Die unglaubliche Geschichte vom Vielfachen der Zahl Vier
Bei herrlichem Wetter begaben sich Jakob, Robert, Zarko und ich ins schmucke Pfersee, um dort an der diesjährigen Schnellschachmeisterschaft teilzunehmen, welche im Rahmen des „Harald-Schrell-Gedenkturniers“ zum wiederholten Mal vom SK Rochade Augsburg ausgerichtet wurde. Dort angekommen trafen wir auf 27 weitere Schachbegeisterte, die von der Grippe verschont worden waren und trotz der verlockenden Aussicht auf einen der ersten Spaziergänge bei Sonnenschein das berühmte Brett mit den 32 Spielsteinen allem anderen vorzogen.
Diese relativ übersichtliche Teilnehmerzahl, bedauerlich für den Veranstalter, der auch wirklich an alles gedacht zu haben schien, führte wohl zu einem familiären, ja beinahe harmonischem Turnier, das mit IM Mark Safyanowski (TSV Haunstetten) einen würdigen Sieger fand.
Bei derart günstigen Rahmenbedingungen empfand ich es förmlich als Einladung, ein gutes Turnier zu spielen, doch fühlten sich alle anderen Teilnehmer anscheinend gleichfalls sichtlich wohl, sodass mir wieder der große Wurf verwehrt blieb. Aber der Reihe nach.
Je kürzer die Bedenkzeit, umso wohler fühlt sich unser Jakob, weshalb es für ihn nach der Schwäbischen klar war, dass er sich dieses Turnier quasi vor der Haustüre nicht entgehen lassen würde. Zugegeben, der Start mit 0,5/3 war nicht gerade vielversprechend, aber der junge Mann ließ sich davon nicht beirren, kämpfte weiter und holte aus den letzten sechs Runden noch vier Punkte, womit er gleich im zweiten Anlauf die 50%-Marke knackte. 4,5/9 und ein Platz im zweiten Drittel waren der Lohn für die Mühe. 🙂
Auch Robert gewinnt dem schnellen Spielen immer mehr ab, wobei Schnellschach als Mittelding zwischen Blitz- und Turnierschach nicht gerade zu seinen Lieblingsdisziplinen zählt. Ungeachtet dessen, wohl beseelt durch seine starke Leistung am Vorabend im letzten Mannschaftskampf der Saison, trat er wieder an und hatte sich zum Ziel gesetzt, nach Möglichkeit einfach nur gut zu spielen. Dies wollte ihm zwar in den ersten beiden Runden nicht gelingen, die 1/2 waren äußerst schmeichelhaft, aber er steigerte sich zunehmend, wenngleich er vor der Mittagspause auf 1/4 verharren musste. Doch als er dann gestärkt in die zweite Turnierhälfte ging, da holte er 4/5 und katapultierte sich damit mit 5/9 auf einen hervorragenden Mittelplatz. 🙂
Die vielen Einsätze der letzten Wochen hatten dazu geführt, dass Zarko nicht nur die neuen Lerninhalte verinnerlicht, sondern auch seine längere Formkrise definitiv überwunden hat. Entsprechend motiviert ging er ins Turnier und ausgerechnet ich musste seine große Spielfreude erdulden, kamen wir doch gleich in der ersten Runde gegeneinander. Hier demonstrierte er sein verbessertes Spielverständnis, überspielte mich nach einer meiner berüchtigten Ungenauigkeiten mit Leichtigkeit und nur durch ein Wunder durfte ich mich ins Remis retten. Nicht ganz so flott ging es in der Folge weiter, aber auch er kam bei guter Gegnerschaft auf 5/9 und verpasste so nur knapp eine Platzierung unter die Top 10. 🙂
Damit bliebe nur noch, meine Leistung zu betrachten, die eigentlich seit Monaten diese Bezeichnung nicht verdient und sich in ihrer erschreckenden Art auch hier fortsetzte. Denn selbst wenn man die Besonderheit der Begegnung gegen Zarko außen vor ließe, schließlich muss man sich erst daran gewöhnen, gegen das eigene Kind ums schachliche Überleben zu kämpfen, so konnte das nicht rechtfertigen, in drei der nächsten vier Partien auf Bruch bis klar auf Verlust zu stehen – lediglich in der 3. Runde gelang mir eine gute Partie. Und so trieb ich dahin, stellte immer wieder brav etwas ein und anstatt ob der vielen Fehler die Notbremse zu ziehen, holte ich zum Schluss auch noch die Brechstange heraus, die mir auch prompt eine unnötige Schlussrundenniederlage bescherte. Mit 5,5/9 fand ich mich gerade noch auf einem einstelligen Tabellenplatz wieder und bin auf meine weiteren Resultate gespannt.
Apropos Tabelle, diese hatte aus der Sicht der Schachfreunde einen wahrlich witzigen Charakter. Denn wir vier Kämpfer, man sehe mir nach, für mich diese Bezeichnung gleichfalls gewählt zu haben, landeten in der Reihenfolge unseres Alters auf den Plätzen 8, 12, 16 und 20. Wahrlich ein seltenes Bild! 🙂
Sollte jemand mehr über das Turnier erfahren oder sich Jens Weichelts netten Bericht, sozusagen aus der Sicht eines „Notnagels“ ;), lesen wollen, so kann er dies hier tun. Doch den besten Eindruck verschafft man sich, wenn man im nächsten Jahr einfach selber mitspielt! 🙂
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