Ein besonderer Spieltag
Der 2. Spieltag, der gleichzeitig in der Kreisliga 1 und 3 stattfand, sorgte für eine Besonderheit der seltenen Art. Wir durften Gastgeber sein, sowohl als 1. Mannschaft als auch als 2. Mannschaft. Und der Spielplan wollte es so, unsere Gäste waren Keres 1 und Keres 2. Folglich trafen sich also 16 Schachfreunde mit 16 Keresianern in unserem großen Spielsaal zum „Vereinsvergleich“.
Bei der 2. Mannschaft mußte ich nicht nur einen Spieler ersetzen, sondern zusätzlich auch den sehr kurzfristigen Ausfall von Mehran kompensieren. Alex meinte, Katarina könne aushelfen. Gesagt getan, ein Anruf und unsere kleine Amazone machte sich auf den Weg. Daß sie vorher einen langen sportlichen Tag hatte, machte es für sie alles andere als leicht, sich abends noch ans Schachbrett zu setzen, aber sie war da. Dafür nochmals vielen Dank.
Nachdem alle Gäste da waren und es losging, fiel einem rasch auf, daß ständig viel Bewegung war. Ungewohnt für uns, aber verständlich, wenn man weiß, daß unter unseren Gäste viele Raucher waren, die natürlich ständig rein und raus trabten, um sich in der „Raucherecke“ zu versammeln. Das blieb ein ständiges Bild, daß an unserem Brett 2, welches am Fenster zur Raucherecke stand, Kiebitze von drinnen und draußen zuschauten. Aber dazu später mehr.
Der Spieltag aus Sicht der 2. Mannschaft verlief erst einmal nicht ungewöhnlich. Unsere Jugendspieler spielten schnell, siegten oder verloren schnell, sodaß ein 2:2 der Zwischenstand war. Jakob und Erik gewannen ihre Partien. Katarina spielte unterhalb ihrer normalen Form, was natürlich dem langen vorhergehenden Fußballtag geschuldet ist, und verlor deutlich. Toll, daß sie trotzdem eingesprungen ist, aber falls so etwas noch mal nötig sein sollte, würde ich versuchen, auf einen Erwachsenen Ersatzspieler zurückzugreifen. Robert verlor besonders schnell, was ungewöhnlich ist und fuhr damit seine zweite Null ein. Nun war ich mit meiner eigenen Partie so beschäftigt, sodaß ich von den Vieren nicht viel mitbekommen habe. Nur von Jakob kann ich sagen, daß er in einem offenen Sizilianer seinen Gegner in 24 Zügen klar besiegte.
Kurz darauf mußte ich an Brett 1 die Waffen strecken, war doch in einem Spiel mit Fehlern hüben wie drüben ich derjenige, der mehr und vorallem den letzten machte. Der Zwischenstand war nun
2:3
und man konnte langsam unruhig werden, aber 3 Partien waren noch zu spielen.
Wernfred spielte wie in „alten Tagen“ und erzwang seinen Sieg durch konsequentes und sicheres Spiel. Über fünfzig Züge tobte der Kampf, aber dann war es auch vorbei und er konnte seine 1 melden. Super, Wernfred.
In ähnlicher Manier brachte nun auch unser Alex R. sein Spiel zu einem für uns guten Ende und sicherte so den 1. Mannschaftspunkt.
An Brett 2 hatte Alex S. ein gewonnenes Endspiel herausgearbeitet, bei dem jeder, der vorbeikam und auf’s Brett schaute, seinen Gegner bedauerte, denn der mußte nun alles versuchen, noch zu gewinnen um den Ausgleich zu schaffen. Alex spielte es aber ganz ruhig und man konnte die Qual des Gegners fast mit Händen greifen, als Alex plötzlich einen ungewöhnlichen und Unerwarteten Damenzug in die gegnerische Hälfte machte. Aus sicherer Stellung gab er seinem Gegner auf einmal die Chance auf Gegenspiel, vielleicht sogar Mattangriff ? Immer mehr Kiebitze versammelten sich nun um das letzte spielende Brett, auch die Raucher drückten sich von außen an der Scheibe die Nasen platt. Es sah schon besonders aus, als zwischen den Spiegelbildern der Kiebitze im Raum die Gesichter der rauchenden Kiebitze außen an der Scheibe zu sehen waren.
Hatte er den Turmrückzug mit Abzugsschach übersehen oder berechnet ? Alle zitterten mit, und als der Abzug kam, ging ein Raunen durch die Reihen. Und Alex‘ Gesicht machte klar, daß er ihn doch übersehen hatte. Glücklicherweise hatte sein Gegner aber nicht mehr als ein Remis durch Dauerschach. So verschenkte unser Alex zwar seinen Sieg am Brett, sicherte aber trotzdem den Mannschaftssieg. Und darauf kommt es letztlich an.
Endstand also
4,5 : 3,5
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, daß unsere 1. Mannschaft auch gewinnen konnte (s. anderer Bericht). Glückwunsch. Wir konnten an diesem besonderen Spieltag also einen Doppelsieg verbuchen,