Kreisliga 3: Schachfreunde VI – SGA III
Wenn es jemals eines Beweises dafür bedurft gehabt hätte, dass bei Schach die Freundschaft aufhört, dann wurde dieser zu Saisonbeginn am Samstag in der Kreisliga III erbracht.
Dort traf nämlich unsere Sechste auf die dritte Auswahl der SG Augsburg, einem Verein, der bekanntlich mit uns befreundet ist. Oft genug hatte man sich in der Vergangenheit zu diversen Themen ausgetauscht oder gar gegenseitig geholfen.
Doch als am Samstag die Uhren angedrückt wurden, da entstand ein episch anmutender Kampf, der letztlich knapp, aber durchaus verdient, zu unseren Gunsten entschieden wurde. 🙂
Mit Alexandra, Andy, Gunter, Junchi, Leo, Le Thien, Theo und Tornike präsentierten wir einen Achter, der turmhoch favorisiert erschienen war, der sich jedoch gegen die angetretenen Herrenbacher ungemein schwertun sollte.
Das war aber auch kein Wunder, denn die gegnerische Aufstellung erweckte den Eindruck, dass sie bestens auf unsere Recken abgestimmt war, sodass jeder auch noch so kleine Vorteil unmittelbar verpuffte.
Am Spitzenbrett bekam es Leo mit Altmeister Schink zu tun, was zweifelhafte Eröffnungen und ein taktisches Blutbad erwarten ließ. Gleich dahinter folgten mit Gunter und Y. Ayman zwei Heißsporne, die bekanntlich keinen Kampf verschmähen, was insbesondere bei Gunter mit seinen zarten 81 Lenzen höchsten Respekt abnötigt. Das dritte Brett sollte mit einem Duell der Amazonen aufwarten, wo Alexandra auf die kampferprobte Ulla traf. Die Paarung am vierten Brett hätte man unter „Erschöpfung“ (Le Thien) gegen „Müdigkeit“ (W. Schröppel) zusammenfassen können. Warum? Dazu später.
Die zweite Hälfte der Mannschaften führten zwei Spieler an, die man getrost als „dynamisches Duo“ bezeichnen darf. Unser Theo und B. Dotzauer strotzten geradezu vor Energie, was die Begegnung am vierten Brett nur umso verschlafener wirken ließ. Neben dran gaben sich zwei Altmeister die Ehre. Denn obwohl Junchi erst unlängst seinen elften Geburtstag gefeiert hat, stand er in schachlicher Reife P. Micheler in nichts nach. Besondere Brisanz ließ die Partie am siebten Brett erwarten, das defintiv unter dem Motto Naturlocken (M. Menter) versus „nachlassende Dauerwelle“ (Andy) lief. Wer wird hier schlussendlich die Oberhand behalten? Und am achten Brett wurde die Entschlossenheit beider Spieler auf den Prüfstein gestellt, sah man doch sowohl Tornike als auch S. Messerschmidt an, dass Remis für keinen der beiden Spieler eine Option war.
Für das zahlreich erschienene Publikum waren das genau jene Zutaten, die einen spannenden Abend versprachen, und die Kiebitze sollten tatsächlich auf ihre Kosten kommen.
Schon mit dem ersten Zug nach Freigabe der Uhren galt es als Zuschauer die erste Überraschung zu verdauen, den Altmeister Schink wandelte auf soliden Pfaden, indem er auf jene Eröffnung verzichtete, für die er berühmt-berüchtigt ist. Damit unzufrieden strebte Leo nach Verwicklungen, was ihm auch mühelos gelang, wofür er jedoch seine Stellung opfern musste. Dieses Geschenk wurde vom Gast dankend angenommen, der einen vollen Zähler mitnahm – 0:1.
Dafür hatten wir unseren Gunter, der des Gegners „Maginot-Linie“ im Sturm zu nehmen versuchte, was vom geschichtlichen Vorbild abwich und sich auch als schlechte Idee erwies. Denn das Aufrücken auf breiter Front ließ gefährliche Schwachstellen entstehen, die der Gegner geschickt nutzte, um mit der Reiterei eine Kanone auszuschalten, sprich eine Qualität zu gewinnen. Die Niederlage schien unvermeidlich. In dieser schier aussichtslosen Situation warf Gunter alles nach vorne und durfte unter Mithilfe des Gegners das Blatt komplett wenden – 1:0.
Das Blatt wendete sich auch im Duell der Amazonen. Die erfahrene Spielerin der SG Augburg gedachte unsere Alexandra mit dem Königs(k)indischen Angriff aus der Balance zu bringen, was sich als Trugschluss erweisen sollte. Geschickt baute sich Alexandra auf, schnappte sich im richtigen Moment einen Zentrumsbauern der Gegnerin und beschritt damit die Siegesstraße. Leider bog sie in der Folge irgendwo falsch ab, verirrte sich komplett und musste am Ende eine Niederlage hinnehmen – 0:1.
Atemberaubend verlief die Begegnung bei Le Thien. Atemberaubend deswegen, weil sowohl er als auch sein Gegner sich mit ungeheurer Geduld in die Stellung vertieften, wobei man als Außenstehender manchmal daran zu zweifeln begann, ob sie denn wussten, wer genau am Zug war. Allerdings wurde man immer eines Besseren belehrt, denn unvermittelt kam Bewegung ins Spiel und es wurde ein Zug ausgeführt, nur um im Anschluss in die bereits beschriebene Starre zu verfallen. Nach mehreren ausgelassenen Chancen fand Le Thien die richtige Fortsetzung und sicherte so der Mannschaft einen weiteren Punkt – 1:0.
Im krassen Gegensatz wurde Theos Partie geführt. Hier wurde zwar gleichfalls ab und an länger überlegt, doch in der Regel wurden die Züge dem Gegner selbstbewusst und voller Elan entgegengeschleudert. Was der Gegner jedoch nicht ahnen konnte, das ist, dass sich unser Theo seit längerer Zeit quasi im Höhenrausch befindet, entsprechend weiter und genauer gerechnet hatte und daher dem „Franzosen“ zu einem weiteren Sieg verhelfen konnte – 1:0.
Gerne hätte ich an dieser Stelle einen dramatisch anmutenden Kampfverlauf ans Junchis Brett widergegeben, doch wäre die unangebracht gewesen. Junchi hatte zwar Weiß und versuchte von Anfang zu drücken bzw. suchte nach seiner Chance, aber er fand nicht die Lücke. Wie auch? Der Gegner hatte derart viel Zement angerührt, dass kein Durchkommen möglich war. Dies umso mehr, da der SGA-ler auch wirklich jede Fortsetzung verschmähte, die halbwegs Komplikationen hätte zulassen können. Daher trennten sie sich gütlich, was angesichts der Knappheit des Wettkampfes als gefühlter Sieg für uns angesehen werden kann – 0,5:0,5.
Großes Kino wurde von Anfang an von Andy und seinem Kontrahenten geboten. In seiner Eröffnungsschablone gefangen spulte der Gegner alles herunter, ohne lange über die Sinnhaftigkeit der Züge nachzudenken. Damit traf er mit Andy auf den Richtigen, denn unser demnächst Volljähriger tat es dem Gegner gleich, was zur Folge hatte, dass statt einer Mehr- eine Minusfigur zu Buche stand. Diesen Bonus ließ sich der Gegner selbstredend nicht mehr nehmen und verwandelte in der Folge sicher – 0:1.
Und da war noch Tornikes Partie. Hier wusste sehr gut gefallen, dass beide Spieler den Drang zum gegnerischen König verspürten, auch wenn sie einfach nicht durchkamen. Mit der Zeit verschwanden immer mehr Figuren vom Brett, bis plötzlich ein Turmendspiel entstand. Da Turmendspiele bekanntlich immer Remis sind, muss sich der Gegner nun besonders sicher gefühlt und mit der Punkteteilung abgefunden haben. Doch nicht unser Tornike, der im Grundlagentraining bei diesem Thema besonders gut aufgepasst zu haben scheint. Mit einem guten Plan, der von einigen geschickten Manövern und einem Freibauern flankiert wurde, erzwang er förmlich den Sieg – 1:0.
Fazit:
Mit diesem Mannschaftserfolg gelang unserer Sechsten gleich der Sprung an die geteilte Tabellenspitze, weil nur noch die Steppacher einen Sensationssieg gegen den TSV Thierhaupten feiern konnten, während sich alle anderen Teams gütlich trennten. Ein verrückter Spieltag!
Schon in der nächsten Runde winkt die alleinige Tabellenführung, falls man gegen den Mitkonkurrenten aus Thierhaupten hoch gewinnen sollte, werden doch die Steppacher bei aller Sympathie keinen allzu hohen Sieg gegen den SK Kriegshaber VI einfahren können.
Drückt emsig die Daumen und viel Spaß beim Schmökern. Alle Ergebnisse findet Ihr hier.
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