Deutsche Jugend-Meisterschaft 2013; 3. Teil

Freut Euch, wenn Ihr Schwaben seid!

 

Die Turniere gingen nun in die heiße Phase und uns war allen klar, dass die nächsten beiden Runden dahingehend entscheidend sein werden, ob die Jungs eher vorne mitspielen oder diese Meisterschaft als durchwachsen in Erinnerung behalten werden. Und genau in dieser Situation klappte alles wie am Schnürchen, was mit der beeindruckenden Disziplin von Robert, Uli und Zarko begann, über viele andere wichtige Punkte weiterging und bei der ständigen Erreichbarkeit von Olafs Mutter endete, die uns mit wichtigen Informationen versorgte, hatten wir doch in unserem Appartement keinen Internetanschluss, weshalb wir ohne Ihre Hilfe zweifelsohne einen perfekten „Blindflug“ hingelegt hätten! An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Frau Weller für Ihre wertvolle Unterstützung bedanken!

 

5. Tag der ODEM 25 B bzw. der U 12:

 

Robert:

 

Bestens ausgeschlafen und mit großem Tatendrang versehen, begab sich Robert ans Brett, wo er gleich nach Beginn der Partie mit dem Skandinavier konfrontiert wurde. Eigentlich mag er es nicht, gegen diese Verteidigung zu spielen, doch an diesem Tag schien er das vergessen zu haben. Er spielte forsch, aber nicht schnell (!), musste einen bangen Augenblick in der Eröffnung überstehen, in der eine Figur hätte einbüßen können, erreichte eine vorteilhafte Stellung und führte diese zielstrebig zum Sieg – 3,5/7! Von dem kritischen Moment einmal abgesehen war das eine vorbildliche Vorstellung! Ganz toll! 🙂

 

Uli:

 

Uli bekam die Gelegenheit, gegen Zarkos Gegner aus der 5. Runde etwas für die Bilanz der Schwaben tun zu können, hatte dieser Gegner doch gegen Zarko das Brett als Sieger verlassen. Die Vorzeichen für einen Punktgewinn waren gut, denn während Uli bereits zwei Runden lang ungeschlagen war, hatte sein Gegner die letzten beiden Partien verloren und es war zu erwarten, dass er etwas angezählt ist. Als Uli dann auch noch seinen „Franzosen“ auspacken durfte, da hatte ich keine Zweifel mehr daran, dass dieser Punkt verloren gehen könnte. Gut, die Behandlung dieser Verteidigung muss noch etwas verbessert werden, aber spätestens als Uli eine ausgeglichene Stellung erreicht hatte, war der volle Punkt in Reichweite, sind doch Ulis Qualitäten als „Kneter“ bestens bekannt und gefürchtet. So kam es dann auch! Der Gegner wurde hier und da ein wenig beschäftigt, bekam immer wieder die Möglichkeit eine kleine Ungenauigkeit einzustreuen, die sich in ihrer Summer dermaßen anhäuften, dass letztlich ein gewonnenes Turmendspiel entstand, das Uli auch vollstreckte – 4,5/8. Da kam Freude auf, hatte er doch wieder die 50%-Marke übersprungen! 🙂

 

Zarko:

 

Nach zwei Siegen in Folge verfügte Zarko über jenes Selbstbewusstsein, das einen richtig nach vorne bringen kann. Das einzige, was ihn an einem weiteren Siegeszug noch hätte hindern können, das war sein nächster Gegner, ein Risiko, das ich mittels einer intensiven Vorbereitung zu minimieren versuchte. Wir wählten eine Variante, die sehr solide ist und Zarkos Spielstil sehr entgegen kommt. Hier gilt es, zunächst den Königsflügel zu entwickeln, sich anschließend am Damenflügel auszubreiten und dann die Belagerung eines isolierten Bauern vorzunehmen. Eigentlich recht einfach. Doch als ich mich traute, einen Blick auf die Stellung zu werfen, da musste ich feststellen, dass sich Zarkos Königsflügel wohl woanders als meiner befindet, ihm die Struktur der Bauern wohl nicht so wichtig ist und dass der Gegner nicht nur über einen Mehrbauern verfügte, dieser auch noch zu allem Überfluss ein entfernter Freibauer war! Langer Rede kurzer Sinn, Zarko stand auf Bruch! Aber Dank seines Stahlkinns und vor allen Dingen den erfolglosen Taschenspielertricks des Gegners gelang es ihm, nicht nur das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen, er zelebrierte ein tolles „Guter Läufer gegen schlechter Springer“-Endspiel und holte sich damit auch den dritten vollen Punkt in Serie – 5,5/8! Klasse!

 

Das Betreuerteam:

 

Fünf Tage der Betreuung – man muss ja auch den Anreisetag mitrechnen – haben auch bei Olaf und mir ihre Spuren hinterlassen und so nutzte wenigstens Olaf die Gelegenheit, sich während der Runde etwas zu entspannen, schließlich mussten wir noch zwei weitere Tage voll auf der Höhe sein. Doch angesichts des vollkommenen Erfolges unserer Schützlinge an diesem Tag wäre es vielleicht überhaupt nicht nötig gewesen, denn wir waren alle blendend aufgelegt und sprühten geradezu vor Energie. Den Tag verbrachten wir dann vollkommen entspannt mit etwas Sport, Flippern – Robert erreichte in dieser Disziplin nahezu Meister-Niveau (!) -, Lesen und anderen Dingen, nach denen uns gelüstete und die relativ wenig Kraft kosteten. Und während die Kinder am Abend müde aber glücklich zu Bett gingen, brachte Olaf alles über die nächsten Gegner in Erfahrung, wonach ich mich wiederum an die Ausarbeitung der entsprechenden Strategie machte. Und das war auch gut so, wie die nächste Runden zeigen sollten.

 

6. Tag der ODEM U 25 B bzw. der U 12:

 

Robert:

 

Roberts Gegner der 8. Runde war gleich aus zwei Gründen etwas unangenehm. Denn nicht nur, dass er zwei Jahre älter war und damit über eine größere Reife verfügte, er spielte auch noch ausgerechnet selber Französisch. Aber da wir an die Stärke unserer Systeme glauben, sollte Robert weiterhin an seiner Verteidigung festhalten und hinsichtlich der Reife, da machte ich mir mittlerweile keine allzu großen Sorgen mehr, schien doch bei Robert bzgl. des Zusammenhangs zwischen Qualität der Züge und der verbrauchten Bedenkzeit der Knoten geplatzt zu sein. Also ging es los und beide Seiten schenkten sich nichts, wobei sich Robert konsequenter um die Umsetzung der Pläne seiner Verteidigung einsetzte. So kam es, dass er zunächst minimale Vorteile sammelte, die sich dann zu einem deutlichen Übergewicht anhäuften. Leider verdarb er sich diese stundenlange emsige Arbeit, wieder mit nur einem einzigen Zug, und landete in einem ausgeglichenen Turmendspiel. Hier missachtete er zwar, dass man sich einem auf die siebte Reihe eingedrungenen Turm unbedingt entgegenstellen muss, wofür er eine deutlich schlechtere bis verlorene Stellung erhielt, doch als sich ihm die unvermittelte Gelegenheit bot, mittels Turmtausch und anschließendem Bauernopfer in ein gewonnenes Bauernendspiel trotz zweier Minusbauer abzuwickeln, da war er voll auf der Höhe und schlug erbarmungslos zu – 4,5/8!! Wirklch beeindruckend! 🙂

 

Uli:

 

Nach Ulis Sie am Vortag durfte sein Gegner davon ausgehen, dass Uli mit Weiß unbedingt würde nachlegen wollen, was ja auch stimmte. Doch sollte er das in einer ruhigen Art machen und verzichtete daher auf eine scharfe Eröffung, vielmehr bemühte er wieder den vermeintlich harmlosen Italiener. Diese Wahl erwies sich als absolut richtig, denn nach Abschluss der Eröffnung zeigte sich, dass Uli die Ideen und Pläne wesentlich besser als sein Gegner verinnerlicht hatte, sodass er schon sehr früh drückend überlegen stand. Doch im Gegensatz zu sonst, ließ er auf einmal seine souveräne Verwertung vermissen, ließ den Gegner entschlüpfen, holte sich den klaren Vorteil wieder, nur um ihn wieder herzugeben. Als er dann zum dritten Mal (!!!) in der Partie am Ruder war, da holte er sich endlich den vollen Punkt und durfte sich dann über 5,5/9 freuen. Eine Freude, der sich unser ganzes Team anschloss! 🙂

 

Vielleicht lag es daran, dass Uli seiner starken Gegnerschaft kräftemäßig Tribut zollen musste oder aber am Nachmittag einfach nicht mehr fit genug war, auf alle Fälle verlor er die zehnte Partie unnötig und nahezu kampflos. Dabei hatte die Partie so gut begonnen, indem ihm der Gegner voll in die Vorbereitung gelaufen war, sich wohl deswegen recht ruhig aufgebaut und eigentlich keine großen Anstrenungen unternommen hatte, die Partie zu gewinnen . Allerdings wählte Uli einige seltsame Pläne, die für sich allein genomen seine Stellung zu meinem Erstaunen noch verkraftet hätte, doch als dann noch ein taktischer Aussetzer hinzukam, da brachen alle Dämme – 5,5/10. Wirklich ärgerlich, weil absolut unnötig!

 

Zarko:

 

Durch die drei Siege en suite hatte sich Zarko an die Spitzengruppe herangekämpft und durfte nun mit Weiß versuchen, gegen einen in der Theorie sehr bewanderten Spieler seiner Siegesserie einen weiteren Punkt hinzuzufügen. Dazu galt es, die erwartete „Französische Verteidigung“ zu durchbrechen, was ja erfahrungsgemäß keineswegs so leicht zu bewerkstelligen ist. Als jedoch der Kampf losging, da wurde schnell klar, dass Zarko auf wesentlich weniger Widerstand stoßen würde als befürchtet. Denn entweder hatte der Gegner etwas nicht richtig verstanden oder aber die Vorbereitung griff zu kurz, sodass Zarko nach nur 13 Zügen eine deutlich Stellung erhielt, die dann auch noch überwältigend wurde, als der Gegner in einem taktischen Geplänkel eine Figur einbüßte. Anschließend wickelte trocken in ein klar gewonnenes Endspiel ab, das er ganz sicher nach Hause brachte – 6,5/9! Plötzlich war Zarko auf dem 5. Platz und er schielte schon in Richtung Treppchen! 🙂

 

Es war klar, dass Zarko in der 10. Runde keinen leichten Gegner zugelost bekommen würde, allerdings erwies sich sein Kontrahent der Vorschlussrunde als besonders unangenehm. Denn er verfügte nicht nur über ein großes Wissen, auch hinsichtlich seines Selbstvertrauens schien er gesegnet zu sein. Zarko erwartete ein ganz heißer Tanz!

 

Und tatsächlich, kaum dass die Partie begonnen hatte, da war klar, dass Zarko einiges an Druck würde aushalten müssen, sprang ihn doch sein Gegner verhement an. Auf unbekanntem Terrain und ob dieses Drucks wankend, verbrauchte Zarko eine Unmenge an Zeit, vermochte aber trotzdem nicht alle Probleme zu lösen, weshalb der Gegner zwischendurch für zwei Züge die Gelegenheit erhielt, einen Bauern zu gewinnen, wobei ihm auch noch die Druckstellung geblieben wäre. Aber er verschmähte diese Möglichkeit, hoffte mehr zu erzielen, sodass Zarko sich nicht konsolidieren konnte, er war auch plötzlich am Drücker. In dieser Situation zog Zarkos Gegner die Notbremse und bot Remis, das Zarko angesichts reduzierten Materials, einer anstregenden Verteidigung und vor allen Dingen knapper Restbedenkzeit annahm – 7,0/10. Eine unglaublich starke kämpferische Leistung!

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