Ein frecher Aufsteiger
Endlich durften auch die Mannen unserer Ersten ins Kampfgeschehen eingreifen, wozu man sich in die „heiligen Hallen“ des SK Caissa Augsburg begab. Doch entgegen unserer üblichen Schwierigkeiten in der 1. Runde der Saison, kamen wir dort im Duell der ersatzgeschwächten Mannschaften zu einem ungefährdeten, wenn auch einen Tick zu hoch ausgefallenen 6:2-Erfolg, womit uns ein guter Einstand gelang.
Nachdem einige Probleme hinsichtlich der Aufstellung hatten gelöst werden können, wollten Alexander B., Alexander Sch., Andreas, Hannes, Hermann, Martin, Zarko und ich dem positiven Beispiel unserer Vereinskameraden der anderen Mannschaften folgen und ebenfalls mit einem Sieg die neue Spielzeit begehen. Entsprechend motiviert trafen wir in der Spitalgasse ein, wo wir mit dem erfreulichen Umstand konfrontiert wurden, dass auch die gegnerische Mannschaft nicht vor Absagen verschont geblieben war.
Kaum dass die Uhren angedrückt worden waren, da ging es auch gleich richtig zur Sache und man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hüben wie drüben so mancher Spieler seine Hausaufgaben gemacht und bestens vorbereitet war. So kam bei Hannes eine recht scharfe Variante des Damengambits aufs Brett, Zarko griff in seine gut gefüllte Repertoirekiste und schleuderte seinem Gegner ein Gambit im Caro-Kann entgegen, wohingegen es an Hermanns Brett deutlich ruhiger zuging. Alexander B., überraschend mit einem „Skandinavier“ konfrontiert, versuchte sich an die Empfehlung des Trainers zu erinnern, während Martins Gegner sich gegen den Drachen mindestens so wohlfühlte, wie Martin mit selbigem. Andreas frönte seinem Lieblingsaufbau und Alexander Sch., dem am achten Brett viele verschiedene Gegner hätten gegenübersitzen können, baute sich mit Schwarz geschmeidig auf und harrte der Dinge. Bei mir fiel die Wahl nach langer Zeit wieder einmal auf die Schottische Partie, womit ich eine Vorbereitung zu umgehen versuchte, aber ganz offensichtlich das Gegenteil erreichte.
Denn mein Gegner, wohlwissend, dass er gegen mich antreten werden wird, zog quasi á tempo, was mich wiederum veranlasste, nach einer mir genehmen, aber nicht unbedingt gebräuchlichen Variante in meinem Gedächtnis zu kramen. Als ich dann glaubte, das Richtige gefunden zu haben, da führte ich den entsprechenden Zug aus. Allerdings zeigte sich der Gegner unbeeindruckt und nach kurzem Überlegen kam auch schon die Antwort. Diese wiederum wirkte fehl am Platz, sodass mich der Verdacht beschlich, dass mein Gegner etwas verwechselt haben könnte, eine Annahme, worin mich sein nächster Zug bestätigte.
Doch bevor er diesen ausführen sollte, fand ich die Zeit, mich etwas umzusehen und war mit dem Anblick der Stellungen recht zufrieden. Hannes hatte schon früh einen gesunden Mehrbauern, Zarko drückte, wenngleich sich dessen Gegner äußerst geschickt verteidigte, Hermann hatte mit Schwarz keine Probleme, Alexander B. hatte den Pfad der Tugend zwar verlassen, stand aber keineswegs schlechter, Martin hatte eine schöne Drachenstellung, Andreas bastelte weiter an seinem Aufbau, ohne dass sich jetzt schon eine Zeitnot andeutete und Alexander Sch. wurde von seinem Gegner in Ruhe gelassen, sodass auch hier ein rascher Ausgleich mit Schwarz zu Buche stand.
Mit dem bereits angekündigten Zug meines Gegners wurde es bei mir rechenintensiv, denn er verlor nun zwangsläufig eine Figur, wofür er zwar einen vorübergehenden kleinen Angriff und drei Bauern erhielt – seine Bauernstellung glich mit einem isolierten Triplebauern auf der c-Linie und anderer Sorgen einer Mondlandschaft -, aber nach einer kurzen Phase meiner Konsolidierung auf Verlust stehen musste.
Und während ich noch an meiner Technik feilte, meldete Zarko unvermittelt seinen Sieg und damit unsere Führung. Er hatte den Gegner im Laufe der Partie ständig unter Druck gesetzt, im richtigen Moment mit einem Opfer des Gegners Stellung aufgerissen, wütete mit beiden Springern im schwarzen Lager und verbrauchte hierfür gerade einmal etwas mehr als eine halbe Stunde. Wirklich beeindruckend!
Diesen Moment nutzte ich dazu einen weiteren Blick in die Runde zu riskieren. Was heißt hier riskieren? Ich durfte mich an den Stellungen erfreuen! Hannes hatte eine im höheren Sinne gewonnene Position, Hermann steuerte wohl auf ein Remis hin, Alexander B. suchte nach dem Durchbruch, Andreas hatte zwar seinen Aufbau erreicht, doch dafür ausnahmsweise gewisse Zugeständnisse machen müssen, und Alexander Sch. würde das als besserer Spieler wohl nach Hause bringen. Lediglich Martin hatte mit einer überraschend eingestellten Qualität nicht nur einen schweren Stand, sondern steuerte auch auf eine Niederlage zu. Ein 5,5:2,5 schien doch sehr wahrscheinlich.
Danach widmete ich mich wieder meiner Partie, nur um kurze Zeit später vom Eingang zweier Ergebnis überrascht zu werden. Alexander Sch. und Martin, ja genau jener Martin, der eigentlich auf Verlust gestanden hatte, erhöhten zur 3:0-Führung, womit der Kampf eigentlich gelaufen war. Alexanders Gegner hatte zunächst ein Remisgebot unterbreitet, hatte dabei aber nicht nur einen verpflichtenden, sondern auch fragwürdigen Zug gemacht – Klassischer Fehler -, der ihn nicht nur einen wichtigen Bauern, sondern alsbald auch die Partie kostete. Martins Begegnung wurde von der Gier entschieden, als der auf Gewinn stehende Gegner etwas zu siegessicher in eine Falle tappte, indem er einen Bauern mitnahm, dessen Preis ein ganzer Turm war – 3:0.
Dieses Ergebnis und meine Stellung nutzte Hermann für eine Remisofferte, welche zum einen dem Charakter der Stellung entsprach, vor allen Dingen aber den Sieg der Mannschaft frühzeitig sicherstellen sollte. Der Gegner konsultierte daraufhin seinen Mannschaftsführer, der auf ein Weiterspielen bestand. Allerdings kam diese Aussage zu unserer Verwunderung nicht wie sonst üblich dadurch zustande, dass die Entscheidung aufgrund des Kampfes und der Situation an den anderen Brettern erfolgte, vielmehr wurde die betreffende Stellung genauestens begutachtet und erst dann erfolgte das Gebot.
Überhaupt hatte der Mannschaftsführer der Heimmannschaft an jenem Tag eine höchst eigenwillige Auslegung der Regeln praktiziert, was mit dem Ausbleiben des Verlesens der Paarungen begann, über das Analysieren fremder Partien weiterging, wenngleich seine eigene noch lief und gipfelte in derart langen Absenzen im Spielbereich, sodass ich zwischenzeitlich dessen Aufgaben hatte wahrnehmen müssen. Angesichts dessen kann man die Initiative des Schachbezirks nur begrüßen, mit der Ausbildung zum Verbandsschiedsrichter, solche, sagen wir es einmal Unstimmigkeiten zu beseitigen.
Doch zurück zum Mannschaftskampf. Hier war zwar Hannes Stellung komplett gekippt, zwischenzeitlich hatte sich unser Altmeister förmlich verweigert, natürliche Entwicklungszüge zu machen bzw. weiter herumhängende Bauern zu schlagen, und auch Alexander B. und Andreas hatten zwischendurch mehr als bange Momente zu überstehen, aber dafür vollzog ich zum 4:0. Unmittelbar danach erhöhte Hermann zum 5:0, hatte doch sein Gegner im verzweifelten Bemühen, die Stellung doch noch irgendwie zu gewinnen, schlichtweg überzogen.
Von da an war die Spannung verständlicherweise vollkommen weg, aber auch die Stellungen hatten sich soweit geklärt, dass die entsprechenden Ergebnisse eingetragen werden konnten. So gingen in den Schlussstellungen die beiden Remis bei Alexander B. und Andreas genauso in Ordnung, wie Hannesens schmerzliche Niederlage in Ordnung und der Endstand von 6:2 war amtlich.
Fazit:
Mit diesen beiden wichtigen Punkten im Gepäck können wir uns nun voll und ganz auf den nächsten Kampf gegen den Ligenprimus TSV Haunstetten II konzentrieren, der seinerseits mit einem 6,5:1,5-Erfolg in die Saison startete. Den wackeren Caissianern bleibt zu wünschen, dass sie im Laufe der Spielzeit öfter auf ihr Spitzenbrett werden zurückgreifen können, um etwaige Abstiegssorgen nicht allzu groß werden zu lassen.
Hier geht es zum Ligamanager, wo man wie gewohnt alle Informationen über den Spieltag entnehmen kann. Viel Spaß. 🙂
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