Gewogen und für zu leicht befunden
Auch zur Endrunde in Regensburg, an dieser Stelle meinen herzlichen Dank an Herrn Oberhofer für die vortreffliche Organisation, war es uns vergönnt, mit unserem Stammvierer, bestehend aus Zarko, Felix, Erik und Robert, anzutreten, sodass man gespannt sein durfte, ob vielleicht nicht doch einer der beiden ersten Plätze für die jungen Schachfreunde herausspringt. Dass dem letztlich nicht so war, das lag weniger an der zu geringen Spielstärke, welche an manchen Stellen aber leider durchaus feststellbar war, vielmehr fehlte in den entscheidenden Augenblicken die Abgebrühtheit, um bei so einer Veranstaltung alle sich bietenden Chancen zu nutzen. Schade, aber in der neuen Saison wird man sicher wieder ein ernstzunehmender Gegner sein, auch wenn mit Felix ein Routinier altersbedingt ausscheidet!
1. Runde; Ein spannender Kampf
Während es die Regensburger Gastgeber in der 1. Runde mit Erlangen zu tun bekamen, mussten unsere Jungs gegen München-Südost ran. Zarko wurde von Noam Bergauz dahingehend überrascht, dass letzterer mit 1. Sf3 eröffnete, weshalb sich unser Spitzenspieler eine Auszeit gönnte und am Brett nach einer geeigneten Strategie suchte. Am 2. Brett packte Felix zu meiner Verwunderung den offenen Sizilianer aus, obwohl er hier über größere Lücken verfügt. Auch bei Erik lief es nicht unbedingt nach Plan, sah er sich doch auf einmal dem „Engländer“ gegenüber und wusste damit offensichtlich nichts anzufangen. Lediglich Robert schien sich für seine Niederlage auf der ODEM U25 gegen Igal Bergauz revanchieren zu wollen, ging energisch vor und verfügte bereits nach kürzester Zeit über ein schönes Raumübergewicht, das ihm einen deutlichen Vorteil sicherte.
Nachdem Zarko den richtigen Plan gefunden zu haben glaubte, nahm er den Kampf auf, landete durch Zugumstellung in seinem geliebten Sizilianer und erreichte als Nachziehender schon sehr früh mindestens Ausgleich. Doch ungeachtet dessen beschloss ich, den Turnierraum zu verlassen und selbigen während dieser Runde nicht mehr zu betreten. Denn Felix irrte im Dschungel des Sizilianers umher, auf Erik rollte ein furchtbarer Königsangriff zu – Und das gegen den „Engländer“! – und Robert hatte mittlerweile das Wort „Entwicklung“ aus seinem Wortschatz gestrichen, was zur Folge hatte, dass er gleich drei Bauern einbüßte.
Später erfuhr ich von Erik, dass er seine Partie überraschend
durch einen Gegenangriff hatte gewinnen können, während Felix und Robert erwartungsgemäß die Waffen gestreckt hatten. Alles hing nun von Zarko ab, der zielstrebig seinen anfangs kleinen Vorteil gemehrt hatte bis er auf ein gewonnenes Turmendspiel blicken durfte. Dann jedoch, beide Spieler verfügten zusammen über weniger als fünf Minuten für den Rest der Partie, verließen ihn die Kräfte, er übersah den einfachen Gewinn und wickelte in ein Remis ab. Damit war die die knappe und eigentlich unverdiente Niederlage besiegelt – 1,5:2,5!
2. Runde; Eine verkehrte Welt
In der 2. Runde musste unbedingt ein Sieg gegen Erlangen her, wollte man nicht gleich alle Chancen auf ein Weiterkommen begraben. Folglich gingen alle couragiert ans Werk und man konnte bei der Mannschaft eine beträchtliche Steigerung zur Vorrunde feststellen. Sie standen sogar so gut, dass ich dem Ganzen nicht traute. Denn Zarko verfügte schon sehr früh über einen in Stein gemeißelten Vorteil, Felix` Gegner, der WM-erfahrene Kevin Tong, hatte sich gerade verrechnet und dabei eine Figur eingebüßt, Erik stand nach nur neun (!!) Zügen im höheren Sinne auf Gewinn und Robert hatte mit Schwarz ein absolut sorgenfreies Leben.
Doch dann fiel ich vom Glauben ab, denn ich war gerade am Gehen, um mich für die nächste Stunde meiner Zeitung zu widmen, als Felix und Robert Züge auspackten, die mich stark daran zweifeln ließen, ob ich auch wirklich das sage, was ich denke bzw. ob mich die Kinder im Training auch wirklich verstehen.
Fluchtartig verließ ich den Turnierraum und erfuhr später, dass wir bei einer offenen Partie, Zarko knetete noch seinen Gegner, mit 0:3 hinten lagen. Denn Felix hatte seine Mehrfigur nicht nur wieder verloren, er hatte auch das an sich gute Endspiel „Springer gegen Läufer“ dermaßen schlecht behandelt, dass er später sogar aufgeben musste. Robert hatte zwischendrin lediglich regelkonforme Züge aufs Brett „gezaubert“ und ist für dieses planlose Spiel gebührend abgestraft worden. Erik hatte größtes Interesse an der Entwicklung der anderen Partien gezeigt, weshalb er, nachdem er ca. 30 Züge auf Gewinn gestanden hatte, innerhalb von nur drei Zügen Matt gesetzt wurde. Und während ich diese Informationen noch zu verarbeiten versuchte, trat ein sichtlich erschöpfter Zarko zu uns, der zur Krönung dieser Runde ein klar gewonnenes Läuferendspiel bei knapp werdender Bedenkzeit nicht zu gewinnen vermochte und deshalb ins Unentschieden eingewilligt hatte – 0,5:3,5!
3. Runde; Einfach nur erschütternd
Nachdem klar war, dass die Qualifikation verpasst war, wollten die Jungs wenigstens im Kellerduell gegen Regensburg, dieses hatte gleichfalls in den vorherigen Runden verloren, mit schönen Partien für einen versöhnlichen Abschluss sorgen.
Doch dieses Vorhaben sollte sich als bloßes Lippenbekenntnis erweisen, denn sogar der ansonsten sicher und souverän agierende Zarko passte sich der Leistung seiner Kollegen an, weshalb ich an dieser Stelle den Mantel des Schweigens über diese Begegnung hülle. Das Ergebnis von 0:6 sagt ohnehin genug aus!
Endstand:
1. SC Erlangen 5:1 8,0
2. SK München-Südost 5:1 7,5
3. SC Bavaria Regensburg 2:4 6,0
4. Schachfreunde Augsburg 0:6 2,0
Meine Gratulation an die beiden qualifizierten Mannschaften und ich hoffe, dass ihr Bayern erfolgreich vertreten werdet. 🙂
1. Brett: Zarko Vuckovic 1/3
2. Brett: Felix Grabowski 0/3
3. Brett: Erik Weisheit 1/3
4. Brett: Robert Vuckovic 0/3
Alle Ergebnisse gibt es hier.