Bestenfalls ein Regionalexpress
Zu Beginn der Saison ging unser Sechser mit großen Erwartungen an den Start, ja sogar der schöne Traum von der Meisterschaft wurde geträumt. Doch es sollte nicht lange dauern, bis man von der Realität eingeholt worden war, sodass schnellstens ein Plan B entworfen werden musste.
Eine letzte Gelegenheit zur Schadensbegrenzung hielt die finale Doppelrunde bereit, welche traditionell in Regensburg stattfand und wo man gegen die beiden Vertreter aus der Oberpfalz anzutreten hatte. Mit zwei Siegen hätte man sich noch deutlich nach vorne schieben, eventuell sogar die Vizemeisterschaft erringen können. Allerdings hatte insbesondere der spätere Meister aus Regensburg – Herzlichen Glückwunsch zum Titel – etwas dagegen einzuwenden, weshalb unser Team mit dem vierten Platz diese Spielzeit abschloss.
Trotz der schlechten Ausgangslage freuten sich alle auf die Fahrt nach Regensburg, denn es warteten nicht nur spannende Begegnungen am Schachbrett, sondern zudem eine schöne Stadt und vor allem viele gute Bekannte. Deswegen und aufgrund der dünnen Spielerdecke angesichts des Großkampftages – siehe Schwäbische U20-MM – sagten alle Stammspieler umgehend zu, weshalb sich Alexander B, Jakob, Robert, Sofie, Uli und Zarko im Haus Antonius einfanden.
6. Runde: Schachfreunde Augsburg – Bavaria Regensburg
Quasi im Kaltstart ging es gegen die Jungs von Bavaria, die gleichfalls einen hochmotivierten EIndruck machten, konnten sie doch mit einem Sieg gegen unsere sechs Schwaben die Meisterschaft frühzeitig sichern. Dies alles ließ eine im höchsten Maße spannende Begegnung erwarten.
Nach dem Andrücken der Uhren sollte es nicht lange dauern, um festzustellen, dass die Truppe um Cédric Oberhofer besser aus den Startlöchern gekommen war. Zwar hielten ausgerechnet unsere Schwarzbretter noch problemlos das Gleichgewicht aufrecht, doch an jenen Brettern, an denen wir den Anzugsvorteil hatten, musste man diesen sehr genau suchen, ohne die Chance zu haben, ihn zu finden.
So wusste Uli zunächst nicht, was er auf des Gegners Aufbau erwidern sollte, Alexander ließ sich eine ungünstige Bauernstellung verpassen, die eine langwierige Verteidigung erwarten ließ, und Robert, der bis dato eine wirklich starke Saison absolviert hatte, packte unerwartet die Schablone aus, verpasste es, die Ungenauigkeiten im gegnerischen Aufbau zu ahnden und musste der Ausbreitung der gegnerischen Kräfte am Damenflügel machtlos zusehen, hatte er doch keinen Angriff auf den schwarzen Monarchen.
Bekanntlich werden jedoch Partien nur selten in der Eröffnung entschieden, vor allem wenn zwei Spitzenteams aufeinandertreffen, weshalb von da an der Kampf tobte und sich in der Folge so manche taktische Möglichkeit ergab, die man nutzte oder der man später nachtrauerte.
Dass dies ausgerechnet am Spitzenbrett zuerst geschehen sollte, das hätte wohl kaum jemand erwartet, denn Zarko streckte kurz vor dem Matt die Waffen. Was war passiert? Nachdem man sich mit diversen Zugfolgen auf das für sich günstige Terrain zu ziehen versucht hatte, hatte Zarko eine Qualität für einen Zentrumsbauern geopfert und dabei den Gegner genötigt, die Königsstellung zu schwächen. Dieses Vorgehen wurde in der Folge belohnt, denn unser Spitzenmann holte sich die Qualität zurück und behielt zwei gesunde Mehrbauern. Ein Materialübergewicht, dass er normalerweise nach Hause zu schaukeln pflegt. An jenem Samstag war aber irgendwie der Wurm drin, denn er stellte die Partie in Zeitnot ein – 0:1.
Als wenn er seinem älteren Bruder nicht nachstehen wollte, lieferte Robert seinen Punkt gleichfalls ab, wobei dies unnötiger nicht hätte sein können. Er hatte nämlich in den Abgrund blickend immer wieder seinen Laden zusammengehalten und im richtigen Moment taktisch zugeschlagen. Infolgedessen stand der klar besser bis auf Gewinn, nur um sich selber durch einen Aussetzer um den verdienten Sieg zu bringen – 0:2.
Aus zwei solch vielversprechenden Partien null Punkte zu holen, das war schon hart. Warf man auch noch einen Blick auf die verbliebenen Begegnungen, dann mochte man verzweifeln, schien doch ein voller Zähler einem Sechser im Lotto gleichzukommen. Uli hatte sich zwar etwas herausgekämpft, doch von Vorteil keine Spur, Sofie, der in dieser Saison einfach kaum etwas gelingen wollte, manövrierte sich immer weiter in Richtung Niederlage, Alexander hatte die Ellenbogen in den Tisch gerammt, wobei das Prinzip Hoffnung sein Handeln zu bestimmen schien und Jakob war bereit, für die Umsetzung einer zweifelhaften Idee positionellen Selbstmord zu begehen.
Just in dieser Situation zeigte ein Regensburger Mitleid mit unserem Haufen, steuerte zielstrebig in ein Selbstmatt, was von Alexander dankend angenommen wurde – 1:2.
Dieses Kippen der dritten Partie dieses Wettkampfes kam jedoch entschieden zu spät, waren doch die Entscheidungen an den anderen Brettern zwischenzeitlich überwiegend gefallen. So hätte zwar Uli zunächst um einen vollen Zähler kämpfen können, doch musste er der vorhergehenden kräfteraubenden Verteidigung Tribut zollen, büßte gar unvermittelt einen Bauern ein und konnte das Remis nicht mehr vermeiden. Im Gegenzug kapitulierten Jakob und Sofie, womit der Endstand hergestellt wurde – 1,5:4,5.
7. Runde: Schachfreunde Augsburg – SK Kelheim
Die Niederlage des Vormittags führte dazu, dass plötzlich das Abstiegsgespenst am Horizont erschien. Am Horizont deshalb, weil doch die Wahrscheinlichkeit, dass eine vernichtende Niederlage gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten bei zeitgleichen Siegen der Außenseiter der anderen Begegnungen recht gering war.
Dennoch wollte unsere Mannschaft nichts dem Zufall überlassen, strebte nach einem Sieg und erweckte den Eindruck, dass ihr die Umsetzung dieses Vorhabens mühelos gelingen könnte.
Von diesem „Jetzt-erst-recht-Geist“ beseelt gingen Zarko, Uli, Sofie, Alexander, Jakob und Robert an die Bretter und legten gleich stürmisch los. Das heißt, nur die Bretter drei bis sechs, die sich allesamt frühzeitig ein angenehmes bis vorteilhaftes Spiel sicherten. Lediglich bei Zarko und Uli war noch nicht klar, wohin sich der Kampf entwickeln würde, wobei insbesondere auf Uli so manches Problem zurollte.
Und während man sich noch Gedanken über den weiteren Verlauf machte, trudelte bereits das erste Ergebnis ein, indem Alexander, offensichtlich irgendwie vom Glück geküsst, seinen zweiten vollen Zähler des Tages vermeldete. Sein Gegner war nämlich so freundlich gewesen, gleich einen ganzen Turm einzustellen, den er selbstredend in keinster Weise hatte kompensieren können – 1:0.
Kurz danach steuerte auch Jakob seinen Punkt bei. Dieser kam keineswegs überraschend, hatte sich Jakob im Vorfeld nach Belieben auf dem ganzen Brett ausbreiten dürfen, doch überraschte es, wie schnell des Gegners Widerstand in schwieriger Stellung zusammenbrach – 2:0.
Spätestens von da an musste man sich keine Sorgen mehr machen, denn obwohl Robert seinen deutlichen Eröffnungsvorteil mittlerweile verspielt hatte und eher mit dem Rücken zur Wand stand, standen auf der anderen Seite Ulis stabilisierte Stellung und Sofies bzw. Zarkos Vorteile, die äußerst vielversprechend aussahen.
Aber Robert wäre nicht Robert, wenn er nicht zur Stelle wäre, sobald ihm ein Gegner die Gelegenheit zum taktischen Gegenschlag bietet, was auch der junge Kelheimer zu spüren bekam. Denn ein etwas zu überhastetes Umsetzen des an sich richtigen Gewinnplanes hatte zur Folge gehabt, dass Robert seinen Springer kreiseln ließ und den ganzen Punkt einsackte – 3:0.
Nun wäre eventuell sogar ein Kantersieg möglich gewesen, doch leider war Sofie zwischenzeitlich dem ein oder anderen Trugbild erlegen, weshalb sich ihr Monarch nach einem Qualitätsopfer des Gegners etwas in der Bredouille befand. Vermutlich nicht weiter schlimm, aber wenn es nicht läuft, dann erscheint einem jeder Hauch eines Angriffs als Sturm. Entsprechend errangen die Oberpfälzer ausgerechnet hier ihren ersten Zähler – 3:1.
Davon unbeeindruckt setzten Uli und Zarko ihre Partien fort, ließen nichts mehr anbrennen und während letzterer gewann, sorgte Uli mit seinem Remis für den Endstand, der aufgrund der Zähigkeit unseres Sechsers letztlich wohl doch in ‚Ordnung geht – 4,5:1,5.
Fazit:
Positiv betrachtet kann man sagen, dass sich unsere U20-er auf bayerischer Ebene etabliert haben und von nun an nach Höherem streben können. Allerdings war das Team bereits in dieser Saison sehr stark, sodass ein Angriff auf die Spitze jetzt schon hätte erfolgen können, gar müssen. Daher muss festgehalten werden, dass die Platzierung enttäuschend ist und sich hoffentlich ein Einlaufen unter diesen Umständen nicht wiederholen wird.
Dass es in der nächsten Spielzeit weiter aufwärts gehen wird, dafür spricht, dass all unsere U20-er noch mindestens zwei Jahre in dieser Liga werden antreten dürfen, es somit keinen altersbedingten Aderlass zu befürchten gibt. Ferner ist zu erwarten, dass insbesondere unsere ersten drei Bretter bald wieder in die Erfolgsspur finden werden, sodass so manch knappe Niederlage dieser Saison in Zukunft vermieden werden kann.
Alle Ergebnisse, Tabelle, Partien, usw. gibt es wie gewohnt im Ligamanager. Viel Spaß beim Schmökern und Nachspielen. 🙂
Den siegreichen Regensburgern wünsche ich viel Erfolg auf der Deutschen und dem SK München Südost viel Glück im zu bestreitenden Stichkampf gegen den Vertreter Sachsens.
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