolle kam er offensichtlich überhaupt nicht zurecht, sodass er anfangs verkrampfte und erst gegen Ende seine Qualitäten ausspielte.
In der ersten Runde fiel diese besondere Situation noch nicht richtig auf, denn er spielte gegen die nominelle Nummer 1, die mit dem Damenbauernspiel eine für diese Altersstufe eher ungewöhnliche Eröffnungswahl getroffen hatte. Unser Robert spielte blendend dagegen, erreichte recht schnell eine vorteilhafte Stellung und hätte sich nun an die Verwertung machen können. Stattdessen entwickelte er einige seltsame Pläne, tauschte überraschenderweise gezielt des Gegners schwache Figuren gegen starke eigene, erlaubte einen nahezu unwiderstehlichen Angriff und verlor.
Bereits ab der zweiten Runde wurde das Problem deutlich offenbar, denn weder eine Stellung mit einem Mehrbauern, noch zwei gesunde Mehrbauern in der Runde danach konnte Robert für sich entscheiden, obwohl ihm die Ideen, die zum Gewinn geführt hätten, anschließend geläufig waren. Trotz einiger Gespräche, erfrischender Spaziergänge und lustiger Begegnungen an der Tischtennisplatte konnte Roberts Blockade nicht behoben werden und so kam es, dass er in der 4. Runde alles auf die Spitze trieb, indem er in einer klar gewonnen Stellung anstatt den längst verdienten Punkt einzufahren, einen groben Schnitzer einbaute und anschließend die Partie verlor.
Mit 1/4 war die Qualifikation natürlich nicht mehr möglich und so wurden alle Zeugen einer wundersamen Verwandlung. Plötzlich sprühte Robert in seinen Partien vor Ideen und Spielwitz und eilte von Sieg zu Sieg. Selbst als er in der letzten Runde gegen die „Burlafinger Schach-Amazone“ und U12-Meisterin Nina Linder nach einem verordneten Eröffnungsexperiment mit zwei Minusbauern gesegnet war, hatte man nie den Eindruck, er könne die Partie noch verlieren. Und so kam es, dass er immer wieder taktische Drohungen aufstellte – Hätte er das doch nur von Anfang an gemacht! – bis letzlich eine derart passte, dass ein ganzer Turm und kurz danach der volle Punkt heraussprang. 🙂
In der Endabrechnung belegte Robert mit 4/7 den 9. Platz, was nur auf den ersten Blick eine gute Platzierung bedeutet. Denn er hatte ein komplett anderes Turnier als die Spitzengruppe gespielt und war nie in die Gefahr gekommen, zur Deutschen zu fahren. Wie ein befreit spielender Robert abgeschnitten hätte, darüber zu spekulieren ist müßig, weshalb man einfach den Blick nach vorne richten und eine Wiederholung der Fehler tunlichst vermeiden sollte.
U14; „Ein seltsames Turnier“:
Unter gänzlich anderen Voraussetzungen ging Zarko an den Start. Als Sieger des vergangenen Jahres in der U12 vorqualifiziert, trat er selbstbewusst an und haderte nur damit, dass sein Trainingspensum und seine Turniererfahrung zu gering seien. Zwar hatte ich umfangreicher vorbereiten sollen, aber leider nicht können, und ein geplantes Turnier musste krankheitsbedingt ersatzlos gestrichen werden, dennoch wähnte ich ihn für das Turnier gut gewappnet. Doch diese Ansicht sollte sich als Fehleinschätzung manifestieren, wofür Zarko mit der verpassten Qualifikation die Folgen zu tragen hat.
Dass er nur denkbar knapp die Fahrt zur Deutschen verpasst hat, das hat er seinem starken Spiel und seinem großen Siegeswillen zu verdanken. Aber der Reihe nach.
Gleich in der 1. Runde unterstrich er seine Ambitionen, indem er ein vermeintlich besseres Läuferendspiel knetete. Zuvor hatte er nämlich mit seinem „Holländer“ beinahe nichts erreicht und nun ging es darum, mittels einer sauberen Technik vielleicht doch noch zu gewinnen. Aber der Gegner stand zu fest und hatte zudem den richtigen Verteidigungsplan erkannt. In dieser Situation entschloss sich Zarko seine letzte Figur für zwei Bauern zu opfern, um wenigstens die Chance auf einen Sieg zu haben. allerdings bestand auch die große Gefahr, dass der Gegner alles richtig macht, womit eine Niederlage unvermeidlich gewesen wäre. Doch sein Mut wurde belohnt, denn mit anbahnender Zeitnot verteidigte sich Weiß ungeschickt und Zarko durfte sich über einen gelungen Turnierstart freuen.
Allerdings folgte gleich in der zweiten Runde ein herber Rückschlag, als er gegen einen bestens präparierten Gegner mit Weiß nach nicht einmal 30 Zügen die Waffen streckte, ohne im Vorfeld auch nur den Hauch einer Chance gehabt zu haben. Wie hätte er sie auch haben sollen, hatte er doch so viele allgemeine Regeln außer Acht gelassen, insbesondere die Notwendigkeit der Entwicklung, dass eine Niederlage frühzeitig unvermeidbar gewesen war.
Davon unbeeindruckt legte er gleich einen Sieg nach und hätte auch in der 4. Runde einen Sieg verdient, wenn er nicht einem Gespenst erlegen wäre. Er war nämlich davon ausgegangen, eine Figur zu verlieren und freute sich dann doch sehr, als es plötzlich zu einem Remis kam. Mit nunmehr 2,5/4 war noch alles drin, sofern die fünfte Partie nicht verloren ging.
Doch leider geschah genau das, denn Zarkos nächster Gegner lotste ihn geschickt auf unbekanntes Terrain. Auch wenn Zarko mit natürlich anmutenden Zügen die Stellung im Gleichgewicht zu halten versucht hatte, so zeigte sich schon bald, dass das offensichtlich das falsche Rezept war und er ging in einem fürchterlichen Königsangriff unter.
Nach dem Verlust in der 5. Runde machte sich bei Zarko keineswegs Resignation breit, vielmehr ging er in den letzten beiden Runden konzentriert zu Werke, spielte zwei wahrlich schöne Partien und sicherte sich so zwei weitere Punkte, sodass er mit 4,5/7 als Fünfter einlief. Wenigstens ist er damit für die nächste Landesmeisterschaft vorqualifiziert.
„Buchloer Kolumne“:
Seit dem Wegfall des vierzehntägigen Sonntagstrainings wegen vorübergehender Überlastung des Trainers hat auch Uli mit den Folgen der geringeren Wissensvermittlung zu kämpfen. Dies darf allerdings nicht als Rechtfertigung dafür herhalten, dass er 0/4 mit Schwarz geholt hat, obwohl alle, wirklich alle Stellungen sehr gut spielbar waren, er sogar in mindestens zwei Partien leichten Vorteil hatte. Als kleine Entschädigung erhielt er nach präziser Vorbereitung einen vollen Punkt quasi auf dem Silbertablett serviert, was sein Abschneiden etwas erträglicher gestaltete.
Die 2,5/7 und der 17. Platz sind natürlich verbesserungswürdig, doch ein wenig Taktik und etwas mehr Spielpraxis dürften wahre Wunder bewirken, sodass man auch hier freudig in die Zukunft blicken kann.
Mehr Informationen gibt es für die U12 hier und für die U14 da. Viel Spaß beim Schmökern. 🙂
Allen Turniersiegern und Qualifikanten gratuliere ich zum Erfolg und wünsche allen viele Punkte auf den Deutschen Meisterschaften.