Regionalliga Süd-West: 1. Runde; Schachfreunde Augsburg I – SC Garching III

Eine ungewohnte Härte

 

 

Eigentlich hätte uns die Situation bestens vertraut sein müssen, traten wir doch zum siebten Mal in Folge in einer Liga als Neuling an. Aber dennoch waren die Umstände dieses Mal derart anders, dass wir trotz einer recht guten Vorbereitung mit eher gemischten Gefühlen gegen den SC Garching III an die Bretter gingen.

 

Und unser Instinkt sollte sich keineswegs als trügerisch erweisen, denn nach einem langen Kampf, in dem wir zu keinem Zeitpunkt wirklich gefährdet waren,  stand nur ein äußerst knapper Sieg zu Buche. Dass dem so war, war jedoch weniger einem Mangel an guten Möglichkeiten, sondern der Zähigkeit der Gäste geschuldet, die in jeder noch so ausweglos erscheinenden Lage alles versucht und sich damit oftmals selbst belohnt hatten.

 

 

Ein guter Saisonstart ist bekanntermaßen ungemein wichtig, kann man doch bei einem Sieg nicht nur Selbstvertrauen für die weiteren Kämpfe schöpfen, man vermag sich zudem einen gewissen Respekt verschaffen. Deswegen setzten Andreas, Frank, Hannes, Jakob, Misa, Uli, Zarko und meine Wenigkeit alles daran, um unserer Zitadelle weiterhin den Ruf der Uneinnehmbarkeit zu sichern.

 

Entsprechend entschlossen machten wir uns nach dem Andrücken der Uhren daran, unser hehres Ziel umzusetzen, sodass sich alsbald folgendes Bild bot. Am Spitzenbrett ging Misa mit Schwarz engagiert den Engländer des Gegners an, wobei er zielstrebig jede auch noch so fein ausgelegte positionelle Falle seines Gegenüber gekonnt umschiffte und sich damit frühzeitig den Ausgleich sicherte. Dem stand Zarko in nichts nach, er durfte sich gar über einen leichten Vorteil freuen, hatte der Garchinger anfangs doch etwas arg harmlos agiert. Uli strahlte an jenem Morgen eine besonders große Spielfreude aus, die sich in seinem Spiel niederschlug. Sein auf den ersten Blick vielleicht ruhig anmutender Aufbau zielte zwar mittelfristig auf den gegnerischen König ab, doch unser Großer nahm sich zwischendurch die Zeit, auch jedwedes Gegenspiel am Damenflügel im Keim zu ersticken.

 

Bei Hannes und Jakob bot der Verlauf der Eröffnung gleichfalls keinen Grund zur Sorge, hatten beide doch eine feste Stellung und durften sich dessen gewiss sein, mit Schwarz mühelos das Gleichgewicht gehalten zu haben. Etwas, was auch Andreasens und Franks Gegner gerne für sich reklamiert hätten, doch waren sie weit davon entfernt. Unsere beiden Recken hatten sich gewisse Vorteile gesichert und schickten sich bereits an, den Hammer auszupacken (Andreas) bzw. die Daumenschrauben anzusetzen (Frank).

 

Bliebe damit nur noch meine Partie, welche sich nach nur wenigen Zügen komplett anders entwickelt hatte, als von mir ursprünglich angedacht. In Ermangelung eines aussagekräftigen Partiematerials sah ich mich nämlich unvermittelt einem „Sweschnikow“ gegenüber, dem ich nur allzu gerne wie gewohnt begegnet wäre, doch fürchtete ich eine üble Überraschung. Daher improvisierte ich und wählte hierfür in einem Anfall von Größenwahn ausgerechnet die Hauptvariante, ohne die Theorie richtig zu kennen. Eine großartige Idee, die mich alsbald veranlasste, mich intensiv mit der Stellung zu beschäftigen. Nicht schlimm, aber eben doch zeitintensiv.

 

Einen gleichfalls hohen Zeitverbrauch sollte Andreas verkraften müssen, wenngleich seine Gründe dafür höchst erfreulich waren. Er hatte seinen Vorteil weiter ausgebaut und schielte mit nicht minder als sechs Figuren auf die scheinbar sichere Stellung des schwarzen Monarchen. Gänzlich außer Stande die komplexe Stellung zu Ende zu berechnen, ließ Andreas einen Angriff vom Stapel, der durchaus Erfolg versprechend aussah. Ein Figurenopfer hier, ein Schach da, eine Königsjagd dort und ein ängstlicher Blick zur Uhr, die mittlerweile Bedenkliches für die restlichen Züge bis zur Zeitkontrolle anzeigte, ließen Freund und Feind schwitzen. In dieser kritischen Phase nutzte der junge Garchinger die Anspannung geschickt für sich, bot im richtigen Moment in Verluststellung Remis und wurde tatsächlich mit einem halben Punkt belohnt – 0,5:0,5.

 

Diesem verschenkten halben Punkt folgten überraschenderweise gleich zwei weitere Punkteteilungen. Doch während bei Hannes das Unentschieden durchaus gerechtfertigt war, mussten wir an Franks Brett einer weiteren vergebenen Chance nachtrauern. Franks Gegner hatte sich im Vorfeld als besonders kreativ erwiesen, weshalb sich unser Recke an einer allumfassenden Brettbeherrschung erfreuen durfte. Diese gewinnbringend zu nutzen, wollte Frank jedoch irgendwie nicht gelingen, stattdessen musste er zusehen, wie sich sein Vorteil immer mehr verflüchtigte, bis zum Schluss eine drohende Zugwiederholung das Schicksal der Partie beendete – 1,5:1,5.

 

Trotz zweier vergebener Chancen strahlten wir Zuversicht aus, versprach doch ein Blick auf die verbliebenen Bretter reichlich Ruhm und damit einen hohen Mannschaftserfolg. Denn Misas Vorteil war mittlerweile ebenso erdrückend angewachsen, wie das bei Uli und Zarko der Fall war. Selbst bei mir hatte sich der Verlauf dergestalt positiv gestaltet, dass ich einen Mehrturm mein Eigen nennen durfte, wofür jedoch mein König vorübergehend im Zentrum umherirren musste. Schließlich bedrängte Jakob seinen Gegner und hatte dafür gar einen zusätzlichen Bauern auf dem Brett. Lediglich seine Bedenkzeiteinteilung wollte nicht gefallen, hing er doch seit etwa dem 22. Zug bei 40 Sekunden, was selbst bei einem Zeitaufschlag von einer halben Minute pro Zug nicht unbedingt beruhigend war.

 

Doch bevor ich mir weitere Gedanken über den Verlauf hatte machen können, meldeten Uli und Zarko Vollzug und brachten uns damit deutlich in Führung. Beide hatten damit ihre tolle Leistung des Tages mit der maximalen Punkteausbeute gekrönt und den Druck auf die verbliebenen Bretter deutlichst gemindert – 3,5:1,5.

 

In der Zwischenzeit hatte sich Jakob gar drei Mehrbauern gesichert und strebte nur noch den sicheren Hafen der Zeitkontrolle an. Den vierzigsten Zug machen, einmal kräftig durchschnaufen und dann den Sieg einfahren. Was leicht klingt, entwickelte sich immer mehr zu einem Drama, denn unser Jakob spielte zunächst umsichtig, hangelte sich in den Dreißger-Bereich, umging die ein oder andere Tücke, erreichte den 35. Zug und erlitt kurz vor Erreichen der Ziellinie im 38. Zug Schiffbruch, indem er einen Turm einstellte. Plötzlich waren die Garchinger wieder dran -3,5:2,5!

 

Diese Entwicklung versetzte uns zwar einen kleinen Schlag, aber von Panik keine Spur, saßen doch mit Misa und mir gleich zwei Routiners an den Brettern, die wohl in der Lage sein müssten, wenigstens einen Punkt aus den beiden verbliebenen vielversprechenden Stellungen herauszuholen. Gut, Misa hatte den gefühlt achten Gewinn ausgelassen, was jedoch keineswegs zwangsläufig hieß, dass der neunte nicht sitzen würde. Außerdem hatte sich meine Stellung dermaßen geklärt, dass der Mehrturm endlich ins Gewicht fiel, nachdem die Gefahren für meinen König gebannt worden waren.

 

In der Tat sollte es nicht mehr lange dauern, bis alles absolut klar war, wenngleich es sich mein Gegner nicht nehmen ließ, die Stellung bis zum Matt weiterzuspielen. Egal, der erste Sieg in der Regionalliga für die Schachfreunde war damit perfekt – 4,5:1,5!

 

Diesen Sieg hätte Misa anschließend um einen Punkt höher ausfallen lassen sollen, aber davon konnte mittlerweile keine Rede mehr sein. Er hatte es aus unerklärlichen Gründen geschafft, seine Traumstellung soweit zu versandeln, dass er plötzlich ums Remis kämpfen musste. Das heißt, ein richtiger Kampf war das nicht mehr, war das entstandene Turmendspiel technisch Remis. Dann jedoch geschah Unglaubliches, denn trotz aller Routine musste Misa durch weitere Ungenauigkeiten bis hin zu groben Fehlern letztlich den kompletten Punkt abgeben, womit das Endergebnis feststand – 4,5:3,5.

 

 

Fazit:

 

Obwohl der Auftakt denkbar knapp ausgefallen ist, kann man sich ruhigen Gewissens zu einem positiven Ausblick hinreißen lassen. Denn wir haben nicht nur einen starken Gegner bezwungen, sondern waren zudem sogar an einem Kantersieg dran. Wenn man auch noch berücksichtigt, dass Misas Niederlage alles andere als zu erwarten war, er vielmehr im Laufe der Saison eher viele Punkte holen wird, dann kann man getrost sagen, dass wir in der Regionalliga jetzt schon angekommen sind.

 

Alle Ergebnisse, die Tabelle und natürlich alle Partien gibt es wie gewohnt im Ligamanager. Viel Spaß beim Anschauen und spekulieren, wie die Saison weitergehen könnte. 🙂

 


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