U20-Bayernliga: 2. und 3. Runde

Ein Hauen und Stechen

 

 

Am 30.11 fuhren wir mit dem, leider etwas überfüllten, Zug ins ferne Gräfelfing, wo uns jeweils die Auswahl des SK München Südost bzw. des SK Gräfelfing bereits erwartete. Nach einer kurzen und netten Ansprache des dortigen Schiedrichters wurden die Uhren angedrückt.

 

Wie die Überschrift bereits verspricht, war einiges an Kampfschach geboten. Es war zwar nicht unbedingt schön, aber wenigstens interessant. Gerade gegen die starken Münchner Jugendlichen entwickelte sich ein heißer Kampf und selbst die Gräfelfinger wollten sich in Abwesenheit ihrer ersten vier Stammbretter nicht so einfach geschlagen geben.

 

 

2. Runde: SK München Südost I – Schachfreunde Augsburg I

 

Die Münchner sollten trotz ihrer Niederlage in der ersten Runde nicht zu unterschätzen sein, es entwickelten sich schnell sechs unterschiedliche Stellungen, was in Vereinsduellen nicht immer der Fall ist.

 

Als erstes gewann Erik seine Partie. Es sah von außen recht einfach aus, denn er gewann einen Bauern, tauschte die Damen und gewann ein technisch einwandfrei gespieltes Endspiel. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Weiter so Erik – 0:1 aus Sicht der Münchner.

 

Ihm folgte Behzad, der zuerst einige Probleme hatte lösen müssen, bevor er die Partie schließlich für sich entscheiden konnte. Das lag daran, dass er nicht wusste wie man sich gegen das Morra-Gambit aufbaut. Allerdings verteidigte sich unser Jungstar danach hervorragend, es gelang ihm sogar eine Figur zu gewinnen. Die Stellung bereitete Behzad keine Schwierigkeiten mehr – 0:2 aus Sicht der Münchner.

 

Daraufhin herrschte lange Zeit Ruhe bis meine Wenigkeit die Partie beendete. Ich fand eine „interessante Neuerung“ im Franzosen und stand dementspechend für ein paar Züge etwas schlechter. Da es meinem Gegner nicht gelang, mich dafür zu bestrafen, schaffte ich es, meine Entwicklung zu beenden und gewann letzten Endes mit ein bisschen rechnen – 0:3 aus Münchner Sicht.

 

Ausgerechnet Uli ließ bei den Münchner wieder Hoffnung aufkeimen. Bei ihm hatte ich am wenigsten damit gerechnet, nicht nur, weil Uli für diese Liga ein Monster ist, sondern auch weil es für mich den Anschein hatte, dass er wieder einen schönen strategischen Sieg werde einfahren können. Leider hatte sein Gegner da ein Wörtchen mitzureden – die Stellung war ziemlich lang ausgeglichen bis überraschenderweise unser Uli den ersten Fehler machte, der ihn die Dame für Turm und Leichtfigur kostete. Diesen Vorteil gab der starke Jugendliche des SK nicht mehr her – 1:3 aus Sicht der Münchner.

 

Jakob startete früh einen Angriff auf dem Königsflügel, obwohl sein Gegner noch nicht rochiert hatte. Der Angriff wurde daraufhin zurückgeschlagen und der Gegner rückte selber gefährlich am Königsflügel vor. Jakob suchte das Gegenspiel mit einem Angriff auf dem Damenflügel (der Gegner hatte inzwischen lang rochiert). Zu diesem Zeitpunkt schätzte ich die Stellung als sehr unangenehm bis eventuell verloren ein, doch an dieser Stelle muss angemerkt werden, dass Jakob, der zwar nicht oft ums Remis kämpfen muss, ein ziemlich findiger Verteidiger ist. Deshalb überraschte es mich nicht, als Jakob sich irgendwie in ein Endspiel rettete und die Stellung immer weiter verbesserte. In einem Augenblick dachte ich fälschlicherweise, er würde sogar gewinnen, aber leider fand sein Gegner trotz allem immer wieder eine Möglichkeit, einen Vorteil zu behaupten. Am Ende nahm Jakob einen vergifteten Bauern und verlor. Schade, hatte er doch so gut gekämpft – 2:3 aus Sicht der Münchner.

 

Im Fußball wäre der „Anschlusstreffer“ der Münchner vielleicht ein Problem gewesen, aber natürlich nicht im Schach, da die Partien normalerweisse ihren eigenen Verlauf haben. Arthur hatte wirklich alles im Griff. In der Eröffnung packte er, im Vergleich zu mir, wirklich eine interessante Neuerung aus, deren Besonderheit es war, einfach nicht die schwarzfeldrigen Läufer zu tauschen. Wie gut das ist darüber lässt sich streiten, allerdings zeigte er im weiteren Verlauf, wie man es spielen kann. Er gruppierte seine Figuren ein bisschen um, drückte d4 durch und knetete eine leicht bessere Stellung. Seine bis dahin schöne Partie krönte Arthur durch ein Figurenopfer, das ihm Turm und drei Bauern für zwei Figuren einbrachte. Als Arthur eine der beiden Figuren gewann dauerte es nicht lang, bis sein Gegner die Waffen streckte – 2:4 aus Sicht der Münchner.

 

 

3. Runde: SK Gräfelfing I – Schachfreunde Augsburg I

 

Nachdem wir uns ein wenig unterhalten und eine Kleinigkeit gegessen hatten erwarteten uns die schlimmen Gräfelfinger ;). Die Armen mussten gegen uns leider ohne ihre vier Spitzenbretter antreten. Ich denke, dass man in aller Bescheidenheit sagen darf, dass es selbst mit diesen schwer gegen uns geworden wäre, aber so war nur noch die Frage: Wie hoch?

 

Behzad setze seinen Gegner im 19. Zug mit Sg3 Matt. Um fair zu sein, sein Gegenüber ist noch ganz jung und es fehlte ihm wahrscheinlich die Erfahrung, um gegen unseren Jungstar zu bestehen – 0:1 aus Sicht der Gräfelfinger.

 

Erik, der wie Behzad so weit hinten anscheinend zu stark ist, baute die Führung recht schnell aus. Er spielte das Königsgambit und setzte den Gegner nach ein paar taktischen Schlägen mit Dh8 Matt. Eine nette Partie – 0:2 aus Sicht der Gräfelfinger.

 

Uli übte mal wieder sein Französisch und bekam die Abtauschvariante aufs Brett, die für ihre enorme Remisbreite bekannt ist. Aber das hindert unseren Killer nicht daran, trotzdem auf Sieg zu spielen. Schon bei der ersten Gelegenheit brach er die Symmetrie und sicherte sich wenig später einen kleinen Vorteil. Als es dann taktisch wurde, wusste ich: Es ist vorbei! Und wirklich, erst gewann Uli einen Bauern und anschließend fing er den gegnerischen Springer. So einfach ist Schach manchmal – 0:3 aus Sicht der Gräfelfinger.

 

Meine Partie war weniger hübsch. Zwar gefiel mir der Anfang, da ich eine lustige Idee hatte (die ausnahmsweise nicht so übel war), doch dummerweise nutze mein Gegner, der bis dahin eine sehr gute Partie gespielt hatte, meine erste Ungenauigkeit aus und die Partie wurde realtiv unangenehm für mich. Dass ich die Partie dennoch für mich entscheiden konnte lag nur an der Nettigkeit meines Gegners – 0:4 aus Sicht der Gräfelfinger.

 

Arthur hatte eine angnehme Stellung gegen Caro-Kann und blies zum Angriff. Sein Angriff sah mächtig aus und ich rechnete hier wie an den hinteren beiden Brettern mit einem frühen Matt. Aber sein Gegner wollte einfach nicht aufgeben, im Gegenteil, er verteidigte sich gut und nach ein bisschen Taktik hatte Arthur wieder einen Turm und diesmal nur zwei Bauern gegen zwei Figuren. Der Kampf wurde wieder offen und beiden Seiten spielten auf Sieg. Doch als der Gegner es zu sehr wollte, behielt Arthur den Überblick und sammelte den Punkt ein – 0:5 aus Sicht der Gräfelfinger.

 

Zuletzt kämpfte also nur noch Meister Gubariev. Er hatte eigenlich von Anfang an eine leicht bessere Stellung mit Schwarz, doch als ich die Partie kurz nicht mitverfolgte und wieder zurück aufs Brett sah, da schien es, als hätte der Gegner ein positionelles Meisterwerk gespielt. Jakob war einerseits stolzer Besitzer eines Mehrbauern, andererseits hatte sein Gegner sich inzwischen mit dessen Läuferpaar auf d5 und e5 eingenistet. Ohne dem Gegner zu nahe treten zu wollen, aber so wie die Partie weiter verlief, war das möglicherweise nur ein Versehen – 0:6 aus der Gräfelfinger.

 

 

Fazit:

 

Ich denke, es war bereits vor Beginn der Saison kein Geheimnis, dass wir in der U20-Bayernliga mit zu den Favoriten gehören. Es ist dennoch beruhigend zu wissen, dass wir dieser Favoritenrolle auch gerecht werden können. Weiter so!

 

Falls es irgendjemanden gibt, den es interessiert, wer gerade führt 😉 bzw. wie es in der Liga aussieht, der kann das hier nachschauen.

 

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