Kreisliga III: 4. Runde; SG Augsburg III – Schachfreunde Augsburg III

Opfer der Überlastung

 

 

Mit noch nicht ganz quietschenden, aber doch schon protestierenden Reifen bog unser treues Fahrzeug auf den Parkplatz des Don-Bosco-Platzes ein, um abrupt zum Stehen zu kommen und Elisha, Erik, Mehran und Paul die Gelegenheit zu bieten, auszusteigen. Eilenden Schrittes suchten sie das Spiellokal der SG Augsburg auf, die Kirchturmuhr zeigte bereits 18.14 Uhr an, während meine Wenigkeit noch einparkte.

 

Zur Erinnerung: Wir schreiben noch immer Samstag, den 2. Dezember 2017! Und obwohl Erik nicht für einen Einsatz in der Dritten spielberechtigt war bzw. ist, ließ er es sich nicht nehmen, zunächst ein wenig moralische Unterstützung zu leisten, wusste er doch wie jeder andere Schachfreund auch, welche Bedeutung der Kampf gegen die Dritte der „alten Dame“ hatte. Im Falle eines Sieges winkte nämlich unserer dritten Mannschaft eine schöne Tabellenführung zuzüglich eines satten Vorsprungs auf den Rest der Liga.

 

Nach einem wahrlich packenden Spielverlauf konnte wenigstens ein Teilerfolg verbucht werden, indem wir einen Punkt entführten und damit den ersten Platz verteidigten. Leider gelang das Absetzen nicht, was, die sympathischen SGA-ler mögen es mir nachsehen, weniger an der Stärke der Hausherren als an der Erschöpfung einiger unserer Spieler lag.

 

 

Als auch ich den Spielsaal betrat, da konnte ich die Anspannung förmlich spüren und staunte nicht schlecht, als ich unter anderem noch R. Bendel (SC Friedberg) als Edelkiebitz erspähte, der sich gleichfalls eingefunden hatte, wollte er sich doch diesen Kampf keinesfalls entgehen lassen. Dieser Umstand war sehr angenehm, bestand so in der Folge  die Möglichkeit, sich über etliche interessante Stellungen auszutauschen.

 

Den Reigen eröffnete unser Paul – Wer sonst? -, der, aufgrund der Belastung der erst vor kurzer Zeit in der U20-Liga beendeten Partie, gegen die „Russische Verteidigung“ einfach ein Gambit aus dem Ärmel schüttelte und den verzweifelten Gegner innerhalb von nur zwölf Zügen richtiggehend vernichtete. Als es dann darum ging, die Ernte einzufahren, da wollte er die scheinbar unausweichliche Niederlage des Gegners beschleunigen, verzichtete auf einen Sicherungszug und wurde unvermittelt Matt gesetzt – 0:1 aus unserer Sicht und so etwas von unnötig!

 

Allerdings sollte es nicht lange bei der Führung der Gastgeber bleiben, denn Werner war es vergönnt, mit einem Sieg für den Ausgleich zu sorgen und damit dem Team etwas Ruhe zu schenken. Er hatte zwar die Eröffnung etwas seltsam behandelt, wohlwollend könnte man ihm eine große Kreativität zusprechen, wuselte, tat und machte, was den Gegner offenbar dermaßen beeindruckt hatte, dass er beim ersten Auftauchen von Komplikationen die Waffen streckte – 1:1.

 

Angesichts der positiven Entwicklung des Mannschaftskampfes, Mehran stand blendend, Katarina hatte gleichfalls die Initiative an sich gerissen, Elisha hatte beste Aussichten einen frechen Bauern abzuholen, der sich in sein Lager verirrt hatte, Behzad durfte bereits mit einer Mehrqualität arbeiten und bei Alexander R. sen. tobte der Kampf bei offenem Ausgang, bot Gunter, an dem die Strapazen der letzten Wochen gleichfalls nicht spurlos vorübergegangen waren, aus der Position der Stärke Remis, welches umgehend angenommen wurde – 1,5:1,5.

 

Gunters Einschätzung sollte zunächst voll ins Schwarze treffen,  denn Katarina hatte aufgrund der Initiative den Druck erhöhen können und als es zum ersten taktischen Handgemenge kam, da zeigte sie ihre Qualitäten als Amazone, schnappte sich eine Figur und brachte alsbald in einer beeindruckenden Art und Weise ihr Team in Führung – 2,5:1,5 aus unserer Sicht.

 

Doch die Freude über diesen Zwischenstand sollte nicht lange währen, denn Elisha hatte seine einst tolle Stellung mit nur einem Zug urplötzlich in eine Ruine verwandelt. Die Stellung war mit einem Male gar dermaßen schlecht, dass Elisha eine Figur einbüßte und nach einem kurzen Geplänkel die Sinnlosigkeit eines weiteren Widerstandes einsah – 2,5:2,5 und ein weiterer verschenkter Punkt.

 

Selbst diesen Rückschlag schien die Mannschaft unbeschadet verkraftet zu können, denn Behzad hatte mittlerweile aus der Mehrqualität einen Mehrturm gemacht, Mehran am Spitzenbrett hatte den Gegner eingeschnürt, spielte phantastisch und hielt die Initiative eisern fest und Alexander R., der kämpfende Kapitän, spielte in Zeitnot virtuos und hatte sich gar einen Bauern geschnappt.

 

Anstatt des sich bereits seit längerer Zeit abzeichnenden Sieges bei Behzad, folgte ein Donnerschlag am Spitzenbrett, wo Mehran statt eines leichten Gewinns einzügig die Partie verdarb, indem er aus unerklärlichen Gründen in eine Art „Grundreihenmatt“ lief. Der nach knapp acht Stunden Schach, auch ihm steckte ja die U20-Liga noch in den Knochen, sichtlich erschütterte Mehran, gab umgehend auf, womit die SGA-ler das dritte Mal an jenem Abend von der Schachgöttin großzügigst bedacht wurden – 2,5:3,5 aus unserer Sicht.

 

Kurz danach glich Behzad aus, der, nachdem er sich mit seinem Mehrturm zwischenzeitlich etwas arg umständlich angestellt hatte, zu einer Brachialmethode griff, eine Qualität für die letzte Figur des Gegners „opferte“ und dann das Endspiel mit Mehrläufer schnell zum Sieg führte – 3,5:3,5.

 

Wie schon gegen die zweite Auswahl des SK Rochade Augsburg hing wieder alles von Alexander R. ab, der sich nach überstandener Zeitnot in einem Doppelturmendspiel mit Mehrbauern befand. Er hatte zudem die Aussicht, einen dereinst vorgepreschten Bauern auf h6 abzuholen, womit ein Spielen auf Sieg umso einfacher fiele. Jetzt hätte es noch eines Zuges bedurft, um alle Kräfte des Gegners zu binden und dann hätte der Gegner zeigen müssen, ob er das noch gehalten hätte. Stattdessen schickte Alexander R. seinen Monarchen etwas zu früh los, musste dafür in einen ungünstigen Turmtausch und wenig später ins Remis einwilligen – 4:4. Welch ein Kampf!

 

Fazit:

 

Wie eingangs erwähnt, ist dieses Unentschieden kein Beinbruch, wenngleich eine große Chance, die ja tatsächlich bestanden hatte, vertan wurde, um sich abzusetzen und somit frühzeitig das Tor zur Kreisliga II aufzustoßen.

 

Besonders auffällig war, das ausgerechnet unsere eigentlich starken U20-er allesamt durch einzügige Einsteller ihre Partien im wahrsten Sinne des Wortes wegwarfen, wofür man ihnen angesichts des Programms an jenem 2. Dezember aber auch keinen Vorwurf machen kann. Schließlich sind die Kämpfe auch nicht darauf ausgelegt, dass man ununterbrochen bis zu neun Stunden am Brett verbringt.

 

Aber leider stellt sich die Mehrheit in unserem Kreisverband nach wie vor gegen die Rücksichtnahme auf die Jugend, indem man auf den Samstag als Spieltag beharrt, und damit gegen die Zukunft, erfreut sich ausschließlich am Hier und Jetzt und lebt nach dem Motto „Nach mir die Sintflut“. Im Gegensatz dazu finde ich die Spielbegeisterung unserer jungen Schachfreunde bewundernswert, die sie sich trotz widrigster Umstände nicht nehmen lassen und diese Doppelbelastung klaglos hinnehmen. Eine Einstellung mit Vorbildfunktion!

 

Der Ligamanager gibt wie gewohnt nur die nackten Zahlen wider, die es allerdings in der Kreisliga III in sich haben. Riskiert den einen oder anderen Blick, sucht Eure Favoriten und wagt vielleicht gar die ein oder andere Prognose.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Kommentare

Eine Antwort zu „Kreisliga III: 4. Runde; SG Augsburg III – Schachfreunde Augsburg III“

  1. „Aber leider stellt sich die Mehrheit in unserem Kreisverband nach wie vor gegen die Rücksichtnahme auf die Jugend, indem man auf den Samstag als Spieltag beharrt, und damit gegen die Zukunft, erfreut sich ausschließlich am Hier und Jetzt und lebt nach dem Motto “Nach mir die Sintflut”. Im Gegensatz dazu finde ich die Spielbegeisterung unserer jungen Schachfreunde bewundernswert, die sie sich trotz widrigster Umstände nicht nehmen lassen und diese Doppelbelastung klaglos hinnehmen. Eine Einstellung mit Vorbildfunktion!“

    ich bin mir nicht sicher, aber die Termine sind grob bekannt und wenn man alles zu allem anmeldet brauch man sich danach nicht wundern, dass es überschneidungen gibt. Dafür kann weder der Kriesvebrand etwas noch muss man nur wegen den Schachfreunden alles über den Haufen werfen, denn auch andere Vereine würden durch die Verlegung des Samstags ziemlich große Probleme bekommen.

    Einfach über das Angebot das vorhanden ist freuen und evtl in Zukunft etwas besser planen.

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