Schwäbischer Mannschaftspokal 2019; Viertelfinale

Definitiv kein Spaziergang

 

 

Hätte ein Buchmacher Wetten auf den Ausgang des Pokalspiels auf schwäbischer Ebene angenommen, die Quoten wären eindeutig gewesen. Auf der einen Seite wir als Regionalligist, der gar an die Tür zur nächsthöheren Spielklasse anklopft, und Titelverteidiger gegen den die zweite Auswahl eines Schwabenligisten antritt.

 

Allerdings hatten die Südschwaben die ihnen zugedachte Rolle nicht ganz verstanden, übrigens ebenso wie im Spielbetrieb, wo sie erfolgreich den Abstieg vermieden haben, wehrten sich nach Leibeskräften und hätten um ein Haar die Sensation geschafft.

 

Am Ende hieß es dann doch etwas glücklich 3:1 für uns, ein Ergebnis, das in keinster Weise die Dramatik des Wettkampfes widerspiegelt.

 

 

Trotz schlechten Wetters fuhren wir, das heißt Alexander Sch., Erik, Uli und ich, bestens gelaunt nach Bad Grönenbach, bestand doch die berechtigte Hoffnung, dass fernab unserer verregneten Stadt die Sonne lacht. Zudem beflügelte die Aussicht auf neue Ruhmestaten unsere Stimmung, wobei Eriks Ausschmückungen für so manchen zusätzlichen Lacher sorgten.

 

Im Örtchen angekommen weigerte sich das Navi zunächst, uns zum Spiellokal zu lotsen, bevor es sich letztlich ins Unvermeidliche fügte und das tat, wozu es bestimmt war.

 

Nach einer herzlichen Begrüßung, die weitaus mehr Wärme als das über das Wochenende unbeheizte Klassenzimmer enthielt, ging es auch gleich los und die gefühlte Temperatur sollte ob der Spannung schlagartig ansteigen.

 

Denn sowohl mein Gegner als auch Uli ließen ihre „Drachen“ Feuer speien, während Alexander mit dem „Adams-Angriff“ dem Sizilianer des Gegners zu Leibe rückte. Besonders heiß ging es bei Erik zu, der nach 1. d4 mit 1. … e5?! das Englund-Gambit entkorkte, was der Gegner mit 2. d5 ?! schlecht ablehnte.

 

Diese Ablehnung, Alexanders konsequentes Vorgehen und die Erlangung eines starken Zentrums an Ulis Brett verhießen nichts Gutes für die Gastgeber, deren Spitzenmann bereits früh bezüglich meines Aufbaus ins Grübeln geraten war.

 

Verwundert nahm ich diesen Umstand zur Kenntnis und freute mich innerlich, dass ich am Brett eine Theorievariante verbessert hatte. Doch als der Bedenkzeitverbrauch gar ungewöhnliche Züge annahm, da befasste ich mich doch wieder mit meiner Stellung und erblickte voller Schrecken, dass ich bei der „Verbesserung“ glatt einen Bauern eingestellt hatte.

 

Glücklicherweise witterte der Gegner hinter meiner souverän vorgetragenen Variante eine teuflische Vorbereitung, verschmähte den Bauern und zauberte seinerseits eine fragwürdige Variante aufs Brett. Nun wollte ich mir wiederum nichts schenken lassen, entschloss mich deshalb statt für klaren Vorteil für ein unnützes Läuferpaar, wonach ein langer und zäh geführter Kampf entstand.

 

Mittlerweile wurde immer mehr offenbar, dass Alexanders jugendlicher Gegner nicht über jene Erfahrung verfügte, um ein sicheres Repertoire zu besitzen, weshalb er immer mehr ins Hintertreffen geriet. Just in dem Augenblick als er Dank eines Gegenstoßes im Zentrum sich zu befreien glaubte, büßte er Material und alsbald den vollen Zähler ein – 0:1 aus der Sicht der Südschwaben.

 

Bei nur vier Brettern in Führung zu gehen, das bedeutet in Regel die halbe Miete. Etwas, was selbstredend auch für unseren Wettkampf gegolten hätte, wenn sich gewisse Dinge nicht höchst unerfreulich entwickelt hätten.

 

So musste ich mich in „Grabenkämpfen“ aufreiben, ohne dabei nennenswerte räumliche Vorteile zu erzielen, Uli raste zur allgemeinen Überraschung auf eine Zeitnot zu und Erik hatte eindrucksvoll demonstriert, warum es witzlos ist, sich eine Eröffnung nur hinsichtlich der Aneinanderreihung an Zügen anzusehen, ohne dabei wenigstens einige Pläne betrachtet zu haben.

 

Entsprechend hatte er einige wahrlich gute Möglichkeiten ausgelassen, mit originellen Ideen nach und nach seine Stellung verschlechtert und befand sich in einem verlorenen Endspiel. Diese Gelegenheit schnappte der Gegner beim Schopf und verwandelte sicher zum Ausgleich – 1:1.

 

Wenngleich sich Eriks Niederlage frühzeitig angekündigt hatte, so traf sie uns dennoch hart, denn Ulis Zeitnot nahm höchst bedenkliche Formen an, während es vermessen gewesen wäre, in meiner Stellung einen Sieg zu erwarten.

 

Zweifelsohne hatte ich meine Stellung etwas verbessert, doch waren die Ressourcen des Gegners keineswegs zu unterschätzen und entsprechend wog jedes Tempo schwer.

 

Und während ich darüber grübelte, wie ich die Verteidigung des Gegners knacken könnte, blitzte Uli um sein Leben in Richtung Zeitkontrolle. Er drückte, opferte, lavierte, drangsalierte und in einem Moment übersah er einen fürchterlichen Konter. Hätte der Gegner, der von keinen Zeitproblemen geplagt war, die Gelegenheit erkannt und wahrgenommen, hätte Uli nur noch aufgeben können. Stattdessen konzentrierte sich der Gegner nur auf die Verteidigung, verpasste die Chance und verlor anschließend deutlich – 1:2 aus der Sicht der Grönenbacher.

 

Damit neigte sich Waage deutlich zu unseren Gunsten, bestand doch kaum eine Gefahr, dass ich meine Stellung in den Sand setzen könnte. Im Gegenteil, nachdem ich mich gewisser Manöver bedient hatte, schwoll mein Vorteil deutlichst an, wofür mein zentralisierter König ein wichtiger Garant war. Er stand sogar so gut, dass er das Zusammenspiel der wenigen verbliebenen gegnerischen Figuren nahezu komplett zum Erliegen brachte, weshalb mein Gegner aufgab – 1:3 aus der Sicht der Grönenbacher.

 

 

Fazit:

 

Unabhängig davon, dass wir bis auf Alexander nicht unbedingt unseren besten Tag erwischt hatten, kann man sagen, dass die wackeren Südschwaben ein echter Prüfstein waren und falls sie diese Form konservieren sollten, auch in Zukunft keine Angst vor dem Abstiegsgespenst werden haben müssen.

 

Für uns geht es im Halbfinale gegen den VfL Leipheim weiter, der einer von drei Vertretern Nordschwabens ist. Von nun an heißt es also Nordschwaben gegen uns Schachfreunde! 😉

 

Wer lesen möchte, wie unsere Gegner den Kampf erlebt haben, der wird hier fündig. Und wer den Verdacht hegt, ich hätte die Gegner stark geredet, der möge doch einfach am 27. Juli 2019 (Ausschreibung) nach Bad Grönenbach fahren und am Brett seine eigenen Erfahrungen machen! :9

 

 

 

 

 

 

 


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