Im Spiel um den dritten Platz beim Deutschen Mannschaftspokal scheitert der Vierer der Schachfreunde wiederum nur knapp
Der Applaus galt am Ende Viernheim und auch der erst im dramatischen dritten Blitz-Stechen unterlegene Finalist Baden-Baden wurde beklatscht. Doch die größte Leistung erbrachten am Sonntag wohl wiederum unsere Jungs. Denn das waren die Gegner, die der Bundesliga-Vierte Deizisau aufgestellt hatte: GM Dautov (Elo 2553), GM Kamsky (2607, spielte 1996 um den WM-Titel), WGM Klek (2344) und GM Krasenkow (2520). Die Reihenfolge überraschte, aber Deizisau wollte jeden einmal mit Schwarz und einmal mit Weiß antreten lassen. Bei uns änderte sich nichts, von Brett 1 bis 4 spielten Žarko, Vadim, Alex V. und Quang.
Gegen Caro-Kann wählte Žarko eine Variante, in der ein früher Damentausch angeboten wird. Dautov griff zu, vielleicht in der Hoffnung, im Endspiel überlegen zu sein. Da hätte er sich geirrt. Žarko hatte überhaupt keine Probleme, schloss die Entwicklung ab und konnte sich zurücklehnen. Angriffsoptionen hatte er allerdings auch nicht.

Auch Vadim wählte eine Eröffnung, die einen frühen Übergang ins Endspiel ermöglichte: die Berliner Verteidigung in der Spanischen Partie. Weiß war zwar die meiste Zeit am Drücker, konnte aber keine entscheidenden Fortschritte erzielen. Einem Damentausch ging Kamsky zunächst aus dem Weg – er kämpfte um den Sieg.

Alex entschied sich für eine solide Eröffnung, einen Franzosen. In der Vorstoßvariante konnte er zügig ausgleichen und die Stellung sah für ihn sehr angenehm aus. Seiner Gegnerin fiel zunächst nicht viel ein.

Einzig bei Quang ging es wieder hoch her. Gegen die Moderne Verteidigung wählte er einen aggressiven Aufbau, hatte Raumvorteil. Ein gegnerischer Bauer landete gut gedeckt auf e3 und es war nicht klar, ob das eine Stärke oder Schwäche war. Jedenfalls nicht für Menschen wie mich. Die Engine gab Quang kontinuierlich mehr Zehntelpunkte und um den 20. Zug herum stand er wiederum auf Gewinn (+4,2).

Es war unglaublich: Nach den Stellungsbewertungen des Computers „führten“ wir 2,5:1,5. Aber nicht erst seit dem Vortag war klar, dass man darauf nichts geben konnte: Erst mussten die Partien mal zu Ende gebracht werden.
Žarkos Gegner sah nicht mehr, wie er vorankommen sollte, und so kam es im 27. Zug zum Remis (0,5:0,5). Žarkos Bilanz des Wochenendes: 1,5 Punkte gegen zwei Großmeister der Kategorie Elo 2749 und 2553. Nur eine statistische Spielerei, aber der „gefühlte FM“ hatte damit eine Elo-Performance von 2864 erreicht.
Bei entgegengesetzten Rochaden hatte Quang am Königsflügel seine Bauern nach vorne geworfen und Dame, Springer, Läufer und zwei Türme waren bestens für den Angriff aufgestellt. Aber die Stellung war kompliziert. Schwarz schob nun den e-Bauern noch weiter vor und Quang opferte bei dessen Umwandlung die Qualität. Das war nicht die beste Fortsetzung, doch er stand weiterhin gut. Nach einem schwierig zu sehenden Fehler kippte die Partie. Quang war gezwungen, weiter auf Angriff zu spielen, und dabei wurde seine Dame gefangen (0,5:1,5).
Vadim war in ein Endspiel mit Läufer und Springer gegen das Läuferpaar gekommen. Nach der Zeitkontrolle hatte Kamsky sich einen kleinen Vorteil erarbeitet. Doch einen Weg zum Gewinn sah er nicht, daher kam es auch hier zum Remis (1:2). Somit konnten zwei starke Großmeister Vadim keine Niederlage beibringen. Ein grandioses Wochenende für ihn!
Nachdem am Damenflügel nichts gegangen war, probierte es Klek gegen Alex mit einem Bauernsturm am Königsflügel. Und tatsächlich machte das Schwarz Probleme. Nur mit Dame, Springer und vorgerückten Bauern entstand so viel Druck, dass Alex schließlich den Springer geben musste, um Mattdrohungen abzuwenden. Wenig später folgte die Aufgabe (1:3).
Glückwünsche gehen an Viernheim! Daran, wie knapp es gestern und auch heute zuging, lässt sich aber ablesen, auf was für einem Niveau unsere Jungs spielen können. Es war ein großartiges Wochenende und auch viele aus unserem und anderen Augsburger Vereinen kamen vorbei. Wir danken dem SK Kelheim und Simon Pernpeintner herzlich für das Leihen, Bringen und Bedienen der DGT-Bretter. Auch an den Schiedsrichter Frank Strozewski geht ein Dank.








Schreibe einen Kommentar