Zwanzig Schachfreunde auf Ausflug in Friedberg

Genau zwanzig Schachfreunde nahmen am Freundschachts-Open 2025 teil. Zusammen mit den etwa dreißig Helfern war fast der halbe Verein in irgendeiner Weise am Open beteiligt – und der Rest schaute sicher gebannt zu.😉 Daher werfen wir hier einen Blick zurück auf den Turnierverlauf unserer Teilnehmer.

Spät meldete Vadim sich an, aber vermutlich hat er es nicht bereut. Nach einem makellosen Start (3/3) bekam er es schon in der vierten Runde mit einem der Großmeister zu tun: Bryan Smith. Kevin berichtete im Blog ausführlich über diese Verteidigungsschlacht. Vadim nahm ein Bauernopfer an, der Gegner drückte. Nach einem temporären weiteren Opfer von Läufer und Bauer begann für Vadims König ein „unstetes Wanderleben“ (Kevin, wie auch alle weiteren Zitate weiter unten). Gut, dass der Führer der schwarzen Steine umso steter spielte. Mit Dame und Turm, später in einem Damenendspiel hielt er stand und erreichte schließlich ein Dauerschach. Auch in den drei abschließenden Runden verlor Vadim nicht (2/3). Er belegte am Ende einen ausgezeichneten vierten Platz und hatte dafür die Angriffe einiger jüngerer Teilnehmer abgewehrt.

Schachfreunde vs. Großmeister (Vincent und Uli)

Mit Vincent und Uli erreichten zwei weitere Schachfreunde 5,5 Punkte. Vincent schaffte es in einem hervorragenden Turnier mit dem 7. Platz in die Preisränge. Dabei ließ er sich nur von zwei Großmeistern stoppen; die fünf Partien, in denen er favorisiert war, gewann er sämtlich. In der dritten Runde traf auch er auf GM Smith, mit den weißen Steinen. In einem Vorstoßfranzosen mit entgegengesetzten Rochaden entwickelte sich eine scharfe „Kampfpartie“, in der beide länger in Zeitnot kamen. Die Stellung war unübersichtlich, Vincent hatte phasenweise zwei Mehrbauern, war aber doch nur nahe am Ausgleich und in die Verteidigung gedrängt. Durch ein „taktisches Versehen“ in der Endphase der Partie unterlag Vincent nach einer großen Leistung noch. In der Schlussrunde remisierte Vincent souverän und ohne große Probleme gegen GM Poetsch. Ein tolles Turnier von Vincent!

Auch Uli spielte ein sehr beständiges Turnier und verlor nur in der dritten Runde gegen GM Poetsch. Mit einem Drachen suchte Uli eine scharfe Partie. Bei entgegengesetzten Rochaden konnte Poetsch die Partie am Ende jedoch im Königsangriff entscheiden. In der Schlussrunde fand sich Uli gegen Sebastian Reimann in der gleichen Eröffnung wieder, sodass es wieder scharf wurde. Im Endspiel hatte Uli dann fünf Bauern für eine Figur und stand besser. Mit einem Sieg hätte er sich auf Platz 3 geschoben. Doch mit ungleichfarbigen Läufern reichten auch zwei Mehrbauern am Ende leider nicht und es wurde Platz 9. So nah liegen im Schweizer System Erfolg und Ernüchterung manchmal beisammen. Trotzdem war es ein sehr souveränes Turnier von Uli, der am Ende seinem schachlichen Temperament entsprechend noch mal aufs Ganze gegangen war.

Die stärksten Gegner unter den Schachfreunden hatte Quang: zwei Großmeister, den starken IM und Turnierzweiten Petrovskiy und FM Nuber. Dass er die zweithöchste Buchholz-Wertung aller Teilnehmer hatte, nur einen halben Punkt hinter GM Poetsch, spricht für sich. Gegen Petrovskiy stand Quang bereits überlegen, aber der IM konnte sich durch „eine hübsche Dauerschachfalle inklusive Damenopfer“ noch in ein Remis retten. GM Smith gelang das nicht mehr. In einer komplexen Partie, wie Quang sie schätzt, behielt dieser den Überblick, gewann einen Bauern, der allerdings Teil eines Tripelbauerngebildes war. Im Turmendspiel rang er den GM mit einem höchst aktiven König dann aber nieder und besiegte damit erstmals einen Großmeister. Mit einer Elo-Performance von 2312 spielte Quang ein Turnier auf FM-Niveau.

Mika hatte ein Turnier mit einer merkwürdigen Gegnerschaft: fünf 1700er und zwei sehr starke Spieler (GM Poetsch und FM Paltrinieri). Alle Partien gingen so aus, wie man es nach den Wertungszahlen erwarten konnte. Das bedeutete aber eine exzellente DWZ-Leistung von 2151. Nach scharfer Eröffnung hatte Mika gegen Poetsch im Endspiel einen Mehrbauern und eine Sensation lag in der Luft. Der Großmeister war aber zu abgezockt und mit einer Taktik drehte er die Partie.

Alex R. jun. musste nach einem Auftaktsieg gleich gegen Vadim ran und verlor recht deutlich. Das war kein günstiger Turnierstart. Sicher hatte er als Challenge auf weitere DWZ-starke Gegner gehofft, aber er musste es zunächst mit der Wertung nach schwächeren aufnehmen und hatte in der vierten Runde dabei das Nachsehen. Gesundheitsbedingt musste er das Turnier dann leider abbrechen. Die Gesundheit ist nun aber wieder hergestellt und Alex kommt langsam bestimmt wieder in Form.

Raph beendet ähnlich wie Mika seine Partien mit den jeweils am ehesten zu erwartenden Ergebnissen, holte damit 4/7. Gleich dreimal musste er dabei gegen andere Schachfreunde antreten, unterlag gegen Mika, aber besiegte Vasko und in einer engen Partie Alexandra.

Stammkunden im Bistro schnitten überdurchschnittlich gut ab (hier Dominic)

Dominic, der neuerdings Freude am Turnierschach gewonnen hat, beendete das Freundschachts-Open mit soliden 3,5 Punkten und konnte in den beiden ersten Runden gegen nominell stärkere Gegner punkten. In der Vorschlussrunde hätte er sich in der ersten Hälfte festsetzen können. Doch im Augsburger Duell gegen Martin Schönwetter (SGA) blieb der König ungeplant in der Mitte und Dominic „war dem weißen Dauerdruck letztlich nicht mehr gewachsen“.

Conrad, Stammteilnehmer beim Open und diesmal auch Semmellieferant, holte gegen fünf relativ starke Gegner mit DWZ über 1800 50 % und spielte ein ausgezeichnetes Turnier, das er mit 4,5 Punkten abschloss. Der morgendliche Besuch beim Bäcker scheint ihm sehr gut zu tun.

Alexandra verlor als Favoritin unglücklich in der ersten Runde und musste sich in den folgenden drei gegen schwächere Gegner durchschlagen. Das gelang ihr gut und ab der fünften hatte sie es wieder mit schwierigeren Gegnern zu tun. Zum Abschluss war sie richtig im Turnier und holte ihren vierten Punkt – ebenfalls ein hervorragendes Ergebnis!

Junchi hatte mit den schwereren Jungs diesmal noch ein paar Probleme, holte in den anderen Partien aber souverän seine Punkte, sodass er auf 50 % kam. Sein Trainer Kevin verlieh ihm für sein erfolgreiches Spiel in der sechsten Runde das Prädikat „routiniert“.

Tornike hatte einen etwas holprigen Turnierstart (1/4) und musste sich offensichtlich erst akklimatisieren. In den beiden letzten Runden holte er aber auf und hatte sich offenbar warmgespielt (1,5/2). Schade, dass das Turnier nicht elf Runden dauerte!

Vasko hatte es gleich in fünf Partien mit Gegnern zu tun, deren DWZ weit über seiner lag. Hier hatte er erwartungsgemäß zu kämpfen. Er verlor aber nie seine gute Laune, sorgte für guten Kuchen und Umsatz im Bistro, hat sicher viele Lehren gezogen und am Ende mit 2,5 Punkten ein versöhnliches Ergebnis erzielt. Kevin attestierte ihm in der fünften Runde eine „scharfe Klinge“.

Ganz ähnlich erging es Leo B. (2,5/7). Gegen vier recht starke Gegner reichte es dieses Jahr noch nicht ganz, in den übrigen Partien punktete er sicher. So fertigte er seinen Gegner in der ersten Runde in gerade einmal 15 Minuten ab – vielleicht die kürzeste Partie des Turniers. Noch konnte ihn der Papa aber ein wenig auf Distanz halten, anders als beim AFRO.

Durchweg Gegner, die bezogen auf sein eigenes Rating stark waren, hatte Nikoloz. Hier holte er sehr respektable 2,5/6, bei einem Bye. In der Schlussrunde remisierte er gegen einen Stammspieler aus der Schwabenliga 1, Wolfgang Koelbl (SK Klosterlechfeld). Ein starkes Turnier von Nikoloz!

Matti brauchte zwei Runden, um ins Turnier zu kommen, holte dann aber 3/5. In den drei letzten Runden spielte er stark gegen Gegner auf, die vom Niveau her in der Kreisliga 2 oder 3 anzusiedeln sind. Achtung, künftige Gegner: Matti ist underrated!

Der Paarungscomputer meinte, dass Felix ein paar stärkere Gegner brauchte, und verschaffte sie ihm. Das rührte Felix nicht und er legte mit 2/3 los. Er „überbrückte ganz nebenbei 450 DWZ-Punkte“ (3. Runde) und wirkte dabei „nicht sonderlich beeindruckt“. Ab da sagte sich der Computer „Gib ihm!“ und setzte ihm einen Brocken nach dem anderen vor. Für das Punktekonto war das nicht so gut, aber als Vielspieler wird er diese Partien sicher als exzellentes Lernmaterial verwerten.

Beste U12-Spielerin: Sofija

Sofija war eine der Schachfreunde, die erst zum Ende des Turniers hin aufdrehten. Das ist verständlich, denn sie hatte ausschließlich Gegner mit deutlich vierstelliger Wertungszahl. Zwei davon brachte sie zur Strecke, einmal remisierte sie – eine erstaunliche Leistung! Kevins poetische Schilderung ihrer Taktik in der Schlussrunde soll hier noch einmal ungekürzt wiedergegeben werden: „Kyryl Yarmish schlug mit seiner Dame unbedarft den scheinbar hängenden weißen Springer auf d4. Seine junge Gegnerin Sofija Isaković von den Schachfreunden Augsburg griff daraufhin sofort mit Lxh7+ zu und demaskierte ihre eigene Königin, die nun im nächsten Zug auf d4 erscheinen wird.“

Emil teilte Sofijas Schicksal der starken Gegnerschaft und hatte ebenfalls nur Spieler mit einer Wertungszahl von (meist weit) über 1000 vor sich. Er spielte konzentriertes und seriöses Schach, ließ sich von Niederlagen nicht runterziehen, holte 1,5 Punkte, half nebenbei im Bistro und gewann über 70 DWZ-Punkte. Stark, Emil!

Familientreffen: Malika (besonnen) und Papa (etwas hektisch)

Malika, Sofija und Emil hätten sich viel erzählen können, denn auch Anars Tochter musste sich aus ihrer Perspektive mit lauter Brocken auseinandersetzen. Nach einem kampflosen Sieg zeigte sie mit zwei Remis in der fünften und sechsten Runde, dass sie diesen Kalibern durchaus gewachsen ist. Bei ihrem erst zweiten Turnier im Standardschach war aber die Erfahrung, die sie sammelte, viel wichtiger – und sicher auch die Freude am Schach.

Es ist angerichtet – und wie! (Sandra und Gulya)

Ein besonderer Dank geht an die Helferinnen und Helfer, die rund um das Turnier alles zum Laufen brachten und am Laufen hielten – vor allem diejenigen, die selbst gar kein Vereinsmitglied sind, so wie Köchin und Waffelbäckerin Sandra oder Chefverkäuferin Gulya.

Die „besten“ Teilnehmer des Freundschachts-Opens 2025 …


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